Leserartikel ARCTIC Liquid Freezer II Service Kit - Unboxing und Montage

Falcony6886

Ensign
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ARCTIC
Liquid Freezer II
Service Kit
-
Unboxing und Montage
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Inhaltsverzeichnis:



1.Einleitung


Heute möchte ich euch zu einem etwas anderen Leserartikel meinerseits begrüßen, denn es handelt sich dieses Mal nicht um ein Review eines Testobjekts. ARCTIC hat mir mitgeteilt, dass es bei einigen Modellen der Liquid Freezer II All-in-One Wasserkühlungen zu Problemen mit den EPDM-Dichtungen kommen kann. Die Kunden wurden am 23.08.2022 per offizieller Produktmitteilung darüber informiert:

„Bei einigen Produkten kann es zu einer chemischen Reaktion zwischen der Kupferkühlplatte und der Dichtung kommen, da die Dichtung nicht ausreichend vulkanisiert ist. Durch diese Reaktion von Schwefelrückständen und der Kupferplatte können Ablagerungen entstehen, welche auf Dauer zu einer Verringerung der Kühlleistung, bis hin zu einem Verlust von Kühlflüssigkeit führen können.“

Zunächst einmal klingt dies nach einem schwerwiegenden Problem, dessen Lösung sich jedoch recht einfach gestaltet: Die nicht ausreichend vulkanisierte EPDM-Dichtung muss durch eine Silikon-Dichtung ausgetauscht werden. Hierzu stellt ARCTIC betroffenen Kunden kostenlos das „Liquid Freezer II Service Kit“ zur Verfügung.

Ob euer Liquid Freezer II betroffen ist, könnt ihr auf der oben verlinkten Seite herausfinden und auch gleich das Service-Kit kostenfrei bestellen. Mit Hilfe des Service Kits könnt ihr die defekte Dichtung eigenständig ohne Verlust der sechs Jahre Herstellergarantie austauschen. Solltet ihr euch dies nicht zutrauen, könnt ihr euren Liquid Freezer II selbstverständlich auch zur Reparatur einschicken.

Da ich bereits einige ARCTIC-Produkte testen durfte, wurde ich gefragt, ob ich einen Bericht über den Austausch der Dichtung mit Hilfe des Liquid Freezer II Service Kits verfassen möchte und ich habe zugesagt.

Für diesen Bericht hat mir ARCTIC einen betroffenen Liquid Freezer II 360 sowie ein Liquid Freezer II Service Kit zur Verfügung gestellt. Die Testmuster verbleiben nach dem Umbaubericht in meinem Besitz, es gab jedoch keine Vorgaben zum Erstellen des Austauschberichts.

Wie sich heute herausstellte, sind vermutlich auch die beiden von mir getesteten Liquid Freezer II (360 ARGB & 420 ARGB) betroffen, sodass ich in den nächsten Tagen noch zwei weitere Service Kits erhalten werde. Auf Wunsch erweitere ich den Bericht dann nachträglich gerne auch um Bilder der beiden Exemplare, der Liquid Freezer II 420 A-RGB arbeitet aktuell in meinem Rechner, während ich diese Zeilen verfasse.

Der Austauschprozess ist für den erfahrenen Hardwareexperten und PC-Bastler sicherlich ein leichtes Verfahren, während weniger geübte Schrauber davor eventuell zurückschrecken. Zudem sind mir während des Austausches noch ein paar Schwierigkeiten aufgefallen, die im ARCTIC Online-Handbuch zum Liquid-Freezer II Service Kit nicht so deutlich zum Vorschein kommen. Vielleicht hilft mein Bericht daher dem ein oder anderen beim Austausch der Dichtung und eventuell aufkommenden Fragen. Im Folgenden möchte ich euch nun mit Text und Bild durch den Austauschprozess der Dichtung führen.

