Acer Swift 3 im Test: Project Athena gefällt im praktischen 3:2‑Format

Nicolas La Rocco
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Acer Swift 3 im Test: Project Athena gefällt im praktischen 3:2‑Format

tl;dr: Acer bietet mit dem Swift 3 eines der ersten für das Intel Project Athena zertifizierten Notebooks an. Die Umsetzung ist Acer gut gelungen, vor allem der bei Office-Arbeiten praktische 3:2‑Bildschirm überzeugt im Test. Das Gesamtpaket leistet sich bei Leistung, Akkulaufzeit, Konnektivität und Verarbeitung kaum Schwächen.

Auf Notebook-Zertifizierungsprogramme wie Centrino und Ultrabook folgt bei Intel mit Project Athena das nächste Kapitel. Es sieht gewisse Mindestanforderungen für ein Notebook vor, um Intels Gütesiegel tragen zu dürfen. Dazu zählen etwa Anforderungen in den Bereichen Leistung, Akkulaufzeiten, Konnektivität und beim Formfaktor.

Das Acer Swift 3 ist eines mehrerer zwischenzeitlich verfügbarer Project-Athena-Notebooks, das zur CES im Januar vorgestellt wurde und seit Kurzem in Deutschland angeboten wird. Nicht jedes der neuen Swift 3 zählt automatisch zum Project Athena, wie eine Übersicht der verfügbaren Modelle zeigt. Zwei Varianten der vorherigen Generation sind noch mit Whiskey Lake-U ausgestattet und von den vier neuen Modellen tragen nur drei die Aufschrift „Engineered for Mobile Performance“.

Notebook ohne Project-Athena-Sticker

Dass ein Notebook Intels Vorgaben für Project Athena entspricht, ist nicht auf den ersten Blick (Verpackung) und auch nicht auf den zweiten Blick (Aufkleber am Notebook) erkennbar. Zumindest Acer verzichtet auf das neue Marketing, Kunden müssen derzeit anderweitig entdecken oder beim Händler nachfragen, dass es sich um Project Athena handelt.

ComputerBase lag für den Test das Swift 3 mit der Modellnummer SF313-52 in der Konfiguration NX.HQXEG.001 zum unverbindlichen Preis von 1.299 Euro vor. Im Online-Handel gibt es das Notebook aufgrund des vorinstallierten Windows 10 Pro nur direkt bei Acer, doch mit Windows 10 Home wird das Notebook mit der gleichen Hardware bei mehreren Anbietern 100 Euro günstiger angeboten. Die kryptische Bezeichnung steht ansonsten für einen Core i7-1065G7 (Test), 16 GB RAM und eine 1-TB-SSD. Geräte mit der Modellnummer SF313-52G kommen darüber hinaus mit Nvidia GeForce MX350.

13,5 Zoll im höheren 3:2-Format

Beim ersten Auspacken des Swift 3 schweift der Blick zwar unweigerlich über das elegante Chassis aus Aluminium, bleibt letztlich aber beim Bildschirm im 3:2-Format hängen. Acer begibt sich damit auf neues Terrain, denn üblicherweise verbaut der Hersteller 16:9-Bildschirme, die manch einer aufgrund ihrer Optimierung für Medieninhalte als „Sehschlitz“ beschimpft. 16:10, wie es Dell zuletzt beim neuen XPS 13 eingeführt hat und für weitere XPS-Modelle plant, besser aber noch 3:2 sind insbesondere im Office-Umfeld deutlich praktischer, da in der Höhe mehr Pixel zum Arbeiten zur Verfügung stehen, etwa für Webseiten, Word-Dokumente oder in Excel.

Microsoft hat 3:2 sehr früh als Format der Wahl für die eigenen Surface-Geräte erkannt, jetzt folgt mit Acer einer der größten Windows-10-Partner. Beim Swift 3 misst der Bildschirm 13,5 Zoll und bietet 2.256 × 1.504 Pixel. Das sind 63 Prozent mehr Pixel als bei einem Full-HD-Bildschirm in 16:9. Das von Acer gewählte Panel ist gestochen scharf, gleichmäßig ausgeleuchtet, bietet natürliche Farben und einen sehr hohen Kontrast.

