Zowie EC3-CW im Test: Teures Wireless-Debüt mit riesigem Receiver überzeugt

Fabian Vecellio del Monego
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Zowie EC3-CW im Test: Teures Wireless-Debüt mit riesigem Receiver überzeugt

Zowie leistet sich mit den ersten eigenen kabellosen Gaming-Mäusen im Grunde genommen keinen Patzer: Die EC3-CW beweist sich im Test als grundsolides Eingabegerät, das dem Vorbild mit Kabel in keiner Weise nachsteht. Zowie stellt sich mit dem Preis aber selbst ein Bein – und verkauft dabei nicht einmal High-End-Technik.

Seit vielen Jahren fragen sich zahlreiche PC-Gamer, darunter insbesondere auch E-Sportler und die enthusiastische Maus-Community, wann Zowie denn endlich kabellose Mäuse auf den Markt bringen wird. Die Hoffnung war beinahe verloren, als der Hersteller im frühen Herbst 2022 an die Redaktion herantrat und zu einem exklusiven Hands-on mit einem funkenden Prototyp einlud. Und beinahe still und heimlich hat BenQs E-Sport-Marke dann im Laufe der CES 2023 erste Informationen zur EC1-CW, EC2-CW und EC3-CW mitsamt dem übergroßen Enhanced Receiver veröffentlicht. Kabellose Mäuse der Serien FK, ZA und S soll es ebenfalls geben. Ein konkreter Zeitplan existiert allerdings nach wie vor noch nicht.

Und auch der tatsächliche Verkaufsstart der drei asymmetrischen Mäuse lässt noch ein wenig auf sich warten, vermutlich wird es aber Anfang April 2023 so weit sein. ComputerBase hat allerdings bereits ein Testmuster der EC3-CW erhalten. Vereinbart war ursprünglich zwecks Vergleichbarkeit zur Konkurrenz die größere EC1-CW. Die kleinere Variante sei aber als Testmuster eher greifbar gewesen, erklärt Zowie. Technisch sind die beiden Mäuse ohnehin identisch und eine EC1-C liegt der Redaktion ebenso vor – einem ausführlichen Test steht somit nichts mehr im Weg.

Zowie EC1-CW
Zowie EC2-CW
Zowie EC3-CW
Razer DeathAdder V3 Pro
Ergonomie: Rechtshändig
Sensor: PixArt PAW-3370
Optisch
PixArt PAW-3950
Optisch
Lift-Off-Distance: 1,0–3,0 mm
Auflösung: 400–3.200 CPI
4 Stufen
50–30.000 CPI
5 Stufen
Geschwindigkeit: 10,2 m/s 19,0 m/s
Beschleunigung: 490 m/s² 686 m/s²
USB-Abfragerate: 1.000 Hz
Primärtaster: Huano Black Blue Dot Razer Optical, 90 mio. Klicks
Anzahl Tasten: 7
Oberseite: 3 Unterseite: 2
Linksseitig: 2
6
Oberseite: 3 Unterseite: 1
Linksseitig: 2
Sondertasten: Mausrad
cpi-Umschalter
Software: 5 Profile
vollständig programmierbar, Sekundärbelegung
Makroaufnahme
Interner Speicher: 1 Profil
Beleuchtung:
Gehäuse: 130 × 69 × 42 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gleitfüße: PTFE-Basis (lackiert)
123 × 65 × 42 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gleitfüße: PTFE-Basis (lackiert)
119 × 66 × 41 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gleitfüße: PTFE-Basis (lackiert)
128 × 68 × 44 mm
Hartplastik, Beschichtung
Gleitfüße: PTFE (rein)
Gewicht: 79 Gramm (o. Kabel) 77 Gramm (o. Kabel) 76 Gramm (o. Kabel) 64 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-C-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Funk: 2,4 GHz
proprietärer Akku
Laden: Kabel, Ladestation
USB-A auf USB-C-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Funk: 2,4 GHz
proprietärer Akku, 90 Stdn. Laufzeit
Laden: Kabel
Preis: 200 € ab 128 € ab 131 €

Und eines direkt vorab: Mit unverbindlichen Preisempfehlungen von rund 200 Euro für die kabellosen EC-Mäuse wird schon vor dem Blick aufs Datenblatt deutlich: Zowie sieht die kabellosen Eingabegeräte eindeutig im High-End-Segment und verlangt sogar mehr als Logitech und Razer für die eigenen Topmodelle. Dementsprechend werden ebendiese der Maßstab sein, an dem sich auch die EC3-CW messen muss.

