Grünes Wachstum...ein Mythos?

Paech beschreibt auf seiner Website in "Grundzüge einer Postwachstumsökonomie (2009)" 5 Schritte zur Umsetzung:
5. Institutionelle Innovationen. Zur Milderung systemimmanenter Wachstumszwänge ist eine Boden- und Geldreform nötig.
"Bodenreform" heißt für mich: Enteignung und Neuverteilung, höchstwahrscheinlich in einem landesweiten Rahmen (anders würde es vermutlich auch nichts ändern). So wie ich das dort verstehe, geht es dabei nicht "nur" um eine Neuverteilung von Produktionsflächen, sondern sämtlicher Flächen.
http://www.postwachstumsoekonomie.de/material/grundzuege/
https://de.wikipedia.org/wiki/Bodenreform_in_Deutschland

Lässt der Gesetzesrahmen in Deutschland so etwas überhaupt zu?

Mir geht es hier nicht darum, ob das, was er da beschreibt richtig oder falsch ist, sondern darum, dass, wenn er im Rahmen seiner Forschungen gewissermaßen das anzustrebende Ziel gesetzt hat, er sich vermutlich Gedanken darüber gemacht haben wird, wie der Weg dorthin praktisch aussehen könnte.

Eine praktische Umsetzung enthält offensichtlich mehr, als die dort beschriebenen 5 Schritte. Aus meiner Sicht sind das keine 5 Schritte auf dem Weg zu einem bestimmten Ziel, sondern Teilaspekte eines Gesamtziels. Diese Teilaspekte, oder Teilziele, müssen auf irgendwelchen Wegen erreicht werden. Hier würde es mich sehr interessieren, wie er sich das vorstellt.
 
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@Capet
Frag ihn doch mal. Über seine Webseite findet man seine Email-Adresse, und meiner Erfahrung nach antwortet er zügig und umfangreich.

Paech war übrigens in einer Podiumsdiskussion beim WaldKlimaGipfel 2022, zusammen mit Ulrike Herrmann:
Wie viel Wirtschaft vertragen Wald & Klima?
 
Hallo

CCIBS schrieb:
Die News liest sich etwas wie, dass man sich darüber aufregt den großen Zehen verloren zu haben, obwohl man seit einem Jahr wusste, dass der ganze Fuß apportiert wird.
Meinst du evtl. amputiert ? Apportiert kommt aus der Jägersprache und bedeutet das ein helfendes Tier einen Gegenstand herbei bringt.

Grüße Tomi
 
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Skidrow schrieb:
Was du dabei vergisst sind zwei Dinge: Erstens: Windkraft- und PV Anlagen sind limitiert durch mehrere Faktoren: Sie verbrauchen selbst Material, endliches Material, und sie verbrauchen Fläche. Diese Fläche steht nicht zur Verfügung für beispielsweise Wälder, Wiesen, Moore, Nachrungsmittelproduktion.
Wenn wir nicht so krampfhaft jedes Haus selber versorgen wollten, stände dafür genügend Platz zur Verfügung. Die grobe Überschlagsrechnung (inkl. Referenzen) gab es hier schon vor 1-2 dutzend Seiten.

Aber wozu 70% mehr Ausbeute pro qm Solaranlage (z.B. in Spanien) ausnutzen, da wäre man ja wieder von irgendwem abhängig und bastelt sich lieber selber ein verschattetets Balkon-Kraftwerk:
https://www.wegatech.de/ratgeber/photovoltaik/grundlagen/ertrag/

Das einzige Problem, das bei Großanlagen noch nicht wirklich wissenschaftlich erforscht ist (wie auch, wenn die "Klimaforschung" bis heute nicht einmal eine Stunde zuverlässig in die Zukunft sehen kann), ist die Frage der Auswirkung auf das Weltklima, wenn man jetzt schon seit Jahrtausenden ausdetrocknete Wüsten oder die durch den Menschen verödeten Landstriche großflächig mit PV oder Solarthermie (=Grundlastfähig, wenn passend ausgelegt) überzieht.