2.Unboxing: Liquid Freezer II Service Kit


Zunächst solltet ihr prüfen, ob euer Liquid Freezer II von dem Problem betroffen ist. Habt ihr euer Liquid Freezer II Service Kit dann angefordert, so kommt dieses in einem kleinen weißen Pappkarton bei euch zuhause an.
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Auf der Vorderseite befindet sich der für ARCTIC übliche QR-Code, der euch zu der – wie immer – ausführlichen und gut bebilderten Online-Montageanleitung führt. Mit Ausnahme eines Kreuzschlitzschraubendrehes enthält das Liquid Freezer II Service Kit alles, was ihr für den Austausch der defekten Dichtung benötigt:
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Neben der Silikon-Dichtung, zwei neuen Schrauben und einem 10ml-Fläschchen mit Kühlflüssigkeit liefert ARCTIC auch noch eine neue, kleine Tube MX-5 Wärmeleitpaste sowie ein MX-Cleaner-Tuch mit, damit ihr die alte Wärmeleitpaste von eurer CPU entfernen könnt – eine freundliche Beigabe, denn ohne den Produktionsfehler wäre der Aufwand des Austauschens nicht entstanden.
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Die wichtigsten Dinge des Service Kits sind dann sicherlich die weiße Silikon-Dichtung, die neue Kühlplatte aus Kupfer, sowie die beiden neuen Schrauben und die Kühlflüssigkeit, die ihr – je nach Bedarf – nachfüllen müsst. Hierzu später mehr.
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Wie schon erwähnt wird die alte EPDM-Dichtung durch eine neue, weiße Silikon-Dichtung ersetzt. „Silikon ist in seinen Anwendungen flexibler, aber auch kostenintensiver“ als EPDM. Dennoch werden fortan „um etwaige Komplikationen auszuschließen (…) ausschließlich Dichtungen aus Silikon“ für die Liquid Freezer II Serie verwendet. Neuere Produktionen werden direkt ab Werk mit den Silikon-Dichtungen ausgestattet – diese erkennt ihr an einem QC-Passed Aufkleber. Laut ARCTIC wurden betroffene Produkte mittlerweile vom Markt genommen.

Wie auf den Bildern zu sehen, sind Vorder- und Rückseite der Silikon-Dichtung und auch der Kupferplatte unterschiedlich. Beide müssen also in einer bestimmten Ausrichtung montiert werden – auch hierzu später mehr. Wenn ihr jedoch die Vorgaben beachtet, geht der Austauschprozess leicht von der Hand. Nach einem Blick in die Verpackung geht es nun also mit dem eigentlichen Tausch der Dichtung weiter.