Hohe Helligkeit vs. Glossy-Display

Die über neun Messfelder ermittelte durchschnittliche Helligkeit liegt bei 452 cd/m² und damit im gehobenen Mittelfeld. Am hellsten ist das Display in der Mitte, nach rechts nimmt die Helligkeit minimal ab, fällt insgesamt aber gleichmäßig aus. Je nach Umgebungslicht muss das Swift 3 mit einer höheren Helligkeit betrieben werden, da sich Acer für ein glänzendes Panel entschieden hat, das eher Reflexionen verursacht. Touch wird nicht unterstützt, wobei dafür ohnehin eine dünne Glasplatte für den Schutz des Bildschirms hätte verbaut sein müssen. Im Home-Office störte die Glanzschicht zwar nicht, das muss jeder Anwender aber mit seinen ganz persönlichen Lichtverhältnissen überprüfen. Im Zweifel wäre es besser gewesen, wenn Acer auf ein mattes Panel gesetzt hätte. Das ist aber der einzige Kritikpunkt einer ansonsten hervorragenden Anzeige.

Diagramme
Maximale Helligkeit
    • Lenovo Yoga S940 (Core i7-8565U)
      558
    • Lenovo ThinkPad X1 Carbon G6 (Core i7-8550U)
      501
    • Huawei MateBook X Pro (Core i7-8550U)
      500
    • Apple MacBook Pro 16" (Core i9-9880H)
      493
    • Microsoft Surface Book 2 15" (Core i7-8650U)
      479
    • Vaio SX14 (Core i7-8565U)
      477
    • Dell XPS 13 (9360) (Core i5-7200U)
      456
    • Dell XPS 13 (9370) (Core i7-8550U)
      455
    • Dell XPS 13 2-in-1 (7390) (Core i7-1065G7)
      452
    • Acer Swift 3 (Core i7-1065G7)
      452
    • Razer Blade 15 (Core i7-8750H)
      427
    • Dell XPS 13 (9380) (Core i7-8565U)
      406
    • Asus ZenBook S UX391FA (Core i7-8565U)
      403
    • Lenovo ThinkPad X1 Carbon G7 (Core i5-8265U)
      382
    • Toshiba Portégé X30-E-11U (Core i7-8550U)
      345

Tastatur und Touchpad

Da Intel für Project Athena eine Tastatur mit Hintergrundbeleuchtung sowie ein Precision-Touchpad voraussetzt (bei Touch-Bildschirmen zudem die Stift-Eingabe), findet sich genau das unterhalb des Bildschirms. Acer setzt auf eine silberne Chiclet-Tastatur mit normalem Layout und Pfeiltasten in T-Anordnung. Die Beleuchtung arbeitet in zwei Stufen, ist allerdings nur auf der höheren der beiden bei Tageslicht nutzbar. Die graue Beschriftung der Tasten bietet bei Tageslicht einen ausreichend hohen Kontrast für die Ablesbarkeit, doch Weiß auf Schwarz oder umgekehrt schneidet deutlich besser ab.

Das Touchpad fällt für ein Windows-10-Notebook mit 10,6 × 7,8 cm verhältnismäßig groß aus und lässt sich hervorragend bedienen. Es weist gute Gleiteigenschaften auf und ist für die verschiedenen Gesten unter Windows 10 geeignet. Obwohl bei der Gestensteuerung am Notebook primär Apples macOS in den Sinn kommt, unterstützt auch Windows 10 zahlreiche Wischgesten von zwei bis zu vier Fingern.

Rechts neben dem Touchpad, jedoch weit zum Rand hin positioniert, sitzt der Fingerabdrucksensor. Dieser zählt ebenfalls zu den Vorgaben von Project Athena und ist unter Windows 10 in die biometrische Authentifizierung über Windows Hello integriert, sodass er für Online-Bezahlungen im Edge-Browser genutzt werden kann.

