Ob Auslandsdemos etwas bringen halte ich für fraglich. Der Napoleon von der Newa benötigt zur Aufrechterhaltung seiner Halbdiktatur (Pressefreiheit, Systemjustiz) dringend Randgruppen (Schwule, Kaukasier, Georgier), denen das Grobvolk die Aufmerksamkeit widmet und nicht auf die Idee kommt, willkürliche Machtstrukturen, Behördenkorruption, Miss- und Vetternwirtschaft in Frage zu stellen. Brot und Spiele und Feindbilder fürs einfache Volk schaffen.
Bereits Stalin vertraute auf das Feindbild der
"Wurzellosen Kosmopoliten" als weitestgehend wehrlose Sündenböcke für innere Mißstände.
Niemand soll auf die Idee kommen, die staatliche Wirtschaftsstrategie kritisch zu hinterfragen bzw. den 100%igen Verbleib der enormen Gewinne aus Energieträgerveräußerungen zu recherchieren.
Bislang hält dieser Verkauf den Laden zusammen und die Staatsfinanzen halbwegs solide - mit der bekannten Preiskrise 2009, die zu Tage brachte, wie stark Russland vom Gefüge der Weltmarktpreise für Öl und Gas abhängig ist.
Wie es in einigen Jahrzehnten ausschaut steht jedoch in den Sternen. Dann erst werden die wahlberechtigten Bürger erst feststellen, dass Russlands Wirtschaft lediglich auf zwei Säulen basierte: Auf Ressourcenverkauf sowie den Export militärischer Erzeugnisse. Und keinerlei nennenswerte produktive, exportfähige Industrie existiert.
Traurig finde ich persönlich, dass Putin als Hiffnungsträger der Post-Jelzin-Ära im positiven Sinne das Amt antrat und auch gewisse Erfolge im Kampf gegen die ungleiche Verteilung des Privatisierungswohlstandes erzielte. Jedoch fiel er dem bekannten Charakterzug des unbedingten Machterhalts anheim
, dem viele unberührbare Machtpolitiker erliegen...
Mal sehen, welches Feindbild dann auserkoren wird, um innenpolitische und soziale Spannungen strategische gegen Minderheiten oder das Ausland (gerne USA, Ukraine, Georgien) zu kanalisieren.