Eine kabellose EC3-C – und das war's?

Bei der EC3-CW handelt es sich im Grunde genommen um die kabellose Adaption von Zowies aktueller Generation an Shooter-Mäusen auf Basis der EC-Serie mit C-Suffix. Die Maus ist nicht sonderlich leicht und bietet keine High-End-Sensorik und keine USB-Abfragerate von 4.000 Hz. Zudem muss sie ohne optomechanische Tasten auskommen und eine Software oder gar eine RGB-Beleuchtung gibt es bei Zowie erst recht nicht. Stattdessen verweist der Hersteller auf klassische Tugenden: Die EC3-CW bietet die ikonische EC-Formgebung und soll sich durch ihre hohe Verarbeitungsqualität und eine besonders stabile Funkverbindung dank Enhanced Receiver von der Konkurrenz absetzen können. Aber der Reihe nach.

Das bewährte EC-Chassis mit kleinen Verbesserungen

Die ersten kabellosen Zowie-Mäuse folgen der Formgebung vorheriger Generationen und bieten die klassische EC-Form. Das bedeutet, dass alle drei Modelle ein asymmetrisches Gehäuse für Rechtshänder aufweisen und den Palm-Grip implizieren – also ebenjene Griffvariante, bei der Nutzer die gesamte Hand bequem auf der Maus ablegen. Die EC-Serie gilt in dieser Hinsicht noch immer als Referenz und zahlreiche Hersteller haben die klassische Formgebung im Laufe der Zeit kopiert – teilweise exakt und teilweise mit geringfügigen Abwandlungen. Letzteres trifft nun auch auf die EC3-CW zu. Die Haptik bleibt letztlich unverändert, aber marginale Anpassungen gibt es dennoch.

So sind die beiden vorderen Flanken etwas höher gezogen, wodurch an der rechten Seite mehr Platz zur Auflage von Ring- und kleinem Finger bleibt. Die Tastenabdeckungen sind entsprechend an den Seiten weniger tief nach unten ausladend, wobei sich an der eigentlichen Position und Formgebung nichts geändert hat. Das bedeutet auch, dass die Abdeckungen der linken und rechten Maustaste nach wie vor Teil der Oberschale sind, was Pre-Travel begünstigt. Bei Razers konkurrierender DeathAdder ist das seit der aktuellen V3-Variante nicht mehr der Fall.

Als Oberfläche wählt Zowie eine vergleichsweise matte Beschichtung, die eine durchweg gute Haftung bietet – selbst wenn Schweiß ins Spiel kommt. Tatsächlich ist die EC3-CW griffiger als Razers Pro-Mäuse mit rauer Oberfläche oder auch Logitechs populäre G Pro X Superlight (Test).

Die Masse ist der erste Knackpunkt

Das Gewicht stellt einen ersten Knackpunkt dar. Die große EC1-CW ist mit einer Masse von 79 g tatsächlich 1 g leichter als die EC1-C, wohingegen die kleine EC3-CW mit 76 statt 70 g ein wenig schwerer wurde. Unbedingt leicht sind die drei neuen Zowie-Mäuse damit gemessen an der im Jahr 2023 auf dem Markt verfügbaren Konkurrenz nicht, wiegt eine DeathAdder V3 Pro (Test) oder eine Pulsar Xlite V2 Wireless doch beispielsweise nur 64 g respektive 59 g. Dass Zowie wiederum in diesem Aspekt gegen den Strom schwimmt, demonstrierte bereits die im Juli 2022 veröffentlichte Special Edition der EC-Serie. Wieso der Trend wiederum zu leichteren Gaming-Mäusen geht, hat ComputerBase in einem ausführlichen Bericht erklärt.

Aber zurück zur EC3-CW: Gegenüber der Redaktion gab Zowie bereits vor einigen Monaten im Gespräch zu verstehen, dass sich der Hersteller der Entwicklung zu leichteren Mäusen durchaus bewusst sei und bei den kabellosen Adaptionen dementsprechend nun zumindest darauf geachtet hätte, dass sie nicht wesentlich schwerer werden als die Modelle der C-Baureihe. Eine Priorität habe eine niedrige Masse für Zowie aber nach wie vor nicht.