Der von Acer gewählte Fingerabdrucksensor wirkt auf den ersten Blick klein und erinnert an alte Modelle, bei denen der Finger über den Sensor gezogen werden musste. Das ist beim Swift 3 jedoch nicht der Fall und das Entsperren funktioniert durch einfaches Auflegen. In neun von zehn Fällen gelingt das trotz der relativ kleinen Auflagefläche zuverlässig. Bei Project Athena können OEMs alternativ (oder zusätzlich) eine Windows-Hello-Webcam verbauen. Acer setzt in diesem Punkt auf ein normales 720p-Modell.

Elf Schrauben sorgen für Stabilität

Während das Touchpad auf einer Höhe mit dem Gehäuse abschließt, sitzt die Tastatur leicht vertieft im Chassis. Acer setzt auf eine Konstruktion aus Aluminium und Magnesium-Aluminium sowie Kunststoff (nur Displayrahmen) mit abnehmbarer Unterseite, die mit ungewöhnlich hoher Anzahl (11) an Torx-Schrauben in Position gehalten wird, die für Stabilität sorgen und Knarzgeräusche sowie Verwindungen beim Anheben verhindern. An der Verarbeitungsqualität des Swift 3 gibt es nichts auszusetzen. Die Abmessungen betragen 302,5 × 233,9 × 15,95 mm (B×T×H), das Gewicht liegt bei 1,2 kg.

Thunderbolt 3 und Wi-Fi 6 dank Intel

Vom Layout her bietet das Notebook auf der linken Seite Anschlüsse für das Netzteil, HDMI, USB 3.1 Gen 1 Typ A (heißt jetzt USB 3.2 Gen 1) und Thunderbolt 3 mit 40 Gbit/s und all seinen Alternate Modes. Project Athena ist für Intel ein Vehikel, um die Verbreitung von Thunderbolt 3 voranzubringen, denn ohne den Anschluss gibt es kein Prüfsiegel. Auf der rechten Seite finden Nutzer eine 3,5-mm-Kopfhörerbuchse, USB 2.0 Typ A, LEDs für den Betrieb und das Akkuladen sowie ein Kensington-Schloss.

Im Großen und Ganzen deckt Acer die wichtigsten Anschlüsse ab, wenngleich DisplayPort nur über Thunderbolt 3 als Alternate Mode per Adapter abgegriffen werden kann. Zudem fehlen die neuesten USB-Standards 3.2 Gen 2x2 und 4.0. Für Medienschaffende wäre zudem ein Kartenleser praktisch gewesen, dann jedoch nur, wenn es ein vollwertiger SD-Steckplatz und nicht nur microSD gewesen wäre, damit von der professionellen Kamera direkt zum Notebook gewechselt werden kann.

Den popeligen Netzteilanschluss hätte sich Acer sparen können

Schade ist, dass Acer weiterhin auf ein Netzteil mit Hohlstecker setzt, im Falle des Swift 3 auf eine extrem dünne Variante, die feste mit dem Netzteil verbunden ist und dadurch nicht gegen ein eigenes USB-Typ-C-Kabel getauscht werden kann. Denn grundsätzlich lässt sich das Notebook auch über die Thunderbolt-3-Buchse laden, wie mehrere Versuche mit Smartphone-Netzteilen zeigten. Acers Netzteil liefert 65 Watt (19 V/3,42 A) und fällt mit 10,7 × 4,4 × 2,9 cm relativ kompakt aus, bietet aber keinerlei Möglichkeiten, um das Kabel elegant aufzuwickeln. Den dedizierten, popeligen Ladeanschluss am Notebook hätte sich Acer sparen können und stattdessen besser auf ein USB-Typ-C-Netzteil gesetzt, das universell mit anderen Geräten einsetzbar gewesen wäre.

Kabellose Konnektivität übernimmt im Swift 3 ein AX201-Modul von – natürlich – Intel, das das neueste Wi-Fi 6 zur Verfügung stellt. Über das Modul wird nach Intels Spezifikationen auch Bluetooth bis zum Standard 5.1 abgewickelt, wobei Acer das Notebook nur mit Bluetooth 5.0 bewirbt. Bluetooth 5.1 unterstützt zusätzlich eine zentimetergenaue Ortung verbundener Geräte, setzt dafür aber mehrere Antennen voraus, was die Beschränkung auf Bluetooth 5.0 im Swift 3 erklären könnte.