Wie süchtig/abhängig ist unsere Gesellschaft?

achnu

Ensign
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März 2011
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Immer wieder stolpert man in Foren über Themen wie: „Sollen Drogen legalisiert werden?“. Die Forenbetreiber tun sich mehr oder weniger schwer dieses Thema auf ihrer Plattform zu dulden. Die Antworten dazu bewegen sich zwischen alles verbieten und alles zu lassen. Eins haben sie aber überwiegend alle gemein, es wird nur über den Betäubungsmittelbereich sekundiert.

Bei Wikipedia erfahren wir mehr:
Im offiziellen Sprachgebrauch der Weltgesundheitsorganisation (WHO) existierte der Begriff Sucht von 1957 bis 1963. Danach wurde er zunächst durch Missbrauch und Abhängigkeit ersetzt. Schließlich wurde nach 1969 das Missbrauchskonzept zugunsten vier definierter Klassen des Gebrauchs verworfen:
1. Unerlaubter Gebrauch ist ein von der Gesellschaft nicht tolerierter Gebrauch.
2. Gefährlicher Gebrauch ist ein Gebrauch mit wahrscheinlich schädlichen Folgen für den Konsumenten.
3. Dysfunktionaler Gebrauch liegt vor, wenn psychischen oder sozialen Anforderungen nicht mehr gerecht geworden werden kann.
4. Schädlicher Gebrauch hat bereits schädliche Folgen (Zellschäden, psychische Störung) hervorgerufen.
Wenn wir uns einmal vom BTM Bereich abwenden und uns der Gesellschaft zu wenden, werden wir viele Süchte/Abhängigkeiten in verschiedenen Ausprägungen und Kombinationen erkennen. Wie z.B.:

Kaufsucht
Spielsucht
TV-Sucht
Chat-Sucht
Esssucht
Selbstsucht
Arbeitssucht
Erfolgssucht
Beziehungssucht
Anerkennungssucht
Sexsucht
Tobsucht/Kriegssucht
etc.

(Die gesellschaftlich anerkannteste Sucht ist dabei die Arbeitssucht, mit dem abbrennen der Fackel von beiden Seiten und dem anschließenden Burn-Out.)

Zusätzlich kommen noch die gesellschaftlich legalen Drogen hinzu mit immens hohen Opferzahlen:

Alkohol über 50.000 Tote p.a.
Nikotin über 50.000 Tote p.a.
Medikamente über 40.000 Tote p.a.
etc

Nun haben wir etwa 7-10 % der Bevölkerung die dazu veranlagt sind in eine Sucht hinein zu gleiten. In Deutschland wären das dann etwa 5,6-8,0 Millionen Menschen.
Im weiterem haben wir einen größeren Personenkreis der durch Traumatisierung zu Handlungsweisen neigt die nicht als normal zu bezeichnen sind. Es handelt sich dabei meist um die Täter/Opfer und Opfer/Täter Problematik
Darüber hinaus sind Millionen von Mitbürgern angefixt von der Konsumgesellschaft, die davon lebt Bedürfnisse zu erzeugen um ihre Waren/Dienstleistungen zu transportieren. Mit gezielten Angriffen auf das Unterbewusstsein der Menschen verpackt in Werbebotschaften, es wird uns keine Ware verkauft sondern ein Lebensgefühl, wird der Konsum transportiert.

Die Frage wäre nun: Wer schützt uns vor uns selber?

Der Staat mit seinen Institutionen als schützende Hand hätte die Aufgabe dazu, aber leider fehlen die Erkenntnis, und/oder die Mittel und/oder die Macht.
Das einzige was der Staat in diesem Sinne in größerem Umfang anzubieten hat ist seine Fokussierung auf den kleinen Ausschnitt der Süchte/Abhängigkeiten der BTM Problematik. Da wird dann das ganze Instrumentarium als Alibivorstellung aufgefahren, so als wenn die ganze Angelegenheit damit erledigt wäre. Die Mittel für die Prävention fallen aber auch hier sehr, sehr bescheiden aus.

