be quiet! Dark Rock 4 im Test: Leiser Tower-Kühler erbt Stärken und Schwächen

 2/2
Thomas Böhm
104 Kommentare

Messergebnisse

Für den Test des Dark Rock 4 wird die AM4-Plattform für Kühlertests genutzt. Dabei kommt ein AMD Ryzen 7 1700X (Test) zum Einsatz, der im geräumigen Thermaltake Suppressor F51 untergebracht wird. Messungen werden sowohl mit Basistakt als auch bei übertaktetem Prozessor durchgeführt. Alle Details zu dem Testsystem und der Methodik hält der Artikel „So testet ComputerBase CPU-Luftkühler" bereit.

Als weiterer Vergleich zusätzlich zu den auf dieser Plattform bereits getesteten Kühlern wurde der Noctua NH-D15 (Test) im aktuellen AM4-Testsystem erneut vermessen.

Resultate Serienlüfter

Zunächst muss der Prozessor bei seiner Basis-Taktfrequenz von 3,4 GHz gekühlt werden. Wenig verwunderlich stehen die beiden Kompaktwasserkühlungen mit 240er- und 280er-Radiator unangefochten an der Leistungsspitze, dicht gefolgt vom Doppelturmkühler Noctua NH-D15. Auf den folgenden Plätzen kommen die großen Tower-Kühler Thermalright HR-02 Macho Rev. B (Test), Scythe Mugen 5 (Test) und der neue be quiet! Dark Rock 4. Im Anschluss folgen die kleineren Tower-Kühler (Test).

Temperaturdifferenz CPU zu Raum mit Serienlüfter
Temperaturdifferenz CPU zu Raum mit Serienlüfter (800 U/min)
    • Corsair H115i Pro
      27,1
    • NZXT Kraken X52
      27,3
    • Noctua NH-D15
      29,2
    • Scythe Mugen 5
      32,1
    • Thermalright HR-02 Macho Rev. B
      32,2
    • be quiet! Dark Rock 4
      35,9
    • Scythe Kotetsu Mark II
      36,0
    • Alpenföhn Brocken Eco
      37,8
    • Arctic Freezer 33 eSports One
      37,9
      Tachosignal: 1.200 U/min
    • Cryorig H7
      38,1
    • Thermalright True Spirit 120 Direct
      39,7
    • Arctic Freezer 33
      41,3
      775 U/min
    • be quiet! Pure Rock (mehr WLP)
      42,3
    • be quiet! Pure Rock
      49,7
Einheit: Kelvin

Bei der Messung mit 800 U/min liegt der Dark Rock 4 allerdings verhältnismäßig weit zurück. Angesichts des schlanken und auf leisen Betrieb getrimmten Lüfters des Kühlers ist das nachvollziehbar: Bei dieser geringen Drehzahl bricht der Luftstrom durch den Radiator schneller ein als bei den Konkurrenten. Mit höherer Drehzahl gibt sich dieses Problem wieder – der Dark Rock 4 agiert auf Augenhöhe mit Macho und Mugen.

Messungen mit übertakteter CPU

Den Ryzen 7 1700X im Standardtakt zu kühlen ist für den Dark Rock 4 keine Herausforderung. Der große Kühler ist für High-End-Prozessoren sowie Übertaktungsversuche ausgelegt – genau dem muss sich der Kühler im Test daher auch stellen: Bei 3,8 GHz und 1,35 V Kernspannung wird der AMD-Prozessor bedeutend wärmer, womit nun das Arbeitsumfeld großer Tower-Kühler erreicht wird.

Temperaturdifferenz CPU zu Raum mit Serienlüfter
Temperaturdifferenz CPU zu Raum mit Serienlüfter (OC, 800 U/min)
    • Alpenföhn Brocken Eco
      0,0
      nicht möglich
    • Arctic Freezer 33
      0,0
      nicht möglich
    • be quiet! Pure Rock
      0,0
      nicht möglich
    • be quiet! Pure Rock (mehr WLP)
      0,0
      nicht möglich
    • Cryorig H7
      0,0
      nicht möglich
    • Scythe Kotetsu Mark II
      0,0
      nicht möglich
    • Thermalright True Spirit 120 Direct
      0,0
      nicht möglich
    • Arctic Freezer 33 eSports One
      0,0
      nicht möglich
    • Corsair H115i Pro
      46,5
    • Noctua NH-D15
      49,3
    • NZXT Kraken X52
      52,9
    • Scythe Mugen 5
      54,1
    • Thermalright HR-02 Macho Rev. B
      55,5
    • be quiet! Dark Rock 4
      64,9
Einheit: Kelvin

Wie auch bei den Messungen im Basistakt benötigt der Dark Rock 4 eine etwas höhere Drehzahl, um zu seiner Konkurrenz aufschließen zu können. Wird diese erreicht, kühlt er den Prozessor ohne Probleme, liegt nun aber knapp hinter der Klassenkonkurrenz Scythe Mugen 5 und Thermalright Macho. Messungen mit gleicher Drehzahl berücksichtigen allerdings nicht, wie laut die Probanden jeweils agieren, was je nach Lüfterformat und Kühlerdesign unterschiedlich ausfällt.