An dieser Stelle muss jedoch angemerkt werden: Als Logitech mit der bis heute populären G Pro Wireless (Test) im Sommer 2018 ein großer Coup gelang, galt das rund 80 g schwere Eingabegerät als herausfordernd leicht. Ja, das ist bald fünf Jahre her und die GPW kostet inzwischen gemäß Preisvergleich nicht einmal mehr die Hälfte der kabellosen EC-Mäuse – aber andererseits handelt es sich auch um eine symmetrische Maus für Fingertip-Grip-Spieler. Der EC-Serie hingegen kommt zugute, dass es sich um Palm-Grip-Modelle handelt. Und wenn die gesamte Hand umschließend auf dem Chassis abgelegt wird und es führt, verliert das Streben nach minimaler Masse ein wenig an Dringlichkeit.

Im Fall der EC3-CW lässt sich zudem konstatieren, dass Zowie die 76 g nahezu perfekt ausbalanciert hat. Im Endeffekt gilt also: Der kabellose Einstand ist zwar nicht leicht, aber für eine asymmetrische Funkmaus auch nicht auffällig schwer. Selbst nach dem direkten Wechsel von einem rund 20 g leichteren Modell lässt sich die EC3-CW angenehm bedienen.

Mechanische Taster in klassisch und knackig

Und der zweite Knackpunkt folgt sogleich: Zowie verbaut nach wie vor klassische mechanische Mikroschalter. Zwar sind die eingesetzten Huano-Taster keineswegs schlecht, aber viele andere Hersteller setzen inzwischen – insbesondere im High-End-Segment – auf optomechanische Schalter. Bei denen kommt ein Klick nicht durch das Schließen eines gefederten Metallkontaktes zustande, sondern durch das Schließen einer Lichtschranke. Das hat Vorteile für die Latenz, aber ebenso für die Langlebigkeit: Optomechanische Taster sind weniger anfällig für Korrosion und Verschmutzungen. Und außerdem kommen sie ohne die bei Mausschaltern sonst übliche Entprellzeit aus, was beides ungewollten Doppelklicks vorbeugt. Jene sind bei klassischen mechanischen Schaltern ein gängiger Defekt, der nach einigen Jahren oder bereits Monaten der Verwendung auftreten kann – je nach Umgebungsbedingungen.

Nun muss allerdings anerkannt werden, dass Zowie-Mäuse für diese Problematik in der Vergangenheit nicht übermäßig anfällig waren. Und außerdem bieten die linke und die rechte Maustaste der bemusterten EC3-CW ein äußerst ansprechendes Klickgefühl. Ja, es gibt leichten Pre-Travel, aber überraschenderweise fällt der vertikale Spielraum sogar ein wenig niedriger aus als beim vorliegenden Testmuster der DeathAdder V3 Pro. Und insgesamt wirken die Primärtaster der Zowie-Maus direkt und knackig. Gleiches lässt sich über die beiden linksseitigen Zusatztasten sagen, die ebenso vergleichsweise wenig Pre-Travel aufweisen.

Loben lässt sich auch das Mausrad. Zowie ist mit den C-Revisionen auf einen Drehgeber mit 24 Schritten gewechselt, nachdem vorherige Modelle stets nur ein 16-Schritt-Mausrad boten. Die EC3-CW übernimmt dieses Rad. Und es ist zwar vergleichsweise laut, aber im Gegenzug sehr präzise gerastert, ohne dabei allzu schwergängig zu sein. Übliche Logitech- oder Razer-Implementierungen bieten jedoch beispielsweise in der G Pro X Superlight oder DeathAdder V3 Pro tendenziell weniger Widerstand – das Rad der Viper V2 Pro ist eher vergleichbar.

Auch der Mausrad-Klick der Zowie-Maus bietet einen vergleichsweise hohen Widerstand, was unbeabsichtigten Betätigungen vorbeugt. Die allermeisten konkurrierenden Gaming-Mäuse verfügen hier über leichtgängigere Schalter. Welche Herangehensweise in diesem Fall die Oberhand hat, ist persönliche Präferenz.

