Kain 200 Aimo im Test: Zwei gute Mäuse in funkender Variante vereint

Fabian Vecellio del Monego
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Kain 200 Aimo im Test: Zwei gute Mäuse in funkender Variante vereint

tl;dr: Die drahtlose Kain 200 Aimo vereint viele Vorteile der beiden kabelgebundenen Schwestern. Zusammen mit dem potenten internen Speicher, einem guten Sensor und geringer Latenz ergibt das eine gute Funkmaus, die gar nicht mal so teuer zu Buche schlägt. Der relative Aufpreis zur kleinen Kain 100 ist dennoch groß.

Mit der Kain 100 und Kain 120 Aimo (Test) legte Roccat das Hauptaugenmerk auf die beiden Primärtaster: Einerseits sollte ein „intelligenter Algorithmus“ die Reaktionszeiten minimieren und andererseits eine besondere Positionierung der Taster sowie Befestigung der Tastenkappen für eine sehr angenehme Haptik sorgen. Ersteres konnte im Test als verschwindend geringer Vorteil beurteilt werden, letzteres fiel aber in der Tat positiv auf: Beide bisherigen Kains klicken sich sehr gut. Das gilt ebenso für das Mausrad beider Mäuse, doch während die teurere Kain 120 ein zu steifes Kabel als Manko mitbringt, macht die Kain 100 Abstriche bei der Oberfläche, der Sensorik und der Beleuchtung.

Die kabellose Kain 200 Aimo schickt sich nun an, eine Mischung beider Eingabegeräte zu bieten – kostet aber mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von rund 100 Euro auch doppelt so viel wie die Kain 100, wenngleich sie einen sehr ähnlichen Sensor bietet. Den Rest übernimmt sie von der Kain 120.

Roccat Kain 100 Aimo
Roccat Kain 120 Aimo
Roccat Kain 200 Aimo
Ergonomie: Rechtshändig
Sensor: PixArt PMW-3331
Optisch
PixArt PMW-3381
Optisch
PixArt PAW-3335
Optisch
Auflösung: 200–8.500 CPI
5 Stufen
100–16.000 CPI
5 Stufen
Geschwindigkeit: 7,6 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung: 343 m/s² 490 m/s² 392 m/s²
USB-Abfragerate: 1.000 Hz
Primärtaster: Omron D2FC-F, 50 mio. Klicks
Anzahl Tasten: 6
Oberseite: 4
Linksseitig: 2
Sondertasten: Mausrad
cpi-Umschalter
Software: 5 Profile
vollständig programmierbar, Sekundärbelegung
Makroaufnahme, Angle-Snapping
Interner Speicher: 5 Profile
Beleuchtung: Farbe: RGB, 1 adressierbare Zone
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Reaktiv
Farbe: RGB, 2 adressierbare Zonen
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Reaktiv
Gehäuse: 124 × 65 × 43 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gummielemente
124 × 65 × 43 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gewicht: 89 Gramm (o. Kabel) 105 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-A-Kabel, 1,80 m USB-A-Kabel, 1,80 m, umwickelt USB-A auf Micro-USB-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Funk: 2,4 GHz
proprietärer Akku, 50 Stdn. Laufzeit
Laden: Kabel
Preis: ab 48 € / 50 € ab 55 € / 70 € ab 76 € / ab 57 €

Die Kain 200 baut auf ein gelungenes Fundament

Alle drei Kain-Mäuse teilen sich eine identische Form, im Falle der Kain 120 und der Kain 200 fällt auch die Haptik gleich aus. Das bedeutet folglich, dass die kabellose Version genauso gut im Palm-Grip einer rechten Hand liegt wie auch die Kain 120. Von jener erbt der funkende Neuzugang zudem die zwei Zonen umfassende RGB-Beleuchtung und die übrige Optik. Im Falle der Kain 200 Aimo bleiben für diesen Test somit vor allem die Sensorik, die Akkulaufzeit und der interne Speicher interessant – das Übrige lässt sich direkt dem Test der kabelgebundenen Versionen entnehmen.

Gleiches gilt für zwei der größten Stärken aller drei Kain-Mäuse: die hervorragenden Primärtasten und das präzise gerasterte Mausrad. Zwar zeigt sich auch im Falle der Kain 200 Aimo kein praktisch relevanter Geschwindigkeitsvorteil, der gleichmäßige und ansprechende Druckpunkt spricht aber ebenso klar für die Titan Click benannten Schalter, wie die direkt aufliegenden Tastenabdeckungen.

