Bedingungsloses Grundeinkommen für jeden

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Das ist aber leider nicht erst heute so. Ich kann mich noch dran erinnern, dass me8n Klassenlehrer um die Jahrtausendwende...ich werde alt....ungefähr sowas gesagt hat bei einem Eltern Kind Abend „ohne Abitur und Studium könnt ihr gleich Stütze beantragen. Wer ein gutes Leben will, der darf nicht nur eine Ausbildung machen“.

So stehst du dann als noch leicht beeinflussbarer 12 jähriger da. Den Eltern mache ich da zuerst keinen Vorwurf. Ich frage mich nur, warum Lehrer sowas gesagt haben.
 
Kausu schrieb:
Ich frage mich nur, warum Lehrer sowas gesagt haben.
Die haben halt auch stuckadiert, verdienen ziemlich früh verhältnismäßig viel Geld und konnten so schon schnell einen gewissen Lebensstandard aufbauen und die haben früher in ihrem Freundeskreis sicher auch erst mal zu den Besserverdienenden gehört.
 
Kausu schrieb:
So stehst du dann als noch leicht beeinflussbarer 12 jähriger da. Den Eltern mache ich da zuerst keinen Vorwurf. Ich frage mich nur, warum Lehrer sowas gesagt haben.
Mir wurde da ähnliches erzählt ... und zwar schon vor der Jahrtausendwende.
Damals lag es genau an dem gleichen ... Handwerk stand in dem Ruf, nicht besonders gut bezahlt zu werden, also wurde einem geraten, zu studieren.
Heute ist das noch immer so ... geh lieber studieren.

Bei meinen Eltern war das Gefühl, studieren zu müssen, offensichtlich ebenfalls voranden, sonst hätte mein Vater kein Ingenieursstudium an die Maschinenbau-Ausbildung angehängt, und meine Mutter hätte mit 30 kein Abendschul-Abitur genmacht und ein Jura-Studium angefangen. Die hätten beide auch in die Ausbildungsberufe gekonnt, aber irgendwie wollten die mehr.

Der Impuls, so viel wie möglich zu erreichen, ist wohl einigermaßen normal.

Ich hatte die Möglichkeit, Abitur zu machen, also habe ichs auch gemacht. Danach hatte ich die Möglichkeit zu studieren, und habe auch die wahrgenommen.

Wer seine Bildungschancen nicht maximal ausnutzt, der bleibt auch hinter seinen Einkommensmöglichkeiten zurück ... leider wird die Luft nach oben etwas dünne, und dadurch landen auch von den Studierten viele erstmal auf Geringverdiener-Jobs. und einige kommen da leider nicht wieder weg (ein paar Jahre reichen).
Natürlich sind die selbst schuld, wenn sie mit ihrer Studienwahl schon den weg in die Arbeitslosigkeit wählen ... das wird Linguisten, Musikern, Philosophen, Historikern oder Theologen aber auch schon seit langer zeit vorgehalten ... und trotzdem gibt es Leute, die auch von sowas gut leben ... meist als Politiker oder Autoren (die Stars im Musikbereich haben meist keine musikalische Ausbildung ... jedenfalls nicht auf Universitäts-Niveau).
 
Natürlich habe ich nichts gegen Studium und auch gegen Fortbildung. Mir geht es hier eher um den Berufseinstieg und ich bin ehrlich - ich hätte mit 18 Jahren das Studium verhauen. Da habe ich alles viel zu locker genommen - der Umweg über eine Ausbildung - vor allem mit einem recht strengen Ausbilder, war für mich definitiv richtig und wichtig.

Die Ausbildung ist ja nicht das Ende, sondern erst der Anfang einer langen Reise.


DerOlf schrieb:
Bei meinen Eltern war das Gefühl, studieren zu müssen, offensichtlich ebenfalls voranden, sonst hätte mein Vater kein Ingenieursstudium an die Maschinenbau-Ausbildung angehängt, und meine Mutter hätte mit 30 kein Abendschul-Abitur genmacht und ein Jura-Studium angefangen. Die hätten beide auch in die Ausbildungsberufe gekonnt, aber irgendwie wollten die mehr.

Ich glaube, dass es (zumindest zu einem Teil) an der Abschluss"geilheit" der deutschen liegt. In anderen Ländern hast du die Möglichkeit dich unabhängig von deiner Ausbildung nach oben zu ackern. Früher oder später trift man fast immer auf ein "dafür brauchst du den Studiengang oder Meister etc." in Deutschland.
 