Capet schrieb:
Lässt der Gesetzesrahmen in Deutschland so etwas überhaupt zu?
Gesetze lassen sich ändern. Ob das aber die Bevölkerung kurzfristig mitmacht oder dann doch endlich mal auf die Barrikaden gehen würde, müsste sich zeigen. Alleine den Punkt "Regionalwährung" finde ich so abwegig, dass er nicht realisierbar ist.
 
@gymfan
Du hängst weiterhin der fixen Idee an, es gebe für diese Probleme technische Lösungen.
Du kannst alle Wüsten dieser Welt mit Solarpanels vollbauen; das Dilemma, das ich hier aufzeige, löst du damit nicht im Geringsten.

Das mit der Regionalwährung habe ich auch noch nicht verstanden. Vielleicht schreibe ich Paech mal an und lass mir Material zuschicken.
 
Wenn der Energieverbrauch generell reduziert werden soll, unabhängig davon, wie die Erzeugung erfolgt, dann kann das meiner Meinung nach nicht durch eine regionale Steuerung über den Preis funktionieren.

(Sehr) Theoretisch wäre etwas in der Art eines Energiebudgets denkbar. Auf Grund der Auswirkungen des Energieverbrauchs auf Umwelt/Klima müsste dieses Energiebudget global, also für jeden Menschen gelten und gleich sein.

An allem, was man kauft, tut, etc. müsste dann nicht nur ein monetäres Preisschild kleben, sondern auch eine Art "Energiepreisschild". Dieses "Energiepreisschild" deckt den gesamten Energieaufwand ab, der für die Herstellung und Bereitstellung aufgewendet werden musste, also Produktion, Transport, etc. über alle Lieferketten, die mit dem Produkt in Zusammenhang stehen. Für ein Brötchen, genauso wie für einen Liter Benzin. Solch ein Budget dürfte natürlich nicht handel- und übertragbar sein.

Ich denke einfach, dass für globale Probleme regionale Lösungen (oder eher Lösungsversuche) nicht funktionieren und ich halte die Menschheit nicht für fähig, eine große Reduktion des Energieverbrauchs auf freiwilliger Basis zu erreichen, alleine schon auf Grund des je nach Land unterschiedlichen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungsstandes. Ich sehe, wenn überhaupt, nur eine Lösung in Form einer vorgegebenen Beschränkung des Verbrauchs.

Allerdings bezweifle ich auch, dass globale Lösungen überhaupt realisierbar sind. Erst recht nicht, wenn man dadurch entstehenden Auswirkungen (Wirtschaft, Gesellschaft, etc.) betrachten würde, die ja auch regional unterschiedlich wären. Durch welche Instanz sollte so eine Vorgabe auch erfolgen
 
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In unserer Welt ist alles begrenzt!

Erneuerbare Energien sind zwar erneuerbar (sprich: pro Zeiteinheit ist ein bestimmtes, aber begrenztes Kontingent verfügbar), aber nicht unendlich. Und schon gar nicht unendlich skalierbar. Das ist ein kleines, aber wichtiges Detail. Jedes Windrad und jedes Solarpanel, das aufgestellt wird, beansprucht Raum. Raum ist nicht unendlich verfügbar. Wind ist nicht unendlich verfügbar. Wenn wir der Atmosphäre auf diese Weise zuviel Energie entziehen, sind die Folgen übrigens unabsehbar! Da reiten wir höchstwahrscheinlich direkt in die nächste Krise.

Unendliches Wachstum KANN nicht funktionieren. Vor allem wenn es nur um Geldwachstum geht (und nichts anderes ist kapitalistisches Wachstum). In der Natur findet kein unbegrenztes Wachstum statt, nirgendwo. In der Natur gibt es nur logistisches Wachstum. Aber wir Menschen meinen ja in unserem Wahn, dass wir die Naturgesetze ignorieren oder überlisten könnten. Wir haben deswegen schon mehrfach auf den Sack gekriegt, aber der Lerneffekt ist gleich null.

Was funktionieren würde, ist eine Versorgung der Menschen im Einklang mit der Natur und ein maßvoller Umgang mit begrenzten Ressourcen. Aber das wird ja gar nicht angestrebt.
 
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@Capet
Das sind in etwa auch die Gedanken, die mir immer wieder durch den Kopf gehen.