Roccat Kain 200 Aimo
Logitech G502
Razer Basilisk X HyperSpeed

Einen weiteren trivialen Unterschied zu den kabelgebundenen Kain-Mäusen offenbart derweil der Blick aufs Gewicht: Kain 100 und 120 wiegen je 89 Gramm ohne Kabel, während die drahtlose Kain 200 Aimo – immerhin ausbalancierte – 105 Gramm auf die Waage bringt. Das ist spürbar schwerer, aber unter Berücksichtigung der Form und implizierten Griffvariante des Eingabegeräts noch nicht absolut als schwer zu bezeichnen. Die Gleiteigenschaften liegen folglich auf einem höheren Niveau als die der Kain 120, der ihr zu steifes Kabel an dieser Stelle zum Verhängnis wird. Die exzellente Leichtgängigkeit einer Viper Ultimate wird jedoch selbstredend nicht erreicht.

Bewährte Sensorik bleibt gut

Die Kain 200 Aimo bietet wie ihre kabelgebundenen Schwestern einen ARM-Prozessor und eine maximale USB-Abfragerate von 1.000 Hertz. Die minimale Latenz beträgt demgemäß eine Millisekunde, wobei eine mögliche Herabsetzung der Polling-Rate auf 500, 250 oder 125 Hertz die Verzögerung antiproportional steigen lässt. Zudem findet sich ein interner Speicher mit 512 Kilobyte Größe. Mit Platz für bis zu fünf Profile fällt dieser im Vergleich zu anderen Mäusen groß aus.

Mit dem PixArt PMW-3335 setzt die funkende Kain auf einen noch recht neuen optischen PixArt-Sensor, der bislang beispielsweise in Omen Photon (Test) oder in einer Variation als PMW-3331 in der Kain 100 verwendet wird. Wenig überraschend erinnert die Sensorik der Kain 200 auch an die bereits genannten Mäuse: Der PMW-3335 arbeitet sehr präzise und gut, aber nicht am besten. Gerade im Zusammenspiel mit einer kabellosen Datenübertragung machen Logitech und zuletzt Razer vor, was technisch möglich ist, doch die im Rahmen menschlicher Wahrnehmung spürbaren Unterschiede sind verschwindend gering.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3335 PixArt PMW-3389 PixArt PMW-3399 Logitech Hero 16K
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 dpi 100–16.000 dpi 100–20.000 dpi 100–16.000 dpi
Geschwindigkeit 7,6 m/s 10,2 m/s 16,5 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 392 m/s² 490 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 2 mm ~ 1,5 mm ~ 1 mm

So zeigt sich zwar bei objektiver Messung der vom PMW-3335 ermittelten Bewegungsdaten eine eindeutige Differenz zu den von Logitechs Hero-Sensor oder gar Razers PMW-3399 hervorgebrachten Graphen – beide melden dem Computer eine stetigere und flüssigere Bewegung –, doch subjektiv ist das selbst im direkten Vergleich entsprechender Mäuse nicht zuverlässig zu unterscheiden. Die Unterschiede bezüglich der maximalen Sensorauflösung sind darüber hinaus ohnehin nicht von Belang: 16.000 Punkte pro Zoll sind unsinnig und 20.000 Punkte pro Zoll sind unsinniger; Gleiches gilt analog für die messbaren Geschwindigkeiten.

Ein potentiell spürbarer Grund für Kritik ist derweil die mit knapp 2 Millimetern recht hohe Lift-off-Distance: Wenn Nutzer es gewohnt sind, dass ihre Maus beim leichten Anheben sofort abschneidet, wird der Mauszeiger unter Verwendung der Kain 200 zunächst ein wenig irritieren. Relevant ist das allerdings nur, wenn Nutzer das Eingabegerät häufig unter hoher Geschwindigkeit anheben und umsetzen, also etwa beim Spielen mit sehr niedriger Sensorauflösung.

Anschluss und Stromversorgung

Roccat verspricht eine Akkulaufzeit von rund 50 Stunden, im Test lag die Kain 200 Aimo jedoch regelmäßig darüber, was angesichts des Gewichts und des energiesparenden Sensors allerdings auch zu erwarten war. Mit dem Verzicht auf die RGB-Beleuchtung sind sogar ungefähr 80 Stunden möglich, wobei auch eine Reduzierung der Helligkeit bereits zu einer längeren Laufzeit führt.

Zum Laden des fest verbauten Lithium-Ionen-Akkus dient ein 180 Zentimeter langes USB-A-auf-Micro-USB-Kabel. Dieses ist mit Nylon umwickelt und erinnert somit an das Kabel der Kain 120, fällt aber tatsächlich gar nicht so steif aus. Damit ist es dennoch weit von der Flexibilität der Kabel von beispielsweise Razers Viper (Test) oder Glorious' Model O (Test) entfernt. Aufgrund der drahtlosen Datenübertragung kann darüber jedoch getrost hinweggesehen werden. Störend ist aber, dass die Micro-USB-Buchse der Kain 200 recht schwer zugänglich ist, sodass Drittanbieter-Kabel meist nicht kompatibel sind.

