Es ist doch interessant zu lesen wie eine Diskussion über eine zukünftige Entwicklung Europas auf die Bedeutung der eigenen Sprache heruntergebrochen wird.
Auf der anderen Seite werden die Bündnisgenossen jedoch als die grossen Blockierer, bedingt durch nationale Interessen und Traditionen, gebrandmarkt - ironisch.
Ich sehe mich seit jeher als Europäer, wie einige hier im Forum sicherlich bestätigen können, daher vermag ich diese Diskussionen kaum objektiv führen.
Für mich ist das Zusammenwachsen Europas immer schon Realität gewesen, ich bin mehrsprachig aufgewachsen, habe in verschiedenen Ländern der EU und er Welt studiert, wahrscheinlich kann ich deshalb die Diskussion um "die" Sprache der Union nicht nachvollziehen, wenn stört es denn ob die Amtsprache nun Englisch, Französisch, Spanisch oder Deutsch ist?
Aber gesetzt den Fall ich müsste eine Entscheidung zugunsten einer Sprache fällen, so würde mein Wahl auf das Englische fallen. Einfach aus der globalen Bedeutung der Sprache hinaus, es mag zwar sein, dass mehr Menschen Spanisch oder Mandarin sprechen, Deutsch spielt global betrachtet nur eine sehr kleine Rolle, aber Englisch ist mittlerweile als globale Sprache anerkannt, dies hängt sicherlich mit der Dominanz der USA im welt- und wirtschaftspolitischen Geschehen zusammen aber das ist eine andere Diskussion.
Chinesen, Russen und Lateinamerikaner nutzen Englisch wenn sie untereinander Geschäfte machen, da werden wir keine Ausnahme machen können.
Hmm etwas abgeschweift, aber ich wollte meiner Aussage die nötige Basis verschaffen.
Zurück zur Problematik der Blockade durch die anderen, und natürlich nur die anderen, Staaten der EU. Wer dies glaubt, tritt die europäische Geschichte mit Füßen, es sind nicht die anderen die hier blockieren, es sind alle! Egal ob Franzosen, Spanier, Briten oder Deutsche, etc.., sie vertreten alle ihre "kleinen" nationalen Problemchen und Interessen.
Ein Phänomen das nicht nur auf supranationaler Ebene auftritt sondern genauso auf nationaler, vgl. Machtkämpfe der Bundesländer um Länderfinanzausgleich Stimmrechte in Ausschüssen und Reformblockaden mal durch die einen und dann wieder die anderen.
Was Europa braucht ist eine Einigung auf eine gemeinsame Verfassung, die endlich aufräumt mit der bislang gültigen Regelung der nur einstimmigen Entschlüsse, Europa muss endlich auf Mehrheitsentscheidungen zurückgreifen. Momentan ist es kaum noch handlungsfähig, nach der Erweiterung handlungsunfähig!
Das europäische Parlament muss gestärkt und mit mehr Befugnissen ausstattet werden, die Mehrheitsverhältnisse der Bevölkerungen der einzelnen Staaten muss sich weitestgehend auch in den Sitzen im Parlament wiederspiegeln.
Wobei es da auch eine andere Lösung geben könnte, die der eropäischen Parteien: Nicht mehr ein Land bekommt eine bestimmte Anzahl an Sitzen zugesprochen sondern es würde in einer gemeinsamen europäischen Wahl das gesamte Parlament gewählt.
Dank Neid und Missgunst innerhalb der einzelnen Bündnisparteien würde dann jedoch die Schlacht um die Listenplätze parteiintern losbrechen, die Deutschen schreien "Wir sind die meisten, also stellen wir auch am meisten Kandidaten im oberen Teil der Liste, die Belgier auf der anderen Seite "Das ist unfair, dann werden unsere Interessen kaum noch vertreten!" und so geht das dann wieder alles vorne los.
Abschließend bleibt also festzuhalten, solange in den Köpfen der "Europäer" kein Umdenken einsetzt ist die EU auf lange Sicht zum Scheitern verurteilt.
Dieses Scheitern heisst nicht umbedingt die Auflösung der EU, sondern vielmehr der Entzug der eigenen Legitimation durch Handlungsunfähigkeit in entscheidenen Momenten.
Bislang hat die EU immer noch die Kurve gekriegt, wer hätte bei schließlich Gründung der EGKS daran geglaubt, dass Europa mal eine gemeinsame Währung bekommt, vielleicht klappt es ja auch dieses Mal wieder.