Nvidia GeForce 9800 GX2 im Test: Ein Drittel schneller als die Radeon HD 3870 X2

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Wolfgang Andermahr
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Beurteilung

Nach einer längeren Wartezeit geht es nun auch bei Nvidia im High-End-Segment wieder einen Schritt nach vorne. Wie bei der GeForce-7-Serie ist der neue Enthusiasten-Ableger allerdings keine Single-GPU-Karte, sondern man vertraut auf die Kraft zweier Kerne und somit auf die eigene SLI-Technologie, die man im Laufe der Jahre kontinuierlich weiter entwickelt hat. Zwei G92-GPUs, die unter anderem auf dem Preis-Leistungs-König GeForce 8800 GT eingesetzt werden, sorgen auf der GeForce 9800 GX2 für die nötige Rechenkraft. Der Preis dafür ist im Gegensatz zur Performance-Karte deutlich höher: Erste Exemplare des neuen Flaggschiffs von Nvidia werden voraussichtlich um die 500 Euro kosten.

Ohne Anti-Aliasing sowie die anisotrope Filterung arbeitet die GeForce 9800 GX2 in jeder Anwendung sehr schnell und übernimmt größtenteils die Führungsposition vor der Konkurrenz. Die Dual-GPU-Karte von Nvidia rechnet im Durchschnitt gute 31 Prozent schneller als die Radeon HD 3870 X2 von ATi. Das hauseigene Single-GPU-Flaggschiff, die GeForce 8800 Ultra, hat man mit einem Vorsprung von 50 Prozent gut im Griff. In 1600x1200 fällt der Vorsprung zur schnellsten ATi-Karte mit 27 Prozent etwas geringer aus, ist aber immer noch angemessen hoch. Die Differenz zur GeForce 8800 Ultra beträgt 49 Prozent. Interessanterweise kann sich die GeForce 9800 GX2 in 2560x1600 wieder besser gegen die ATi Radeon HD 3870 X2 behaupten und liegt erneut 31 Prozent vor der Dual-GPU-Karte aus Kanada. Den Vorsprung gegenüber der GeForce 8800 Ultra kann man ebenfalls weiter ausbauen. Dieser liegt nun bei sehr guten 51 Prozent.

Nvidia GeForce 9800 GX2
Nvidia GeForce 9800 GX2

Nach dem Hinzuschalten der beiden qualitätssteigernden Features kann sich die GeForce 9800 GX2 in 1280x1024 gar noch etwas besser gegen die Radeon HD 3870 X2 behaupten: Das ATi-Produkt liegt nun um 36 Prozent zurück. Die GeForce 8800 Ultra kann hingegen leicht aufholen und liegt um 38 Prozent hinter der Dual-GeForce-9-Karte. Auch in 1600x1200 bleibt die GeForce 9800 GX2 zwar immer noch die schnellste Grafikkarte, die wir je in unserem Testlabor hatten, sie bekommt aber so langsam einige Probleme, mit der auch andere GeForce-Karten zu kämpfen haben: Die gesamte G8x- sowie G9x-GPU-Reihe besitzt einen sehr hohen Speicherverbrauch. Auch die GeForce 9800 GX2 mit ihren effektiv zur Verfügung stehenden 512 MB kommt so in dem ein oder anderen Fall so langsam in die Bredouille – der Speicher wird knapp. In den entsprechenden Anwendungen läuft sie in diesem Fall dann teils spürbar langsamer, da der Speicher ausgelagert werden muss. Somit liegt die GeForce 9800 GX2 noch um 19 Prozent vor der Radeon HD 3870 X2 und um 23 Prozent vor der GeForce 8800 Ultra. In 2560x1600 wird dieses Problem interessanterweise allerdings kaum größer, weswegen sich die GeForce 9800 GX2 wieder gut in Szene setzen kann. 18 Prozent vor der Radeon HD 3870 X2 sowie 21 Prozent vor der GeForce 8800 Ultra lautet das Ergebnis.

Bei acht-fachem Anti-Aliasing bekommt die GeForce 9800 GX2 allerdings gleich zwei Schwierigkeiten: Erstens geht ihr je nach Spiel erneut der Speicher aus und zweitens, was noch viel schwerwiegender ist, hat die aktuelle GeForce-Architektur generell einige Performanceprobleme bei acht-fachem Multi-Sampling-Anti-Aliasing. In 1280x1024 liegt der 3D-Beschleuniger hier deswegen drei Prozent hinter der Radeon HD 3870 X2 zurück und nur noch ein Prozent vor der GeForce 8800 Ultra. Ab der Auflösung von 1600x1200 bricht die GeForce 9800 GX2 in einigen Spielen dann extrem ein und liegt nicht nur hinter ATis Flaggschiff, sondern genauso hinter der älteren GeForce 8800 Ultra zurück. Ab dieser Auflösung kann man mit einer GeForce 9800 GX2 viele Spiele nicht mehr mit 8x MSAA flüssig spielen.

