80Plus-Gold-Netzteile im Test: Effiziente Netzteile bis 100 Euro im Vergleich

Nico Schleippmann
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80Plus-Gold-Netzteile im Test: Effiziente Netzteile bis 100 Euro im Vergleich

tl;dr: Ein Netzteil mit hohem Wirkungsgrad nach 80Plus Gold und vollmodularem Kabelmanagement muss nicht zwangsläufig teuer sein. Schon die 60-Euro-Klasse vereint mittlerweile beides, ohne dabei Qualitätskriterien zu vernachlässigen. Premium-Marken verlangen einen höheren Preis, bieten im Test gleichzeitig aber auch mehr.

80Plus Gold wahlweise vollmodular bereits ab 60 Euro

Netzteile mit einem Wirkungsgrad nach 80Plus Gold werden zum einen günstiger und zum anderen qualitativ hochwertiger. Das lässt sich mit Verkaufspreisen ab 60 Euro ganz plakativ für das Kolink Enclave 500W und das SilentiumPC Supremo L2 Gold 550W feststellen. Eine höhere Qualität wiederum versprechen im gehobeneren Preissegment Corsair RM650, Phanteks AMP P550G und Super Flower Leadex III Gold 550W.

Gegenüber dem letzten 80Plus-Gold-Netzteil-Roundup wird im unteren Preisbereich nun schon eine gehobene Ausstattungsvariante mit einer vollmodularen Verkabelung angeboten, wie sie das Enclave 500W erstmals anbietet.

Neueinsteiger treffen Platzhirsche

Relativ neu in den Netzteilmarkt eingestiegen sind Phanteks und SilentiumPC. Erstgenannter Hersteller sieht in dem AMP P550G eine kostengünstigere Alternative zu einem zweiten Revolt-Pro-Netzteil, wenn eine redundante Stromversorgung gefordert ist, wie sie die Revolt-Pro-Link-Schnittstelle ermöglicht. SilentiumPC hat sich bisher auf den polnischen Heimatmarkt fokussiert, mittlerweile ist aber auch eine Verfügbarkeit in Deutschland gegeben. Das Netzteilportfolio beschränkt sich derzeit auf die Einstiegs- und Mittelklasse, wobei das Supremo L2 Gold 550W letzterer zuzuordnen ist. Nach etwas Verzögerung schickt Kolink mit dem Enclave 500W sein erstes Eigendesign auf den Markt – Corsair und Super Flower hingegen pflegen ihr Angebot mit Nachfolgeprodukten.

Die Details zu der Testmethodik, der eingesetzten Teststation, den elektrischen Messungen und den Schalldruckpegelmessungen sind auch in diesem Fall im Artikel „Netzteil-Tests: Methodik, Aufbau und Equipment“ separat nachzulesen. Eine ständig aktualisierte Übersicht empfehlenswerter Netzteile bietet die Netzteil-Rangliste mit Bestenliste.

Technische Eckdaten im Vergleich

Von den fünf Netzteilen tritt jeweils die Variante der Serie mit der kleinsten Ausgangsleistung an, die bei Corsair 650, bei Kolink 500 und bei Phanteks, SilentiumPC sowie Super Flower 550 Watt beträgt. Bis auf Phanteks mit 140 mm beträgt die Gehäusetiefe aller Netzteile 160 mm. Den Vorteil eines größeren 140-mm-Lüfters nutzt allerdings nur Corsair mit dem RM650 aus, ansonsten wird auf den nächstkleineren 120-mm-Standard gesetzt. Nur das Leadex III Gold 550W verwendet eine sehr unübliche Rahmenbreite von 128 mm.

