Point Release oder doch Rolling Release?

Der_Schakal

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Hallo zusammen,

mir wurde von einem Bekannten das Forum empfohlen - daher hoffe ich auf eure Hilfe.

Ich plane meinen Umstieg von Windows auf Linux und hab mich in den vergangenen Wochen mit Linux beschäftigt, verschiedene Distributionen getestet und habe für mich festgestellt, dass ich mich in Ubuntu wohler gefühlt habe, als in Manjaro und Co. - u.a. ist die GUI für die Paketverwaltung m.E. einfacher / umfangreicher und das "bauen" von Paketen aus dem AUR mit zig Hinweisen auf mögliche Zerstörung des Systems schrecken mich doch eher ab. Ich selbst bin (noch) Anfänger und habe nur wenig Kenntnisse in Linux - Stabilität ist daher ein wichtiger Punkt für mich und ich möchte nicht alle zwei Wochen neuinstallieren.

Daher würde ich mit dem kommenden Ubuntu 20.04 LTS mein Produktivsystem aufbauen - so weit so gut. Eine Frage ist jedoch offen geblieben:

Soweit ich es verstanden habe, wird Ubuntu 20.04 mit dem Kernel 5.4 ausgeliefert und wird fünf Jahre durch Canonical supportet. Was passiert theoretisch danach? Man kann doch Programme auch aus anderen Quellen installieren und auch der Kernel lässt sich händisch (z.B. mit ukuu) upgraden. Oder bin ich wirklich gezwungen, nach den fünf Jahren eine komplette Neuinstallation durchzuführen und fünf Jahre waren für die Katz? Was bei meiner Recherche hängengeblieben ist: 20.04 könnte theoretisch mit 25.04 geupdatet werden - allerdings soll da immer etwas schiefgehen also kann man gleich neu installieren! Ich mein, fünf Jahre sind ne lange Zeit und wer weiß, was dann ist - aber die Aussicht ist nicht toll.

Daher stelle ich mir die Frage, ob ich nicht doch auf ein Rolling Release aufbauen sollte - hierbei soll es aber auch immer wieder zu Problemen kommen. Welche Probleme würden mich erwarten? Dass das ein oder andere Programm nicht mehr funktioniert - oder so gravierend, dass ich um eine Neuinstallation nicht drumrum komme? Dann würde ich doch eher bei Ubuntu bleiben.

Wie sind da eure Erfahrungen? Welche Tipps könnt ihr mir geben? Für eure Hilfe bedanke ich mich im Voraus! :-)

VG

Der_Schakal
 
Der_Schakal schrieb:
20.04 könnte theoretisch mit 25.04 geupdatet werden
Besser wäre die 24.04.1 (da wieder LTS), das ist auch diejenige die Ubuntu selbst als Update-Pfad anbieten wird (vorher auch schon die 22.04.1) und im allgemeinen funktioniert das Update auch und es gibt nur Kleinigkeiten die man evtl. nacharbeiten muss (auf meinem Server ist beim Update von 16.04 auf 18.04 der Mediaserver verschwunden weil MediaTomb nicht mehr weiterentwickelt wird... bin dann auf Gerbera umgestiegen was auf den Sourcen von MT basiert. Musste das aber eben von Hand machen)
 
Man kann recht einfach von Major Version zu Major Version upgraden, also insbesondere auf die jeweils nächsthöhere LTS-Version wechseln (in dem Fall also von 20.04LTS zu 24.04LTS), sobald sie verfügbar ist, siehe "do-release-upgrade". Ich habe hier etliche Rechner, die ursprünglich auf z.B. 12.04LTS liefen. Probleme gibt es nur, wenn man wirklich viel aus separaten Paketquellen installiert oder manuell Zeugs gefrickelt hat. Tipp: das einfach möglichst wenig machen.

Persönlich finde ich Point Releases besser als Rolling Releases, bei denen zwischendurch immer mal was kaputtgeht. Meist nichts Dramatisches, aber nervt. Bei Point Releases kann man sich den Zeitpunkt, zu dem man mit sowas rechnen muss, wenigstens aussuchen, und wird auch nicht ständig durch irgendwelche Umstellungen an UIs etc. genervt.
 
Warum auf Ubuntu 20.04 warten, jetzt gibt es ein gut abgehangenes 18.04 ...
Ubuntu ... echt die Hauptedition mit Gnome?
Ich würde einen Blick auf die Community-Editions werfen, insbesondere Ubuntu Mate.
Oder Linux Mint 19.3
 
garfield121 schrieb:
Warum auf Ubuntu 20.04 warten, jetzt gibt es ein gut abgehangenes 18.04 ...
Man sollte ein Ubuntu nicht länger als die 2 Jahre (nach lts release) auf einem desktop benutzen. Denn danach gibt es nur noch security updates für main und restricted Klick . Kann sogar auf Servern problematisch werden wenn man bestimmte Dinge die nicht in den beiden Repos sind braucht, ist eben kein Debian. Am besten das bald erscheinende neue lts nehmen.
 