Meines Erachtens liegt deshalb das Problem nicht zu aller erst in den Drogen sondern in der Sucht/Abhängigkeit und dort liegt auch der Lösungsansatz.
Viel mehr Mittel sollten in die Prävention/Beratung und Aufklärung fließen um dem Bürger sein Grundrecht auf freie Entfaltung zu ermöglichen. Ein gesellschaftlicher Diskurs könnte damit angestoßen werden, uns allen ein Bewusstsein für die Gefahren der Abhängigkeit zu vermitteln.

Die Drogen/Abhängigkeiten sind meines Erachtens nur als Formen und Ansätze der versuchten Selbsttherapierung zu verstehen.

Wie seht Ihr das?

P.S. Jeder soll konsumieren soviel er will, solange er niemand anderen belästigt. Ich möchte niemand in seinen persönlichen Rechten einschränken.
 
Nun, auf Konsum basiert nunmal unsere Gesellschaft. Ohne Konsum kann der Kapitalismus nicht existieren. Insofern sind wir die konsumsüchtigste Gesellschaft die es jeh gab. ;)
 
Meiner Meinung nach ist das "schnelllebige" Leben auch ein wenig Schuld an der ganzen Sache. Die Leute brauchen eine Konstante in ihrem Leben, in die man sich zurückziehen kann, wo es einem gefällt. Da passierts nur einmal zu leicht dass das in irgendeiner Art von Sucht ausartet.

Sozusagen als Ausgleichsreaktion zum Alltag.
 
Ja, ohne Konsum wäre der totale Stillstand. Manche begeben sich in eine sucht um der Realität, dem tristen Leben zu entfliehen.
 
Also ich sehe das so: jeder entscheidet selbst was er tut und was nicht. das keine prävention erfolgt würde ich nciht sagen. erstens hat jeder mensch verstand und weiß selber das er sich abnormal verhält, entscheidet sich aber in vielen fällen dagegen sich selber wieder hinzubiegen, weil er/sie zu bequem ist. 2. weiß jeder das drogen/chat-sucht etc schlecht ist und jeder kann dann entscheiden ob mans tut oder nicht. wer es dennoch tut ist selber schuld. ich will auch nicht das mich jemand davor beschützt, denn das schränkt meine freiheit ein und das ist für mich indiskutabel.
 
Die Problematik liegt vor allem in der Verantwortung...
Heutzutage ist es modern die Verantwortung abzugeben... egal ob für Fettleibigkeit, Arbeitslosigkeit oder sonstige Fehler, es sind immer "die Anderen Schuld"...

Dabei ist das einzige Problem die Grenze zwischen Genuss und Sucht...
Es gibt heutzutage nur noch wenige, die Alkohol aus reinem Genuss konsumieren... aber mal ehrlich, so ein Yes-Torty ist einfach lecker und alkoholfrei würde es sicher nur halb so gut schmecken... die Shopping-Tour am WE kann echt entspannen... aber alles nur solange man es nicht machen "muss"...

Spätestens an dem Punkt, an dem man nicht mal mehr Hunger und Appetit unterscheiden kann oder alles ißt, was einem vorgesetzt wird, sollte man es überdenken.

Aber alles in allem ist das wohl ein schwieriges Thema... :)
 
Ein sehr gutes Thema!

Mit am schlimmsten finde ich:
- Machtsucht
- Geltungssucht

Die Auswirkungen dieser beiden heute doch sehr weit verbreiteten Süchte führt unsere
Welt nicht gerade ins Paradies.
Bei diesen beiden kommt mir das Sprichwort "Wasser predigen und Wein saufen" in den Sinn.
Siehe bei einem Teil unserer Wirtschaftskapitäne sowie einem Grossteil der Politiker.
 
ich finde das es eine negative seite des fortschrittes ist (im bezug auf sucht). das internet hat alles revolutioniert. daraus entstanden nunmal viele sachen, u.a. Computerbase, facebook usw.
arbeitssucht zähle ich auch dazu (immer stärkerer leistungsdruck, mobbing usw.). schlimme gesellschafft.
mit gesunden verstand kann man da gut entkommen, aber das muss jeder mit sich ausmachen, was für ihn am besten ist: fahrrad fahren, tauchen gehn, urlaub machen freunde treffen............. :D
 
Zuletzt bearbeitet:
@M_Ichi:

Das sehe ich genauso. Und dann kommt es auch noch darauf an was jeder aus dem macht.
Ob er sich dem hingibt oder weiß wo seine Grenze ist.