Bestmögliche PAW-3370-Sensorik mit Zowie-Einschlag

Bei der Sensorik geht Zowie einerseits neue Wege und setzt nicht erneut auf den Klassiker PMW-3360, sondern verbaut PixArts PAW-3370. Der Wechsel ist nicht nur aufgrund der Energieeffizienz bei einer kabellosen Maus das Gebot der Stunde, sondern angesichts des hohen Preises der EC3-CW auch mehr als nur angebracht. Nichtsdestoweniger handelt es sich keineswegs um einen High-End-Sensor: PixArt hat mit dem PAW-3395 ein leistungsstärkeres Exemplar im Angebot und das aktuelle Topmodell stellt der PAW-3950 dar, der aber vorerst exklusiv Razer vorbehalten ist.

Die höheren Sensor-Auflösungen sind dabei unerheblich. Bereits die in der Theorie maximalen 19.000 CPI des PAW-3370 finden in der Praxis kaum noch eine sinnvolle Anwendung. Allerdings bieten PAW-3395 und PAW-3950 abseits einer nur messbar höheren Präzision auch MotionSync, die EC3-CW muss darauf verzichten. Und während der PAW-3950 sogar auf gläsernen Oberflächen arbeiten kann, sollte es für den PAW-3370 ein klassisches Stoff-Mauspad sein.

PixArt PMW-3331 PixArt PMW-3360 PixArt PAW-3370 PixArt PAW-3399 PixArt PAW-3950 Logitech Hero
Sensorik Optisch
Auflösung 100–8.500 CPI 200–12.000 CPI 100–19.000 CPI 100–20.000 CPI 100–30.000 CPI 100–25.600 CPI
Geschwindigkeit 7,6 m/s 6,3 m/s 10,2 m/s 16,5 m/s 19 m/s 10,2 m/s
Beschleunigung 343 m/s² 490 m/s² 686 m/s² > 392 m/s²
Lift-off-Distance ~ 2,8 mm ~ 1,2 mm ~ 1,5 mm ~ 1 mm

Die Implementierung des PAW-3370 betreffend wiederum leistet sich Zowie keinen Patzer. Der Hersteller verbaut mit dem N52883 (PDF) von Nordic Semiconductor einen leistungsstarken Mikrocontroller, der der Konkurrenz von Logitech und Razer in Sachen Datenverarbeitung in nichts nachsteht. Im Ergebnis stehen eine stabile USB-Abfragerate von 1.000 Hz und eine niedrige Sensoriklatenz, die auf einem Niveau mit jener der G Pro X Superlight liegt. Damit gilt gleichsam: Die Verzögerung fällt niedriger aus als bei vielen kabelgebundenen Gaming-Mäusen. Nutzer müssen sich in dieser Hinsicht also keine Gedanken machen.

Weniger als 1.000 Hz sind nicht spieletauglich

Zowie erlaubt per Taste auf der Unterseite der Maus eine Absenkung der Polling-Rate auf 500 oder gar nur 125 Hz, was allerdings – wie üblich – ignoriert werden sollte: Derart niedrige Frequenzen bringen bei modernen CPUs, wie sie seit Jahren Standard sind, ausschließlich Nachteile mit sich und mindern die Leistungsfähigkeit der EC3-CW massiv. Angebracht wäre zum Preis von rund 200 Euro vielmehr die Option einer USB-Abfragerate von 4.000 Hz, wie sie beispielsweise Razer mit dem HyperPolling Wireless Dongle (Test) bietet. Auf die Fragen, wie derart hohe USB-Abfrageraten bei Gaming-Mäusen in der Theorie funktionieren und ob all das überhaupt Sinn ergibt, finden Leser in den beiden verlinkten Kapiteln des Tests der Viper 8KHz Antworten.

Einschränkungen bei der Sensor-Auflösung

Angemerkt werden muss bezüglich der EC3-CW überdies, dass Zowie – wie für den Hersteller üblich – nur die Wahl zwischen vier vorausgewählten Sensor-Auflösungen lässt: 400 CPI (Rot), 800 CPI (Rosa), 1.600 CPI (Blau) und 3.200 CPI (Grün). Der sequentielle Wechsel geschieht über eine weitere Taste auf der Unterseite der Maus. Hier sei angeraten, mindestens 1.600 CPI zu wählen, um einerseits auch bei höheren Bildschirmauflösungen pixelgenau steuern zu können und andererseits, weil die Sensoriklatenz mit steigender Auflösung fällt – zumindest messbar bis circa 1.600 CPI. Wer eine niedrigere Empfindlichkeit favorisiert, sollte über entsprechende In-Game-Einstellungen nachjustieren, nicht aber über die Windows-Mauseinstellungen.