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Jesterfox schrieb:
Besser wäre die 24.04.1 (da wieder LTS)

Stimmt - LTS kommt ja alle zwei Jahre. Denkfehler. :)

GrumpyCat schrieb:
... oder manuell Zeugs gefrickelt hat. Tipp: das einfach möglichst wenig machen.

Danke für den Tipp bzw. deinen Erfahrungswert. :-)

garfield121 schrieb:
Warum auf Ubuntu 20.04 warten, jetzt gibt es ein gut abgehangenes 18.04 ...
Ubuntu ... echt die Hauptedition mit Gnome?
Ich würde einen Blick auf die Community-Editions werfen, insbesondere Ubuntu Mate.
Oder Linux Mint 19.3

Ich dachte an die 20.04, weil ich dann quasi "das neuste" hab, was trotzdem stabil ist. Und grundsätzlich gefällt mir der Gnome und die Gnome-Extensions. Ich möchte den Schritt versuchen und weg vom klassischen Desktop - denn den mülle ich mir nur sinnlos zu. Deswegen kein Mate und kein Cinnamon (Mint hab ich auch getestet).

Was spricht deiner Meinung nach gegen Ubuntu und für Mint - abgesehen vom DE?

entropie88 schrieb:
Man sollte ein Ubuntu nicht länger als die 2 Jahre (nach lts release) auf einem desktop benutzen. Denn danach gibt es nur noch security updates für main und restricted Klick .

Hab ich das falsch verstanden, dass die Security Updates der Kernel bereitstellt? Denn den kann man ja manuell upgraden - zum mit ukuu.
 
Der_Schakal schrieb:
Daher stelle ich mir die Frage, ob ich nicht doch auf ein Rolling Release aufbauen sollte - hierbei soll es aber auch immer wieder zu Problemen kommen. Welche Probleme würden mich erwarten? Dass das ein oder andere Programm nicht mehr funktioniert - oder so gravierend, dass ich um eine Neuinstallation nicht drumrum komme? Dann würde ich doch eher bei Ubuntu bleiben.
Die Neuinstallation kann die auch bei Point Release passieren. Wenn es dir auf maximale Stabilität ankommt dann Debian ansonsten mit etwas mehr Aufwand und als Rolling Release Arch.
 
Der_Schakal schrieb:
Hab ich das falsch verstanden, dass die Security Updates der Kernel bereitstellt? Denn den kann man ja manuell upgraden
Du musst schon alles aktuell halten. Mit dem Browser hat der kernel zb wenig zu tun.
 
Bevor ich Dir einen Tipp geben kann würde ich gerne einmal wissen, was Du mit Deinem PC machen möchtest.
Benötigst Du hochaktuelle Treiber, oder ist das jetzt eher nicht so wild.
Kurzum, willst Du auch mal ein Spielchen wagen, oder handelt es sich eher um einen Office-PC?
 
Hier stand Mist
 
entropie88 schrieb:
Du musst schon alles aktuell halten. Mit dem Browser hat der kernel zb wenig zu tun.

Das ist mir klar. Heißt denn ein ausgelaufener Support, dass ich keine Updates machen kann - auch nicht über andere Quellen?

Y-Chromosome schrieb:
Kurzum, willst Du auch mal ein Spielchen wagen, oder handelt es sich eher um einen Office-PC?

Spiele sollen auch laufen. Meine aktuellen Games laufen nativ unter Linux bzw. Steam und in Wine, Lutris, etc. möchte ich mich dann einlesen, wenn ein Spiel es benötigt. Alle anderen Office-/Media-Anwendungen habe ich bereits gefunden.
 
Was spricht deiner Meinung nach gegen Ubuntu und für Mint - abgesehen vom DE?
Die Linux Mint Point-Releases sehe ich als Vorteil gegenüber Ubuntu.
Man bekommt z.B. eine neuere Version des Desktops:
  • Cinnamon immer (eigene Entwicklung)
  • Mate und Xfce, falls verfügbar.
Und wer diese nicht haben will, der ignoriert sie einfach.
Die Ubuntu Point-Releases sind nur kumulative Updates.

Ansonsten ist für mich der Desktop auch das wichtigste Kriterium; da ist die Auswahl relativ groß.
 
Der_Schakal schrieb:
Soweit ich es verstanden habe, wird Ubuntu 20.04 mit dem Kernel 5.4 ausgeliefert und wird fünf Jahre durch Canonical supportet. Was passiert theoretisch danach?

Ja Ubuntu 20.04 wird definitiv mit dem Kernel 5.4 ausgeliefert. Das macht Sinn, da der Kernel 5.4 auch vom Kernel Team als LTS deklariert wurde und lange Zeit mit Updates versorgt wird. So hat Canonical weniger Arbeit.

Bei einem Ubuntu LTS Release ist aber über die Zeit auch möglich neurere Kernel direkt über die Ubuntu Paketquellen einzuspielen - das selbe gilt für Grafiktreiber. Das ganze läuft unter dem Stichwort HWE.

So ist es z.B. auch möglich das bald zwei Jahre alte Ubuntu 18.04, dass mit Kernel 4.15 released wurde auch ganz offiziell und ohne Gebastel mit 5.4 zu betreiben. Grundsätzlich kann man aber sagen, wenn dein Rechner mit dem Kernel 5.4 einwandfrei läuft und deine Hardware erkannt ist macht es nur selten Sinn zwingend einen neuen Kernel einzusetzen.