Vielleicht ist in dem Zusammenhang noch folgendes interessant:
Wenn es eine anthropologische Konstante gibt, dann wahrscheinlich die, dass der Mensch unglaublich gut darin ist, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen (Survival of the Fittest). Und damit meine ich nicht nur die veränderten Umweltbedingungen durch Erderhitzung, Artensterben usw., sondern vor allem die Anpassungsfähigkeit an eine völlig andere Art zu leben, zu arbeiten und zu wirtschaften. Ich würde sogar sagen, man sollte den Menschen hier nicht unterschätzen. Es wachsen neue Generationen heran, die auch Kinder haben wollen usw.

Wir hatten das Thema ja weiter oben schon mal. Deswegen zitiere ich noch mal einen Absatz aus einem Buch von Harald Welzer:
Skidrow schrieb:
Dazu gibt’s was Interessantes aus dem letzten Buch von Harald Welzer (Nachruf auf mich selbst):
Es gab vor einigen Jahren eine Studie zum Verhalten von Menschen, die während der NS-Zeit Verfolgten geholfen und sie gerettet haben, und eines der erstaunlichsten Ergebnisse dabei war, dass viele derjenigen, die zu Helfern und Rettern wurden, gar nicht als altruistische Persönlichkeiten geboren waren, sondern eher durch Zufall in eine Situation kamen, wo sie helfen sollten oder mussten - weil sie eine Gartenlaube besaßen, die als Versteck genutzt werden konnte, oder Arzt waren und ein verstecktes krankes Kind behandeln konnten. Ganz oft war es so, dass solche Personen regelrechte Helferkarrieren entwickelten - also manchmal erst widerwillig auf eine Bitte um Hilfe eingegangen sind ("Aber nur dieses eine Mal!"), sich aber nach ein paar Monaten als regelrechte Profis des Helfens mit mehreren Verfolgten im Versteck und einem ihnen selbst zuvor unbekannten Organisationstalent wiederfanden.
Was heißt das? Zweierlei: Erstens, dass ein Schritt, den man macht, immer eine Richtung vorgibt. Der immer gleiche Schritt erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass man auch die folgenden Schritte in derselben Richtung absolviert; der eine ungewöhnliche Schritt erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die nächsten Schritte der Abbiegerichtung folgen. Zweitens: Ein ungewöhnlicher Schritt, von einem selbst ausgeführt, lässt einen das eigene Selbst anders erleben, man entdeckt, was man auch kann, wie man sich und seine Ängste überwindet, wie einem Menschen in dieser Situation begegnen.

Das heißt: Es gibt oder gab keinen gesellschaftlichen Wandel in einer parlamentarischen Demokratie, der sich nicht zurückverfolgen lässt zu den avangardistischen Zirkeln, Netzwerken, Reallaboren oder sozialen Experimenten.
Egal ob das Social Media ist, oder Smartphones, Frauenrechte, ökologische Ernährung (z.B. SOLAWI) oder eine bestimmte Popmusik: alles fängt immer an in einem Reallabor, wird erprobt, tritt in Erscheinung, wird imitiert über eine sogenannte soziale Diffusion oder Interaktion verbreitet und kann dann aufgegriffen werden von der Politik, den Medien usw.
 
Da ist direkt zu Beginn eigentlich alles gesagt, nämlich dass der Kapitalismus nicht ewig existieren kann, da er immer weiter wachsen muss, um zu existieren. Dieses Wachstum kann man wenn eigentlich nix mehr geht mit ein paar Sachen wie z.B. Krieg noch aufrecht erhalten, aber ewig kann das mit dem Wachstum nunmal nicht gehen. Krieg ist super für Wachstum, weil danach Vieles wieder neu aufgebaut werden muss. Das System bricht zusammen und kann nicht existieren, wenn es kein Wachstum mehr über einen längeren Zeitraum gibt. Ebenfalls gut sind die Gedanken von einem Ende des Kapitalismus hin zu einer Gemeinwohl orientierten Kreislaufgesellschaft im Genossenschaftsmodell ohne den Crash mit seinen üblen Folgen.

