Geblitzdingst
Ensign
- Registriert
- Aug. 2010
- Beiträge
- 166
AW: Cannabis Legalisierung
Jedem sei seine Meinung gestattet, aber es ist schade wieviele hier ihre Ansichten rausklatschen und noch nicht einmal die Pietät besitzen, sich ein wenig auf so ein komplexes Thema einzulesen, bevor sie an einer Diskussion teilnehmen und mit ihren Aussagen hier im öffentlichen Raum auch ein stückweit Meinungsbildung betreiben. Stereotype Ansichten (lammfrommer antriebsloser Kiffer / aggressiver Säufer) im Übrigen schaden jeder Diskussion, egal in welche Richtung sie gehen mag.
Genauso wie es vom TE in diesem Unterforum verlangt wird vor Erstellen eines Themas ein wenig Background dazuzuliefern sollte es auch für die Diskussionsbeteiligten gelten.
Zum Thema möchte ich nur einige Denkanstöße liefern, da vieles schon gesagt wurde:
1. Als Rahmen für weitere Diskussion möchte ich Cannabis folgend einteilen: Gewebe, Rauschmittel, Therapeutikum. Ich denke darüber besteht allgemeiner Konsens (?).
2. Ich hoffe jedem Teilnehmenden ist bewusst, warum und auf welcher historischen Grundlage/Begründung Cannabis hierzulande verboten wurde. Stichwort: "1925 Genf, Cannabis".
3. Schlussfolgernd aus 2. Sollte JEDEM Diskutanten klar sein, dass zumindest damals kaum die Gefahr durch Cannabis als Rauschmittel im Vordergrund stand. Das zur damaligen Zeit auch kaum von irgendeiner Art Evidenz für/wieder gesprochen werden kann, setze ich als Wissen voraus.
3. Zur therapeutischen Applikation von Cannabis:
Folgende Stichworte zur Eigenrecherche über den aktuellen Stand der Forschung: "Terpene, Universität Leiden, Bedrocan"
Ich arbeite mit/am Patienten und möchte hier nur ein Beispiel nennen. Es gibt vielfältig dokumentierte Beispiele über Patienten mit schwerster rheumatoider Arthritis, die durch den Genuß von Cannabis in sehr niedriger Kadenz und Dosierung übergreifende Linderung ihrer Symptome erfahren. Die Wirkung scheint also mehr ein Wirkungskomplex zu sein, der erstaunlich symptomfrei agiert.
Die herkömmliche Medikation besteht aus einem Cocktail an Substanzen, deren Interaktivität selbst von Ärzten in den wenigsten Fällen durchschaut werden kann. Dazu kommen zumeist im "Akutfall" morphinbasierte Analgetika.
Akutfall deswegen in Anführungsstrichen, da die hohe Suchtgefahr und Toleranzbildung oftmals zu einer nicht mehr nur akuten Medikation führt.
Es erscheint mir müßig anzumerken, dass erwähnter Cocktail den Körper unweigerlich zerstört wenn ein chronischer Konsum nötig ist. Als weiteres Stichwort sei der Wirkstoff Kortison genannt.
Funfakt:
Die deutsche Regierung hat die erdrückende Beweislage anerkannt und die Möglichkeit eingeräumt, konventionell "austherapierten" Patienten bestimmter Krankheitsbilder den Eigenanbau nach Einhaltung bestimmter Vorgaben zu ermöglichen.
http://www.cannabis-med.org/german/bfarm_hilfe.pdf
Leider sind die Anforderungen derart hoch, dass mir persönlich nur ein einziger "geduldeter" Fall bekannt ist.
Ich möchte nicht auf die Tränendrüse drücken, aber im Angesicht der Krankheitsfälle, die ich auch im privaten Umfeld miterlebe, erscheint mir der momentane Umgang mit schwerstleidenden Patienten, denen man schlichtweg Lebensqualität verwehrt, nicht anders als ein höchst verabscheuungswürdiger Kniefall vor mächtigen Interessensgruppen.
4. zum Thema Rauschmittel:
Ich finde die Diskussion berherzigt zu wenig folgende Einteilung: gelegentlicher/chronischer Konsum und simpel ausgedrückt "Reifungsprozess" des Gehrins, Alter bei eintrendem Konsum.
Ich stimme denjenigen zu, die die Gefahr der Bildung des genannten lethargischen Stereotypen sehen, wenn die Faktoren junges Alter und chronischer Konsum zusammentreffen.
Auch besteht selbstverständlich bei jeder Form von Bewusstseinsveränderung die Gefahr, dass vorhandene Schutz/Verdrängungs-mechanismen umgangen werden, man Dinge des Un-Bewussten sieht auf die man nicht vorbereitet ist, und somit die berühmte Psychose ausgelöst wird.
Der groteske Vorschlag den ich dazu anbiete ist zuerst an seinem Bewusst-Sein zu arbeiten bevor man es sich zutraut von ausserhalb darauf eingreifen zu lassen.
In dieser Debatte scheint mir das Grundproblem wie auch mehrfach von Vorschreibern erwähnt in der
Selbst-Verantwortlichkeit des Individuums. Mancher schrieb hier schon von "Schäfchen" des Vaters Staat, die vor sich selbst zu schützen seien. Ich denke das ist der falsche Ansatz. Als Begründung möchte ich eine Analogie heranziehen:
Es ist in der Physiotherapie Allgemeinwissen, dass ein Muskel, der seiner Funktion nicht nachkommt, atrophieren(an Masse und Leistung abnehmen) wird.
