Fractal Design Ion SFX-L im Test: 500-Watt-Netzteil im SFX-L-Format

Nico Schleippmann
31 Kommentare
Fractal Design Ion SFX-L im Test: 500-Watt-Netzteil im SFX-L-Format

tl;dr: Ein kompaktes Netzteil im SFX-L-Format wie das Fractal Design Ion SFX-L 500W Gold braucht sich qualitativ nicht hinter den größeren Brüdern verstecken. Dank eines hohen Wirkungsgrades nach 80Plus Gold bleibt der Kühlaufwand überschaubar, doch ist eine leise Kühlung im Test auch weiterhin ein Problem.

Ion SFX-L mit 500 und 650 Watt geladen

Seit dem Eintritt in den Netzteile-Markt im Jahr 2014 ist es ruhig um weitere Produkte von Fractal Design geworden. Unter „Ion“ beziehungsweise „Ion+“ führt der skandinavische Hersteller nun neue Netzteile mit Wirkungsgraden nach 80Plus Gold bis 80Plus Platinum im ATX- und SFX-L-Format ein. Das SFX-L-Aufgebot beschränkt sich derzeit auf zwei 80Plus-Gold-Ableger mit Ausgangsleistungen von 500 und 650 Watt.

Bildvergleich: Fractal Design Ion SFX-L 500W Gold Fractal Design Ion SFX-L 650W Gold

Auf den ersten Blick sind beide Ausgangsvarianten identisch. Der Eingangs-Elko sowie die Leistungshalbleiter wurden bei dem stärkeren Modell allerdings größer dimensioniert. Messungen in diesem Test beschränken sich auf die Variante mit 500 Watt. Als Referenz im SFX-Format gilt bisweilen die Corsair-SF-Serie, die im Test mit altem Messaufbau sehr gut abgeschnitten hat und darüber hinaus mit Netzteilgehäusen eines kleineren Volumens auskommt. Bei einem etwaigen Vergleich des Schalldruckpegels ist auf den nun verringerten Abstand von 40 statt 100 cm zu achten, weshalb der Schalldruckpegel des alten Messaufbaus etwa 40 Prozent beziehungsweise -8 dB von dem des neuen entspricht.

Die Details zu der Testmethodik, der eingesetzten Teststation, den elektrischen Messungen und den Schalldruckpegelmessungen sind auch in diesem Fall im Artikel „Netzteil-Tests: Methodik, Aufbau und Equipment“ separat nachzulesen. Eine ständig aktualisierte Übersicht empfehlenswerter Netzteile bietet die Netzteil-Rangliste.

Technische Eckdaten im Vergleich

Der nicht standardisierte SFX-L- weicht von dem SFX-Formfaktor in der Bautiefe ab. Statt der vorgeschriebenen 100 mm sind es gewöhnlich 130 mm. Dies hilft den Herstellern vor allem beim Entwurf des Kühlsystems, für das ein größerer Lüfter mit einer Kantenlänge von 120 mm eingebaut werden kann, wie es auch Fractal Design im Ion SFX-L 500W Gold vollzogen hat. Weil gegenüber den ATX-Derivaten ein SFX-L-Netzteil mit 64 mm aber auch eine geringere Bauhöhe aufweist, muss eine Slim-Variante des Lüfters mit 12 mm Tiefe verwendet werden.

Hersteller Fractal Design
Modell Ion SFX-L 500W Gold
80Plus 80Plus Gold
Lüfter 120 mm, Slim
Einbautiefe 130 mm
AC Eingang Spannung 100–240 V
DC Ausgang +3,3 V 20 A
+5,0 V 20 A
+12 V 41 A
-12,0 V 0,3 A
+5 VSB 3 A
+3,3 V & +5 V ges. 100 W
+12 V ges. 492 W
Gesamtleistung 500 W

Die Schutzschaltungen werden vom Hersteller vollständig aufgelistet. Deren Funktionsweise kann in den Messungen schließlich auch verifiziert werden.