Imo finde ich, dass der erste Weg der Schritt zurück zu mehr Regionalität in kleineren Einheiten ist. Das ist sicherlich nicht bei allen Dingen machbar, jedoch bei vielen, wie z.B. der Lebensmittel. Müssen es z.B. Kartoffeln aus Israel oder Zypern sein und Äpfel aus Neuseeland sein? Wenn es nicht immer geht: braucht jeder z.B. einen Rasenmäher, den man selten benutzt, ebenso wie aufwändige Werkzeuge, Autos, etc.

Gut finde ich ebenfalls, dass sie die definitiv guten Dinge des Kapitalismus hervorhebt und auch nochmal erklärt, dass jeder seine eigene Definition des Kapitalismus hat.

Ein "grünes" Wachstum kann es imo nicht wirklich geben, ein guter Weg wäre ein Umstieg auf möglichst emissionsfreie Energien gepaart mit einer Schrumpfung. Dies lässt das aktuelle System jedoch ohne Crash (noch) nicht zu, daher müssen die Dinge im Einzelnen und in kleinen Schritten angepackt werden.
 
Sehe ich genauso.
Oder wie es Paech gerade in einem Artikel bei
European News Agency schrieb:
Lösbar wird diese Herausforderung auf sozial faire Weise durch eine Postwachstumsökonomie, die fünf Entwicklungsebenen umfasst, nämlich materielle Achtsamkeit (Suffizienz), moderne Selbstversorgung (Reparatur, Gemeinschafts-nutzung, eigene/kollaborative Güterproduktion), eine starke Regionalökonomie (Solidarische Landwirtschaft, Handwerk) sowie eine prägnant verkleinerte und de-globalisierte Industrie, basierend auf einer 20-Stunden-Arbeitswoche.
 
Skidrow schrieb:
@Capet
Frag ihn doch mal. Über seine Webseite findet man seine Email-Adresse, und meiner Erfahrung nach antwortet er zügig und umfangreich.

Paech war übrigens in einer Podiumsdiskussion beim WaldKlimaGipfel 2022, zusammen mit Ulrike Herrmann:
Wie viel Wirtschaft vertragen Wald & Klima?

Skidrow schrieb:
Ulrike Herrmann war gestern bei Jürgen Wiebicke im Philosophischen Radio bei WDR5.
Das sollte eigentlich jeder gehört haben, der sich für diese Themen interessiert.
https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-das-philosophische-radio/index.html

Vielen Dank für die beiden verlinkten Beiträge. Die Podiumsdiskussion fande ich tendenziell etwas spannender aber auch das Gespräch/Interview mit Frau Herrmann war sehr Interessant.

NedFlanders schrieb:
Ein "grünes" Wachstum kann es imo nicht wirklich geben, ein guter Weg wäre ein Umstieg auf möglichst emissionsfreie Energien gepaart mit einer Schrumpfung. Dies lässt das aktuelle System jedoch ohne Crash (noch) nicht zu, daher müssen die Dinge im Einzelnen und in kleinen Schritten angepackt werden.
Dem würde ich zustimmen. Allerdings liegt, aus meiner Sicht, genau da das Dilemma. Wie kommt die Menschheit bzw. Deutschland, ohne einen Crash zu einer PWÖ oder anderen geschrumpften Wirtschaftssystem ohne eine Massenarbeitslosigkeit zu erzeugen, und damit das Risiko einer Diktatur. Was sind eure Ideen/Ansätze? Was haltet ihr von Frau Herrmanns Kriegswirtschafts Idee?

Super cooles Topic, ich freue mich auf euere Antworten :)
 
JX666 schrieb:
Dem würde ich zustimmen. Allerdings liegt, aus meiner Sicht, genau da das Dilemma. Wie kommt die Menschheit bzw. Deutschland, ohne einen Crash zu einer PWÖ oder anderen geschrumpften Wirtschaftssystem ohne eine Massenarbeitslosigkeit zu erzeugen, und damit das Risiko einer Diktatur. Was sind eure Ideen/Ansätze?
Das ist die große Frage: wie kommen wir vom aktuellen System in ein anderes/besseres System ohne allzu große Schäden für unsere Gesellschaft? Die wichtigste Veränderung findet imo vorher ab. Je unabhängiger die Menschen sich schon vorher vom aktuellen System machen, desto weicher wird der Fall, wenn es dann soweit ist. Das beinhaltet z.B.:

- Tauschwirtschaft, dort wo es sinnvoll ist. Wenn man z.B. in kleineren Einheiten seine Nachbarn gut kennt und einen entsprechenden Bekanntenkreis hat, dann findet sich immer jemand für bestimmte Themen, z.B. IT oder Handwerkliches,...