Hersteller Corsair Kolink Phanteks SilentiumPC Super Flower
Modell RM650 Enclave 500W AMP P550G Supremo L2 Gold 550W Leadex III Gold 550W
80Plus 80Plus Gold
Lüfter 140 mm 120 mm 128 mm
Einbautiefe 160 mm 140 mm 160 mm
AC Eingang Spannung 100–240 V
DC Ausgang +3,3 V 20 A 16 A 20 A 24 A 20 A
+5,0 V 20 A 16 A 20 A 15 A 20 A
+12 V 54 A 41 A 45 A 44 A 45,8 A
-12,0 V 0,3 A 0,5 A 0,3 A 0,5 A
+5 VSB 3 A
+3,3 V & +5 V ges. 130 W 100 W
+12 V ges. 648 W 492 W 540 W 528 W 549,6 W
Gesamtleistung 650 W 500 W 550 W

Einen vollständigen Schutzumfang können lediglich Corsair und Super Flower anbieten. Auf dem Papier sind auch die Schutzschaltungen des Phanteks vollständig, allerdings konnte in den Praxismessungen keine Ausschaltschwelle für die Überhitzungssicherung (OTP) ermittelt werden, wobei die Serienstreuung der Abschalteinrichtung für die fehlerhafte Auslösung verantwortlich sein kann. Kolink verzichtet auf die OTP, beim SilentiumPC Supremo L2 Gold 550W fehlt neben dieser auch der Überstromschutz auf den Ausgangsschienen.

Dokumentierte Schutzschaltungen
RM650 Enclave 500W AMP P550G Supremo L2 Gold 550W Leadex III Gold 550W
Unterspannungsschutz (UVP) ja
Überspannungsschutz (OVP) ja
Kurzschlusssicherung (SCP) ja
Überlastschutz (OPP) ja
Überstromschutz (OCP) ja nein ja
Überhitzungsschutz (OTP) ja nein ja* nein ja
* unzuverlässige/fehlerhafte Umsetzung

Garantiebedingungen

In einem Schadensfall können sich Endkunden direkt an die Hersteller wenden, deren benannte Garantie über die gesetzlich vorgeschriebenen 24 Monate Gewährleistungsfrist gegenüber dem Händler hinausgeht. Mit Firmensitzen in den USA bei Corsair und Phanteks, Ungarn bei Kolink, Polen bei SilentiumPC und Taiwan bei Super Flower übernehmen deutsche Distributoren in der Regel die Rücknahmeabwicklung. Corsair ist dabei die Ausnahme, da ein eigener deutschsprachiger Support angeboten wird und Rücksendungen Deutschland nicht verlassen müssen. Während Phanteks eine Niederlassung in den Niederlanden besitzt, tritt Caseking als Distributor und Ansprechpartner für die Marken Kolink und Super Flower ein. SilentiumPC legt dem Netzteil Garantiebestimmungen lediglich auf Polnisch bei und auch auf der Website ist keine englische oder deutsche Übersetzung vorhanden.

Garantiedauer von drei bis zehn Jahren

Unterschiede gibt es auch in der Garantielänge. So beträgt diese zehn Jahre im Falle von Corsair und Phanteks, fünf Jahre bei SilentiumPC und Super Flower und drei Jahre bei Kolink.

Lieferumfang und Äußeres

Im Lieferumfang gibt es zwischen den Modellen drastische Unterschiede. Kolink verzichtet komplett auf jegliche Beigaben. Die vier Mitbewerber zeigen sich diesbezüglich großzügiger und statten die Netzteile mit Kaltgerätekabel, Schrauben, Kabelbindern und Handbuch aus. Zumindest das Verpackungsmaterial des Enclave 500W wurde aber für einen besseren Schutz gegen Transportschäden ausgelegt, da es von Schaumstoff umgeben ist, während das Supremo L2 Gold 550W lediglich durch eine Luftpolstertasche geschützt ist.

Bezüglich der Verarbeitungsqualität des Metallgehäuses weiß Corsair am meisten zu gefallen, da die tiefschwarze Pulverlackierung von hoher Qualität und auch mit der Lüfterfarbe abgestimmt ist. Kanten ziehen zudem einheitliche Linien. Für die anderen Modelle erfüllt das Gehäuse im Wesentlichen den funktionellen Charakter, wobei bis auf Super Flower jeder Hersteller den zusätzlichen Aufwand für ein optimiertes Lüftergitter betrieben hat. Erneut minimalistisch zeigt sich das Enclave 500W bei der Beschriftung des Anschluss-Panels, die nicht vorhanden ist und stattdessen durch eine eindeutige Hardware-Kodierung der Stecker ersetzt wurde.

