News Computer aus der DDR: Die Geschichte von Oprema, ZRA 1, ZRA 2 und Robotron 300

Wer wirklich alles über nahezu jedes Stück Hardware aus DDR-Zeiten wissen will, dem sei die Seite Robotrontechnik empfohlen.

Der Look ist zwar ziemlich 90er, aber das passt ja zum Thema ;)

mfg, Schahn
 
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Nachdem in der BRD der 1950er in Folge des 2. Weltkriegs erst einmal kein Bedarf an programmgesteuerten und frei programmierbaren Rechenmaschinen bestand und Konrad Zuse sowie andere hochkarätige Wissenschaftler und Entwickler geflohen waren, übernahmen Pioniere wie Wilhelm Kämmerer und Herbert Kortum die Führungsrolle bei der Entwicklung der ersten großen Computer Deutschlands.
Sorry, aber das ist sowas von falsch...
Wieso sollte in der BRD kein Bedarf bestehen? Wieso denn dann in der DDR? In Frankreich? In den USA? In GB? in der Schweiz? Aber in der BRD zur Zeit des Wirtschaftswunder nicht?

Kontad Zuse gelohen? Wohin? Innerhalb von Deutschland?
Auszug aus Wikipedia:
Nach dem Krieg gründete Zuse 1949 in Neukirchen im damaligen Kreis Hünfeld die Zuse KG. Weitere Computer wurden gebaut, die Typenbezeichnung war immer ein Z und eine fortlaufende Nummer. Mit der Z5 berechnete Leitz Objektive. Herausragend war die noch in Relaistechnik ausgeführte Z11, die der optischen Industrie, Universitäten und Flurbereinigungsbehörden verkauft wurde. Mit der Einführung der Elektronik begann eine neue Zählung, und die Z22 wurde 1955 zum ersten in Röhrentechnik aufgebauten Computer von Zuse. Die Daten wurden in einem Magnetspeicher gespeichert.

1957 wurde der Firmensitz von Neukirchen nach Bad Hersfeld verlegt. Bis 1967 baute die Zuse KG insgesamt 251 Computer. Zuse entwickelte auch den ersten Plotter, den „Graphomat Z64“. Das schnelle Wachstum überforderte jedoch das Unternehmen; Banken waren nur gegen hohe Zinsen bereit, Kredite für das ihnen unbekannte Computergeschäft zu geben, eine staatliche Forschungsförderung gab es noch nicht, und als es zu Verzögerungen bei der Auslieferung der Z25 kam, stand der Hersteller vor dem Ruin.[30] Ab 1964 stieg Zuse als aktiver Teilhaber aus der Gesellschaft aus, sie wurde zunächst von der deutschen BBC in Mannheim, Anfang 1967 dann von Siemens übernommen
https://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Zuse#Idee_zur_Prozesssteuerung

Ich will die Leistungen der ostdeutschen Computer-Pioniere nicht schmälern, aber die BRD als computerfreies Entwicklungsland in Trümmern, aus dem alle "hochkarätige Wissenschaftler und Entwickler geflohen waren" ist einfach nicht wahr.
Die meisten Wissenschaftler hatten Deutschland (sowohl Westen als auch Osten) schon vor oder während des 2. WK verlassen und nennenswert ist nach dem 2.WK eigentlich nur der Abgang der Wissenschaftler und Entwickler um Werner von Braun.
 
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andi_sco schrieb:
Hast du da noch Fotos?
Hallo andi-sco

sorry, hab länger hier nicht vorbei geschaut...

Fotos hab ich keine mehr und so richtig erinnern kann ich mich auch nicht mehr nach ~ 40 Jahren. Die Zeit war eventuell um 1982...1984...?

Prozessor war aus DDR Produktion - irgend etwas mit U8xx ..x(?). Form war länglich, wie ich es noch heute vor meinen geistigen Auge sehe.

Auch alle anderen Schaltkreise (Widerstände, Kondensatoren) waren aus dem Ostblock.