Ich denke das es in der heutigen Gesellschaft nicht verwunderlich ist, dass sich manch Leute solch Wege suchen um den Ausgleich zu finden.

Außerdem denke ich, dass gewisse Sachen doch eh von der Gesellschaft gewollt ist. Und man sich dann gefrei dem Motto: "Jeder ist erwachsen genug um zu entscheiden ...." absichert.

An manchen Süchten verdienen doch so viele Unternehmen und die würden gewiss nicht wollen, dass diese beseitigt/bekämpft werden.
 
Mir kommts vor als wenn die Welt von Tag zu Tag einfach immer schnelllebiger wird...
Ich sehe z.B. immer Arbeitskollegen die sich wegen jeder Kleinigkeit reinstressen und immer voll genervt sind. Der Druck von oben wird quasi immer mehr.
Ich hab da irgendwie ein gesundes "Leck-mich-am-Arsch"-Gefühl entwickelt, ich mach quasi meine Arbeit so gut ich kann und wenn ich mal mit was nicht fertig werde, dann wird's halt morgen weitergemacht. Man kann manchmal gar nicht alles erledigen, was einem so aufgetragen wird. Ich denke es ist vielleicht auch ganz gut sich nicht zu überarbeiten. Wenn jemand ja quasi für zwei Leute arbeitet wird früher oder später der Chef das auch merken und (nein, ihm nicht mehr Geld geben) das von anderen auch fordern.
Nur geht das "übermäßige" arbeiten, erfahrungsgemäß meist nicht lange gut.
Kenne viele Leute die dann unter dem bekannten "Burn-Out"-Syndrom leiden oder gesellschaftlich abstürzen weil sie nur in der Arbeit vertieft sind....

Kurzes Fazit: seine Arbeit gut machen, eh klar aber auch wissen wo die Grenzen sind.

Soviel zum Thema: Aufstiegssucht / Geltungssucht...
Ergänzung ()

timberlin schrieb:
irgendwie ist das ein computer-forum.
Stell doch deine fragen einfach hier:
http://forum.suchtmittel.de/


FAIL
 
@Berni_1
War ja nur eine Frage der Zeit, bis der erste Verschwörungstheoretiker wieder aus seinem Loch gekochen kommt :rolleyes:.
 
Hi,
gutes Thema *Thumbs Up*

Leider ist unsere Gesellschaft sehr schnelllebig geworden und die meisten Menschen verlieren die wirklich wichtigen Dinge des Lebens aus den Augen. Wie z.B. Gesundheit, Menschlichkeit, Mitgefühl.

Es ist einzig wichtig das man jeden Tag in den Spiegel schauen kann und seine Entscheidungen mit sich selbst vereinbaren kann. Alles andere ist unwichtig.

@TimBerlin:
Solche sachen können auch hier diskutiert werden, denn die Leute die hier sind haben nicht alle 'nen Account im Suchtmittel-Forum.

Greetz,

Fresh-D
 
Meine Ex hat/te Bulimiea Nervosa.
Ich habe 6 Jahre versucht ihr zu helfen. Es gibt Menschen die wollen keine Hilfe. Ob sie heute noch immer kotzt oder schon verreckt ist, ist mir egal. Wir haben uns vor über 10 Jahren getrennt.
 
Mal ganz ehrlich mein komentar gleich heist nicht das ich es gut finde das es so ist wie es ist aber ich denke das is natürliche auslese der mensch hat keine feinde, also hat die natur es so eingerichtet, das er sich selbst dezimiert (tabak/alkohol,verlkehrsunfälle, suchtmittel, verschmutzung,atomunfälle,taifune,flutwellen ) alles eben das in der heutigen gesellschaft halt so ist wie es ist.