Kabelausstattung

Als einziges Netzteil im Testfeld sind die Kabel des Supremo L2 Gold 550W nicht abnehmbar. Die vier Mitbewerber setzen auf ein vollmodulares Kabelmanagement. In der Ausstattung bezüglich des Steckerangebots finden sich weitere Unterschiede. Demnach können RM650 und AMP P550G auch sehr ausgewachsene Prozessoren wie einen AMD Threadripper oder Intel Core i9 dank zweier 8-Pin-EPS-Anschlüsse versorgen. Weiterhin bietet Corsair aufgrund der vier PCIe-Stecker die meiste Anschlussvielfalt gegenüber der Konkurrenz. SilentiumPC und Super Flower sind in dieser Hinsicht am schlechtesten ausgestattet, weil sich die beiden PCIe-Stecker einen Kabelstrang teilen müssen, weshalb eine sichere und zuverlässige Versorgung von Grafikkarten mit sehr hoher Leistungsaufnahme als ungewiss einzustufen ist. Die bis zu zwölf SATA-Stecker des AMP P550G im Auslieferungszustand ermöglichen den Einsatz für Systeme mit besonders vielen Laufwerken. Obwohl das Enclave 500W mit nur fünf Anschlüssen hier das Schlusslicht bildet, sind die meisten davon auch effektiv nutzbar dank der unsymmetrischen Aufteilung der IDE- und SATA-Stecker auf drei Kabelstränge.

Kabelausstattung (Länge in cm) RM650 Enclave 500W AMP P550G Supremo L2 Gold 550W Leadex III Gold 550W
nicht abnehmbar
24-Pin ATX 1 (54)
4+4-Pin EPS 1 (61)
6+2-Pin PCIe 2 (45 + 15)
SATA 7 (44 ‑ 76)
Molex 3 (44 ‑ 74)
abnehmbar
24-Pin ATX 1 (60) 1 (50) 1 (60) 1 (59)
4+4-Pin EPS 2 (65) 1 (70) 2 (65) 1 (69)
6+2-Pin PCIe 4 (60 + 15) 2 (60) 2 (65) 2 (54 + 15)
SATA 6 (50 ‑ 70) 5 (44 ‑ 68) 10 ‑ 12 (30 ‑ 88) 6 (55 ‑ 80)
Molex 4 (45 ‑ 75) 4 (56 ‑ 68) 2 ‑ 3 (45 ‑ 69) 4 (54 ‑ 85)

Mit den gebotenen Kabellängen werden typische Werte für ATX-Netzteile erreicht. Corsair, Phanteks, Kolink und Super Flower haben dabei auch auf eine ausreichende Dimensionierung der EPS-Leitung geachtet, sodass eine Kabelführung hinter dem Mainboardtray möglich ist. Je nach Gehäuse können die 61 Zentimeter des Supremo L2 Gold 550W dafür nämlich zu kurz sein.

Bezüglich der Kabelummantelungen gibt es unterschiedliche Ansätze. Kolink und SilentiumPC verzichten auf diese komplett und bieten lediglich die Flachbandvariante an. Für das 24-Pin-ATX-Kabel sorgt eine Ummantelung aber für eine ordentlichere Umsetzung, die fürs RM650, AMP P550G und Leadex III Gold 550W gewählt wurde. Super Flower ummantelt auch die Kabelstränge der EPS- und PCIe-Leitung, um darin Kondensatoren für eine bessere Filterung der Restwelligkeit verstecken zu können. Bezüglich der Qualität der Kabel fällt SilentiumPC zudem zurück, da die Isolationsstärke relativ dünn ist. Die Aderstärke beträgt durchgehend 18 AWG, wobei Kolink für die Peripherieleitungen etwas dünnere 20-AWG-Adern einsetzt.

Mit einem priorisierten Versand des Testmusters wurde dem Enclave 500W beim Verpacken in der Fabrik ein Kabel mit falscher Pin-Belegung beigelegt. Beim Verpacken der kompletten ersten Charge soll aber bereits der Fehler behoben worden sein. Beim Einschalten des Netzteils mit fehlerhafter Pin-Belegung hat sofort der Kurzschlussschutz eingegriffen.

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