Android gegen iOS im Test: Zwei Religionen im Vergleich

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Benjamin Beckmann
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Android 2.2

Die aktuelle Lieblingssüßspeise der Android-Anwender heißt „Froyo“. Wie üblich benennt Google die Versionen mit fortlaufenden Anfangsbuchstaben (Cupcake, Donut, Eclair, Froyo) auf diese Weise. Das nächste Update, das vermutlich die Nummer 3.0 tragen wird, soll den Geschmack von „Gingerbread“ (Lebkuchen) tragen.

Neues und Besonderheiten

Kein Sprung war hinsichtlich der gefühlten Geschwindigkeit in der Bedienung Androids so deutlich spürbar wie jener zur Version 2.2. Dies haben Anwender dem JIT-Compiler zu verdanken, welcher den Quellcode von Anwendungen sowie Betriebssystem-Komponenten erst während der Ausführung übersetzt und damit effizienter ist als der zuvor genutzte Interpreter.

Vor allem bei Berechnungen mit Gleitkommazahlen ist eine Steigerung der Performance zu erkennen. Dazu sei jedoch noch gesagt, dass nicht alle Apps aus dem Android Market vom JIT-Compiler profitieren können.

Deutlich häufiger macht sich immerhin die neue JavaScript-Implementierung im Android-Browser bemerkbar. Mit „V8“ hat sich die Ausführung der Client-seitig ausgeführten Skripte merklich verbessert.

Wechsel der Eingabesprache per Streif über die Leertaste
Wechsel der Eingabesprache per Streif über die Leertaste

Abseits von Compilern und Benchmarks hat sich auch einiges in der Bedienung und dem Funktionsumfang getan. Benutzer, die häufiger zwischen zwei Sprachen wechseln, können die Eingabesprache auf der Bildschirmtastatur nun ändern, indem sie über die Leertaste streichen.

Auch für diejenigen, die ihr Android-Smartphone häufig auf die Werkseinstellungen zurücksetzen, hat sich Google etwas einfallen lassen. So wird unter Froyo nun eine API bereitgestellt, mit derer Hilfe sich die Apps und ihre Einstellungen nach dem Google-Login wiederherstellen lassen. Ob dies in der Praxis funktioniert, hängt vor allem von den App-Entwicklern ab.

Im Android Market hat Google für mehr Übersicht gesorgt und einen „Melden“-Button für Fehler in Apps ergänzt. Dies kommt Entwicklern bei der Verbesserung ihrer Anwendungen zugute. Apps, die über den Android Market bezogen werden, können automatisch aktualisiert werden, sofern der Nutzer dieses Verfahren für die jeweilige Software zugelassen hat.

Veränderungen, von denen Android-Benutzer nur indirekt profitieren, fanden ebenfalls statt. Entwicklern von Android-Apps und -Ablegern stehen nun viele weitere Möglichkeiten zur Verfügung. So wurde etwa die Schnittstelle für den Zugriff auf die Kamera verbessert und erweitert. Außerdem können Entwickler den Anwendern erlauben, ihre Apps statt im notorisch knappen Telefonspeicher auch im externen Speicher (üblicherweise eine microSD-Karte) abzulegen.

Eine ausführliche Übersicht aller neuen Features in „Froyo“ ist im Portal für Android-Entwickler zu finden.

Software der Smartphone-Hersteller

Eine Besonderheit, die sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt, ist der offene Charakter der Android-Plattform. Herstellern von Smartphones ist es beispielsweise gestattet, die Oberfläche nach ihren eigenen Vorstellungen anzupassen. Auch zusätzliche oder veränderte Anwendungen können ab Werk an Bord sein.

Samsung „Touchwiz“ auf dem Galaxy S I9000

Von Hersteller zu Hersteller kann die Qualität dieser Zusätze aber durchaus variieren. Als besonders gut gelungen gelten „Sense“ von HTC und „Touchwiz“ von Samsung. Der taiwanische Smartphone-Hersteller mit den drei Buchstaben verkauft nicht zuletzt aufgrund von „Sense“ deutlich mehr Smartphones als so mancher Konkurrent. Allerdings haben auch die Entwickler bei Samsung ihre Hausaufgaben gemacht und präsentieren aktuelle Android-Smartphones stets im „Touchwiz“-Gewand – und dies weiß zu gefallen.

HTC „Sense“ auf dem HTC Desire

Sony Ericsson konnte mit „UX“ inklusive der Social-Network-Applikation „TimeScape“ bisher nicht auf ganzer Linie überzeugen. Dasselbe gilt für „Motoblur“ von Motorola: Das Fehlen dieser Erweiterung ist ein von Kunden häufig zitierter Grund für den Kauf des Motorola Milestone. Da letzteres jedoch vorwiegend unter technikaffinen Personen Anklang findet, sollte man dies nicht überbewerten. „Motoblur“ stellt nach einigen Monaten der Weiterentwicklung ebenfalls eine große Hilfe für Einsteiger dar.

Motorola „Motoblur“ und Sony Ericsson „UX“

Ob die Vielfalt verschiedener Designs und Zusatzapplikationen nun Fluch oder Segen ist, lässt sich nicht allein anhand objektiver Kriterien beurteilen. Einerseits erfordert der Umstieg von einem Android-Smartphone auf ein Modell eines anderen Herstellers vom Kunden eine erneute Umgewöhnung. Andererseits ergänzen HTC, Samsung und Co. Android um ein „Look and Feel“, zu dessen Entwicklung Google bislang nicht imstande war.

Ein Wermutstropfen ist allerdings, dass die Anpassungen durch die Hersteller auch für verzögerte Updates sorgen. Während das Google Nexus One nahezu verzögerungsfrei mit den aktuellsten Android-Versionen versorgt wird, kann es bei manchen Herstellern Monate dauern, ehe ein entsprechendes Update bereitgestellt wird. Leider entschließen sich manche von ihnen daher auch dazu, ihre Produkte nicht mehr auf den aktuellsten Stand zu bringen. Gepaart mit dem Problem, dass bei Smartphones mit Branding auch noch die Netzbetreiber mehr oder weniger sinnvolle Anpassungen an der Software vornehmen, wird nicht nur der Markt der Android-Smartphones allgemein fragmentiert, sondern auch für unterschiedliche Firmware-Versionen beim gleichen Modell gesorgt. Es sollte daher exakt darauf geachtet werden, welchem Hersteller man in dieser Hinsicht vertraut.

Wir empfehlen außerdem, lieber zu einem Smartphone ohne Branding zu greifen, falls sich der Preis zum Branding-Modell eines Mobilfunkanbieters nicht signifikant unterscheidet. So gelangt man üblicherweise einige Wochen früher an neue Firmware-Updates.

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