Internet im Flieger: Lufthansa rüstet mehr als 150 Flugzeuge erstmals mit EAN aus

Nicolas La Rocco
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Internet im Flieger: Lufthansa rüstet mehr als 150 Flugzeuge erstmals mit EAN aus

Die Lufthansa Group will ab dem vierten Quartal dieses Jahres mehr als 150 Kurz- und Mittelstrecken-Flugzeuge mit einem Breitband-Internetzugang über das European Aviation Network (EAN) ausrüsten. Erste Gespräche für die Ausrüstung von Flugzeugen nicht länger nur mit Satelliten-Internet hatte es bereits vor fünf Jahren gegeben.

Der auch durch die Pandemie verursachte Investitionsstau bei Lufthansa scheint sich mit neuen Flugzeugen, neuen Kabinen und jetzt auch neuen digitalen Diensten langsam aufzulösen. Während neue Flieger wie der Dreamliner (787), der A350 und später auch die 777-9 die Langstrecke mit neuer Allegris-Kabine erweitern, hat Lufthansa für die Kurz- und Mittelstrecke jüngst die 737 Max bestellt. Auf diesen Strecken kommt für mehr als 150 Flugzeuge des Typs A220 und A319/320/321 von Lufthansa, Austrian Airlines und Swiss jetzt die Ausstattung mit (teils kostenlosem) Internetzugang über das EAN hinzu.

Neuausrüstung bei drei Airlines

Konkret ist die Ausstattung aller noch nicht ausgerüsteten sowie neuer Flugzeuge der Airbus A220/320-Familie (A220, A319, A320ceo, A320neo, A321ceo, A321neo) von Lufthansa, Austrian Airlines und neuerdings auch Swiss ab dem vierten Quartal dieses Jahres geplant und soll nach etwa zwei Jahren abgeschlossen sein.

Bei Lufthansa, Austrian Airlines und Eurowings werden seit 2017 Internetzugänge auf Kurz- und Mittelstreckenflügen unter den Markennamen FlyNet und Wings Connect angeboten. Swiss stößt mit Swiss Connect und einem namensgleichen Portal für Karten, Informationen zu Anschlussflügen, Servicefragen, E-Journals, Zugang zum Worldshop und Onboard-Menü hinzu, das sich kostenlos über das WLAN im Flugzeug aufrufen lässt.

Messaging kostenlos auf der Kurz- und Mittelstrecke

Kostenlos bietet die Lufthansa Group auch das Messaging im Flieger an. Bei der Auswahl des Pakets „Free Messaging“ können Reisende auf dem Smartphone oder Tablet während des Fluges beliebig viele Nachrichten kostenlos senden und empfangen. Ein Kundenkonto muss allerdings bestehen, denn für die Nutzung vorausgesetzt wird der Log-In in FlyNet mit einer Miles & More Service-Kartennummer oder mit einer bei der Lufthansa Group Travel ID registrierten E-Mail-Adresse.

Stream-Paket mit 4 Mbit/s für 6 Euro

Für alle weiteren Internet-Pakete wie den schnelleren Premium-Zugang wurde der Preis Anfang des Jahres um fast 50 Prozent reduziert, erklärt Lufthansa. Das Paket „Premium“ ist derzeit der einzige Internetzugang, den Lufthansa auf der Kurz- und Mittelstrecke gegen Geld anbietet. Mit der Einführung neuer Internetpakete im Sommer 2022 hatte es noch eine stets kostenpflichtige Unterteilung in „Chat“, „Mail & Surf“ und „Stream“ gegeben. Das Stream-Paket sollte zum Preis von 10 oder 12 Euro (je nach Flugstrecke) bis zu 15 Mbit/s liefern. „Premium“ wird mit bis zu 4 Mbit/s für jetzt 6 Euro beworben.

EAN mit LTE statt reine Satelliten-Kommunikation

Der für den Nutzer nicht sichtbare Teil hinter dem Internetzugang wird bei der Neuausrüstung jetzt mittels EAN realisiert. Das European Aviation Network nutzt ein europaweites LTE-Bodennetz mit rund 300 Basisstationen. Es deckt mit einem Abstand von etwa 90 Kilometern zwischen den Basisstationen alle 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie die Schweiz und Norwegen ab. Die LTE-Funkzellen sind bis zu 150 Kilometer groß und sollen funktionsfähige Verbindungen in bis zu 10 Kilometern Höhe bei einer Geschwindigkeit von bis zu 1.200 km/h ermöglichen. Vervollständigt wird das Netz durch einen S-Band-Satelliten von Inmarsat. Die EAN Satellite Access Station in Nemea, Griechenland, dient als Gateway zwischen dem EAN-S-Band Satelliten und den Mobile Satellite Services (MSS) Terminals in den Flugzeugen. Der Satellit wirkt unterstützend, falls die Verbindung zum LTE-Netz doch einmal nicht ausreichend ist.

Aktuell über 200 Flugzeuge mit Internet

Erste Gespräche zur EAN-Ausrüstung hatte es mit dem damaligen Lead Contractor Inmarsat bereits vor fünf Jahren gegeben. Damals hatte eine Pressesprecherin der Redaktion bestätigt, dass die Hybrid-Technologie des EAN bei Teilen der Flotte eingeführt werden soll. Vorgesehen war eine Ausrüstung von Flugzeugen, die bisher kein Internet an Bord haben. Die 2017 mit der aktuellen Generation Satelliten-Internet ausgerüstete Europa-Flotte sollte nicht umgerüstet werden. Auf Kurz- und Mittelstreckenflügen in Europa setzt Lufthansa bislang auf die reine Satelliten-Kommunikation mittels Global Xpress von Inmarsat, das 2021 von Viasat übernommen und jetzt auch für die Neuausrüstung beauftragt wurde. Die bei EAN wesentlich kleineren und leichteren Antennen lassen das Gesamtgewicht des Systems auf weniger als 60 Kilogramm fallen und sollen den zusätzlichen Kerosinverbrauch und CO2-Ausstoß reduzieren.

Stand Sommer 2022 waren rund 65 Prozent oder rund 130 Flugzeuge der A320-Familie mit FlyNet ausgestattet. Heute nennt der Konzern mehr als 200 Flugzeuge der A320-Familie, die einen Internetzugang auf Basis reiner Satellitenverbindung (Ka-Band) verfügen. Auf der Langstrecke sind 100 Prozent der Maschinen damit ausgerüstet.