Sofern diese Einschränkungen kein Hindernis darstellen, stellt die Sensorik der EC3-CW eine bestmögliche kabellose Implementierung des PAW-3370 dar. Die Maus ist folglich in dieser Hinsicht auch für ambitioniertes kompetitives Spielen uneingeschränkt geeignet, wenngleich Razer wie üblich die noch bessere Technik bietet. Die Unterschiede zwischen den genannten modernen Maussensoren sind allerdings derart klein, dass sich daraus in der Praxis normalerweise kein Vor- oder Nachteil ableiten lässt.

Solide und besonders stabile 1.000-Hz-Verbindung

Zowie will mit einem besonders leistungsstarken und vergleichsweise großen 2,4-GHz-Receiver sicherstellen, dass die drahtlose Verbindung zwischen Funkadapter und Maus so zuverlässig ausfällt, dass sie selbst in einer Umgebung mit sehr starker Interferenz einer Verbindung per Kabel in keiner Hinsicht nachsteht. Der Hersteller denkt dabei etwa an E-Sport-Turniere in großen Arenen oder auch an LAN-Partys.

Hilfreich ist zu diesem Zweck bereits, dass sich der vergleichsweise große Enhanced Receiver nicht einfach in eine freie USB-Buchse am PC einstecken lässt. Einerseits, weil der Funkadapter damit näher an der Maus aufgestellt werden kann respektive muss, und andererseits, weil USB-3.0-Steckplätze als übliche Störquelle für 2,4-GHz-Funkverbindungen gelten. Aber letztlich ist es vor allem die Größe der Antennen, die bei Zowies Lösung den Unterschied macht.

Zowie funkt, wo Logitech und Razer scheitern (Kühltasche)

Der Hersteller demonstrierte die Technik bereits im Oktober 2021 auf dem eingangs erwähnten Hands-on-Event mit einem provisorischen Versuchsaufbau: In einer zur Seite gelegten Kühltasche mit metallbeschichteter Isolierschicht im Inneren stand ein WLAN-Router, der permanent Daten zu einem ebenfalls in der Tasche liegenden Smartphone übertrug. Dazwischen lagen respektive standen ein herkömmlicher Funkadapter – Zowie setzte hier zur Demonstration auf die G Pro X Superlight – und der Enhanced Receiver. Außerhalb der Kühltasche befanden sich, rund 30 cm vor der Öffnung, die entsprechende Logitech-Maus und ein Prototyp der EC1-CW.

Und tatsächlich: Während die Sensorik der G Pro X Superlight in diesem extremen Szenario leidet, was sich in einer stark verzögerten, hakeligen oder mitunter komplett aussetzenden Mauszeigerbewegung bei ständiger Bewegung der Maus zeigt, wirken der Prototyp der EC1-CW und der Enhanced Receiver unbeeindruckt. Die Redaktion brachte zum Vergleich außerdem eine Viper V2 Pro mit HyperPolling Wireless Dongle mit. Und während sich beim Betrieb mit 1.000 Hz ein ähnliches Bild wie bei der G Pro X Superlight zeigte, kapitulierte die Maus bei 4.000 Hz endgültig: Der Mauszeiger bewegte sich trotz andauernder Mausbewegung um keinen Millimeter.

Nun muss zu diesem Experiment allerdings angemerkt werden, dass es zunächst einmal ein ebensolches ist und die Aussagekraft für die praktische Nutzung der jeweiligen Mäuse eingeschränkt ist. Insbesondere High-End-Exemplare von Logitech und Razer wussten in dutzenden Tests der entsprechenden Eingabegeräte von Seiten der Redaktion über mehrere Jahre hinweg mit einer sehr stabilen Funkverbindung zu überzeugen. Selbst bei einer starken Auslastung des 2,4-GHz-Bandes durch mehrere WLAN-Netzwerke oder aber weitere kabellose Eingabegeräte konnte eine stabile Polling-Rate von 1.000 Hz gehalten werden.

Am Schreibtisch ebenbürtig zur Konkurrenz

Dass Zowies Ansatz in der Theorie überlegen ist, daran besteht also kein Zweifel. In der praktischen Anwendung am heimischen Schreibtisch war aber nun im Rahmen des mehrwöchigen Testzeitraums im Vergleich mit aktuellen kabellosen Gaming-Mäusen von Logitech und Razer keine bessere Stabilität feststellbar. Oder umgekehrt formuliert: Auch eine G Pro X Superlight oder DeathAdder V3 Pro erreicht absolut stabile 1.000 Hz, wenn weitere 2,4-GHz-Geräte in der Nähe sind und einige WLAN-Router und -Repeater für Interferenz sorgen, wie sie in Wohngebieten üblich ist.