Nvidia Quad-SLI
Nvidia Quad-SLI

Einige Schwächen hat die GeForce 9800 GX2 (zumindest unser Exemplar) beim Kühlsystem, das unter Windows zwar noch gute Arbeit leistet, unter Last aber negativ auffällt. Die Dual-GPU-Karte erzeugt dort einen recht hohen Geräuschpegel, den man durchaus als störend bezeichnen kann. Für einen Silent-PC eignet sich die Grafikkarte in jedem Fall nicht. Laut Nvidia sollte die Grafikkarte jedoch leiser agieren. Wir untersuchen gerade, ob lediglich die aktuelle BIOS-Version noch einige Probleme bereitet, oder ob es sich tatsächlich um ein generelles Problem des 3D-Beschleunigers handelt.

Dass die Leistungsaufnahme der GeForce 9800 GX2 nicht gerade gering ist, scheint zumindest unter Last erklär- und vertretbar. Im Ruhezustand hat man mit Hybrid-Power zwar (bei einem geeigneten Mainboard) theoretisch ebenfalls die perfekte Lösung gefunden. Allerdings nur so lange, wie die restliche Hardware kompatibel ist. Ist sie es nicht, muss man sich unter Windows mit einem unnötig hohen Stromverbrauch herumschlagen. Hier hoffen wir, dass Nvidia in Zukunft auch für dieses Manko noch eine Lösung finden wird.

Fazit

Mit der GeForce 9800 GX2 hat Nvidia ohne Zweifel ein beeindruckendes Stück Hardware auf den Markt gebracht. Den ehemaligen Spitzenreiter, die Radeon HD 3870 X2, schlägt man meistens ohne Probleme und auch die mittlerweile angestaubte (aber nicht schlechte) GeForce 8800 Ultra hält man gut hinter sich. Wenn denn da nicht das Problem wäre, dass der Grafikkarte bei extremen Settings des Öfteren der Speicher ausgeht. Solange man es bei vier-fachem Anti-Aliasing belässt, reicht der Speicher zwar meistens (aber nicht immer) noch aus und die GeForce 9800 GX2 ist die schnellste Grafikkarte, die sich derzeit auf dem Markt befindet. Bei acht-fachem MSAA bricht die Dual-GPU-Karte aber ganz gerne ein. Hier wäre es wohl sinnvoller gewesen, gleich 2 x 1024 MB auf dem Doppel-PCB zu verbauen. In der aktuellen Form scheint die GeForce 9800 GX2 somit nicht konsequent genug, um durchgängig die schnellste erhältliche Grafikkarte zu sein.

Falls es jedoch nicht mehr als vier-faches Anti-Aliasing sein muss und man in 2560x1600 dazu bereit ist, in einigen Spielen auf Kantenglättung zu verzichten, ist die GeForce 9800 GX2 die zumeist mit Abstand schnellste Grafikkarte, die man derzeit kaufen kann. Die Performance liegt bei diesen Einstellungen deutlich höher als bei allen anderen Grafikkarten, weswegen selbst der hohe Kaufpreis von 500 Euro gerechtfertigt scheint. Falls man aber auf acht-faches Anti-Aliasing nicht verzichten möchte, greift man lieber zu einer Radeon HD 3870 X2 oder alternativ zu einer GeForce 8800 Ultra beziehungsweise GeForce 8800 GTX. Auch hat die Karte wie jede SLI/CF-Lösung zurzeit noch mit dem Problem der Mikroruckler zu kämpfen – hier stellt Nvidia für zukünftige Treiber aber eine Lösung in Aussicht.

Bereit sein muss man bei der GeForce 9800 GX2 hingegen dazu, unter Last einen recht hohen Geräuschpegel zu akzeptieren. Unter Windows ist die Grafikkarte zwar angenehm leise, in einer 3D-Anwendung aber aufdringlich laut. Die Leistungsaufnahme an sich ist akzeptabel, aber im Leerlauf durchaus noch verbesserungswürdig.

Kurz: Für wen all' diese Einschränkungen keine Probleme darstellen, für den gibt es zur Nvidia GeForce 9800 GX2 aktuell keine Alternativen auf dem Markt. Völlig sorgenfrei ist man aber auch mit dieser Grafikkarte nicht.

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