Kausu schrieb:
Ich glaube, dass es (zumindest zu einem Teil) an der Abschluss"geilheit" der deutschen liegt
Auf jeden Fall. Wir fangen in der Firma wohl auch langsam an davon weg zu gehen, denn wer was kann, muss nicht zwangsweise einen Studienabschluss haben. Einstellungstest und Probearbeiten sagen am Ende ja viel mehr aus, als irgendeinen Wisch, den man im Zweifel durch Boulimie lernen erreicht hat. Wobei das in der IT ja eher selten ist.
Klar werden und haben viele irgendeinen Infostudiengang gemacht, aber gerade auch in der Abteilung, in der ich arbeite (Qualitätssicherung und wir suchen eigentlich immer Leute) gehts definitiv auch ohne Studium; Erfahrung ist da deutlich wichtiger.
(Wir haben natürlich auch all die anderen Abteilungen, die jede Firma so hat, aber unser Geld verdienen wir halt mit Sicherheitssoftware).
 
Stimmt schon, das deutsche Berechtigungswesen ist ein ziemliches Monster ... und das schleppen wir seit über 100 Jahren mit.
Ich habe jetzt schon mehrmals gehört, dass das anderswo nicht ganz so kraß ist ...
Mal am Beispiel: Ich habe kein Musik-Diplom (ich fand die Studiengänge NUR langweilig ... als Musiker sollte man sowas wohl nicht anfangen), und genau deswegen darf ich an deutschen Schulen auch nicht Musik unterrichten ... denn die suchen nicht nach Musikern mit pädagogischer Ausbildung, sondern nur nach jemanden mit den entsprechenden Zetteln.

Auf eine Stelle als Musiklehrer brauche ich mich in unserem Schulsystem erst garnicht bewerben, denn ob man die Kompetenzen besitzt, oder nicht, das wird in Deutschland eben erst dann ernsthaft geprüft, wenn die passenden Zettel vorliegen.
Ohne die passenden Zettel (egal ob das nun der Nachweis einer Qualifikation ist, oder über einschlägige Erfahrungen) wird man in DE auch nur selten zu Einstellungstests eingeladen ... Probearebiten wird dann auch schwer.
Den Firmen ist scheinbar mittlerweile klar, wie wenig die Abschlüsse eigentlich aussagen ... Einstellungstests und Probearbeiten dienen meist der zusätzlichen Selektion ... also dazu, die Rosinen rauszupicken.
Man will halt doch nicht nur jemanden mit einem Zettel, auf dem ja doch nur steht, dass er es zum Zeitpunkt X hat können müssen (das erreicht man auch mit Bulemie-Lernen), die wollen jemanden der es kann und zwar am besten den, der es nicht nur seinen Zeugnissen nach am besten kann.
 
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Fang bloß nicht mit Musiklehrer an - du weißt, da bin ich vorgeschädigt. Ein Musiker mit Pädagogik Studium/Erfahrung wäre mir weit lieber gewesen, als diese Frau ..."die Musik mag ich nicht, könnt ihr im Internet nachlesen"... stelle mir gerade vor meine Kunstlehrerin hätte gesagt "ne die blaue Periode mag ich nicht" usw....
Ich finde sowieso, dass der Musikunterricht dringend pädagogische Überarbeitung braucht.

Mitten im Stimmbruch und ohne das einem Atemtechniken oder ähnliches beigebracht wurde, war Singen vor der Klasse natürlich wahnsinnig spaßig...
Da habe ich fast ein kleines Trauma von getragen - ich singe nicht einmal betrunken oder auf dem Konzert, selbst wenn mich dort keiner hören würde^^


Kunsthistorik oder Musikhistorik kann ich noch verstehen aber kann man sowas wie Musik oder Kunst wirklich erlernen? Entweder ich habe Talent oder nicht - zumindest stelle ich mir das vor. Sicherlich kann ich die grundlegenden und erweiterten Fähigkeiten lernen aber braucht man zum Malen, Musizieren nicht auch ein Gefühl bzw. Intuition für das Thema?
Wäre Da Vinci auch so hervorragend gewesen, wenn er Kunst an einer Universität studiert und nicht bei einem angesehen Maler, Bildhauer etc. gelernt hätte?
Irgendwie geht das studieren von kreativen Berufen nicht in meinen Kopf.

