Intel Core i5-750, Core i7-860 und Core i7-870 im Test: Lynnfield schlägt zu

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Volker Rißka
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Fazit und Empfehlung

Der offizielle Einstand der Nehalem-Prozessoren für den Mainstream-Markt kann mit den heute vorgestellten Lynnfield-Prozessoren als gelungen bezeichnet werden. Die Prozessoren liefern durchweg eine gute Performance ab, ihre größte Konkurrenz kommt weiterhin aus eigenem Haus. Die Integration in das bestehende Portfolio über den offiziellen Preis fällt ebenfalls positiv auf, kostet ein Core i5-750 mit 2,66 GHz im Handel doch bereits heute weniger als ein Core 2 Quad Q9550. In unseren Benchmarks zieht der neue und auf dem Papier um fast 70 US-Dollar günstigere Proband dem älteren Modell leicht davon – also alles richtig gemacht?

Eine echte Verbesserung hat es in der Tat beim Turbo-Modus gegeben. Dieser gefällt bei den neuen Lynnfield-Prozessoren deutlich besser. Als er vor knapp einem Jahr mit den Bloomfield das erste Mal vorgestellt wurde, missfiel hingegen noch die drastische Erhöhung des Leistungsaufnahme, obwohl der Turbo nur maximal ein Plus von 266 MHz mit sich brachte. Mit dem heutigen Tag ist der Turbo erwachsen geworden. Eine Takterhöhung von bis zu 666 MHz mitsamt verschiedenen Zwischenstufen zeigen, warum Intel dieses Feature quasi in in jedem neueren Prozessor integriert. Der Zuwachs an Performance ist mitunter deutlich spürbar, gleichzeitig steigt die Leistungsaufnahme aber nicht mehr so drastisch an wie noch vor einem Jahr. Auch wenn es für den Tester selbst nicht leicht ist, Ergebnisse mit aktiviertem Turbo zu vergleichen, der zahlende Kunde hat am Ende hat doch einen deutlichen Mehrwert. Der „Turbo 2.0“ bietet bei einem Core i7-870 beispielsweise Performancesteigerungen um bis zu 25 Prozent (Cinebench 1-CPU), während die Leistungsaufnahme des kompletten Systems in dem besagten Benchmark nur um 16 Watt bzw. 13 Prozent steigt.

Intels „Lynnfield“
Intels „Lynnfield“

Weniger rosig sieht es nach wie vor bei Intels Hyper-Threading aus. Dieses Feature kann ein sehr wirkungsvolles Instrument sein, es kann jedoch genau so gut als deutliche Bremse agieren. Die verschiedenen Einzeltests zeigen dies deutlich. Während vor allem die theoretischen Tests massiv profitieren können und auch der Office- und Multimedia-Abschnitt noch hier und da einige Prozentpunkte gewinnt, sind es die Spiele, die diese Funktion nicht mögen. Je weiter jedoch die Grafiklimitierung greift, umso weniger negativ tritt HT in Erscheinung.

Sehr positiv ist vor allem die Entwicklung der gebotenen Performance im Verhältnis zur Leistungsaufnahme zu sehen, die mit den neuen Core i5 und Core i7 nochmals deutlich hinzu gewonnen hat. Während die bisherigen Core 2 Quad ihre Sache bereits gut erledigt haben, sieht es bei den Lynnfield-Prozessoren nochmals einen Zacken besser aus. Insbesondere der Verbrauch im Idle, der bei den meisten PCs den Hauptteil der Betriebsamkeit ausmachen dürfte, sind positive Entwicklungen zu erkennen. Die Prozessoren mit vier Kernen stellen auf ihrer neuen Plattform alle anderen Modelle in den Schatten. Sicher muss man einen Teil davon auch auf die Neuerungen im Chipsatz- und Mainboardsegment zuschreiben, da der Kunde aber für die neuen Prozessoren eben auch diese Plattform baut, profitiert er letztendlich davon. Auch unter Volllast haben die neuen CPUs ihre Vorzüge. Ein Core i5-750 erreicht eine leicht bessere Performance als ein Core 2 Quad Q9550, verbraucht dabei aber durchweg weniger, bei Prime sind es im Dauertest schlussendlich 27 Watt.

Die Plattform mit neuen Chipsätzen, einem neuen Sockel und damit völlig neuen Mainboards macht da weiter, wo die letzten Intel-Mainboards aufgehört haben. Doch unter der Haube ist bekanntlich viel mehr geändert worden. Das neue Design soll vor allem Kosten sparen, was sich bereits im Handel zeigt. Vor dem offiziellen Start der Plattform sind bereits P55-Mainboards gelistet, die bei 85 Euro liegen. Der Preis dürfte kaum lange von Bestand sein. Den Kunde dürfte es freuen.

Lynnfield Wafer
Lynnfield Wafer

Doch was machen die beiden schnelleren Prozessoren? Während der Core i7-860 primär gegen den Core 2 Quad Q9650 in der Preisklasse um etwa 300 US-Dollar antritt, misst sich das Flaggschiff bereits mit dem Core i7-950. Beide kosten quasi das gleiche Geld und liefern sich auch in den Benchmarks ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Am Ende geht dieses mit minimalem Vorsprung zu Gunsten des Bloomfield aus, der auf die stärkere und zugleich aber auch deutlich teurere Plattform setzt. Eine ernste Konkurrenz von der ab heute langsam in Rente gehenden Plattform auf Basis des Sockel LGA775 finden sie auch in Form dessen Flaggschiffs Core 2 Extreme QX9770 nicht mehr.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Core i5-750 am besten gefällt. Er liefert eine sehr gute Performance, agiert stromsparend und kostet mit 170 Euro zum Start bereits kein Vermögen. Bei einer geplanten kompletten Neuanschaffung sollte das Modell mit zum engeren Auswahlkreis gehören, der Griff zu einem Core 2 Quad Q9550 samt altem Mainboard lohnt „dank“ quasi gleichem Preis kaum noch – die Zukunft sitzt bei Intel bekanntlich im neuen Sockel LGA1156. Bei den anderen beiden Lynnfield-Prozessoren fällt die Empfehlung hingegen schwer. Sicher sind auch sie würdige Erben der LGA775-Quad-Core-Prozessoren, dennoch sind beide gegenüber dem Einstiegsmodell zu teuer. Ein Aufpreis von 100 oder gar 350 Euro sind die Prozessoren aktuell nicht wert, zumal der Kunde von Hyper-Threading als PC-Nutzer daheim kaum profitiert. Lässt man dieses Feature jedoch weg, erhält der Kunde mit dem Core i7-860 lediglich einen 133 MHz schnelleren Core i5 für einen Aufpreis von 100 Euro.

Anmerkung: Aktuell bestreiten wir die Planungen zum Umbau des mittlerweile doch nicht mehr ganz aktuellen Testsystems und dem dazugehörigen Benchmark-Parcours. Jeder Leser kann sich im entsprechenden Forumthread daran beteiligen und seine Wünsche und Vorschläge einbringen.

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