HWE gibt es hauptsächlich deshalb, dass auch neue Geräte mit der aktuellen LTS Version laufen.

Der_Schakal schrieb:
Man kann doch Programme auch aus anderen Quellen installieren und auch der Kernel lässt sich händisch (z.B. mit ukuu) upgraden.
Du kannst unter jeder Linux Distribution, Programme aus diversen Quellen installieren. Grundsätzlich macht es aber Sinn die Distributionseigenen Quellen zu verwenden. Ubuntu/Fedora,etc verändern gewisse Programme, damit sie besser in ihrem Gesamtpaket laufen. Wenn du das Programm von seiner Webseite oder einer sonstigen Quelle beziehst fehlen dir dieses Patches.

Ausserdem ist dadurch das Aktualisieren angenehmer. Wenn als Beispiel dein Kernel, Browser und LibreOffice ein Update haben, ist es angenehm wenn das alles in einem Rutsch über die Betriebssystemweite Softwareaktualisierung läuft.

Der_Schakal schrieb:
Oder bin ich wirklich gezwungen, nach den fünf Jahren eine komplette Neuinstallation durchzuführen und fünf Jahre waren für die Katz? Was bei meiner Recherche hängengeblieben ist: 20.04 könnte theoretisch mit 25.04 geupdatet werden - allerdings soll da immer etwas schiefgehen also kann man gleich neu installieren!
Keine Ahnung wie du recherchierst hast. Grundsätzlich findest du online in Foren, Blogs, YT Videos aber eher Personen die Probleme beim Update haben. Niemand kommt in ein Forum und schreibt mein Upgrade ging reibungslos.

Es laufen viele Millionen Maschinen mit Ubuntu auf der ganzen Welt und bei den meisten ist das Upgrade kein Problem. Dennoch gilt immer ein Backup machen und einen Blick in die Release Notes der neuen Version werfen.

Der_Schakal schrieb:
Daher stelle ich mir die Frage, ob ich nicht doch auf ein Rolling Release aufbauen sollte - hierbei soll es aber auch immer wieder zu Problemen kommen.

Bei Rolling Release musst regelmässig aktualisieren sonst wird alles ein bisschen merkwürdig. Oft muss auch händisch eingegriffen werden. Auf der Webseite von Archlinux sieht man in den News immer wieder Hinweise wo man manuell was anpassen muss bevor man ein Update spielen kann, bei Ubuntu, Debian und Co ist sowas sehr unüblich.
 
garfield121 schrieb:
Die Linux Mint Point-Releases sehe ich als Vorteil gegenüber Ubuntu.
Man bekommt z.B. eine neuere Version des Desktops.

Heißt das, dass der hauseigene Gnome-Desktop von Ubuntu in den fünf Jahren kein einziges Update erfährt?

kim88 schrieb:

Danke für die Erläuterung - das war meine Angst, dass das System in fünf Jahren komplett neu aufgesetzt werden muss. Wenn ein Update i.d.R eingespielt werden kann, um den Support zu verlängern, dann beruhigt mich das.

Mir ist bewusst, dass immer etwas schiefgehen kann - ist ja bei Windows oder iOS/Android nicht anders.
 
Bei Ubuntu Mate weiss ich das aus eigener Erfahrung, das der Desktop während des gesamten LTS-Supportzeitraums kein Update bekommt. Wird wohl bei den anderen Desktops genauso sein (?)
 
Wenn es Dir wichtig ist, dass Spiele laufen, dann würde ich auf Fedora setzen. Klar das ist keine LTS Distro, aber ich verwende meine Fedora Installation seit F23.
Es gibt ein schönes Tutorial zum Upgrade auf die nächsthöhere Version.
https://docs.fedoraproject.org/en-US/quick-docs/dnf-system-upgrade/
Da gibt es auch noch Stellrädchen für Fortgeschrittene, die z.B. einem erlauben die Konfigurationsdateien auf die aktuellste Version zu heben, sollte sich etwas geändert haben.
Stichwort rpmconf

Aber zu Fedora. Du bekommst immer den aktuellsten Kernel und sehr aktuelle Grafiktreiber. Der Support einer Fedora Version geht immer einen Monat länger als der übernächste Release. Zudem ist für diesen Monat auch ein Upgrade über zwei Versionen möglich.
 
Y-Chromosome schrieb:
Wenn es Dir wichtig ist, dass Spiele laufen, dann würde ich auf Fedora setzen.

Kannst du mir sagen, was Fedora anders macht als es z.B. unter Ubuntu mit Steamplay bzw. Lutris funktionieren würde? Aktuelle Grafiktreiber (Mesa) und Kernelupdates kann ich mir ja auch manuell einspielen. Ich hab mich jetzt in APT eingefuchst und fand die Wiki bzw. die Softwareauswahl bei Ubuntu nahezu perfekt - gibt's da ein Totschlagargument? :confused_alt:

Danke! :)
 
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