Ich finde dies lässt sich auch auf die Fähigkeit zur Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen übertragen.
Jedem sei seine Meinung gestattet, aber es ist schade wieviele hier ihre Ansichten rausklatschen und noch nicht einmal die Pietät besitzen, sich ein wenig auf so ein komplexes Thema einzulesen, bevor sie an einer Diskussion teilnehmen und mit ihren Aussagen hier im öffentlichen Raum auch ein stückweit Meinungsbildung betreiben. Stereotype Ansichten (lammfrommer antriebsloser Kiffer / aggressiver Säufer) im Übrigen schaden jeder Diskussion, egal in welche Richtung sie gehen mag.
Genauso wie es vom TE in diesem Unterforum verlangt wird vor Erstellen eines Themas ein wenig Background dazuzuliefern sollte es auch für die Diskussionsbeteiligten gelten.
Zum Thema möchte ich nur einige Denkanstöße liefern, da vieles schon gesagt wurde:
1. Als Rahmen für weitere Diskussion möchte ich Cannabis folgend einteilen: Gewebe, Rauschmittel, Therapeutikum. Ich denke darüber besteht allgemeiner Konsens (?).
2. Ich hoffe jedem Teilnehmenden ist bewusst, warum und auf welcher historischen Grundlage/Begründung Cannabis hierzulande verboten wurde. Stichwort: "1925 Genf, Cannabis".
3. Schlussfolgernd aus 2. Sollte JEDEM Diskutanten klar sein, dass zumindest damals kaum die Gefahr durch Cannabis als Rauschmittel im Vordergrund stand. Das zur damaligen Zeit auch kaum von irgendeiner Art Evidenz für/wieder gesprochen werden kann, setze ich als Wissen voraus.
3. Zur therapeutischen Applikation von Cannabis:
Folgende Stichworte zur Eigenrecherche über den aktuellen Stand der Forschung: "Terpene, Universität Leiden, Bedrocan"
Ich arbeite mit/am Patienten und möchte hier nur ein Beispiel nennen. Es gibt vielfältig dokumentierte Beispiele über Patienten mit schwerster rheumatoider Arthritis, die durch den Genuß von Cannabis in sehr niedriger Kadenz und Dosierung übergreifende Linderung ihrer Symptome erfahren. Die Wirkung scheint also mehr ein Wirkungskomplex zu sein, der erstaunlich symptomfrei agiert.
Die herkömmliche Medikation besteht aus einem Cocktail an Substanzen, deren Interaktivität selbst von Ärzten in den wenigsten Fällen durchschaut werden kann. Dazu kommen zumeist im "Akutfall" morphinbasierte Analgetika.
Akutfall deswegen in Anführungsstrichen, da die hohe Suchtgefahr und Toleranzbildung oftmals zu einer nicht mehr nur akuten Medikation führt.
Es erscheint mir müßig anzumerken, dass erwähnter Cocktail den Körper unweigerlich zerstört wenn ein chronischer Konsum nötig ist. Als weiteres Stichwort sei der Wirkstoff Kortison genannt.
Funfakt:
Die deutsche Regierung hat die erdrückende Beweislage anerkannt und die Möglichkeit eingeräumt, konventionell "austherapierten" Patienten bestimmter Krankheitsbilder den Eigenanbau nach Einhaltung bestimmter Vorgaben zu ermöglichen.
http://www.cannabis-med.org/german/bfarm_hilfe.pdf
Leider sind die Anforderungen derart hoch, dass mir persönlich nur ein einziger "geduldeter" Fall bekannt ist.
Ich möchte nicht auf die Tränendrüse drücken, aber im Angesicht der Krankheitsfälle, die ich auch im privaten Umfeld miterlebe, erscheint mir der momentane Umgang mit schwerstleidenden Patienten, denen man schlichtweg Lebensqualität verwehrt, nicht anders als ein höchst verabscheuungswürdiger Kniefall vor mächtigen Interessensgruppen.
4. zum Thema Rauschmittel:
Ich finde die Diskussion berherzigt zu wenig folgende Einteilung: gelegentlicher/chronischer Konsum und simpel ausgedrückt "Reifungsprozess" des Gehrins, Alter bei eintrendem Konsum.
Ich stimme denjenigen zu, die die Gefahr der Bildung des genannten lethargischen Stereotypen sehen, wenn die Faktoren junges Alter und chronischer Konsum zusammentreffen.
Auch besteht selbstverständlich bei jeder Form von Bewusstseinsveränderung die Gefahr, dass vorhandene Schutz/Verdrängungs-mechanismen umgangen werden, man Dinge des Un-Bewussten sieht auf die man nicht vorbereitet ist, und somit die berühmte Psychose ausgelöst wird.
Der groteske Vorschlag den ich dazu anbiete ist zuerst an seinem Bewusst-Sein zu arbeiten bevor man es sich zutraut von ausserhalb darauf eingreifen zu lassen.
In dieser Debatte scheint mir das Grundproblem wie auch mehrfach von Vorschreibern erwähnt in der
Selbst-Verantwortlichkeit des Individuums. Mancher schrieb hier schon von "Schäfchen" des Vaters Staat, die vor sich selbst zu schützen seien. Ich denke das ist der falsche Ansatz. Als Begründung möchte ich eine Analogie heranziehen:
Es ist in der Physiotherapie Allgemeinwissen, dass ein Muskel, der seiner Funktion nicht nachkommt, atrophieren(an Masse und Leistung abnehmen) wird.
Ich finde dies lässt sich auch auf die Fähigkeit zur Eigenverantwortlichkeit des Einzelnen übertragen.