Adata SX930 SSD im Test: Große Worte scheitern trotz pSLC-Cache im Praxistest

Michael Günsch
29 Kommentare
Adata SX930 SSD im Test: Große Worte scheitern trotz pSLC-Cache im Praxistest

Die Adata SX930 SSD

Als „Gaming-SSD für professionelle Spieler und Übertakter“ schickt Adata die SSD-Serie SX930 als Teil der Marke Xtreme Performance Gear (XPG) ins Rennen. Mit hoher Leistung und Haltbarkeit dank MLC-Flash-Speicher der „Enterprise-Klasse“ wird geworben. Auch für Workstations mit hohem Anspruch an einen stabilen Betrieb bei Dauerlast sollen sich die Laufwerke ideal eignen. Ein pSLC-Cache soll zudem die Datenraten beschleunigen.

Dies alles liest sich zunächst wie eine Beschreibung für eine High-End-SSD. Dass diese Eigenschaften mit JMicrons neuem Einsteiger-Controller erzielt werden sollen, klingt zunächst überraschend. Auch preislich spielt die SSD nicht in der oberen Liga der SATA-SSDs. Ob das Marketing den Mund zu voll genommen hat oder die umfangreichen Versprechungen erfüllt werden können, klärt der Test.

Technik im Überblick

Die SX930-Serie wird im weit verbreiteten 2,5-Zoll-Format angeboten. Als Kapazitäten stehen 120 GB, 240 GB und 480 GB zur Auswahl. Für den Test stellt Adata das 240-GB-Modell zur Verfügung. Da auch immer mehr Mainstream-SSDs mit bis zu einem Terabyte angeboten werden, mag der Verzicht auf ein großes Modell zunächst überraschen. Doch dieser Umstand hat einen technischen Hintergrund: Der JMF670H-Controller von JMicron unterstützt maximal 512 GiB Flash-Speicher.

120 GB 240 GB 480 GB 1 TB 2 TB
Adata XPG SX930

Wie schon bei der Premier SP610 nutzt Adata eine kleine Platine, die nur etwa die Hälfte des Gehäuses bedeckt. Mehr Platz wird für die Bauteile nicht benötigt und dadurch lassen sich Materialkosten einsparen. Auf jeder Platinenseite sind vier Chip-Gehäuse mit NAND-Flash verbaut. In jedem dieser Packages stecken zwei 128-Gbit-Dies des von Micron gefertigten MLC-Flash-Speichers mit zwei Bit pro Speicherzelle. Da Adata zwar den Speicher von Micron bezieht, aber die Auslese der Chips (Binning) selbst übernimmt, tragen die Packages den Adata-Schriftzug.

Adata XPG SX930 240 GB
Controller JMicron JMF670H
4 Kanäle
Cache 1 × 256 MB (Nanya DDR3-1600)
NAND-Packages 8 × Adata-Label
NAND-Dies/Package 2 × 128 Gbit (Micron 16 nm MLC)
Schnittstelle SATA 3 (6 Gb/s)

Die Adata SX930 gehört zu den ersten SSDs mit JMicrons neuem JMF670H-Controller (Datenblatt als PDF). Den Chip sieht der Hersteller für den Einsatz im Einstiegs- und Mainstream-Bereich vor, worauf bereits die vier Speicherkanäle und die SATA-Schnittstelle hinweisen. Controller der gehobenen Leistungsklasse bieten hingegen mindestens acht NAND-Channel. Über die NAND-Schnittstellen Toggle 2.0 und ONFi 3.0 kann der JMF670H maximal 512 GiB Flash-Speicher ansprechen. Ein Dokument nennt dabei ausschließlich Unterstützung für den Speichertyp MLC – mit TLC-Speicher soll erst der nachfolgende JMF680 mit „Advanced ECC“ umgehen können. Die Maximalgröße für externen DRAM-Cache beträgt 512 MB. Die Leistung gibt JMicron mit 540 MB/s beim sequenziellen Lesen und 450 MB/s beim sequenziellen Schreiben an.

JMF815, JMF680 und JMF670H im Vergleich
JMF815, JMF680 und JMF670H im Vergleich (Bild: AnandTech)

Mit der Platzierung im Einstiegssegment tritt der JMF670H in Konkurrenz zum SM2246EN-Controller von Silicon Motion (SMI), der durch hohe Effizienz überzeugt und inzwischen von diversen Herstellern genutzt wird. Auf dem Papier bietet der SMI-Chip aber bereits jetzt zwei gewichtige Vorteile: Er kann auch bei SSDs mit einem Terabyte Speicherplatz eingesetzt werden und unterstützt zudem den SATA-Stromsparmodus DevSleep.

Der SSD-Controller JMF670H im Blockdiagramm
Der SSD-Controller JMF670H im Blockdiagramm (Bild: JMicron)

Für Verwirrung sorgte Adata bei der Ankündigung der SX930. Die Aussagen, dass der MLC-Speicher streng selektiert wird und der „Enterprise-Klasse“ angehört, hatten zunächst klar in Richtung eMLC (Enterprise MLC) gewiesen. Auf Nachfrage von ComputerBase stellte Adata jedoch klar, dass es sich nicht um eMLC handelt, sondern um „MLC plus“. Die Zahl der möglichen P/E-Zyklen (Program/Erase) gibt der Hersteller mit mindestens 3.000 an. MLC-NAND der aktuellen Generationen wird oftmals mit weniger P/E-Zyklen angegeben. Allerdings stellt die begrenzte Haltbarkeit des NAND-Flash für Privatanwender mit in der Regel geringem Schreibaufkommen ohnehin kein Problem dar.

Adata untermalt die potenziell höhere Haltbarkeit mit einem Garantiezeitraum von fünf, statt der üblichen drei Jahre, was begrüßenswert ist. Auch das in Form der Total Bytes Written versprochene Schreibvolumen fällt mit 200 Terabyte für dieses Segment hoch aus. Eine Datenverschlüsselung bieten die neuen Adata-SSDs nicht.

Nicht mehr ungewöhnlich ist der Einsatz eines sogenannten Pseudo-SLC-Caches. Dabei wird ein Teil des Speichers mit nur einem Bit pro Speicherzelle beschrieben, was schneller vonstatten geht. Ein solcher Zwischenspeicher zur Beschleunigung von Schreibvorgängen wird vor allem bei SSDs mit potenziell langsamerem TLC-NAND eingesetzt. Aber auch MLC-SSDs wie Toshibas HG6 oder Crucials MX200 mit 250 GB besitzen einen (dynamischen) SLC-Cache. Technische Details zur „pSLC Cache Technology“ der SX930 gab Adata bisher nicht preis.

Ein Test mit HD Tach offenbart, dass die maximale Schreibrate von 400 MB/s nur bis zu einer Kapazität von etwa 7 GB erreicht wird, danach fällt die Schreibleistung auf etwa 330 MB/s ab. Nachfolgende Überprüfungen mit Iometer untermauern die These, dass der pSLC-Cache bei diesem Modell eine Größe von rund 7 GB oder knapp drei Prozent der Nutzkapazität besitzt.

Adata SX930 im HD Tach Full Bench
Adata SX930 im HD Tach Full Bench