Positiv aufgefallen ist derweil der Energiesparmodus, der einerseits gut arbeitet und andererseits angepasst werden kann: Der Nutzer kann entscheiden, wie viele Minuten vergehen müssen, bis die Maus zu schlafen beginnt. Außerdem kann eingestellt werden, ob sie lediglich die Beleuchtung, zusätzlich den Sensor oder alle Zusatztasten deaktivieren soll, um Strom zu sparen. Im Falle der letzten beiden Optionen gelingt das Aufwecken der Maus nur mit einem Klick auf die linke oder rechte Maustaste, was anfangs gewöhnungsbedürftig ist. Der Lohn für die Umgewöhnung ist jedoch eine noch weiter verbesserte effektive Nutzungsdauer.

Latenz

Hinsichtlich der Geschwindigkeit der Funkverbindung haben Logitech und zuletzt Razer endgültig bewiesen, dass kabellose Mäuse auch unter Laborbedingungen nicht mehr von kabelgebundenen Exemplaren zu unterscheiden sind. Die Kain 200 bildet da zumindest im Rahmen menschlicher Wahrnehmung keine Ausnahme, bei technischen Tests offenbaren sich hingegen in Relation zu einer Viper Ultimate (Test) minimale Unterschiede von 1 bis 3 Millisekunden. Das wiederum ist schon durch die Verwendung eines anderen Sensors bedingt und für die praktische Leistung der Maus nahezu nicht ausschlaggebend.

Roccat Swarm

Auch wenn Nutzer zum Betrieb der Kain 200 Aimo unter Windows 10 keine speziellen Treiber benötigen, kann es sich dennoch lohnen, zusätzliche Software zu installieren. Roccat bietet mit Swarm ein eigenes Programm an, um beispielsweise die Sensorauflösung oder Tastenbelegung der Maus nach eigenem Belieben zu konfigurieren.

Umfangreiche Software ist manchmal kompliziert

Hinsichtlich der Vielfalt an Optionen und Konfigurationsmöglichkeiten zeigt sich Roccats Swarm-Software vorbildlich: Sowohl die Sensorik als auch die Tasten der Kain 200 Aimo lassen sich umfangreich kalibrieren und belegen. Im Falle letzterer ist dabei nicht nur eine vollständige Programmierbarkeit, sondern auch die Möglichkeit einer Sekundärbelegung gegeben – dann muss der Nutzer eine Taste seiner Wahl als Shift-Taste festlegen. Und neben zahlreichen vordefinierten Tastenbelegungen für Windows oder Spiele findet sich auch ein Makro-Editor.

Die Nutzung der letztgenannten beiden Funktionen gestaltet sich jedoch oftmals umständlicher als nötig. Da sie im besten Fall aber nur einmal verwendet werden müssen, ist das nicht weiter tragisch. Gespeichert werden die Einstellungen auf bis zu fünf Profilen, die sich manuell oder im Zuge des Spielstarts aufrufen lassen.

Hinsichtlich der Beleuchtung bietet Swarm die vordefinierten Modi „Atmend“, „Herzschlag“ und Blinken“; ab Werk ist eine RGB-Welle konfiguriert. Alternativ lassen sich statische Farben oder Farbschemen auswählen. Darüber hinaus bietet Roccat mit Aimo eine reaktive und über mehrere Geräte hinweg synchronisierte Beleuchtung an, die sich „intelligent“, „dynamisch“ und „nuanciert“ an die „Bedürfnisse des Nutzers“ anpasse und seinem Spielstil folge. In der Praxis präsentierte sich Aimo jedoch zumindest bei der Verwendung lediglich eines kompatiblen Eingabegeräts als unvorhersehbarer Farbverlauf mit Geschwindigkeitsvariation.

Nahezu vollständige Funktionalität bei beendeter Software

Gemäß den Standardeinstellungen minimiert sich Swarm beim Schließen in die Taskleiste und will im Zuge des Windows-Starts mitladen. Das ist aber einerseits deaktivierbar und andererseits gar nicht notwendig, denn die vollständige Funktionalität der Kain 200 Aimo ist auch ohne aktive Software gegeben. Ein laufendes Programm im Hintergrund bietet lediglich den oftmals amüsanten Mehrwert einer gesprochenen Mitteilung über erfolgte Profil- oder Auflösungswechsel.

Verarbeitung ohne Beanstandungen

Hinsichtlich der Verarbeitung zeigen sich bei der Kain 200 keine Mängel. Zwar finden sich einzelne kleinere Kritikpunkte – beispielsweise ein hörbares und nicht nur auf das Mausrad zurückzuführende Klackern beim Schütteln der Maus –, doch insgesamt macht das Eingabegerät einen klar positiven Eindruck: Die Spaltmaße sind akkurat und eindellen lässt sich das Gehäuse nirgends. Es sei jedoch obligatorisch angemerkt, dass die Softtouch-Beschichtung des Mausrückens potentiell anfälliger für Abrieb oder Abnutzungserscheinungen ist, als es eine bloße Kunststoff-Oberfläche wäre.