Schalldruckpegel

Die Messung des Schalldruckpegels erfolgt bei geöffneter Seitenwand und abgeschalteten Gehäuselüftern, sodass nur der Lüfter des CPU-Kühlers für Lärm verantwortlich ist. An dieser Stelle profitiert der Dark Rock 4 von seinem schmaleren Lüfter: Der Silent-Wings-Ventilator ist nur 22 mm tief, 3 mm weniger als der Standard.

Schalldruckpegel CPU-Kühler
Schalldruckpegel CPU-Kühler (800 U/min)
    • be quiet! Pure Rock
      33,0
    • be quiet! Pure Rock (mehr WLP)
      33,0
    • be quiet! Dark Rock 4
      33,0
    • Alpenföhn Brocken Eco
      33,1
    • Arctic Freezer 33
      33,1
    • Cryorig H7
      33,1
    • Thermalright True Spirit 120 Direct
      33,1
    • Arctic Freezer 33 eSports One
      33,1
      Tachosignal: 1.200 U/min
    • Thermalright HR-02 Macho Rev. B
      33,2
    • Noctua NH-D15
      33,2
    • Scythe Kotetsu Mark II
      33,4
    • Scythe Mugen 5
      33,4
    • NZXT Kraken X52
      33,4
    • Corsair H115i Pro
      34,2
Einheit: dB(A)

Trotz seiner 135 mm Rahmenbreite entscheidet der Dark Rock 4 mit seinem schlanken Ventilator die Schallpegelmessungen fast ungeschlagen für sich. Der Lüfter arbeitet ohne wahrnehmbare Nebengeräusche und bleibt sogar bei über 1.300 U/min unterhalb von 36 dB(A). Damit wird das im Vergleich zu Macho und Mugen geringfügig schlechtere Abschneiden bei der Kühlung des übertakteten Prozessors wieder relativiert. Es lohnt sich ein Blick auf den Vergleich zwischen Schallpegel und Kühlvermögen.

Kühlvermögen über Schalldruckpegel

Um die Drehzahl als Variable ausklammern zu können, wird das erreichte Kühlvermögen über den Schalldruckpegel der einzelnen Kühler aufgetragen. Auf der Abszisse sind die Schallpegel zu den im Test gemessenen Drehzahlstufen aufgetragen; die Ordinate enthält die Temperaturdifferenzen zwischen CPU und Raumtemperatur, die der Kühler bei der zugehörigen Lüfterdrehzahl erreicht hat. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind die einzelnen Messpunkte linear miteinander verbunden. Diese Interpolation kann allerdings nur als sehr grobe Näherung des realen Kurvenverlaufs aufgefasst werden.

Kühlvermögen über Schalldruckpegel
Kühlvermögen über Schalldruckpegel (Standardtakt)
202428323640Kelvin 333435363738394041424344454647dB(A)

In dieser Darstellung zeigt sich, dass der Dark Rock 4 auf Augenhöhe mit Scythe Mugen 5 und Thermalright HR-02 Macho arbeitet. Der Doppelturmkühler Noctua NH-D15 legt sich hingegen mit AiO-Wasserkühlungen mit 240-mm-Radiator an. Das auffällige Einknicken der Kühlleistung von 1.200 auf 800 U/min des Dark Rock 4 ist auch kein Einzelfall: Dasselbe Phänomen zeigt beispielsweise der NH-D15, wenn die Lüfterdrehzahl von 800 auf 600 U/min reduziert wird. Bis zu einem gewissen Punkt bringt die Drehzahlerhöhung also einen deutlichen Leistungsvorteil, um am oberen Ende des Drehzahlspektrums schließlich mehr Lärm als eine relevante Verbesserung des Kühlvermögens zu erzielen.

Ergebnisse Referenzlüfter

CPU-Kühler können bei Bedarf auch mit anderen Ventilatoren bestückt werden. Für den Test werden die Tower mit einem Noctua NF-F12 als Referenzlüfter ausgestattet, der bei Kühlern mit 120-mm-Lüfter direkt ersetzt werden kann. Tower-Kühler mit größeren Lüftern nutzen meist die Bohrloch-Abstände von 120-mm-Lüftern, sodass der Referenzlüfter auch dort zum Einsatz kommen kann. Der Dark Rock 4 mit seinem Silent-Wings-Lüfter ist da allerdings nicht so unkompliziert, denn die beigelegten Lüfterklammern passen nur auf die in der Mitte des Lüfterrahmens angebrachten Bohrlöcher von Silent-Wings-Lüftern. Wer den Ventilator austauschen will, muss also improvisieren und bedenken, dass ein Lüfter mit 25 mm Bautiefe (Standardgröße) nun mit dem zweiten RAM-Riegel auf dem Mainboard kollidieren kann.

