Crucial P1: Microns erste NVMe‑SSD für Verbraucher nutzt QLC

Michael Günsch
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Crucial P1: Microns erste NVMe‑SSD für Verbraucher nutzt QLC

Mit reichlich Verspätung betritt Micron den Markt der NVMe-SSDs für Verbraucher. Unter der Tochtermarke Crucial wurde jetzt mit der P1 eine PCIe-SSD im M.2-Format vorgestellt. Den Speicherplatz von 500 GB bis 2 TB stellt der neue QLC-NAND, der Controller stammt von Silicon Motion.

Micron/Crucial ist bei NVMe spät dran

Vor rund zwei Jahren stand Microns PCIe-Debüt für Verbraucher schon kurz bevor: Auf der Computex 2016 hatte Micron die Ballistix TX3 als M.2-SSD mit PCIe 3.0 x4, SM2260-Controller und bis zu 2.400 MB/s ausgestellt. Nur ein paar Monate später folgte dann die überraschende Absage: Die Pläne für die Ballistix TX3 wurden angeblich aufgrund anderer Prioritäten bei Ressourcen und Investitionen eingestellt. In diesem Jahr wurden die Pläne zur ersten NVMe-SSD für Verbraucher neu formuliert und erst jetzt mit der P1 auch umgesetzt. Die großen Konkurrenten wie Intel, Samsung oder Toshiba und Western Digital (SanDisk) bedienen den Markt mit entsprechenden SSDs dagegen schon seit Jahren.

Die Crucial P1 setzt auf PCIe 3.0 x4 und QLC

Das NVMe-Debüt von Crucial steuert die mittlere Leistungsklasse an: Statt PCIe 3.0 x2 der Einstiegsmodelle wird PCIe 3.0 x4 als schnellere Schnittstelle genutzt. Dennoch liegen die Leistungswerte mit bis zu 2.000 MB/s lesend und 1.750 MB/s schreibend fernab von schnellen Pendants mit über 3.000 MB/s Spitzenleistung wie zum Beispiel die Samsung SSD 970 Evo (Test) oder die Western Digital Black NVMe SSD (Test). Auch bis zu 250.000 IOPS gehören nicht zur Oberklasse. Die Leistungswerte entsprechen dem Maximum und gelten nur für das Spitzenmodell mit 2.000 GB, das allerdings erst im Februar 2019 auf den Markt kommt. Die Crucial P1 mit 500 GB ist insbesondere beim sequenziellen Schreiben mit maximal 950 MB/s und bei den Random Read IOPS deutlich langsamer. Die Angaben zur Schreibleistung gelten nur für Daten, die im dynamischen SLC-Cache Platz finden, dessen Größe sich nach dem freien Speicherplatz richtet.

Erneut setzt Crucial auf einen Controller von Silicon Motion: Der SM2263EN nutzt vier NAND-Channel und einen externen DRAM-Cache, der natürlich aus Microns eigener Produktion stammt. Als Speicher kommt erstmals der neue QLC-NAND der 64-Layer-Generation von Intel und Micron zum Einsatz. Micron bewirbt die P1 als „weltweit erste M.2 NVMe SSD mit QLC NAND“ – die Aussage stimmt aber nicht, denn der bald Ex-Partner Intel hatte mit der SSD 660p schon zuvor eine Lösung mit QLC-NAND im M.2-Format eingeführt, die übrigens den gleichen Controller nutzt.

Niedriger Preis dank QLC

QLC-NAND mit höherer Speicherdichte durch vier Bit pro Speicherzelle soll vor allem die Preise für Produkte wie SSDs und Speicherkarten senken. Für die P1 nennt Crucial im eigenen Shop rund 114 Euro (500 GB) und 228 Euro (1.000 GB), was umgerechnet 23 Cent pro Gigabyte bedeutet. Damit gehört die P1 bereits zu den günstigsten SSDs mit PCIe 3.0 x4. Es ist davon auszugehen, dass die Preise im freien Handel bei breiter Verfügbarkeit noch sinken und dann das Niveau der Intel SSD 660p erreichen, die schon bei 20 Cent pro GB angekommen ist.

Allerdings muss beim Preis das Leistungsniveau berücksichtigt werden. Eine Samsung 970 Evo bietet für derzeit 25 bis 26 Cent pro GB deutlich mehr Leistung. Zudem ist der QLC-NAND potentiell nicht so haltbar wie TLC-NAND. Das spiegelt sich auch in der garantierten Mindestschreibmenge (Total Bytes Written, TBW) wider: Crucial gibt 100 bis 400 TB TBW an, Samsung und Western Digital garantieren bei gleicher Kapazität das Dreifache! Bei üblicher Nutzung sollten aber auch 100 TB erst nach vielen Jahren erreicht werden. Zudem schreiben SSDs in der Regel deutlich mehr Daten als die TBW garantieren, bevor die Speicherzellen kaputt gehen. Alternativ beträgt der Garantiezeitraum fünf Jahre.