3.Austausch der defekten Dichtung gegen die neue Silikon-Dichtung


Zunächst ist es wichtig, dass ihr euren „Arbeitsplatz“ ein wenig vorbereitet und die Anweisungen von ARCTIC hierzu befolgt. Zunächst müsst ihr euren Liquid Freezer II aus dem Gehäuse ausbauen – der Austausch darf nicht in eingebautem Zustand erfolgen.
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Darüber hinaus solltet ihr die benötigten Ersatzteile und einen +PH2 Schraubendreher bereitlegen. Das Blister mit der Silikondichtung und der Kupferkühlplatte solltet ihr öffnen, ebenso das Fläschchen mit der Kühlflüssigkeit. Zudem solltet ihr die beiden Schrauben aus der Plastiktüte befreien.
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Diese kleinen Vorbereitungen haben einen Grund: Während des gesamten Austauschprozesses muss sich die Pumpeneinheit oberhalb des Radiators befinden, um einen Verlust der Kühlflüssigkeit zu verhindern. Hierzu legt ihr den Radiator am besten auf einen Tisch und haltet die Pumpe oberhalb in der Hand oder fixiert sie anderweitig. Am einfachsten ist es, die Pumpeneinheit einfach in der Hand zu halten. Habt ihr den „Arbeitsplatz“ wie beschrieben und auf den Bildern zu sehen vorbereitet, geht der Austausch dennoch leicht von der Hand. Nun kann es auch losgehen:
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Zunächst löst ihr alle Schrauben der Kühlplatte. Die oberen, längeren Schrauben (hin zum VRM-Lüfter) behaltet ihr, die kürzeren, unteren Schrauben könnt ihr entsorgen – hier kommen später die neuen Schrauben zum Einsatz. Habt ihr alle Schrauben gelöst, könnt ihr die alte Kühlplatte entfernen und ebenfall dem Mülleimer entsprechend den örtlichen Recylcling-Vorschriften zuführen.
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Anschließend hebelt ihr die alte, schwarze EPDM-Dichtung vorsichtig mit dem Schraubendreher heraus und entsorgt sie ebenfalls. Nun ist alles bereit, um die neue Dichtung einzusetzen und anschließend die neue Kupferkühlplatte zu montieren.
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An dieser Stelle wird es ein wenig knifflig: Betrachten wir daher noch einmal genau die neue Silikondichtung in dem Blister:
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Auf dem Foto sind die „Erhöhungen“ in der Mitte gut zu erkennen, die exakt in die Kammern der Pumpeneinheit passen. Die Rückseite hingegen ist flach. Um die Dichtung einzusetzen, müsst ihr diese nun aus dem Blister nehmen und um 180 Grad gedreht in die Pumpeneinheit einsetzen, so dass die abgeflachte Seite zu sehen ist:
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Nun müsst ihr euch vergewissern, dass noch ausreichend Kühlflüssigkeit vorhanden ist. An dieser Stelle habe ich Arctic kontaktiert, denn die Anleitung gibt keinen Hinweis darauf, was „ausreichend“ denn eigentlich ist. Folgende Antwort habe ich erhalten: „Die Kühlflüssigkeit sollte in den drei Kanälen deutlich erkennbar sein, nur wenn dies nicht der Fall ist, empfehlen wir ein Nachfüllen. Ein Auffüllen bis zur Obergrenze ist allerdings nicht notwendig.“ Da in meinem Fall kaum Flüssigkeit zu erkennen war, habe ich nachgefüllt:
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Hierzu gebt ihr nach und nach dieselbe Anzahl Tröpfchen in die drei Kanäle, bis die Kühlflüssigkeit deutlich zu erkennen ist.

Nun müsst ihr noch die neue Kupferkühlplatte befestigen, um die Pumpeneinheit wieder dicht zu verschließen. Auch hier gilt es, auf die richtige Ausrichtung zu achten, denn die gewölbte Unterseite der Kühlplatte passt nur in einer Richtung exakt in die Dichtung hinein.
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Hierbei hilft euch die Schutzfolie auf der Kühlplatte: Das „Warning“ muss lesbar sein und darf nicht auf dem Kopf stehen. Hierzu nehmt ihr die Kühlplatte ebenfalls aus dem Blister, dreht sie um 180 Grad und setzt sie so ein, dass ihr „Warning“ lesen könnt und das „Warning“ zum VRM-Lüfter hin zeigt.

Anschließend könnt ihr die Kühlplatte mit den beiden alten, langen Schrauben (oben), sowie den beiden neuen Schrauben (unten) befestigen, mit Kraftaufwand – aber ohne die Schrauben dabei zu überdrehen. Wie in der Anleitung beschrieben, sollten zwischen Pumpengehäuse und Kühlplatte keinerlei Lücken mehr vorhanden sein, so wie auf diesen beiden Fotos:
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Bei mir blieb allerdings auch nach dem Verschrauben noch eine recht große Lücke am Motorgehäuse bestehen, obwohl die Schrauben absolut fest saßen:
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Diese Lücke ist so groß, dass ich problemlos den Fingernagel hineinschieben konnte, also habe ich mich auch hier bei ARCTIC rückversichert. Auch hier zitiere ich einmal aus der Antwortmail:

„Das ist ganz normal an der Stelle und liegt am Motor Cover, welches einen feinen Ausschnitt hat. Je nach Toleranz kann (…) [diese Lücke] ein wenig größer wirken. Wir hatten dies ebenfalls bei einigen Modelle[n] aber alle Kühler waren absolut dicht.“

Die Aussage kann ich bestätigen: Nach dem Entfernen der Kühlflüssigkeitsreste des Montagevorgangs konnte ich trotz der Lücke kein Austreten von Kühlflüssigkeit feststellen, der Liquid Freezer II war (wieder) dicht! 😉

An dieser Stelle auch noch einmal der Hinweis, eventuell während des Austauschvorgangs ausgetretene Kühlflüssigkeit unbedingt zu entfernen und den Liquid Freezer II nur einzubauen, wenn keine Rückstände mehr an der Pumpeneinheit vorhanden sind – denn sonst lauft ihr logischerweise Gefahr, eure teure Hardware zu beschädigen.