Insofern verläuft der erste Auftritt des Enhanced Receivers außerhalb einer Kühltasche denkbar unspektakulär. Überraschenderweise liegt der EC3-CW aber auch ein normal großer USB-Receiver bei, der theoretisch hinten in den PC gesteckt oder eben per USB-A-auf-USB-C-Adapter mit dem Mauskabel verbunden werden kann. Zwischen den beiden Funkadaptern umschalten lässt sich über einen entsprechenden Schalter auf der Unterseite der Maus. Wer also nicht den klobigen Enhanced Receiver auf dem Schreibtisch stehen haben will, kann ihn einfach in der Schachtel lassen – verzichtet aber dann auch auf das integrierte Ladedock.

Denn über zwei entsprechende Metallkontakte auf dem Standfuß des Enhanced Receivers und der Unterseite der EC3-CW kann das Eingabegerät alternativ zur direkten Kabelverbindung geladen werden. Die Akkulaufzeit liegt bei rund 60 bis 80 Stunden dauerhafter Bewegung und damit auf dem Niveau, wie es von konkurrierenden Mäusen bereits bekannt ist.

Was gibt es sonst noch zu sagen?

Die übrigen Spezifikationen der EC3-CW sind mit denen der EC3-C identisch – erneut wird deutlich, dass es sich bei den ersten kabellosen Zowie-Eingabegeräten im Endeffekt um die Funk-Adaptionen der C-Baureihe handelt. Es gibt ein flexibel umwickeltes Kabel, das an der Maus leicht nach oben angewinkelt befestigt wird, sodass die Reibung auf dem Mauspad minimiert wird – ein Detail, auf das nur sehr wenige Hersteller achten.

Auf der Unterseite finden sich Hersteller-typisch klassische, schwarz lackierte PTFE-Mausfüße. Zwar gleitet die EC3-CW durchaus gut, ist aber nicht auf einem Niveau mit Konkurrenzmäusen, die Gleitelemente aus reinem PTFE aufweisen. Zu kritisieren ist, dass die drei Elemente des Zowie-Modells ziemlich dünn ausfallen, was sie anfälliger für Abnutzungen macht und tatsächlich bereits im Werkszustand dazu führen kann, dass der Kunststoff-Unterboden bei hohem Druck auf den hinteren Bereich des Chassis über das Mauspad kratzt. Die allermeisten Anwender dürften davon aber nicht betroffen sein.

Und auch hinsichtlich der Software-Programmierbarkeit lässt Zowie es ganz klassisch zugehen. Will heißen: Es gibt erst gar keine Konfigurationssoftware. Anpassen lässt sich die EC3-CW höchstens über die CPI-Knöpfe auf der Unterseite, aber eine freie Wahl der Sensor-Auflösung, eine individuelle Tastenbelegung oder das Erstellen verschiedener Profile ist nur mit Drittanbieter-Programmen möglich. Das muss zweifelsohne kein K.-o.-Kriterium sein und wird von manch einem Anwender gar geschätzt. Käufer sollten sich der Einschränkungen allerdings bewusst sein.

Fazit

Im Grunde genommen leistet sich Zowie beim drahtlosen Debüt nicht den kleinsten Patzer. Alles funktioniert genau so, wie es soll. Die Sensorik der getesteten EC3-CW steht der Leistung der kabelgebundenen Variante in nichts nach und die Latenzen fallen im Rahmen der durch 2,4-GHz-Funk mit einer USB-Abfragerate von 1.000 Hz gegebenen Möglichkeiten niedrig aus. Die Maus verfügt über knackige Tasten, ein präzise gerastertes Mausrad, eine angemessene Akkulaufzeit, ein flexibel umwickeltes Kabel und einen USB-C-Anschluss. Geladen werden kann außerdem über das in den Enhanced Receiver integrierte Dock. Und insgesamt hinterlässt die EC3-CW einfach den hochwertigen Eindruck, wie man ihn von Zowie gewohnt ist. In Summe stellen die drei ersten kabellosen Mäuse letztlich die besten Eingabegeräte des Herstellers dar, sofern Nutzer mit der asymmetrischen Formgebung d'accord gehen.

