AMD Phenom II X4 805 und 810 im Test: Mehr Leistung für weniger Geld?

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Volker Rißka
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Fazit und Empfehlung

Keine fünf Wochen nach dem Start der ersten 45-nm-Prozessoren holt AMD zum nächsten Schlag aus. Dabei sind Phenom II X4 810 und 805 rundum gelungene Prozessoren, die im Preisbereich von etwa 150 Euro für gehörigen Wirbel sorgen dürften. Sie sind die eigentlichen Nachfolger der bisherigen Phenom, da sie sich diesen auf der Ebene des Preises nähern, trotzdem jedoch alle Vorteile der neuen, zweiten Generation mitbringen. Jetzt hat die alte Garde endgültig ausgedient!

Der Phenom II der 800er-Serie tritt nahtlos in die Fußstapfen der ersten beiden Modelle. Den von sechs auf vier Megabyte reduzierten L3-Cache merkt man in unserem Test gar nicht, wie der Vergleich mit einem herunter getakteten Flaggschiff Phenom II X4 940 gezeigt hat. Ein Unterschied von gerade einmal 0,2 Prozent ist eher eine zufällige Schwankung denn ein Unterschied. Dieses Bild zieht sich fast durch den gesamten Test, gäbe es da nicht unsere Besonderheit der „realitätsfernen“ Spieletests. Dort ist es heute des Spiel „World in Conflict“ in der Auflösung von lediglich 800 x 600 Bildpunkten, das einen Unterschied von 15 Prozent zwischen Phenom II X4 900 und 800 bei gleichem Takt und gleichem Speicher im Benchmark mit sehr wenigen Details aufzeigt. Da es insgesamt gesehen aber in der Performance eigentlich keinen Unterschied gibt, gibt es aktuell im Laden auch keinen Unterschied beim Preis. Die ersten Listungen verlangen fast 180 Euro für den 2,6 GHz schnellen Phenom II 810, dafür bekommt der Kunde derzeit bereits den nicht nur auf dem Papier sondern real im Handel verfügbaren Phenom II X4 920 mit 2,8 GHz, der unter 175 Euro gefallen ist. Dieses Bild sollte sich allerdings schnell ändern, damit der Prozessor auch den Ruhm bekommt, den er verdient. Denn einen wirklichen Bonus hat der neue Prozessor noch: Seine sehr gute Übertaktbarkeit – auch ohne freien Multiplikator.

AMD Phenom II X4 810
AMD Phenom II X4 810

Was bringt dem Kunden am heutigen Tage der Kauf eines Sockel-AM3-Mainboards und DDR3-Speicher? Kurz gesagt: Nichts. Die verschiedenen Tests haben es gezeigt, es gibt so gut wie keinen Unterschied auf einer nahezu identischen Plattform zwischen DDR2- und DDR3-Speicher. Die von AMD ehemals geäußerten knapp vier, fünf Prozent Zuwachs sucht man in nahezu allen Benchmarks mehr als vergeblich, vielmehr macht sich die Ernüchterung breit. Es erinnert ein wenig an die ersten Intel-Prozessoren, die krampfhaft von DDR2 auf DDR3 umsteigen sollten. Auch dort gab es vor knapp 18 Monaten rasch die Erkenntnis, dass DDR3 mit höheren Taktfrequenzen durch die schlechteren Timings eigentlich nichts gewinnt.

Und so kommt es, dass ein Phenom II X4 mit DDR2-1066 und guten Timings von CL5 im Speichertests von SiSoft Sandra knapp 13.100 MB/s auf die Anzeige bringt, während DDR3-1333 mit CL7 nur knapp vorn liegt und die 13.600 MB/s schafft. Der Cache- und Memorybenchmark von Everest zeigt bei DDR3-1333 ebenfalls eine um etwa 500 MB/s oder auch vier Prozent gestiegene Bandbreite, aber gleichzeitig auch, woran es hapert. Es gibt schlichtweg keine nennbaren Vorteile bei der Latenz, der Schreibtestvergleich zwischen DDR2 und DDR3 fällt sogar identisch aus. Und so kommt es, dass Anwendungen oder Spiele eben fast keine Änderungen aufzeigen. Während der theoretische Test von WinRAR noch von einem deutlichen Vorteil für den DDR3-Speicher spricht, zeigt der reale Packtest, dass es diesen nicht gibt. In knapp neun Minuten einige Sekunden zu gewinnen, fällt unter „ferner liefen“.

Genau so sieht es in Spielen aus. Lediglich die „realitätsfremden“ Spieletests zeigen hier und da eine Abweichung von vielleicht vier oder auch fünf Bildern pro Sekunde, was bei dreistelligen Werten jedoch ebenfalls wieder unter den Teppich gekehrt werden kann. All' diese Tests zeigen schlussendlich auf, dass der Wechsel zum heutigen Tage aus Sicht der Performance unnötig ist. Der einzige wirklich nennenswerte Vorteil ist die gesunkene Leistungsaufnahme eines kompletten AM3-Systems. Bereits im Januar machte AMD im persönlichen Gespräch mit ComputerBase auf der CES deutlich, dass DDR3 dieses Jahr wohl noch nicht den Siegeszug antreten wird. Diese Annahmen wiederholte der Hersteller vor wenigen Tagen in einer Telefonkonferenz zu den fünf neuen Prozessoren noch einmal.

Empfehlung:

Was kauft man nach dem heutigen Tage also am besten? Wer ein Mainboard mit Unterstützung für die neuen Phenom mit Sockel AM3 besitzt, der kann getrost auf DDR3-Speicher verzichten und genau diese Platine weiter verwenden. Ein Umstieg auf ein neues Mainboard und die zusätzlichen Kosten für DDR3-Speicher sind die quasi nicht existenten Unterschiede nicht wert. Ein bisheriges Mainboard auf Basis des AMD 790GX kostet im günstigsten Fall keine 80 Euro und DDR2-Speicher ist bereits seit Wochen ein Schnäppchen. Bei den neuen AMD-Mainboards mit DDR3-Speicher sieht aktuell die Verfügbarkeit noch mehr als dürftig aus, gleichzeitig liegt der Aufpreis bei etwa 50 Euro. Mindestens 4 GByte Speicher müssen es heutzutage auch bereits sein, da schlägt DDR3-1333 mit etwa 60 Euro zu Buche. Insgesamt macht dies einen Preis von 120 Euro für die alte Plattform inklusive Speicher und im Mittel etwa 190 Euro für die AM3-Plattform aus. Die gesparten 70 Euro können getrost in einen höher getakteten Prozessor investiert werden, was insgesamt deutlich mehr Vorteile in der Performance bringt. Deshalb kann man hier und heute die Empfehlung aussprechen, beim Neukauf eines Phenom II noch auf die alte Plattform zu setzen.

Die wirklich neuen Chipsätze werden erst zum Sommer erwartet. Bisher heißt es auch, dass das kommende Zusammenspiel von RD890/RS880 mit der neuen SB800 nochmals etwas an der Performance des Phenom II arbeiten kann. Dann dürfte der neue Sockel AM3 mit DDR3-Speicher wirklich im Markt ankommen.

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