AMD Brazos im Test: Der perfekte Wohnzimmer-PC

 22/22
Wolfgang Andermahr
226 Kommentare

Fazit

Lange hat es gedauert, bis AMD Intels Atom-Plattform einen direkten Gegner gegenüber gestellt hat. Doch die starke Kombination aus Prozessor und Grafik macht die Brazos-Plattform der CPU-lastigen Intel-Lösung im Gesamtergebnis deutlich überlegen. Zwar ist die reine Prozessorleistung nicht durchweg besser, da es Applikationen und Real-World-Szenarien gibt, in denen die Intel-CPU einen besseren Eindruck hinterlässt, das Gesamtpaket von AMD ist selbst gegenüber dem Ion schlicht und ergreifend runder.

Bei der CPU-Leistung an sich hat AMD um weniger als zehn Prozent die Nase knapp vorne. Bei der GPU in Spielen sieht es deutlich besser aus, denn dort kann sich AMD um 25 Prozent von Nvidias Ion absetzen.

Gut gefallen hat uns die Leistungsaufnahme, die vor allem unter Windows sehr niedrig ist. Auf der MSI-Platine messen wir geringe 21 Watt, Intels Atom D525 benötigt dagegen bereits 31 Watt. Bei der reinen CPU-Last herrscht bei rund 32 Watt Gleichstand und in Spielen zieht die Brazos-Plattform 37 Watt aus der Leitung. Intels Atom ist dort sparsamer, aber auch um Meilen langsamer. Die vergleichbare Ion-Plattform ist mit 53 Watt um einiges hungriger.

Vor allem beim Einsatz in einem HTPC kann AMDs Brazos-System glänzen. Alle wichtigen Blu-ray-Features werden unterstützt und können einwandfrei beschleunigt werden. Die Bildqualität ist der von Intel (deutlich) sowie der von Nvidia (minimal) überlegen und die Leistungsaufnahme ist angenehm gering. Das Bitstreaming der neuen HD-Tonformate funktioniert einwandfrei und 3D Blu-rays sind ebenfalls möglich – es funktioniert also alles, was das Video-Herz begehrt.

Darüber hinaus kann der AMD E-350 mit allem umgehen, was moderne Desktop-Computer können: Beschleunigung von Flash-Videos, Transcodierung von Videos per GPU, die 3D-Darstellung mit Hilfe des Grafikprozessors im Browser mittels WebGL; alles ist möglich – nur entsprechend langsamer. Das ist im HTPC-Betrieb allerdings keineswegs störend. Beim normalen Arbeiten muss man sich erst an die geringe Geschwindigkeit gewöhnen, was auf Dauer aber problemlos möglich ist. Spielen ist die Negativausnahme, dafür ist die 3D-Leistung zu gering.

Im Direktvergleich zwischen ASRock, Asus und MSI gibt es leider keinen richtigen Gewinner, sämtliche Systeme haben ihre Vor- und Nachteile. So bietet das Asus-Board die meisten Features und lässt sich vollständig passiv kühlen (!), weist aber die höchste Leistungsaufnahme auf. Die MSI-Plattform hat die geringste Leistungsaufnahme als Vorteil, dafür ist aber die Ausstattung gering und der Lüfter zu laut. Der ASRock-Kandidat platziert sich irgendwo dazwischen. Schlussendlich sehen wir das Asus E35M1-M Pro vorn, wenn keine großen Modifikationen durchgeführt werden sollen. Wer aber dazu bereit ist, den integrierten Lüfter abzustecken und stattdessen auf einen Gehäuselüfter zu setzen, dem raten wir zum MSI E350IA-E45.

Gut gefallen haben uns auch die Komplettsysteme vom Online-Shop memo. Diese lassen sich in einigen Bereichen konfigurieren, sodass der Brazos-Rechner nach den eigenen Vorstellungen angepasst werden kann. Zudem arbeiten die Systeme sehr leise, was eines der wichtigsten Argumente für einen HTPC ist. Wer sich den Computer nicht selber zusammenstellen möchte, kann also ohne weiteres zu einem Komplettsystem greifen.

Die perfekte HTPC-Plattform ist AMDs Brazos-System aber trotzdem leider nicht. Dabei stört weniger, dass Intels Atom-Prozessor durchaus das ein oder andere Mal schneller ist, sondern viel mehr die schwerwiegenden Speicherprobleme, die wir auf allen drei Mainboards feststellen mussten. So konnten wir die Systeme nicht dazu überreden, mit zwei Speichermodulen (von Corsair, G.Skill und OCZ) ohne Fehler zusammen zu arbeiten. Einzig ein Absturz war die Folge. Mit einem Speichermodul gibt es dagegen keine Schwierigkeiten. Zusätzlich raten wir zu einem Pico-ITX-Netzteil. Denn laut AMD kann es passieren (muss aber nicht!), dass selbst kleine 300-Watt-Netzteile zu viel für das System sind und es so zu Schwierigkeiten kommen kann. Beide Fehler zu beheben und die Performance zu verbessern muss AMDs Ziel für den Nachfolger sein.

AMD Brazos-Plattform
  • gute GPU-Integration
  • durchweg niedrige Leistungsaufnahme
  • vollständige Beschleunigung einer Blu-ray bei guter Bildqualität
  • vollständig passive Kühlung möglich
  • geringe allgemeine Performance
  • schwerwiegende Speicherinkompatibilität bei zwei Modulen
  • normale Netzteile können Probleme hervorrufen

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.