Werden aktuell nicht viele Posten als Quereinstieg für Lehrer ausgeschrieben - ist da Musik auch dabei?



Ich sage auch nicht, dass Abschlüsse gar nichts wert sind - ich würde mich wohl auch nur ungern von jemanden operieren lassen, der seine Fähigkeiten als Metzger erlernt hat.
Abschlüsse sind meiner Meinung nach aber nicht so wichtig, wie sie gehandelt werden.
 
Kausu schrieb:
Werden aktuell nicht viele Posten als Quereinstieg für Lehrer ausgeschrieben - ist da Musik auch dabei?
Klar ist da Musik dabei, aber ich habe die Eintrittskarte (Abschluss) eben leider nicht. Und ich glaube irgendwie auch nicht, dass ich heute ein besseres Durchhaltevermögen hätte.

Studiengänge in Musik oder Kunst, machen dich nicht zum Musiker oder Künstler, aber sie bieten dir die Möglichkeit, die Arbeit (und damit dieTechniken) anderer zu studieren ... und das schadet ganz sicher nicht, wenn man Schüler in diesen Fächern unterrichtet.
Nebenbei kann man auch nie wissen, ob aus dem kleinen Kind, was da Strichmännchen zechnet (auf Tisch, Wände ... und nebenbei auch aufs Zeichenpapier) eventuell der nächste Picasso wird. Oder ob aus dem jungen, der sich "Alle meine Entchen" nur schwer merken kann, nicht doch irgendwann ein James Hetfield oder der nächste W.A. Mozart wird.

Von einem Jahr aufs andere verbrachte ich meine Mittagspausen nicht mehr in den Schulwerkstätten, sondern im Musikraum ... die Eltern dachten erst, das sei nur eine Phase (haben pubertierende Kinder ja öfter) ... aber über 30 Jahre sind für eine "Phase" dann doch etwas zu viel.
 
Okay - ich kenne deine persönlichen Lebensumstände nicht - musst du selber einschätzen. Ich bin darauf nur gekommen, da Musik dir ja sehr zu liegen scheint... und ein zwei bessere Musiklehrer könnte das Land gebrauchen.

Instrumente? Die habe ich nie, und ich meine nie, in meiner ganzen Schullaufbahn in die Hand bekommen - Musik hieß für mich Texte auswendig lernen, schriftlicher Test mit Abgabe und danach Vorsingen. Noten wurden uns noch beigebracht und das war es.

Die blaue Periode ist übrigens meine Lieblingsperiode - dazu noch surreale Gemälde anderer Zeichner und ich bin zufrieden :D

Ich lerne gerade auch endlich Gitarre und vielleicht noch Schlagzeug, was aber in einer Mietwohnung nicht so gut ankommt^^, E-Gitarren kann man ja ohne Lärm spielen.

DerOlf schrieb:
Studiengänge in Musik oder Kunst, machen dich nicht zum Musiker oder Künstler, aber sie bieten dir die Möglichkeit, die Arbeit (und damit dieTechniken) anderer zu studieren ... und das schadet ganz sicher nicht, wenn man Schüler in diesen Fächern unterrichtet.

Okay-wäre glaube ich nichts für mich aber wahrscheinlich braucht man die theoretischen Grundfähigkeiten... wobei dein aufgeführter Hetfield ja wohl nur Klavierstunden und eine Sängerin als Mutter hatte xD

Aber lassen wir es - wir gehen glaube ich gerade viel zu sehr ins OT..
 
Ich finde den Weg weg von Qualifizierungen als den völlig falschen. Das hat sich ja schon durch den Bologniaprozess gezeigt. Heutzutage hat man nicht mehr Meisterbriefe oder ähnliches als Qualitätsmerkmal, nee da muss man sich auf Leute verlassen, die nichts auf der Kette haben und nichts auf die Reihe bringen. Nicht umsonst geht's in Deutschland gefühlt immer mehr den Bach runter. Letztlich ist man immer nur noch dabei, irgendwelche (nicht selten gefakte) Bewertungen zu durchforsten, um zu eruieren, ob der Experte auch Experte ist. Klar sagt ein bloßer Abschluss nichts darüber aus, ob derjenige ein guter Jurist, Maler, Maurer, Klempner, Betriebswirt oder was weiß ich ist. Man hat aber zumindest erstmal die Bestätigung, dass er sich mit der Materie auskennt/auskennen sollte.
Wenn man weggeht von Qualifikationen und Abschlüssen schwächt man auch die Fortbildung als solche. Das merkt man ja ohnehin schon. Heutzutage Googlen Leute eine Krankheit und schon "sind sie Arzt", sie Googlen einen Paragraphen und schon sind sie Rechtsexperte. Das ganze Internet ist voll von Halbwahrheiten, Meinungen und fachlich falschen Aussagen. Ich glaube nicht, dass uns das wirklich weiter bringt.
 
