Acht Netzteile im Vergleich: Geräte zwischen 300 und 380 Watt im Test

Hans Peter Lorenz
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Acht Netzteile im Vergleich: Geräte zwischen 300 und 380 Watt im Test

Vorwort

Vor wenigen Jahren noch als notwendiges Arbeitstier im Dunkeln des Rechners völlig unbeachtet, ist heute ein hochwertiges Netzteil zum stabilen Betrieb des Rechners zwingend notwendig.

Vorbei die Zeit, als beim Netzteil von einzig entscheidender Bedeutung war, daß es über einen passenden Anschluß verfügt, um jedes beliebige System mit ausreichend Strom zu versorgen. Durch die gestiegenen Ansprüche der Systeme an die Stromversorgung war es also durchaus sinnvoll, daß Intel bei Einführung des Pentium 4 nach einem neuen Standard für Netzteile verlangte, um einen instabilen Betrieb mit alten Netzteilen zu vermeiden. Aber auch mit Einführung dieses neuen Standards wurden massive qualitative Unterschiede nicht unterbunden - das "NoName" Netzteil ist leider immer noch am häufigsten verbreitet und führt durch mangelhafte Stromversorgung nicht selten zu Problemen. Nicht immer sind Instabilitäten auf eine schlechte Konfiguration und/oder Kühlung zurückzuführen, denn ein Netzteil der bekannten Marke "300 W" garantiert noch keine einwandfreie Funktion des Rechners, dies ist wohl jedem bekannt, der öfter in Hardwareforen vorbeischaut.

Dass auch bei Markennetzteilen der Aufdruck "300 W" noch lange keine 300 W elektrische Leistung bedeutet, ist wohl den Meisten klar, aber wieviel Strom liefert das Netzteil denn nun an den einzelnen Spannungen tatsächlich?

Genau dieser Frage wollen wir in diesem Review nachgehen, und dabei Dinge wie Verarbeitungsqualität, Geräuschpegel, Signalqualität, Anschlussmöglichkeiten usw. nicht außen vor lassen.

Reviews, die sich mit Netzteilen beschäftigen, gibt es fast wie Sand am Meer, aber einfach ein Netzteil an einen Rechner hängen und zu sagen "Es läuft!" war uns zuwenig. Dabei widmen wir uns zunächst der Klasse zwischen 300 und 380 W vom Hersteller angegebener Leistung.

Die Testkandidaten, die uns freundlicherweise von Listan, Frozen-Silicon und Low-Noise zur Verfügung gestellt wurden, im Überblick :

Hersteller / Typ Preis
Antec Smart Power PP 352 XF ca. 69 €
Antec True Power 380 P ca. 110 €
Coba PS-350 S ca. 56 €
Enermax EG 365 AX-VE ca. 80 €
Sirtec HPC 340-201 ca. 49 €
SILENTstar 340W US12 ca. 75 €
Topower Top-320 P4 ca. 56 €
Zalman ZM 300 A-APF ca. 88 €

Testmethoden

Um die Grenzen der Belastbarkeit der Netzteile auszuloten, haben wir sieben Hochlastdrahtwiderstände im Bereich von 0,22 - 0,68 Ohm und einer Belastbarkeit von je 50 W verwendet. Diese haben wir unter Zuhilfenahme von reichlich Wärmeleitpaste auf zwei massive Alukühlkörper geschraubt.

Während der Messungen wanderten diese in einen Behälter mit Wasser und Eiswürfeln, da eine Kühlung mittels Lüfter definitiv nicht möglich war. Dies wird auch durch die Tatsache belegt, daß das Wasser trotz einer Temperatur von 2,3°C unter Last um die Widerstände zu kochen begann - Allerdings sei hierbei angemerkt, daß diese deutlich höheren Temperaturen standhalten, als beispielsweise eine CPU.

Equip 1
Equip 1
Widerstände mit Aluminium-Kühlkörper
Widerstände mit Aluminium-Kühlkörper
Equip 3
Equip 3
Equip 4
Equip 4
Schalttafel
Schalttafel
Equip 6
Equip 6

Um zwischen verschiedenen Werten umschalten zu können, kamen entsprechend hoch belastbare Stecker und Buchsen (4mm) sowie Messleitungen mit einem Querschnitt von 2,5 mm² zum Einsatz. Um den Widerstand stufenlos verändern zu können, wurde zusätzlich ein Drahtpoti mit 10 Ohm und 40 W integriert.

Zur Prüfung der Signalqualität, sprich der Suche nach Unregelmässigkeiten und/oder Restwelligkeiten durch schlechte Siebung, kam ein etwas angegrautes Oszilloskop zum Einsatz, welches aber nach wie vor ordentlich seinen Dienst verrichtet.

Die Geräuschpegelmessung haben wir mittels eines empfindlichen Mikrophons samt Vorverstärker sowie der Sharewareversion der Messoftware "Hobbybox V4.0" von Gerald Matz durchgeführt. An dieser Stelle müssen wir zu unserem Bedauern darauf hinweisen, daß das verwendete Mikro nicht kalibriert ist, da dementsprechende Geräte exorbitant teuer sind und so den Rahmen des Reviews gesprengt hätten. Auch ist die Leitung vom Micro zum Vorverstärker aufgrund der hohen Empfindlichkeit mit etwa 10 cm sehr kurz, und trotz umfangreicher Abschirmung streute immer noch ein gewissen Maß an 50 Hz Netzbrummen ein, daß daher in den Diagrammen nicht berücksichtigt werden darf. Dieses hat seinen Ursprung offensichtlich in der verwendeten Soundkarte, da auch der Audio Analyzer diese Störung darstellt. Dazu eine Spektralanalyse in (soweit möglich) lautloser Umgebung mit um 5 dB erhöhtem Pegel, sowie der Frequenzgang der Soundkarte mit per Kabel verbundenem Ein-/Ausgang (ohne Micro).

Grundpegel
Grundpegel
Audio Analyzer
Audio Analyzer

Dafür waren wir Dank eines "speziellen" Ofens der Firma Siemens in der Lage, alle Netzteile unter absolut identischen thermischen Bedingungen zu testen, um zu "hören", wie laut die Lüfter bei erhöhter Umgebungstemperatur arbeiten, da dies im PC schliesslich ihr Alltag ist.

Hierzu haben wir den Ofen auf 42,3°C aufgeheizt, und alle Kandidaten für 10 Minuten bei geschlossenem Ofen in Betrieb genommen. Die Pegelmessung fand auch bei Raumtemperatur innerhalb des Ofens statt, um die Vergleichbarkeit der Ergebnisse sicherzustellen.