Produkt NAND-Flash TBW (TB) DWPD Garantie (Jahre)
Crucial P1 1TB 3D QLC 200 0,11 5
Intel SSD 660p 1TB 3D QLC 200 0,11 5
Intel SSD 600p/760p 1TB 3D TLC 576 0,32 5
Samsung 860/970 EVO 1TB 3D TLC 600 0,33 5
WD Black 1TB 3D TLC 600 0,33 5
WD Blue 3D 1TB 3D TLC 400 0,22 5
Crucial MX500 1TB 3D TLC 360 0,2 5
Quelle: Herstellerangaben

Eckdaten im Überblick und Ausblick auf Test

Abschließend liefert die Datentabelle einen Überblick über die bisher bekannten Eckdaten der Crucial P1 und einen Vergleich zu populären Konkurrenzmodellen. Für einen Test kam die SSD aber zu spät: Erst heute traf die P1 in der Redaktion ein. Sobald Zeit ist, wird ein Test nachgeliefert. Ein kurzer Test mit dem CrystalDiskMark auf einem Asus Crosshair VII (X470) mit Ryzen 5 2600X liefert einen Vorgeschmack:

Die Crucial P1 1.000 GB im CrystalDiskMark
Die Crucial P1 1.000 GB im CrystalDiskMark

Ein interessantes Detail ist, dass das einseitig bestückte 1-TB-Modell lediglich zwei Speicherbausteine (Packages) besitzt, die somit jeweils 512 GB Speicherplatz bieten. Die restlichen 24 GB dienen als Speicherreserve. Die Platinenrückseite zeigt aber bereits die Lötstellen für die Vollbestückung mit zwei weiteren NAND-Packages und einem zusätzlich DRAM-Chip beim kommenden 2-TB-Modell.

Crucial P1 Samsung SSD 970 Evo Western Digital WD Black NVMe SSD Kingston KC1000
Controller: Silicon Motion SM2263EN, 4 NAND-Channel Samsung Phoenix SanDisk 20-82-007011 Phison PS5007-E7, 8 NAND-Channel
DRAM-Cache:
512 MB DDR3
Variante
1.024 MB DDR3
Variante
2.048 MB DDR4
512 MB LPDDR4
Variante
1.024 MB LPDDR4
Variante
2.048 MB LPDDR4
vorhanden
Variante
1.024 MB DDR4-2400
?
Speicherkapazität: 500 / 1.000 / 2.000 GB 250 / 500 / 1.000 / 2.000 GB 250 / 500 / 1.000 GB 240 / 480 / 960 GB
Speicherchips: Micron ? ? QLC (3D, 64 Lagen) NAND, ? Samsung ? Toggle DDR 2.0 TLC (3D, 64 Lagen) NAND, 256 / 512 Gbit SanDisk ? ? TLC (3D, 64 Lagen) NAND, ? ? ? ? MLC NAND, ?
Formfaktor: M.2 (80 mm)
Interface: PCIe 3.0 x4
seq. Lesen:
1.900 MB/s
Variante
2.000 MB/s
3.400 MB/s
Variante
3.500 MB/s
3.000 MB/s
Variante
3.400 MB/s
2.700 MB/s
seq. Schreiben:
950 MB/s
Variante
1.700 MB/s
Variante
1.750 MB/s
1.500 MB/s
Variante
2.300 MB/s
Variante
2.500 MB/s
1.600 MB/s
Variante
2.500 MB/s
Variante
2.800 MB/s
900 MB/s
Variante
1.600 MB/s
4K Random Read:
90.000 IOPS
Variante
170.000 IOPS
Variante
250.000 IOPS
200.000 IOPS
Variante
370.000 IOPS
Variante
500.000 IOPS
220.000 IOPS
Variante
410.000 IOPS
Variante
500.000 IOPS
190.000 IOPS
4K Random Write:
220.000 IOPS
Variante
240.000 IOPS
Variante
250.000 IOPS
350.000 IOPS
Variante
450.000 IOPS
Variante
480.000 IOPS
170.000 IOPS
Variante
330.000 IOPS
Variante
400.000 IOPS
160.000 IOPS
Variante
165.000 IOPS
Leistungsaufnahme Aktivität (typ.): 0,1 W
5,4 W
Variante
5,8 W
Variante
6,0 W
?
Leistungsaufnahme Aktivität (max.): 8,0 W ?
Leistungsaufnahme Leerlauf: 80 mW 30 mW ?
Leistungsaufnahme DevSleep: kein DevSleep
Leistungsaufnahme L1.2: 2 mW 5 mW ?
Funktionen: NVMe, NCQ, TRIM, SMART, Garbage Collection, Power-Loss Protection NVMe, NCQ, TRIM, SMART, Garbage Collection
Verschlüsselung: keine AES 256, IEEE-1667, TCG Opal 2.0 keine optional?
Total Bytes Written (TBW):
100 Terabyte
Variante
200 Terabyte
Variante
400 Terabyte
150 Terabyte
Variante
300 Terabyte
Variante
600 Terabyte
Variante
1.200 Terabyte
200 Terabyte
Variante
300 Terabyte
Variante
600 Terabyte
300 Terabyte
Variante
550 Terabyte
Variante
1.000 Terabyte
Garantie: 5 Jahre
Preis: ab 53 € / ab 250 € / ab 227 € – / ab 99 €
Preis je GB: € 0,11 / € 0,25 / € 0,11 – / € 0,20

ComputerBase hat die Informationen im Artikel sowie ein Testmuster vorab unter NDA erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die Berichterstattung fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Die einzige Vorgabe war der Veröffentlichungszeitpunkt.

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