Es geht ja auch nicht darum, die Qualifkation einfach zu ignorieren .. aber das kaufmännische Angestellte über eine LAF als Industriemechaniker vermittelt werden, das sollte es eben auch nicht geben.
Wie wäre es denn zur Abwechslung mal damit, die Kompetenzen zu prüfen ... wenn unter denen, die die Qualifikation mitbringen (also den Zettel vorlegen können) viele Nieten sind, dann ist eventuell bei denen ohne diesen Zettel einer dabei, der es trotzdem kann.
Jemanden ohne Zettel muss man ja auch nicht nach Tarif bezahlen ;)

Eigentlich wundert es ein wenig, dass noch immer so auf Qualifikation geschielt wird ... der Unterschied zwischen einem, der eine Diplomarbeit abgegeben hat, und jemandem, der das nicht tat, ist nicht so besonders groß, wenn es um die praktischen Tätigkeiten geht, die beide schon vor der Diplomarbeit drauf haben mussten.
Der Hauptunterschied liegt darin, dass der eine sich Dipl.-Irgendwas nennen darf ... und zwar eigentlich unabhängig von seinem tatsächlichen Können.

Für eine Baugrundsondierung braucht man keinen fertigen Diplom-Geologen ... das kann jeder Geologie-Student im 5. Semester genauso gut ... und der hatte nach dem alten System nichtmal das Vordiplom in der Tasche.
 
Deutschland geht immer mehr den Bach runter, weil man nicht mehr so auf Abschlüsse schaut? Ich definiere halt qualifiziert nicht darüber, ob mir jemand einen Wisch hinhalten kann. Es gibt genug Länder, die es da deutlich lockerer nehmen und die funktionieren teilweise auch sehr gut.

Ich meine - was bringt mir der tolle Handwerksmeister, wenn am Ende sowieso der Lehrling/Geselle die arbeit macht? Bei einem ein-Mann Betrieb, in welchen der Meister die Dinge selber macht - okay - aber ansonsten gibt es den doch nur, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen es verlangen.

Umso größer der Betrieb umso eher ist es unwahrscheinlich, dass der Meister sich selber für dich zur Verfügung stellt.
Das duale deutsche System hat seine Vorteile, aber man kann nicht behaupten, dass es ohne solche Abschlüsse nur Chaos geben würde - ansonsten wäre fast überall auf der Welt Chaos.

EDIT: Wisch war etwas hart - natürlich halte ich Qualifikationen für wichtig aber allein daran würde ich nie einen Betrieb messen bzw. jemanden aussuchen der mir die Wand streicht.
Referenzen finde ich viel aussagekräftiger
 
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Ich habe mehr als mein halbes Leben in der Reinigungsbranche (27 Jahre lang) gearbeitet. Jetzt geht es nach diversen Rücken-Op's nicht mehr und bin beim Arbeitsamt im Moment in der ärztlichen Prüfung, welche Arbeit ich in Zukunft noch so verrichten könnte. Stand der Dinge ist immo, die wollen mich fürs Büro fit machen (obwohl ich mich immer wieder schmerzbedingt in die Waagerechte begeben muss, bin mal gespannt, welcher zukünftiger Arbeitgeber mir 'ne Couch oder ein Bett hinstellt:evillol:) aber mal sehen, was daraus wird. Im Moment beziehe ich noch Arbeitslosengeld 1 (bis Oktober) und zusätzlich noch etwas ALG-II. Ich bin mal gespannt, wie es dann weitergehen wird. Erwerbsminderungsrente werde ich wohl trotzdem nicht bekommen (auch wenn die Klage noch läuft). Die Zukunft macht mir echt Angst. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde mir jetzt in dieser Situation sicherlich helfen aber ich sehe es dennoch mitlerweile etwas kritischer als früher, denn die Zeche muss ja jemand bezahlen und ich bin ja nicht der Einzige in so einer Lage. Wenn ich also auch in der Zukunft nicht arbeiten kann, werde ich wohl Dauer-Hartzer werden, auch wenn ich das nicht will und das macht mir Angst.