- Dazu gehört dann auch der Ausbau des Bekanntenkreises. Das ist etwas, wo wir weiter hin müssen, damit so etwas funktionieren kann.

- Herunterschrauben des eigenen Konsums. Sich fragen was man wirklich benötigt (ala "Macht xyz mein Leben besser oder nicht?" und dadurch entsprechende Ressourcen aufbauen

- Förderung der eigenen Autonomie Durch die Aneignung verschiedener Fähigkeiten, um zum einen niemanden bezahlen zu müssen, zum anderen, um etwas zu können als Dienstleistung, die sich "Tauschen" lässt (siehe oben)

Das lässt sich nicht mal eben von allen so umsetzen, es ist ein Prozess. Es gibt aber bereits Menschen, die bereits so leben. Sollte es mal zum großen Crash kommen, was keiner wirlich weiß, müssten solche Maßnahmen sowieso folgen. Daher wäre es gut, wenn man darin schon etwas geübt ist, bevor es evtl. mal soweit kommt.
JX666 schrieb:
Was haltet ihr von Frau Herrmanns Kriegswirtschafts Idee?
Ich habe den Podcast etwas nebenbei gehört, daher das nicht voll mitbekommen. Könntest du dazu die wichtigsten Punkte kurz zusammenfassen, falls du die gerade noch parat hast?
 
Zu dem Thema kann ich, für die Leute, die lieber Videos schauen, als zu lesen nur die folgenden beiden Videos empfehlen:


&

 
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JX666 schrieb:
Wie kommt die Menschheit bzw. Deutschland, ohne einen Crash zu einer PWÖ oder anderen geschrumpften Wirtschaftssystem ohne eine Massenarbeitslosigkeit zu erzeugen, und damit das Risiko einer Diktatur.
@NedFlanders hat schon viel wichtiges dazu geschrieben.
Resillienz erreicht man nur (egal ob auf individuelle oder gesellschaftlicher Ebene), wenn man seine Abhängigkeiten von Konsumgütern reduziert. Menschen, die ihren Lebenswert im Zurschaustellen von materiellen Statusobjekten sehen, beispielsweise durch große Autos, weite Flugreisen/Kreuzfahrten usw., sind enorm abhängig; die Fallhöhe dieses fragilen Lebensstils ist hoch wenn die Voraussetzungen hierfür wegbrechen (z.B. durch Inflation oder weil Branchen verschwinden).

Der erste Schritt sieht wahrscheinlich so aus, dass die monetär belohnte Arbeitszeit reduziert wird. Der erste Vorteil: So könnte, zumindest vorrübergehend, (annährende) Vollbeschäftigung erreicht werden, auch wenn Arbeitsplätze weniger werden. Je mehr man unabhängig von Konsumgütern ist, desto freier ist man. Es ist doch schon erstaunlich, wie viel Lebenszeit und Stress Menschen verwenden oder in Kauf nehmen, um das Geld zu erwirtschaften, welches sie dann aufwenden, um kurzfristig Unzufriedenheit zu kompensieren; empirisch ist mittlerweile klar belegt, dass ungünstige Bindungserfahrungen in der Kindheit (mit)ursächlich sind für Kompensation durch Konsum (vgl. Brisch, K. H. et al. (2021). Bindung und psychische Störungen: Ursachen, Behandlung und Prävention (1. Aufl. 2021). Klett-Cotta).
Oder wie Gerald Hüther es mal formuliert hat: Wer glücklich ist, kauft nicht.

Letzendlich werden wir, wenns gut läuft, von der derzeitigen Vorteilsgesellschaft in eine Leistungsgesellschaft übergeben. Weg vom gesellschaftlichen Verhältnis, dass von Selbstverwertung und Konkurrenz bestimmt ist hin zu einer Gesellschaft, wo Kooperation im Vordergrund steht.
Wenns scheisse läuft, kriegen wir ne rechte Diktatur (dann läufts scheisse für Menschen UND Natur).