Irgendwo haben wir da auch die EPROMS programmiert und wieder mit UV Licht gelöscht, wenn es nicht mit der Software lief. Programmiert wurde in Assembler (Betriebssystem) und dann darauf Basic. Tastatur war von einer elektrischen Schreibmaschine (DDR) und Monitor ein kleiner tragbarer Russen Fernseher. Das höchste der Gefühle war dann die Programmierung eines einfachen Textprogramms (Word für ganz Arme...;-). Als Drucker wurde dann wieder eine elektrische Schreibmaschine missbraucht.

Irgendwann (nach 1985) hab ich einen HP XY Plotter aus dem Westen ergattert - nur anschließen konnte ich den nicht (IEC 625) --> hab da dann noch eine passende Schnittstelllenkarte gebastelt. Das Teil war da schon ganz geil (der Plotter) für DDR Verhältnisse. Ich konnte da dann Transparenz Folien (Rohmaterial / Folien aus dem Westen) für Vorträge mit Overhead Projektor herstellen. Problem waren die Tintenstifte (Abnutzung der Spitze / Nachfüllen oder eben irgendwie mal neue aus dem Westen).

"Leider" habe ich mich nach der Wende kaum noch mit Elektronik beschäftigt - plötzlich gab es ja alles für relativ wenig Geld und mein Beruf und Hobby war dann die Physik / Kunststoff Physik. Da hab ich dann alles alte "entsorgt". War ja zu diesem Zeitpunkt total wertlos und uninteressant - heute weiss ich es besser...;-)....;-((

Aber noch eine andere kleine Anekdote:

Jeder, der hier mitliest, hat in den letzten Monaten ein Produkt von mir (und natürlich meinen Kollegen) ganz dicht vor der Nase gehabt: Die innere Filterschicht einer FFP2 (FFP3) Maske. Nennt sich Polypropylene (PP) Meltblown und in Europa ist das spezielle PP dafür von meiner ehemaligen Firma und war eines meiner Produkte für die ständige Weiterentwicklung --- Sorry, kleiner Spass am Rande...

Aber passt zum Thema: Der Meltblown Prozess wurde in Karl-Marx-Stadt (Textilinstitut) erfunden (patentiert) - glaube um 1960 (+/- ~ 5 Jahre - schau da jetzt nicht genau nach) und Exxon hat das in US aufgegriffen und als erste fürs US Militär produziert (Um radioktiven Feinstaub aus der Luft zu filtern und dann nachzuweisen - Zeit der massiven Atombomben Versuche).

Heute in Masken / allen Arten von Luftfiltern (Auto / Büro / Reinraum --> Halbleiter Bezug / etc.) / in Baby Windeln und auch in Damen Binden....

Ja, bei Elektronik und Autos war die "kleine" / abgeschnittene DDR schon immer hinterher.

Mein Traum heute wäre aber ein Wartburg 311 Coupe.... (hat hier jemand einen Tipp?....;-)). Ich war vor 5 Jahren schon mal dicht dran - für 45.000 € - habe dann aber doch damals lieber in Beton-Gold in AT investiert.

Aber es gab auch andere Bereiche, wo die DDR an der Spitze etwas mitgespielt hat - Das wurde dann durch die Wende eben auch recht schnell vergessen - siehe bei mir selbst (von mir selbst), der selbst gebaute PC.

Es wurde nicht vom Westen gezielt klein geredet, usw. - es war plötzlich nicht mehr interessant / nicht mehr da.

Einige "Rosinen" (und Bäcker) wurden halt übernommen, aber nicht an die große Glocke gehängt - verständlich.
Ergänzung ()

PS: Als Anregung zum 311er:

$_20 (1a) (2).jpg
 
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Sibelius01 schrieb:
wäre aber ein Wartburg 311 Coupe
Irgendwo in Ismaning, bei München fährt tatsächlich ein späterer Wartburg rum 😎

Danke für deine Geschichte
 
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andi_sco schrieb:
Irgendwo in Ismaning, bei München fährt tatsächlich ein späterer Wartburg rum 😎

Danke für deine Geschichte
Hallo,

hat mir doch keine Ruhe gelassen - und hab die hinterste Ecke im Keller mal durchstöbert. Eine größere Kiste mit Elektronik Material hab ich gefunden. Leider nichts mehr vom Eigenbau PC in den 80'ern. Hab ich wohl meinem damaligen Arbeitgeber (Akademie Institut in Dresden) überlassen (erinnere mich total nicht dran...).