Ich hoffe, das die Politik mal endlich zu Potte kommt und mal konkrete Verbesserungen in diesem Bereich tätigt, dann kann man sich eine Diskussion zu einem bedingungslosen Einkommen nämlich sparen.
 
Ich glaube, dass gerade die vermeintlich einfachen (Dienstleistungs-)Berufe... wie eben Maurer, Sanitärer oder Friseur nicht so schnell zu den gut- oder besserbezahlten Berufen werden. Nimmt man an, dass durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage die Preise (und Löhne) in diesen Branchen steigen werden, klingt das für die, die dann noch den Beruf ausführen natürlich erstmal sehr positiv. Das Problem ist aber, dass diese Berufe durch Betriebe repräsentiert werden, die selten mal mehr als vll 50 Mitarbeiter haben. Dafür gibt es aber in der Region 4 Betriebe, welche die gleiche Dienstleistung anbieten. Selbst wenn sich jetzt diese Zahl aufgrund von Insolvenzen o.Ä. auf z.B. 2 verringert - sobald die Preise soweit anziehen, dass es wieder wirklich lohnenswert wird, werden auch wieder neue einsteigen. Und schon beginnt der Preiskampf erneut.

Das Problem, dass die Handwerker regional haben, haben dann die großen Firmen International. Da ist dann nicht der Schreiner Meier aus Hintertupfing der größte Konkurrent sondern der chinesische Herstellter Wan Tan für Ware XY.
Die großen Bereiche der Industrie sind mittlerweile doch in festen Händen der über die Zeit gewachsenen großen Firmen. Es ist dadurch einfach, regional benötigte Dienstleistungen oder Waren anzubieten als auf die internationale Bühne aus dem Nichts vorstoßen zu wollen. Das alles dann natürlich unter der Prämisse, dass die Unternehmer die Mitarbeiter im Verhältnis zu Umsatz und Gewinn angemessen bezahlen. Wer nur Mindestlohn zahlt, aber eine Umsatzrendite von 50% aufweist fällt da dann selbstredend nicht drunter.

Um es nochmal auf den Punkt zu bringen: Ein Friseurgeschäft, eine Schreinerei oder ein Malerbetrieb ist schnell mit 2-3 Leuten gegründet. Hier sind die Einstiegszeiten und -Hindernisse verhältnismäßig gering. (Die Einstiegskosten für Ausstattung etc. mal außen vor) Dadurch ist der Konkurrenzdruck hier immer hoch bzw. wird immer hoch bleiben. Quasi-Monopole wie in anderen Bereichen (z.B. Nvidia bei Highend-GPUs) wird es im Regionalen Bereich im Grunde nie geben, denn das wäre hoch lukrativ was schnell Konkurrenten auf den Plan ruft. Und wenn sich nur der Geselle vom führenden Schreiner den Meisterbrief holt und mit dem Know How eine eigene Firma gründet....
 
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Hallo

Smartin schrieb:
Ich finde den Weg weg von Qualifizierungen als den völlig falschen. Das hat sich ja schon durch den Bologniaprozess gezeigt. Heutzutage hat man nicht mehr Meisterbriefe oder ähnliches als Qualitätsmerkmal, nee da muss man sich auf Leute verlassen, die nichts auf der Kette haben und nichts auf die Reihe bringen.
Der Bumerang kommt beim Meister gerade wieder zurück, weil ohne Meisterzwang die Auswahl an Betrieben größer geworden ist aber die Qualität deutlich leidet und weniger ausgebildet wird.

https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/bayern-will-den-meisterbrief-zurueck,R4D82QE
https://www.tvmainfranken.de/mediat...hliesst-wiedereinfuehrung-der-meisterpflicht/
https://www.deutschlandfunk.de/hand...er-pflicht.769.de.html?dram:article_id=423748
https://www.augsburger-allgemeine.de/wirtschaft/Kommt-die-Meisterpflicht-zurueck-id53065806.html
https://www.t-online.de/finanzen/jo...fen-der-meisterzwang-wieder-eingefuehrt-.html
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Regierung-will-Meisterzwang-wiedereinfuehren-article20542941.html

Es ist schon einmal sehr gut das man den Fehler erkannt hat, ich hoffe nur das man jetzt die Reißleine zieht und den Meisterzwang wieder einführt (Ganz Deutschland und alle Bereiche).