Und ich geb der Menscheit max noch 200 Jahre bis es vorbei ist dann kommt der supergau und das wars mit uns (wobei ne is ja nächstes jahr schon so weit)
 
Da spielen viele Faktoren zusammen! Wenn ich sehe wie die Kleinen schon in der Kita in ein System gepresst werden, dass alles nur verschlimmert als verbessert, wird sich die überwiegende Mehrzahl kaum ändern und so weitermachen wie bisher.

Medien, Politiker etc. setzen doch alles daran, dass sich nichts ändert, damit weiterhin die Sucht bestehen bleibt um die Macht und den Einfluss zu erhalten!

Uns wird erzählt, man müsse die Kaufkraft erhalten, damit die Wirtschaft immer weiter wächst, aber wohin das führt, sehen die Wenigsten. Kapitalisums ist der falsche Weg!

Solidarität, gleiches Recht für Alle, Brüderlichkeit, Nächstenliebe?
Kennt das überhaupt noch einer? Dieser Egoismus und das sich alles nur ums mehr Geldverdienen dreht um den Status zu erhalten oder zu verbessern führt doch nur zu Disharmonie, Ungleichheit und Missgunst.

Sind wir doch mal ehrlich: Die Entwicklung im technischen oder medizinischen Bereich schreitet immer mehr voran, aber wir Menschen selbst haben uns in dieser Zeit kaum weiterentwickelt, im Gegenteil!
 
Ein schönes Thema. Eine sucht hängt meine Meinung von der persönliche Stärke ab. Mir zum beispiel fällt es überhaupt nicht schwer mal ein-zwei Zigaretten zurauchen und danach 6 Monate nicht mehr. Ich weiß nicht warum aber ich denk einfach nicht mehr darüber nach. Was mir extem schwer fällt ist hingegen alles was mit Computer zutun hat:). Ich spiele kaum bis gar nicht, aber das Internet und so^^
 
"Informationsoverflow"

Das würde ich als eines der größten Probleme bezeichnen. Man schafft es einfach nicht mehr, die Daten zu filtern, die auf einen zukommen und man wird im übertragenen Sinne davon erschlagen.

Persönlich merke ich, dass eine längere Zeit offline nicht gerade zum Wohlbefinden beiträgt (Kein Telefon/TV ist kein Problem). Ich glaube, diese "Abstinenz" muss ich erst wieder durch gezieltes "Verzichten und Genießen" lernen.

Sonst bin ich vor allem ein "Serienjunkie", dem die Zeit fehlt, auch nur einen Bruchteil der interessanten Serien anzusehen.
 
Hey. Ich glaube, bewussterer Konsum wäre an vielen Punkten angebracht.

Irgendwo muss die Grenze zwischen Enthusiasmus und Sucht, bzw. Wahn gezogen werden.

Man kennt das von Sammlern. Sind sie süchtig, enthusiastisch oder total fanatisch?

Schwieriger Punkt.

Andersrum beim Konsum ist es auch die Frage, wie es vorgelebt wird.

Meine Eltern hatten damals nicht so viel Geld. Dementsprechend hatte ich nie so viele Spielsachen, bzw. wollte oft mal was haben, aber bekam es nicht. Ich denke, das führte dazu, dass ich heute von einem Extrem ins nächste rutsche. Wenn es um Elektronik geht, dann will ich meist irgendwie annähernd das Beste haben, was noch irgendwie bezahlen kann.
Andersrum tendiere ich aber auch dazu, Geräte, mit denen ich recht zufrieden bin, entsprechend lange zu nutzen.

Ich kämpfe zum Teil mit mir mit extremen Prioritätenverlagerungen, was Konsum angeht. Bin mir dessen aber bewusst und versuche das irgendwie in den Griff zu bekommen.

Das Gegenteil ist dann aber meist bei Leuten zu beobachten, die seit ihrer Kindheit alles hat. Das Anschaffen eines Produkts wird zur Trivialität oder Selbstverständlichkeit.
 
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