@DON.HEROUR
Das erste Video finde ich gut, das zweite sehr problematisch, es steht im krassen Widerspruch zum ersten Video, was zeigt, dass die Macher das Problem nicht verstanden haben. Im Subtext wird im 2. Video wieder mal vermittelt, dass man ja nur noch die unendlich zur Verfügung stehende Energie finde müsse, und dann werde alles gut (auch wenn der Wissenschaftler vom CEA (der Typ zwischen den Holzwänden) immer wieder sagt, dass das nicht möglich sei).
 
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Skidrow schrieb:
Letzendlich werden wir, wenns gut läuft, von der derzeitigen Vorteilsgesellschaft in eine Leistungsgesellschaft übergeben. Weg vom gesellschaftlichen Verhältnis, dass von Selbstverwertung und Konkurrenz bestimmt ist hin zu einer Gesellschaft, wo Kooperation im Vordergrund steht.
Das wäre imo das Modell was die Menschheit in ihrer Entwicklung weiterbringen könnte. Im Prinzip wollen doch die allermeisten Menschen in Ruhe und Frieden mit ihren Mitmenschen leben und das geht vorrangig mit Kooperation, nicht mit dem ständigen Gegeneinander.
Skidrow schrieb:
Wenns scheisse läuft, kriegen wir ne rechte Diktatur (dann läufts scheisse für Menschen UND Natur).
Daher gilt es, den Wandel mitzugestalten und dies nicht alleinig irgendwelchen Parteien zu überlassen. Ich würde zudem sagen, dass es nicht zwingend eine rechte Diktatur sein muss. Ob die Diktatur dann am Ende links, recht oder sonstwas ist, ist bei einer Diktatur und den Folgen für die Menschen eigentlich relativ egal. Wichtig ist, dass die Menschen sich nicht von einigen wenigen sagen lassen, wohin der Weg geht, sondern aktiv an der Umgestaltung mitarbeiten. Ein erster Schritt wäre, sich sowohl mit anderen die ähnlich denken vor Ort zu vernetzen und die Dinge im Kleinen umzusetzen, zum anderen Gruppen beizutreten, die auf politischer Ebene diesen Wandel herbeiführen möchten.

Jeder kann selbst schon heute damit anfangen, indem man sich (in den Bereichen wo es geht) unabhängig vom Konsum macht, den man eigentlich gar nicht braucht und der einen nicht wirklich glücklich macht. Das Zitat von Hüther kann ich nur unterschreiben. Dazu gehört auch wieder bei sich selbst anzukommen.
 
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NedFlanders schrieb:
Daher gilt es, den Wandel mitzugestalten und dies nicht alleinig irgendwelchen Parteien zu überlassen.
Genau. Meine Erwartungshaltung an die Parteien ist gleich Null. In einer parlamentarischen Demokratie gibt es so etwas wie eine Systemlogik. Wahlen gewinnt nur, wer Geschenke verteilt und den Menschen nichts zumutet.
NedFlanders schrieb:
Ich würde zudem sagen, dass es nicht zwingend eine rechte Diktatur sein muss. Ob die Diktatur dann am Ende links, recht oder sonstwas ist, ist bei einer Diktatur und den Folgen für die Menschen eigentlich relativ egal.
Absolut richtig. "Rechte" Diktatur habe ich nur geschrieben, weil ich eine solche für sehr viel wahrscheinlicher halte. Aber klar, Diktatur ist Diktatur.

NedFlanders schrieb:
Dazu gehört auch wieder bei sich selbst anzukommen.
Dazu lese ich gerade das letzte Buch von Paech, das er zusammen mit dem Buddhisten Manfred Folkers geschrieben hat. Hab zwar erst ein Drittel (von Folkers' Teil) gelesen, aber gefällt mir richtig gut; habe selten in einem Sachbuch so viel markiert und an den Rand geschrieben.
 
