Golden Silent 430 Watt im Test: Super Flowers Passiv-Netzteil für unter 110 Euro

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Hendrik Engelbertz
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Technik

Nach dem Lösen der Schrauben und dem Öffnen des Netzteils fällt der Blick auf die Elektronik. Wie immer gilt: Nicht nachmachen – Lebensgefahr!

Die Technik wird von Super Flower selbst gefertigt. Die Plattform verfügt über eine LLC-Resonanzwandlung sowie einer DC-DC-Spannungsregulation und ist bereits in ähnlicher Form aus der HX-Serie des Herstellers bekannt. Erstaunlich ist, dass die verbauten Kühlkörper kaum größer sind als die der aktiv gekühlten Modelle, einzig die DC-DC-Module bekamen einen eigenen Kühlkörper spendiert.

Super Flower Golden Silent 430W – Technik
Super Flower Golden Silent 430W – Technik

Die Eingangsfilterung besteht aus insgesamt drei X- und vier Y-Kondensatoren, zwei Spulen und einer Schmelzsicherung - ein MOV als passiver Überspannungsschutz fehlt hingegen. Gut gekühlt wird die Gleichrichterbrücke, sie ist mit zwei Kühlkörpern verbunden. Um Elektronikgeräusche wie Spulenfiepen zu reduzieren, wurde die PFC-Spule dicht verpackt. Als Primärkondensator kommt ein ebenfalls gut verpacktes Modell von Nippon Chemi-Con zum Einsatz (KMR-Serie), das mit einer Kapazität von 390 Mikrofarad relativ groß für die Gesamtleistung des Netzteils dimensioniert ist und eine Temperaturfestigkeit von 105 °C besitzt.

Auf der Sekundärseite setzt der Hersteller im Gegensatz zu den aktiv gekühlten Modellen teilweise auf Feststoffkondensatoren. Bei den verbauten Elektrolyt-Modellen kommen qualitativ hochwertige Kondensatoren von Nippon Chemi-Con (KZE-, KY-, KMQ-Serie) mit einer Temperaturfestigkeit von 105 °C zum Einsatz. Erstaunlich sind die Lötpunkte und Aufschriften auf der Sekundärseite: Die technische Plattform ist theoretisch auf bis zu fünf 12-Volt-Schienen ausgelegt. Mangels OCP handelt es sich bei dem Golden Silent jedoch um ein Single-Rail-Modell.

Super Flower verzichtet auf die Absicherung von OCP auf der 12-Volt-Schiene sowie auf den Überhitzungsschutz OTP. Beide Aufgaben übernehmen der Überlastschutz OPP, der Temperaturabhängig eingreift, sowie die restlichen Schutzschaltungen OVP, UVP und SCP. Für die verbliebenen Sicherungen setzt Super Flower auf einen eigens entwickelten Chip, zu dem es kein öffentlich einsehbares Datenblatt gibt. ComputerBase überprüfte die Auslösewerte der Schutzschaltungen daher an der Chroma-Teststation:

Super Flower Golden Silent 430 Watt
Rail Spezifikation laut Netzteilaufkleber Auslösepunkt der Schutzschaltung
+3,3 Volt 20 A 34 A bei 3,04 V
+5 Volt 20 A 34 A bei 4,75 V
+12 Volt gesamt 35,5 A 58 A bei 11,84 V

Leider ist der Verzicht auf OCP auf der 12-Volt-Schiene deutlich spürbar, das Golden Silent lässt sich auf etwa 700 Watt Gesamtlast bewegen, bevor das Netzteil abschaltet – angesichts des nur passiven Kühlsystems ist das ein klarer Kritikpunkt. Auch die Auslösewerte der Nebenspannungen liegen deutlich zu hoch, die ermittelten Spannungen unterschreiten teilweise die ATX-Norm.

Kritik muss sich auch die mittelmäßige Lötqualität gefallen lassen. Das PCB weist mehrere Verbrennungen sowie Flussmittelrückstände auf. Diese Probleme betreffen auch die Platine für die modularen Kabelanschlüsse.

Super Flower Golden Silent 430W – Lötqualität
Super Flower Golden Silent 430W – Lötqualität