Tea&Fruit schrieb:
Wenn wir uns hier in Deutschland weiter an den USA orientieren, sitzen bald alle auf der Straße, während die Manager nach 3 Jahren schon ausgesorgt haben. Wenn das so weiter geht wandere ich aus.
Das ist leider die Perversion einer falsch ausgelegten Globalisierung. Im letzten Jahr (das so furchtbare, vielbejammerte Krisenjahr 2004) haben die meisten der großen DAX-Unternehmen Rekordgewinne eingefahren. Aber da man sich ja den ökonomischen Zwängen anpassen muss, schmeißt man halt Leute raus wo es nur irgendwie geht, um noch effizienter zu werden. Ich finde es auch zum Kotzen.
Wer die Medien in den letzten Jahren ein bisserl genauer beobachtet, der sieht, wie unsere großen Manager einerseits auf die Managerlöhne der Amis peilen, andererseits aber am liebsten die Löhne der Chinesen bezahlen würden. Schön effizient und im Sinne der Ökonomie. Du hast das gut gesagt: Die Manager sanieren sich innerhalb kürzester Zeit selbst, schmeißen gleichzeitig die Leute raus und kassieren selbst dann noch hohe Abfindungen, wenn sie ganze Großkonzerne mit Tausenden Mitarbeitern vor die Wand gefahren haben.
@MR5: haste vielleicht 'ne Lösung für die zu hohen Lohnnebenkosten? Dann laufe bitte nach Berlin und nagele sie dem Bundeswirtschaftsministerium ans Haupttor. Ich bemerke nicht, dass ich in einem der reichsten Länder der Welt mit meinen paar Kröten überbezahlt bin. Ich mache die Pressearbeit für eine Handvoll mittelständische Unternehmen mit einen Gesamtumsatz von einigen Milliarden Euro im Jahr. Meine Agentur kassiert für ein Stündchen meiner wertvollen Arbeit gut 200 Euro. Ich werde dafür monatlich mit einem Gehalt abgespeist, für das ein Industriearbeiter heute keinen Finger mehr krumm machen würde - dem Chef vergoldet das hingegen den Arsch. Wir alle müssen jedes Jahr immer höhere Kosten fürs Essen, für Strom und Wasser abdrücken, während die Unternehmen fettgefüttert werden und Vergünstigungen für alles, was unangenehme Nebenkosten bedeutet, erhalten.
Wenn Du den Armutsbericht von vor Kurzem gelesen hättest, wüsstest Du, dass die Schere zwischen Arm und Reich hierzulande zunehmend (und erschreckend weit) aufklafft und würdest Dich mit leichtfertig hingeworfenen Meinungen zu den problematischen Lohnkosten zurückhalten. Zynischer Lösungsansatz: Vielleicht sollten wir alle Arbeiter ins billige Ausland abschieben und nur noch die Finanz-Verwaltungen und ein paar schicke Dienstleister im Lande belassen. Nebst ein paar Unternehmen für Incentives, die die reichen Kunden unsere reichen Unternehmer möglichst dekadent unterhalten...
Bei den momentanen Aussichten würden viele wohl am liebsten weglaufen. Ich persönlich habe große Angst, dass unser Schiff noch in meinem Leben mal wieder baden geht... den Radikalen z.B. wird es jedes Jahr mehr Zulauf bringen, wenn die Wirtschaft nicht langsam mal über den unbequemen Begriff "soziale Verantwortung" nachdenkt.