Temperaturdifferenz CPU zu Raum mit Referenzlüfter
Temperaturdifferenz CPU zu Raum mit Referenzlüfter (1.500 U/min)
    • be quiet! Dark Rock 4
      28,8
    • Scythe Mugen 5
      30,0
    • Thermalright HR-02 Macho Rev. B
      30,4
    • Arctic Freezer 33 eSports One
      32,0
    • Scythe Kotetsu Mark II
      32,1
    • Alpenföhn Brocken Eco
      33,3
    • be quiet! Pure Rock (mehr WLP)
      33,6
    • Thermalright True Spirit 120 Direct
      34,4
    • Cryorig H7
      35,1
    • Arctic Freezer 33
      36,4
    • be quiet! Pure Rock
      41,3
Einheit: Kelvin

Der Dark Rock 4 harmoniert sehr gut mit dem NF-F12, weshalb sich der Kühler durchweg Spitzenwerte im Vergleich zu seinen Konkurrenten sichert. Auch die Schwäche bei niedrigen 800 U/min fällt mit dem Referenzlüfter weg, denn dieser ist auf einen besonders hohen statischen Druck ausgelegt. Aufgrund der benötigten Improvisation bei der Lüfterbefestigung und angesichts des sehr leisen Werkslüfters ist ein Ventilatorwechsel beim Dark Rock 4 dennoch nur bedingt sinnvoll.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich der be quiet! Dark Rock 4 als sehr hochwertig verarbeiteter Tower-Kühler mit besonders leisem Lüfter und guter Kühlleistung zu einem stolzen Preis beschreiben. Im Vergleich zum Vorgänger ändert sich aber nur sehr wenig – vorwiegend das Montagesystem wurde einer Aktualisierung unterzogen, sodass an dieser Stelle schließlich zur Konkurrenz aufgeschlossen wird. Bei manchen Mitbewerbern geht die Befestigung eines Prozessorkühlers aber immer noch etwas angenehmer vonstatten.

be quiet! Dark Rock 4 im Testsystem: Der erste RAM-Slot wird komplett überragt
be quiet! Dark Rock 4 im Testsystem: Der erste RAM-Slot wird komplett überragt

Als relevanter Kritikpunkt bleibt beim Dark Rock 4 vor allem die eingeschränkte RAM-Kompatibilität bestehen. Der Lüfter hängt über dem ersten RAM-Slot, sodass eine Vollbestückung nur mit niedrigen Speicherriegeln möglich ist. be quiet! hätte diese Einschränkung (wie es bei großen Tower-Kühlern üblich ist) durch einen versetzten Kühlturm beheben können, hat sich jedoch dagegen entschieden. Damit wird der außergewöhnlich leise Lüfter konterkariert – denn dem Attribut „leise“ steht nun ein ungewöhnlich inkompatibler CPU-Kühler gegenüber.

Konkurrenten wie der Scythe Mugen 5 und der Thermalright HR-02 Macho Rev. B agieren auf dem gleichen Leistungsniveau wie der Dark Rock 4 und legen dem Käufer keine Einschränkungen beim Arbeitsspeicher auf. Die Verarbeitung der beiden anderen Kühler ist auch sehr gut, erreicht jedoch nicht ganz das Niveau des Dark Rock 4. Dafür werden beim Kauf der Konkurrenz fast 15 Euro eingespart, wenn sich der Dark Rock 4 erst auf dem Preisniveau seines Vorgängers eingependelt hat.

Eine klare Kaufempfehlung gibt es für den neuen Dark Rock also nicht: Wer ausschließlich RAM ohne (hohe) Heatspreader verbaut, muss sich keine Gedanken machen. Andernfalls wird mit dem Dark Rock 4 aber potenziell die RAM-Vollbestückung einem überdurchschnitlich leisen Lüfter geopfert. Dabei sind die genannten Konkurrenten ebenfalls bereits leise – und wer es noch leiser mag, kann deren Ventilatoren problemlos gegen andere Modelle ersetzen.

be quiet! Dark Rock 4
Produktgruppe Prozessorkühler, 10.04.2018
  • Kühlleistung
    +
  • Qualität Kühlkörper
    ++
  • Qualität Lüfter
    ++
  • Montage
    O
  • Ausstattung
    +
  • Gute Kühlleistung
  • Sehr hochwertige Verarbeitung
  • Sehr leiser Lüfter
  • Eingeschränkte RAM-Kompatibilität

Weitere Informationen zum Thema Kühlung sowie eine Kaufberatung bietet der große Übersichtsartikel „PC-Kühlung mit Luft und Wasser“. Das Archiv hält weitere Tests im Bereich PC-Kühlung bereit.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.