Aber: All das heißt nicht automatisch, dass es sich bei der EC3-CW und ihren größeren Schwestern um High-End-Mäuse handelt, die der hohen unverbindlichen Preisempfehlung von rund 200 Euro gerecht werden. Ja, das Produkt ist zweifelsohne solide und in sich stimmig, in diesem Preissegment bieten andere Hersteller aber üblicherweise mehr. So muss die EC3-CW beispielsweise auf optomechanische Tasten oder Mausfüße aus reinem PTFE verzichten. Sie verfügt nicht über den besten derzeit verfügbaren Sensor und ist außerdem schwerer als viele Konkurrenzmodelle. Und wer eine 4.000-Hz-Sensorik oder eine umfassende Programmierbarkeit per Software sucht, wird bei Zowie nicht fündig werden.

Razer hingegen hat mit der DeathAdder V3 Pro (Test) eine sehr ähnlich konzipierte Maus im Angebot, die in direkter Konkurrenz zur EC1-CW steht – also zur größten Variante der kabellosen Zowie-Mäuse –, all die soeben genannten Features abhakt und dabei auf dem Papier sogar 20 Prozent günstiger ist. Aber auch die funkenden EC-Eingabegeräte können an einigen Stellen punkten: Mit dem Enhanced Receiver gehen ein Ladedock und eine in Ausnahmesituationen tatsächlich zuverlässigere Funkverbindung einher, das Chassis ist stabiler konstruiert und tendenziell dürfte die Formgebung den meisten Nutzern noch etwas mehr zusagen, wenngleich Razer mit dem Schritt von DeathAdder V2 zu DeathAdder V3 einige diesbezügliche Kritikpunkte angegangen ist.

Und um an dieser Stelle auch noch konkret auf die bemusterte EC3-CW einzugehen: Die naheliegende kabellose Konkurrenz findet sich hier beispielsweise in Pulsars Xlite V2 Mini Wireless oder Glorious' Model D- Wireless. Zumindest letzterer ist die EC3-CW überlegen, aber das gilt in jedem Fall auch für den Preis.

Schlussendlich handelt es sich beim kabellosen Einstand um tolle Mäuse in Tradition der klassischen Zowie-Tugenden, die auch von Details leben. Das Mauskabel ist ein wenig nach oben angewinkelt, das Mausrad überragend taktil und die Beschichtung gegenüber der Konkurrenz erhaben. Es ist gut möglich, dass Spieler auf der Suche nach einer asymmetrischen Shooter-Maus mit einem der drei neuen EC-Modelle die abseits des Preises beste Wahl treffen. Aber ebenjener UVP von 200 Euro steht einer allgemeingültigen Kaufempfehlung im Weg, insbesondere beim Vergleich mit der DeathAdder V3 Pro und Pulsars Xlite-Modellen.

Zowie EC3-CW
Produktgruppe Mäuse, 23.03.2023
  • Sensorik
    +
  • Primärtasten & Mausrad
    +
  • Oberfläche & Verarbeitung
    ++
  • Gleiteigenschaften
    +
  • Software
    n/a
  • Besonders präzise gerastertes Mausrad
  • Hohe Verarbeitungsqualität und angenehme Haptik
  • Flexibel umwickeltes Kabel und nach oben angewinkelter USB-C-Anschluss
  • Leicht zugänglicher USB-C-Anschluss
  • Ladestation am Enhanced Receiver
  • Mittelklasse-Sensorik zum High-End-Preis

Nun ließe sich selbstredend über die Verarbeitungsqualität und Haltbarkeit argumentieren, also zwei Disziplinen, in denen Zowie in der Vergangenheit stets glänzen konnte. Aber diesbezüglich fehlen derzeit noch Langzeiterfahrungen. Eine Möglichkeit, die EC3-CW und die beiden größeren Varianten preislich attraktiver zu positionieren, könnte Zowie wiederum vielleicht über den Verzicht auf den Enhanced Receiver realisieren – aber zumindest vorerst ist das nicht geplant, wie der Hersteller gegenüber der Redaktion zu verstehen gab.

ComputerBase hat die EC3-CW von Zowie leihweise zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA. Dem Testmuster ging im Oktober 2022 ein von Zowie organisiertes und finanziertes Hands-On-Event voraus.

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