Western Digital vs. Toshiba: Gerichtliche Verfügung soll den Verkauf aufhalten

Michael Günsch
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Western Digital vs. Toshiba: Gerichtliche Verfügung soll den Verkauf aufhalten
Bild: Tony Hisgett | CC BY 2.0

Dass Toshiba die gemeinsam unterhaltene Speichersparte an Dritte verkaufen möchte, schmeckt Western Digital nicht. Um den Verkauf zu verhindern, soll Western Digital nun eine gerichtliche Verfügung beantragt haben. Im Vorfeld hatte das Unternehmen bereits die Internationale Handelskammer eingeschaltet.

Mit der Übernahme von SanDisk hatte Western Digital auch die Kooperationsrechte im Flash-Joint-Venture zwischen SanDisk und Toshiba erworben. Die Anteile am Gemeinschaftsunternehmen sind nahezu gleich aufgeteilt: Toshiba gehören 50,1 Prozent und Western Digital 49,9 Prozent. Aufgrund dessen ist aus Sicht von Western Digital (WDC) ein Verkauf an dritte Parteien ohne Zustimmung des Partners unzulässig. Aus diesem Grund hatte WDC bereits ein Schlichtungsverfahren vor der Internationalen Handelskammer (ICC) angestrebt und dabei auch die Ausgliederung der Speichersparte in das Tochterunternehmen Toshiba Memory kritisiert. Toshiba setzte hingegen die Verhandlungen unbeirrt fort, ruderte aber einen Schritt zurück und gliederte Toshiba Memory wieder in den Hauptkonzern ein.

Gerichtliche Verfügung als Notbremse

Im Schatten der Gerüchte um immer höhere Angebote von externen Firmen wie Foxconn und Broadcom samt namhaften Unterstützern, hat Western Digital laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters nun einen weiteren Schritt als Notbremse eingeleitet. Eine gerichtliche Verfügung des Obersten Gerichtshofes von Kalifornien soll den Verkauf stoppen, zumindest bis es vor dem Schiedsgericht zu einer Anhörung kommt. Laut unbestätigten Berichten sollte heute eigentlich ein Käufer verkündet werden.

Laut CEO Milligan hatte Western Digital keine andere Wahl

Wie Reuters berichtet, hat WDC-CEO Steve Milligan das Vorgehen bestätigt: Toshibas „Versuche, unsere vertraglichen Rechte zu umgehen, haben uns keine Wahl gelassen, als diese Maßnahme zu ergreifen“, wird Milligan zitiert. Angeblich habe sich inzwischen ein weiteres Bieter-Konsortium unter Führung der japanischen Regierung gebildet, bei dem Western Digital jedoch außen vor gelassen worden sei.

Ein bunter Reigen namhafter Kaufinteressenten

Western Digital ist zugleich Mitbieter und soll laut unbestätigten Meldungen zusammen mit japanischen Firmen inzwischen das Angebot auf die von Toshiba angestrebte Summe von zwei Billionen Yen erhöht haben. Broadcom und Silver Lake sollen sogar 2,2 Billionen Yen bieten wollen. Ein zumindest ähnlich hohes Gebot wird der Foxconn-Bietergruppe mit Apple, Dell und Kingston im Schlepptau nachgesagt. Immer wieder wurden auch der Speicherkonkurrent SK Hynix, das staatliche Innovation Network Corp of Japan (INCJ) sowie US-Finanzinvestoren wie Bain Capital und KKR als Mitbieter gehandelt. Da die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen stattfinden, ist die globale Berichterstattung undurchsichtig und fußt allein auf anonymen Informanten.

Ein neuer Termin

Eines steht nun fest: Am heutigen Tag wird es keine Entscheidung im Tauziehen um Toshibas lukratives NAND-Flash-Geschäft geben. In einer Stellungnahme habe Toshiba erklärt, in der zweiten Junihälfte das Auswahlverfahren fortzuführen. Das Unternehmen hoffe, bis zum 28. Juni eine endgültige Verkaufsvereinbarung zu erreichen. Viel Zeit bleibt Toshiba nicht, denn der schwer angeschlagene Konzern benötigt dringend Geld.