4.Fazit


Ich hoffe, dass dieser Bericht zumindest für einige von euch hilfreich ist und weniger erfahrenen PC-Usern entweder die Angst vor dem Austausch nimmt, oder aber bei der Entscheidung hilft, den Liquid Freezer II dann doch lieber zur Reparatur einzusenden.

Meiner Meinung nach hat ARCTIC hier eine kundenorientierte und transparente Lösung für das Problem mit den Dichtungen bestimmter Liquid Freezer II AiOs ab Mai 2021 geschaffen und der eigenständige Austausch der Dichtung mit Hilfe des Liquid Freezer II Service Kits ist vermutlich der für viele Kunden angenehmere und zeitsparendere Weg.

Trotz aller Umstände ist mir der transparente Umgang mit Problemen seitens eines Herstellers und das Angebot einer kostenfreien Lösung ohne Verlust der Herstellergarantie noch immer lieber als das Verschweigen von Problemen mit den eigenen Produkten!
Edit: Video entfernt.




 
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Sehr cool! Danke dafür. Meine LF II sind beide aus März und April 2021 und nicht betroffen 🙈
 
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@Willi-Fi Mir wurde das Service-Kit vorzeitig zur Verfügung gestellt.
 
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Sowas kann mal passieren... Die Reaktion von Arctic empfinde ich aber als vorbildlich. Zumal man auch die Wahl hat ob selbst reparieren oder einsenden.
 
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wie passend. da war jemand vorbereitet oder fleißig über nacht xD
 
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Hi,

Gibt Artic auch an mit wie viel Drehmoment die Platte angeschraubt werden muss, die neue Dichtungs ist ja dicker und flexibler, wenn du jetzt die Platte anknallst dann biegt sie sich durch.

Zumal fester anziehen das ganze auch nicht "Dichter" macht.
 
Nein. Das gibt Arctic nicht an. Handfest ohne die Schrauben zu überdrehen sollte laut Online-Handbuch genügen. Eben halt so, dass keine Lücke mehr vorhanden ist.

Edit: Arctic gibt es doch an, 0,4-0,5 Nm. Danke @Mein Puddeling !
 
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drehmoment? die paar 300-400ml werden mit wenig Druck bewegt, Drehmoment braucht bei Kopfdichtung/Stehbolzen, etc, nicht bei einem Produkt, das man sich auch selbst zusammenbauen kann(oldschool?)
 
Key³ schrieb:
Gibt Artic auch an mit wie viel Drehmoment die Platte angeschraubt werden muss, die neue Dichtungs ist ja dicker und flexibler, wenn du jetzt die Platte anknallst dann biegt sie sich durch.

Zumal fester anziehen das ganze auch nicht "Dichter" macht.


Ja, 0,4-0,5 Nm.

Siehe 1:35min, ausführliche Anleitung von Arctic.

 
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@Mein Puddeling Danke für den Hinweis, die Einblendung hatte ich glatt übersehen.

Hier der Auszug aus dem Online-Handbuch, dort steht es auch:

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Die Schrauben über Kreuz mit 0,4 bis 0,5 Nm anziehen - oder eben „handfest“!

Mit „Kraft“ meinte ich im Übrigen exakt die höhere Anziehkraft der unteren, neuen und längeren Schrauben.
 
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Find ich sehr Kundenorientiert von Arctic.

Und zeigt auch, dass man die AIO nach Ablauf der Garantie leicht selber warten könnte.
Die Pumpe könnte man wohl tauschen und zum Reinigen und Nachfüllen des Systems hat man auch alle Möglichkeiten.

Die Teile könnten sehr lange laufen.
 
Habe es bei meiner 240er inzwischen auch gewechselt, siehe hier.
 
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