be quiet! Dark Power 13 850W im Test: Ein ATX-3.0-Netzteil ohne Kompromisse*

Update Nico Schleippmann
344 Kommentare
be quiet! Dark Power 13 850W im Test: Ein ATX-3.0-Netzteil ohne Kompromisse*

Bereits kurz nach Veröffentlichung der neuen Nvidia-Grafikkarten mit 12VHPWR-Anschluss, der sich mit PCIe 5.0 etablieren soll, fügt be quiet! ihn unter anderem der Dark-Power-Serie hinzu. Nach ATX 3.0 folgen auf einen neuen Stecker neue Anforderungen, dem das Dark Power 13 850W im Test auch gerecht wird.

Update

* Im Test der Redaktion konnte das be quiet! Dark Power 13 mit 850 Watt vollends überzeugen, doch im Nachgang der Markteinführung haben sich in den Kommentaren zu diesem Test (und nicht nur dort) die Berichte über bei niedrigen Drehzahlen vom Lüfter ausgehende Störgeräusche gehäuft. be quiet! hat die Existenz der von Nutzern bemängelten Geräusche bestätigt, sie allerdings nicht als Produktfehler eingestuft. Offiziell heißt es:

Wir sind froh, dass uns unsere Kunden mit einem hohen Qualität-Standard in Verbindung bringen, daher nehmen wir diese Art von Rückmeldungen sehr ernst.

Auch wenn Lüfter auf der niedrigsten Drehzahl laufen, produzieren diese immer noch ein gewisses Grundgeräusch. Die Charakteristik eines Lüfters auf niedriger Drehzahl kann sich dabei deutlich von der, eines schnell drehenden Lüfters unterscheiden. Bei höherer Drehzahl verschmelzen Geräusche und werden letztendlich von dem Luftgeräusch selbst überlagert. Ausschlaggebend für das individuelle Lautstärkeempfinden sind verschiedene Faktoren, diese können die Entfernung, das verwendete Gehäuse, sowie die persönliche Sensibilisierung sein.

be quiet! zum Dark Power 13

Nichtsdestoweniger haben Anwender, die das Netzteil aus diesem Grund zurückgeschickt haben, bis dato ohne Beanstandung ein Austauschgerät erhalten – teilweise mehrfach, wie aus den Kommentaren zum Test hervorgeht.

Beim für Ende Mai angekündigten Dark Power Pro 13 will be quiet! das Kühlsystem, das auf denselben Typ Lüfter setzt, nun noch einmal verbessert haben, wie der Hersteller auf Nachfrage verriet. Wörtlich heißt es: „Da wir jede einzelne Anfrage prüfen, haben wir uns der Kritik angenommen und den Lüfter erneut verbessert.

Die Serienfertigung des Dark Power 13 wurde hingegen nicht angepasst: „Wir prüfen jedoch auch immer bei bestehenden Produkten, ob weitere Verbesserungen möglich sind“, erklärt der Hersteller gegenüber der Redaktion.

Weil die von Käufern bemängelten Geräusche bei niedriger Drehzahl damit weiterhin auftreten können, wurde der Artikel um diesen Aspekt ergänzt.

Neues Kabel, alter Preis

Die ehemals in der Dark-Power-12-Serie erzielten Gewinne im Wirkungsgrad gingen mit einem höheren UVP einher. In der neuen Iteration bewirkt be quiet! in dieser Hinsicht keine großen Schritte und bleibt für die zwei kleineren Modelle der Serie bei etwa derselben Preisempfehlung. Mit dem 12VHPWR-Stecker kann der Hersteller aber nun eine direkte Kompatibilität zu PCIe 5.0 und dem ATX-3.0-Standard ohne Notwendigkeit eines Ersatzkabels sicherstellen.

Mit ATX 3.0 wird der 12VHPWR-Anschluss aber nicht nur mechanisch standardisiert, sondern auch elektrisch. Ausgehend von der Problematik schneller Lastwechsel aktueller Grafikkartengenerationen, folgt Intel der Notwendigkeit, diesbezüglich Anforderungen zu stellen, die in der Testmethodik als „Power Excursions“ bezeichnet werden. Ein zu großer Spannungsabfall oder Abschaltungen aufgrund zu empfindlicher Schutzschaltungen waren bis dato typische Probleme, die von den dynamischen Belastungen hervorgerufen wurden. ComputerBase testet die neuen Anforderungen dem Standard entsprechend über Lastpeaks mit einer Dauer von 100 µs bis 100 ms.

Mehr Details zu ATX 3.0

Die Details zu der Testmethodik, der eingesetzten Teststation, den elektrischen Messungen und den Schalldruckpegelmessungen sind auch in diesem Fall im Artikel Netzteil-Tests: Methodik, Aufbau und Equipment separat nachzulesen. Eine ständig aktualisierte Übersicht empfehlenswerter Netzteile bietet die Netzteil-Rangliste mit Bestenliste.

Technische Eckdaten im Vergleich

Seit den Dark-Power-12-Netzteilen ist be quiet! auf ein neues Gehäusedesign übergegangen, mit dem das Gehäuse bei unverändertem Lüfterdurchmesser von 135 mm auf eine Tiefe von 175 mm geschrumpft ist. Auch wurde der Wirkungsgrad nominell mit 80Plus Titanium auf ein höheres Niveau gehoben.

Hersteller be quiet!
Modell Dark Power 13 850W
80Plus 80Plus Titanium
Lüfter 135 mm
Einbautiefe 175 mm
AC Eingang Spannung 100–240 V
DC Ausgang +3,3 V 24 A
+5,0 V 24 A
+12 V1 30 A
+12 V2 30 A
+12 V3 35 A
+12 V4 35 A
-12,0 V 0,5 A
+5 VSB 3 A
+3,3 V & +5 V ges. 120 W
+12 V ges. 840 W
Gesamtleistung 850 W

Für eine effektivere Überstromdetektion wurde auf der Ausgangsseite der Strom auf vier 12-Volt-Schienen aufgeteilt. Ansonsten gibt es wie gewohnt das volle Schutzschaltungspaket vom Unterspannungsschutz bis hin zum Überhitzungsschutz.