Smartin schrieb:
Letztlich ist man immer nur noch dabei, irgendwelche (nicht selten gefakte) Bewertungen zu durchforsten, um zu eruieren, ob der Experte auch Experte ist. Klar sagt ein bloßer Abschluss nichts darüber aus, ob derjenige ein guter Jurist, Maler, Maurer, Klempner, Betriebswirt oder was weiß ich ist. Man hat aber zumindest erstmal die Bestätigung, dass er sich mit der Materie auskennt/auskennen sollte.
Es geht nicht nur darum zu wissen ob sich jemand auskennt, das erfährt man unabhängig von vorhandenen Abschlüssen erst nachdem man die Arbeit desjenigen sieht.
Es geht auch um den nicht zu unterschätzenden Aspekt der Verantwortung und Haftung, jemand mit Meisterbrief kann sich bei Pfusch am Bau nicht damit rausreden das er es nicht besser wußte.

Grüße Tomi
 
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Wir erleben gerade in vielen Berufen den Nachwuchsmangel an allen Enden. Das ist zu einem guten Teil auch hausgemacht. Blättern wir mal so irgendwas um die 15 Jahre zurück, konnte sich das Handwerk seine Bewerber aussuchen - trotz tw. noch offener Lehrstellen in einigen wenigen Bereichen. Qualifikation war da trumpf, sprich: Ohne Abi wird's halt nix vom Traum als Kfz-Mechaniker oder Mechatroniker. Mittlere Reife war schon schwierig und im Quali musste schon sehr gute Noten haben. Das führt dann halt dazu, dass zum einen die falschen Leute ins Handwerk gekommen sind, die schlicht keine handwerkliche Begabung haben und die die sie vielleicht hätten verdrängt wurden. Die Leute ohne Begabung haben später entweder echte Probleme oder bilden sich weiter, Techniker, BOS/FOS und Studium und sind dann als Akademiker aktiv. Kein Gewinn für "das Handwerk".

Wenn ich meinen Schulweg am Gymnasium mit dem von Freunden auf der Real- oder Hauptschule vergleiche scheint mir das Gymnasium massiv überbewertet zu sein. Dass dennoch so viele Eltern ihre Kinder aufs Gymnasium prügeln (sinnbildlich, nicht wörtlich), ist mit Sicherheit diesen Vorstellungen aus der eigenen Zeit des Schulabschlusses folgend - Ja nix anderes als Gymnasium, sonst keine Berufsaussichten. Das könnte falscher nicht sein.
Das Problem auf den Haupt- und Mittelschule ist eher ein wachsende Teil von Kindern und insbesondere Eltern, für die jede Form von Bildung als Zeitverschwendung gilt. Die zerstören die Zukunftschancen der Kinder weil ohne eine solide Allgemeinbildung die Orientierung in einer zunehmend komplexen Welt verloren geht.
 
Kausu schrieb:
Deutschland geht immer mehr den Bach runter, weil man nicht mehr so auf Abschlüsse schaut? Ich definiere halt qualifiziert nicht darüber, ob mir jemand einen Wisch hinhalten kann. Es gibt genug Länder, die es da deutlich lockerer nehmen und die funktionieren teilweise auch sehr gut.

Ich meine - was bringt mir der tolle Handwerksmeister, wenn am Ende sowieso der Lehrling/Geselle die arbeit macht? Bei einem ein-Mann Betrieb, in welchen der Meister die Dinge selber macht - okay - aber ansonsten gibt es den doch nur, weil die gesetzlichen Rahmenbedingungen es verlangen.

Umso größer der Betrieb umso eher ist es unwahrscheinlich, dass der Meister sich selber für dich zur Verfügung stellt.
Das duale deutsche System hat seine Vorteile, aber man kann nicht behaupten, dass es ohne solche Abschlüsse nur Chaos geben würde - ansonsten wäre fast überall auf der Welt Chaos.