An fertigen Schaltungen nur noch einige Überreste der damaligen UKW Transistor Versuche (Tuner, ZF Verstärker, PLL FM Demodulator). Da nimmt man heute 1...3 Schaltkreise, schließt ein paar Kondensatoren, Spulen und Widerstände an und dann läuft das.

Der PLL FM Demodulator war, glaub ich jetzt mal, so der letzte "Schrei".

Aber dafür sind da noch jede Menge (Anzahl: irgendwo 200++??) - U880, russische EPROMS, sonstige U, D, usw. Schaltkreise, Siebensegmentanzeigen, farbige LED's, und einige alte Röhren und jede Menge Transistoren (aller damals verfügbaren Leistung (russisch und von TESLA auch), bzw. verschiedener Grenzfrequenz). Stecker und Steckverbinder gibt es da auch noch reichlich.

Bei den Leistungstransistoren hab ich damals mal an einem D-Klasse Verstärker gebastelt, sollte wohl so Richtung 200 W gehen (für Hobby-Musik Band) - hat dann beim Strom anschließen schön gebrannt und das war's dann für mich damit.

Wenn jemand daran Interesse hat - tausche heute gern gegen den Wartburg 311....🤣.

Aber ohne Spaß - wenn jemand da etwas sucht, ich geb es gerne her. Wenn es wirklich nützlich sein sollte und notwendig, würde ich mir auch die Arbeit machen, mal eine Liste zu machen. Aber da muss mich jemand schon sehr moralisch motivieren zu (nicht mit Geld).

Anderes Thema: Ich hab auch noch eine umfangreiche HO Modellbahn Sammlung (ca. 1950....1980), die ich an einen Liebhaber abgeben würde. Kein Märklin (Mittelleiter) - aber viel PIKO, etc. und einige wirkliche Raritäten (nicht nur DDR).

Gruß Sibelius
 
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Schahn schrieb:
Wer wirklich alles über nahezu jedes Stück Hardware aus DDR-Zeiten wissen will, dem sei die Seite Robotrontechnik empfohlen.

Der Look ist zwar ziemlich 90er, aber das passt ja zum Thema ;)

mfg, Schahn

Die Seite ist superinteressant. Vielen Dank für den Link 👍

Wirklich spannend, was da - aus meiner Perspektive - auf der anderen Seite des "Eisernen Vorhangs" computertechnisch so alles passiert ist.
Da hat man ja im Westen damals so gut wie nichts von mitbekommen. Lediglich "Robotron" war als Stichwort bekannt. Meist wurde es im abwertenden Sinn verwendet, um etwas zu kennzeichnen, das veraltet oder - wie man heute sagen würde - "lame" war.

Zwei Dinge sind mir beim Lesen auf der Seite aufgefallen:

1. Es wurden offenbar völlig selbstverständlich Spiele wie PacMan oder Donkey Kong, wenn auch mit schwacher Grafik, vertrieben oder verteilt oder wie auch immer.
Dass das eigentlich Produkte aus dem verhassten Westen waren, spielte offenbar keine Rolle. Und Copyrights etc. sowieso nicht.

2. Der Betreiber oder der Texter der Seite hat eine sehr schöne, einfache, klare und leicht verständliche Sprache, um die verschiedenen Programme etc. zu beschreiben.
Den könnte sich mancheiner zum Vorbild nehmen. Dann würden viele Dinge von mehr Menschen auch wirklich verstanden ;)
 
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Der MC 80 war auch mein erster Arbeitsplatzrechner:

MC 80 neu.jpg
.

Den hab ich mal in Assembler umprogrammiert für gesteuerten Schnellvorlauf der Kassette.
Damals konnte ich das noch, gleich nach dem Studium.

Nebenbei hatte ich einen PC 1715 stehen in der PC-Abteilung:
PC 1715.jpg
.

Ein 8-bit CP/M-PC mit dem U880 (Z80-CMOS-Clone) mit 2,5 MHz Taktfrequenz.

Der MC 80 diente als Steuerrechner für die programmgestützte Qualitätskontrolle von Scheinwerfern.
Damals im FER produzierten wir so um die 2 Millionen Stück.