Dokumentierte Schutzschaltungen
Ion SFX-L 500W Gold
Unterspannungsschutz (UVP) ja
Überspannungsschutz (OVP) ja
Kurzschlusssicherung (SCP) ja
Überlastschutz (OPP) ja
Überstromschutz (OCP) ja
Überhitzungsschutz (OTP) ja

Zehnjährige Garantie über Umwege

Die Garantiedauer beziffert der Hersteller auf zehn Jahre. Allerdings wird keine Garantieabwicklung über Fractal Design selbst angeboten, sondern es muss eine Rücksendung über den Händler erfolgen. Der Umweg über den Händler kann den Prozess der Garantieabwicklung deutlich verlangsamen, weshalb ein direkter Herstellerkontakt diesbezüglich wünschenswert wäre.

Lieferumfang und Äußeres

Zum Lieferumfang gehört neben den Standardbeigaben eine Blende, mit der das Netzteil in einem ATX-Schacht montiert werden kann. In der Kabeltasche sind die Kabelstränge für den Ausgang des Netzteils und ein Kaltgerätekabel enthalten. Auf eine Beigabe von Kabelbindern hat der Hersteller verzichtet.

Das Gehäuse macht mit der sehr glatten Pulverlackierung und der hohen Materialstärke einen hochwertigen Eindruck. Mit den unterschiedlich langen Öffnungen der Lüftungsgitter ist Fractal Design eine individuelle, markante Designsprache gelungen. Goldene Linien als Zier-Elemente auf den Produktstickern wurden an den Farbton des 80Plus-Gold-Logos angeglichen.

Kabelausstattung

Die Kabellängen wurden an die Anforderungen eines SFF-Computers angepasst. Dadurch, dass sich der erste SATA-Stecker erst nach 30 cm Kabel befindet und es nur einen Kabelstrang für die vier SATA-Stecker gibt, decken diese mit bis zu 83 cm größere Distanzen ab und können so auch weiter entfernte Laufwerke in voluminöseren Gehäusen abdecken. Zum Nachteil wird dies in Kleinstgehäusen, in denen zu lange Kabel im knappen Raumangebot aufwendig verstaut werden müssen.

Enge Biegeradien, aber begrenzte PCIe-Stromversorgungskapazität

Gegenüber dem Corsair SF450 wird bei den Steckern ein ähnliches Aufgebot für das Ion SFX-L 500W Gold aufgefahren. In einem wesentlichen Detail, dem PCIe-Kabelstrang, gibt es aber einen Unterschied. Fractal Design verwendet für diesen eine Y-Verzweigung zur Bereitstellung beider Anschlüsse, die einen höheren Spannungsabfall vom Netzteil zur Grafikkarte zur Folge hat und prinzipiell Instabilitäten beim Betrieb eines leistungshungrigen Grafikbeschleunigers begünstigt. Zudem sind alle Adern nur im Standard-Leitungsquerschnitt von 18AWG ausgeführt. Die Drähte der Litze sollen lediglich einen Durchmesser von 0,08 mm aufweisen, was die Kabel besonders flexibel macht und engere Biegeradien ermöglicht.

Kabelausstattung (Länge in cm) Ion SFX-L 500W Gold SF450
abnehmbar
24-Pin-ATX 1 (35) 1 (30)
4+4-Pin-EPS 1 (40)
6+2-Pin-PCIe 2 (40 + 10) 2 (40)
SATA 4 (30 ‑ 83) 4 (10 ‑ 44)
Molex 2 (30 ‑ 50) 4 (10 ‑ 44)

Für die Kabelstränge mit maximal acht Adern hat sich Fractal Design für eine Flachbandvariante entschieden. Die 24-Pin-ATX-Leitung wurde hingegen kompakt in Sleeve verpackt, weil ansonsten die Aufteilung auf mehrere Flachbandkabel tendenziell für eine größere Unordnung beim Verlegen sorgen würde.