EDIT: Wisch war etwas hart - natürlich halte ich Qualifikationen für wichtig aber allein daran würde ich nie einen Betrieb messen bzw. jemanden aussuchen der mir die Wand streicht.
Referenzen finde ich viel aussagekräftiger
Die Qualität wird immer schlechter ja. Gibt doch genug Beispiele. BER, Philharmonie, Stuttgart, und so viel mehr. Wie viel wird kaputt repariert? In Berlin baut man an einer schnöden Brücke über die Spree 8! Jahre, 1967 hat man mit DDR Möglichkeiten und den Möglichkeiten aus 1967 für die gleiche Brücke noch 2 Jahre gebraucht (Und bitte kein Berlin-Bashing. Das ist nicht nur in Berlin so). Was China in 42 h schafft, in Italien 1 Jahr dauert, dafür braucht Deutschland 8 Jahre. Kein Plan funktioniert mehr. Überall nur noch Pfuscher und Nichtskönner und die Qualifizierten gehen ins Ausland, weil sie da geschätzt und gut bezahlt werden. Wenn hier aber jeder ohne Qualifizierung Mondpreise verlangen kann, geht alles immer mehr den Bach runter.
Ich habe ja gesagt, dass eine Qualifizierung nicht automatisch etwas darüber sagt, dass die Person auch gut ist. Dennoch hat sie in einer Prüfung zumindest einmal die Qualität der Arbeit unter Beweis gestellt. Wenn ich gucke wieviele Laien eine "Ich-AG" aufmachen und dann "Bauexperten" sind, dann wird mir schlecht.
Ob das in anderen Ländern besser funktioniert, wage ich zu bezweifeln. Deutschland war früher mal weltweit bekannt dafür, wie gut die Leute ausgebildet sind. Heutzutage wollen viele für möglichst wenig Einsatz viel bekommen.
Ein großen Vorteil haben Meisterbetriebe. Die Kammer haben ein Auge drauf, gehen Beschwerde nach und es hängt ein Unternehmen mit entsprechender Zulassung und Haftung dran. Bei den anderen weißt Du nicht, was Du bekommst.
 
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Smartin schrieb:
Deutschland war früher mal weltweit bekannt dafür, wie gut die Leute ausgebildet sind.
Das war dann wohl vor Bologna ... seit dem sind wir eher ein Beispiel dafür, wie man es NICHT machen sollte. Gerade im Bildungsbereich.
 
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Khaotik schrieb:
Um es nochmal auf den Punkt zu bringen: Ein Friseurgeschäft, eine Schreinerei oder ein Malerbetrieb ist schnell mit 2-3 Leuten gegründet. Hier sind die Einstiegszeiten und -Hindernisse verhältnismäßig gering.

Wenn du die 2-3 Leute findest dann sicherlich.

In den letzten Jahren ist es eher sehr schwierig technisches Personal zu bekommen.
 
tek9 schrieb:
Wenn du die 2-3 Leute findest dann sicherlich.

In den letzten Jahren ist es eher sehr schwierig technisches Personal zu bekommen.

Das mag durchaus sein, dass du erstmal die Leute dazu finden musst. Nichts desto trotz ist es leichter einen Malerbetrieb zu gründen als eine Firma zum Herstellen von Halbleitern oder Karosseriebauteilen.
Im Grunde dreht es sich darum, dass sich die Konkurrenzsituation in diesen Bereichen sehr schnell verändern kann. Sollte sich in diesen Bereichen eine hohe Gewinnmarge (Aus welchen Gründen auch immer) erzielen lassen, wird es immer Leute geben, die in diesen Markt stoßen werden um ein Stück vom Gewinnkuchen zu bekommen. Genauso werden auch Leute schnell vom Markt verschwinden wenn die Preise zu weit im Keller sind.
Akutell haben die Handwerker aus finanzieller Sicht relativ gute Karten. Ich kenne keinen, der aktuell zu wenig Arbeit hat. Und aufgrund dessen sind zum einen die Preise für ihre Produkte und Leistungen deutlich gestiegen, zum anderen aber auch die Löhne der Mitarbeiter nachdem es hier immer schwieriger wird, fachlich gutes Personal zu finden.
Ein guter Freund von mir ist Fliesenleger und Ofenbauer und kann für 2019 jetzt schon keine größeren Aufträge mehr annehmen weil er voll ist. Er sagt, finanziell gesehen geht es seinem Betrieb sehr gut. Aber nach einem Azubi sucht er seit zwei Jahren eben Ergebnislos. Auch wenn er mit ca. 850€ im ersten LJ schon deutlich mehr bezahlen würde als andere... Die Jugend scheut mittlerweile die körperliche Arbeit (was ich vollstens verstehen kann) Mir ist es auch lieber im Büro mit ganzjährig 24°C zu sitzen als im Winter bei -5°C und im Sommer bei +35°C draußen zu arbeiten.
 
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