Facebook: Zuckerberg will gegen Zerschlagung kämpfen

Andreas Frischholz
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Facebook: Zuckerberg will gegen Zerschlagung kämpfen

Demütig, reumütig, fast schon unterwürfig – so präsentierte sich Facebook-Chef Mark Zuckerberg in den letzten Monaten in der Öffentlichkeit. Ein Bußgang für die vielen Skandale. Intern zeigt er sich aber deutlich angriffslustiger und droht etwa mit massiven Widerstand gegen eine potentielle Zerschlagung des Konzerns.

Wie The Verge berichtet, liegen dem Magazin Audio-Mitschnitte von zwei Konferenzen im Juli vor, bei denen sich der Facebook-Chef den Fragen der Mitarbeiter stellte. Anberaumt wurden diese internen Frage-und-Antwort-Runden aufgrund der Vorfälle in den letzten Monaten. Eine Strafe in Höhe von 5 Milliarden US-Dollar von der Regulierungsbehörde FCC, Wahlbeeinflussung über das soziale Netzwerk, massive Kritik an dem Krypto-Währungsprojekt Libra und der mittlerweile arg ramponierter Ruf von Facebook – es gab einiges zu besprechen.

Widerstand gegen Zerschlagung

So geht es etwa um die Frage, ob Zuckerberg besorgt sei, dass eine Zerschlagung von Facebook diskutiert werde. Seine Antwort: Er sei besorgt, dass es jemand „versuchen“ würde. Gemeint ist damit Elizabeth Warren, die im kommenden Jahr für die Demokraten als Präsidentschaftskandidatin gegen Donald Trump antreten will. Neben Joe Biden und Bernie Sanders gilt sie als eine der aussichtsreichsten Anwärterinnen. Und das Zerschlagen von Tech-Monopolen ist einer ihrer Wahlkampfversprechen.

Für Zuckerberg ist das offenbar kein leeres Versprechen. Er gehe davon aus, dass es zu Gerichtsprozessen kommen wird, sollte Warren gewählt werden. Und er glaubt, Facebook würde diese Prozesse gewinnen. Begeistert ist er davon aber nicht. „Ich will keinen großen Rechtsstreit gegen unserer Regierung führen“, so Zuckerberg. Allerdings: Wenn man so existentiell bedroht werde, „geht man auf die Matte und kämpft.

Erwartungsgemäß hält er Zerschlagungen ohnehin für den falschen Weg. Probleme wie das Beeinflussen von Wahlen würden so nicht gelöst.

It's just that breaking up these companies, whether it's Facebook or Google or Amazon, is not actually going to solve the issues. And, you know, it doesn't make election interference less likely. It makes it more likely because now the companies can't coordinate and work together.

Mark Zuckerberg in der Frage- und Antwort-Runde

Wie man mit der Marktmacht von Tech-Giganten wie Facebook, Amazon und Google umgehen soll, wird seit Jahren diskutiert. Debatten über das Zerschlagen von Firmen wie Facebook oder eben Amazon und Google haben aber erst in den letzten Monaten an Fahrt aufgenommen – unter anderem befeuert von Elizabeth Warren. So hat etwa die US-Administration eine offizielle Untersuchung anberaumt. Ein Thema ist das aber nicht nur in den USA, auch in Deutschland taucht diese Forderung regelmäßig auf.

Dass Facebook solche Vorstöße ernst nimmt, lässt sich auch an der zukünftigen Ausrichtung des Konzerns erkennen – zumindest wenn man Insidern und Analysten glauben will. So sickerte Anfang des Jahres durch, dass Zuckerberg die technische Infrastruktur von Facebook, WhatsApp und Instagram vereinheitlichen will. Begründung: Besserer Service für die Nutzer. Diskutiert wurde aber auch, ob das nicht ein Versuch sei, einer Zerschlagung zuvor zu kommen. Wenn die sozialen Netzwerke eng miteinander verknüpft sind, kann man diese nicht mehr ohne Weiteres auseinanderreißen.

Kritik an Libra und Arbeitsbedingungen – alles etwas überdramatisch

Neben der angedrohten Zerschlagung äußerte sich Zuckerberg zu weiteren Themen. Natürlich mit dabei: Das Krypto-Währungsprojekt Libra, das 2020 starten soll. Die Vorbereitungen sind laut Zuckerberg nicht leicht. So wäre es nicht mit einem neuen Feature in einer App gleichzusetzen, welches man per Update einspiele und das die Nutzer einfach so verwenden können. Viele Aspekte, wie die Verhinderung von Geldwäsche oder die Finanzierung von Terrorismus, müssten beachtet werden. Dafür seien zahlreiche Gespräche mit Vertretern von Regulierungsbehörden erforderlich.

Diese Gespräche würden seinen Aussagen nach auch gut laufen. Öffentlich schaue das aber etwas anders aus. „Die öffentlichen Dinge, denke ich, sind in der Regel etwas dramatischer“, so Zuckerberg.

Dass die öffentliche Kritik etwas zu „dramatisch“ ausfällt, scheint eine Grundhaltung von Zuckerberg zu sein. Ähnlich äußerte er sich auch zu Berichten, die schlechte Arbeitsbedingungen bei den Auftragsfirmen enthüllten, die für Facebook die Inhalte moderieren und kontrollieren. Zuckerbergs Reaktion ist: „Einige der Berichte, denke ich, sind etwas überdramatisch.

Dass psychologische Hilfe bei den Moderations-Teams erforderlich ist, betont er allerdings auch. Die Betroffenen müssten teils mit „schlimmen Dingen“ umgehen, dementsprechend müssten dann auch die Arbeitsbedingungen stimmen.

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