Dokumentierte Schutzschaltungen
Dark Power 13 850W
Unterspannungsschutz (UVP) ja
Überspannungsschutz (OVP) ja
Kurzschlusssicherung (SCP) ja
Überlastschutz (OPP) ja
Überstromschutz (OCP) ja
Überhitzungsschutz (OTP) ja

Zehn Jahre Herstellergarantie

Mit einer Garantiedauer von zehn Jahren für die Dark-Power-13-Serie zieht be quiet! mit vielen anderen Herstellern in dieser Hinsicht gleich. Prinzipiell von Vorteil ist zudem für deutsche Kunden, dass für eine Reparatur beziehungsweise für einen Umtausch die Landesgrenzen nicht überschritten werden müssen. Ein Expressaustausch-Service innerhalb von 48 Stunden im ersten Jahr nach dem Kauf deckt darüber hinaus einen für die Ausfallwahrscheinlichkeit kritischen Nutzungszeitraum ab und kann einen etwaigen RMA-Prozess beschleunigen.

Lieferumfang und Äußeres im Vergleich

Anstatt eines Lüftergitters aus Metallstreben, wie es be quiet! einstweilen als die aus akustischer Sicht ideale Lösung gesehen hat, schmückt ein Wabengitter die Oberseite des Dark Power 13 850W. Es ist nicht aus dem Blechgehäuse ausgestanzt, sondern wurde ihm als extra Element hinzugefügt. Die geradlinigen Kanten lassen das Gehäuse minimalistisch und schlicht und dessen hohe Stabilität hochwertig wirken.

Mit einem Netzkabel, Schrauben zur Montage, Kabelbindern und einem Handbuch sind alle typischen Beigaben im Lieferumfang enthalten. Außerdem gibt es mit dem „OC-Key“ einen Schalter, der als IO-Blende am Gehäuse des Systems montiert werden kann. Damit ist es möglich, das Netzteil in einen Single-Rail-Modus zu versetzen, um so auch Ströme außerhalb der Spezifikationen über einen Anschluss zu transportieren.

Ohne in das Handbuch schauen zu müssen, gibt bereits das Anschlusspanel Auskunft über die Zuordnung der 12-Volt-Schienen. Demnach können 12V3 und 12V4 mit jeweils zwei 8-Pin-PCIe-Steckern belegt werden. Zusätzlich können 12V3 und 12V4 zusammen auch einen 12VHPWR-Stecker versorgen, sodass darüber mit 70 A das Äquivalent der Single-Rail-Leistung fließen kann, ohne aber auf die etwas feinere Multi-Rail-Absicherung verzichten zu müssen. 12V2 ist ausschließlich den EPS-Steckern zugeordnet – alle anderen Ströme auf der 12-Volt-Schiene fließen über 12V1.

Kabelausstattung im Vergleich

Mit dem Dark Power 13 850W kommt ein nativer 12VHPWR-Anschluss am Netzteil selbst hinzu. Im Vergleich zum Vorgänger mussten dafür zwei 12-Pin-PCIe-Buchsen weichen, über die zwei zusätzliche 8-Pin-PCIe-Stecker realisiert wurden. Davon gibt es nun nur noch vier. Mit zwei EPS-Steckern sind ansonsten aber große Reserven für leistungshungrige High-End-CPUs vorhanden. Bezüglich der Versorgung der Peripheriegeräte hat be quiet! die Anschlussvielfalt ausgedünnt. Mit nur noch zwei 4-Pin-Molex- und keinem Floppy-Stecker orientiert sich der Hersteller an der heutigen Zeit, in der selbst SATA-Anschlüsse immer weniger zum Einsatz kommen.

Kabelausstattung (Länge in cm) Dark Power 13 850W
abnehmbar
24-Pin ATX 1 (59)
4+4-Pin EPS 2 (69)
12VHPWR 1 (60)
6+2-Pin PCIe 4 (59)
SATA 12 (59 ‑ 106)
Molex 2 (85 ‑ 100)

Die Längen der Kabelstränge sind für ein ATX-Gehäuse sinnvoll dimensioniert, da mit etwa 60 cm die meisten Geräte erreicht werden können, selbst wenn ein vom Mainboard-Tray vorgegebenes Kabelmanagement genutzt wird.

Die Bündelung der einzelnen Leitungen setzt be quiet! wie gewohnt mit Sleeve um, mit dem die einzelnen Adern kompakt gebündelt werden, ohne aber an Flexibilität zu verlieren. Eine Ausnahme bildet nur der 12VHPWR-Kabelstrang, der mit den 14 Adern, wovon 12 einen Aderquerschnitt von 16 AWG haben, sehr straff ist und sich nur mit stärkerem Kraftaufwand biegen lässt. Mit dem Hintergrund, dass der Stromanschluss der Grafikkarten der Ada-Lovelace-Generation typischerweise seitlich platziert ist und es nicht viel Raum zum Seitenblech des Gehäuses gibt, muss das Kabel vom Benutzer also schon vor der Montage entsprechend gebogen werden, um das Stecksystem nicht unnötig zu belasten – ein Problem, das aber allgemein alle 12VHPWR-Kabel betrifft. Dadurch, dass das Sleeve erst 2 cm hinter dem Stecker beginnt, gelingt das Biegen aber dennoch gut.

Nvidia GTC 2024 (18.–21. März 2024): ComputerBase ist vor Ort!