Beuteboxen: FIFA, Overwatch und CS: GO sind in Belgien Glücksspiel

Max Doll
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Beuteboxen: FIFA, Overwatch und CS: GO sind in Belgien Glücksspiel

Die goldenen Zeiten des Beutebox-Booms sind vorbei: Nach den Niederlanden stuft auch Belgien erstmals Videospiele aufgrund von Beuteboxen als Glücksspiel ein. Betroffen sind FIFA 18, Overwatch und Counter Strike: Global Offensive sowie potentiell weitere Titel. Die Gründe ähneln denen, die im Nachbarland vorgebracht wurden.

Star Wars brachte den Stein ins Rollen

Angestoßen hat die Untersuchung der Spiele in Belgien der Justizminister des Landes Koen Geens, auf dessen Homepage nun das Ergebnis kundgetan wurde (via Google Translate). Um einen Aspekt kommt die Debatte dabei auch in Belgien nicht herum: Als Auslöser werden Star Wars: Battlefront 2 und die mediale Aufmerksamkeit genannt, die das geplante Verkaufskonzept generieren konnte.

Als besonders problematisch wird herausgestellt, dass häufig Kinder ungeschützt in Kontakt mit Beutebox-Systemen kommen und der Kreis der Betroffenen durch die millionenstarke Spielerbasis der Titel groß ausfällt. „Dies können wir nicht erlauben“, sagte Geens, der außerdem verwundbare Spieler als zu schützende Gruppe aufführt. Der fehlende Schutz für Minderjährige allein sei „besorgniserregend“, die versteckte Natur des Glücksspiels gelte. Negativ gesehen wird auch die Verbindung von Glücksspiel und Unterhaltungsprodukt: Es müsse sichergestellt werden, dass der, der nach Spaß in einem Videospiel suche, nicht mit Glücksspielen konfrontiert werde. Andernfalls drohe Schaden für Menschen, Familien und die Gesellschaft.

Paying loot boxes are not an innocent part of video games that present themselves as games of skill. Players are tempted and misled, and none of the protective measures for gambling is applied.

Peter Naessens, Direktor der Glücksspiel-Kommission

Das PEGI-System wird in Belgien zudem als unzureichend eingestuft, weil es nicht berücksichtige, ob Geld systematisch eingesetzt, gewonnen oder verloren werden könne. Nach der zunehmenden Ausbreitung von Spielen, die es Spielern erlauben, nach dem Kauf weiter Geld auszugeben, sieht sich der belgische Staat daher zum Handeln gezwungen.

Kritische Elemente

Kritisch betrachtet werden nun Spiele, die mit potentiellen, aber unsicheren Gewinnen auf emotionaler Ebene locken, ein Element der Ungewissheit mit Gewinnmöglichkeit aufweisen, suggerieren, dass der Inhalt von Boxen Vorteile im Spiel verschafft, für die Einstufung aber nicht zwingend verschaffen muss. Außerdem aufgeführt werden das Bewerben der Boxen durch bekannte Personen, das Fehlen einer Obergrenze für Käufe, eine künstliche Währung und das Verstecken des Zufallsgenerators oder seiner Funktionsweise.

Neben den drei genannten Spielen hat die Glücksspiel-Behörde auch Star Wars: Battelfront 2 untersucht. Da EA das eigentlich geplante Pay-to-Win-System aber mittlerweile ersetzt hat, sei der Shooter aber „technisch“ kein Glücksspiel mehr. Die drei übrigen Titel enthalten hingegen ein Spieleelement, das zu Gewinnen oder Verlusten führen kann und vom Zufall bestimmt wird. Damit handelt es sich laut der Kommission um Glücksspiel – und um eine Verletzung der entsprechenden Gesetze.

Es drohen Strafen

Da alle Spiele gegen staatliche Bestimmungen verstoßen, fallen sie unter das Strafgesetz. In der Konsequenz, heißt es von Koen Geens, müssen die Beuteboxen aus den Spielen entfernt werden. Bei Zuwiderhandlung drohe eine Strafe von bis zu 5 Jahren Haft und 800.000 Euro Geldbuße, die in diesem Fall verdoppelt werden könne, weil Minderjährige betroffen seien. Der Justizminister wünscht sich darüber hinaus einen Dialog zwischen Entwicklern, Publishern und der Glücksspiel-Kommission um zu klären, wer wo Verantwortung übernehmen sollte.