Skidrow schrieb:
Genau. Meine Erwartungshaltung an die Parteien ist gleich Null. In einer parlamentarischen Demokratie gibt es so etwas wie eine Systemlogik. Wahlen gewinnt nur, wer Geschenke verteilt und den Menschen nichts zumutet.
Meine ebenfalls. Das politische System geht mit dem aktuellen Wachstumssystem Hand in Hand, daher bin ich der Ansicht, dass wir selbst die ersten Schritte machen sollten.
Skidrow schrieb:
Dazu lese ich gerade das letzte Buch von Paech, das er zusammen mit dem Buddhisten Manfred Folkers geschrieben hat. Hab zwar erst ein Drittel (von Folkers' Teil) gelesen, aber gefällt mir richtig gut; habe selten in einem Sachbuch so viel markiert und an den Rand geschrieben.
Interessant, welches Buch ist das?(Wachstum-Streitfragen)? Imo geht das Thema auch in den spirituellen Bereich mit rein, auch wenn das für viele Menschen totaler Nonsens ist. Nur wenn man mal bei sich selbst ankommt, erfährt man auch was man wirklich will und was nicht. Und wie du schon gesagt hast, dürfte kaum einer im Kaufen, kaufen, kaufen die wirkliche Erfüllung finden.

Wir haben hier im Westen einen Wohlstand der eigentlich weit über das hinaus geht, was wir wirklich benötigen. Alles was darüber hinaus geht, macht uns eher unglücklich, da es uns von den wirklich wichtigen DInge ablenkt.

Weil ich es auch in einem anderen Thread verlinkt hatte:https://www.idealo.de/preisvergleic...r-verzweiflung-robert-wringham-paperback.html

Das Buch beschreibt auf humorvolle Weise den Weg vom Haben zum Sein, auch wenn der Autor aus einer Notlage heraus sich teils wieder in die Lohnknechtschaft (wie er es nennt) begeben musste, wie im Nachfolger
Das gute Leben-Wie Sie trotz Ihres öden Jobs glücklich sein können zu lesen ist. Ich mache auch seit einiger Zeit eine 10h anstatt einer 40h Woche bei voller Bezahlung, da mein Job es hergibt.
 
DON.HEROUR schrieb:
Und genau das zeigt doch, dass es eben nicht möglich ist bzw. Grenzen gibt(, solange wir eine solche Energiequelle nicht haben und kontrollieren können). =)
Entscheidend ist doch aber der Subtext, also das, was dem Zuschauer nach dem Schauen dieses Videos im Kopf bleibt. Und ich befürchte, der Subtext ist eher „Ah cool, die Wissenschaftler forschen ganz viel und bestimmt werden sie bald DIE perfekte Energiequelle finden. Dann kann ich ja jetzt beruhigt die nächste Flugreise buchen, mir nen SUV kaufen oder nen neuen Zockrechner zusammenstellen.“ (psychologischer Rebound-Effekt)

NedFlanders schrieb:
Interessant, welches Buch ist das?
Das Buch heißt: All you need is less - Eine Kultur des Genug aus ökonomischer und buddhistischer Sicht
NedFlanders schrieb:
Imo geht das Thema auch in den spirituellen Bereich mit rein, auch wenn das für viele Menschen totaler Nonsens ist.
Wahrscheinlich, weil Spiritualität oftmals mit Esoterik verwechselt wird. Das interessante ist ja, dass Themen wie Achtsamkeit (mindfullness), die ihren Unrsprung im Buddhismus haben, mittlerweile in der Psychotherapie bei sämtlichen psychologischen Erkrankungen eingesetzt werden, wissenschaftlich also gut erforscht und belegt sind.
NedFlanders schrieb:
Wir haben hier im Westen einen Wohlstand der eigentlich weit über das hinaus geht, was wir wirklich benötigen. Alles was darüber hinaus geht, macht uns eher unglücklich, da es uns von den wirklich wichtigen DInge ablenkt.
Der wichtige Begriff ist hier "eigentlich". Denn dass etwas eigentlich so ist, heißt noch nicht, dass die Menschen es jeweils auch so sehen. Wir hatten das Thema der kognitiven Dissonanz hier schon mal. Zufriedenheit darf es aus ökonomischen Gründen nicht geben. Der Sinn von Werbung ist, die Menschen chronisch unzufrieden zu machen. Und ins Marketing fließt weit mehr Geld als in Klimaschutz.
 
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