Alleine für VW gingen da jährlich 1/2 Million an Golf- und Polo-Hauptscheinwerfern raus.
Die Reklamarionen waren sehr gering durch den guten Aufbau (Glühfaden genau im Parabelbrennpunkt, kreisförmiger Paraboloidausschnitt) und das Material (Aluminium) der Reflektoren.

Da fiel mal einer von 80 Stück aus, ganz selten.

Bei der russischen Konkurrenz (Lada = Fiat 125-Lizenzbau), gab es da schon mal 38 oder 40 Fehler.

Später hatte ich dann den A 7100 im Büro:

A7100.jpg
.

https://de.wikipedia.org/wiki/A_7100

Der war ein IBM-XT Nachbau mit rusischem Prozessor K1810WM86 (1:1 Nachbau des I 8086).
Der Monitor war schün grün (beruhigt die Nerven - wichtig in der EDV).
Es gab zwei 5,25-Zoll Diskettenlaufwerke und keine Festplatte.

Das machte Spaß, wenn einer der beiden Disketten mitten im Zugriff den Geist aufgab. :grr:

Mit Gewalt und Hilfe eines Holzverarbeiters war der A 7100 auch grafikfähig:
Ein holzverarbeitender Betrieb aus dem Bezirk Karl-Marx-Stadt entwickelte für den A7100 einen Emulator, der den KGS (Grafikcontroller) umprogrammierte und mit zeichen- und farbcodeorientierten Interrupt-Routinen versah.Mit diesem Emulator war der A7100 in der Lage, MS-DOS zu starten. Unter MS-DOS lag dann aber der Textspeicher auf der Adresse 0x7800 anstelle von 0xB800, weshalb Programme, die hart auf den Textspeicher zugriffen, anstatt Interrupts zu benutzen, nur in speziell gepatchten Versionen lauffähig waren. (z. B. Norton Commander, Borland Turbo Pascal 4.0)

Im Halbleiterwerk Frankfurt / Oder sollte dann auch der U 80701 als Micro-VAX Nachbau und 32-bit Prozessor hergestellt werden.

Versuchsmuster gab es schon und wohl auch einen funktionierenden PC - aber dann kam die Wende und alles wurde plötzlich zum Alteisen erklärt.
 
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@wuselsurfer
 
andi_sco schrieb:
Ja, das war mal ein großes Thema.

Mein Gott, was waren das für Schaltkreisgräber!
Fast, wie der 1715:
PC 1715 innen Wikipedia.jpg


https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/85/RobotronPC1715MB.jpg.


Die Transputeridee ist dann aber nach dem T 800 beerdigt worden.

Heute sind wir etwa wieder so weit mit 12 oder 24 Kernen.


Butterhützchen schrieb:
Wieder mal "ne interessante Geschichte von dir @wuselsurfer
Ich bin mal nach Gera in's MC 80 Werk und brauchte in Netzteil, weil die im Sommer bei 30°C immer ausgestiegen sind.

Also hab ich meinen Produktionsleiter um ein paar nagelneue Zusatzscheinwerfer gebeten.
Nur leihweise, so zum ansehen.

Dann hab ich den Vertriebsleiter in Gera gefragt, wie lange so die Lieferzeiten für ein MC 80-Netzteil so sind.
"2 Jahre" hat der gesagt.
Nun hatte ich die Zusatzscheinwerfer aus Versehen ausgepackt und die Lieferzeit ging sofort gegen null (Limes und so).

Ich hab mein Netzteil mit amtlicher Vertriebsbescheinigung eingepackt, bin nach Hause gefahren und habe es eingebaut.
Leider hab ich die Scheinwerfer da vergessen.
Aber da keiner mehr danach gefragt hat, war das wohl erledigt.

Nicht, daß das jemand weitererzählt!

Na gut, es ist 30 Jahre her.
Meine Mutter hat mal im Versand von FER gearbeitet.
Da ging es schlimmer zu, wie auf einem arabischen Basar, wesentlich schlimmer.
 
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wuselsurfer schrieb:
Leider hab ich die Scheinwerfer da vergessen
In Gera?
Du hattest es schonmal erzählt, ist aber wieder nen paar Tage her😅
 
Man vergißt so einiges mit der Zeit ... .
 
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