Der grundlegende Unterschied wurde ja schon erklärt.
DSL Verteiler (DSLAMs) sind entgegen viele Behauptungen mehrfach überbucht. Ein Verteiler gilt als überbucht, wenn er weniger Uplink zum Hauptverteiler hat, als die Kunden gleichzeitig abrufen KÖNNTEN. Dass alle Kunden die Leitung gleichzeitig maximal und für längere Zeit belasten kommt aber nicht vor, nicht mal aktuell.
Der große Vorteil von DSL liegt zwar schon in der eigenen Leitung, hat aber nichts mit Performance zu tun, sondern mit Störanfälligkeit und Fehlersuche. Liegt ein Fehler an deinem DSL Anschluss vor, liegt es am Modem, an der Dose, am Kabelweg oder am DSL Port im Verteiler. Mehr Optionen gibt es nicht, die Fehlersuche ist super easy.
Dadurch dass es eine Direktverbindung ist, ist diese eigentlich auch recht unanfällig gegen Störungen. Je mehr man das alte Kupferkabel aber ausreizt, (SV-VDSL, G.fast) desto anfälliger wird es aber, z.B. gegen PowerLAN oder andere Störer aus dem gleichen Kabelbündel.
Bei Kabel hört man immer den Begriff shared medium. Wird aber völlig falsch benutzt.
Shared medium bedeutet, dass an deinem Kabelanschluss auch die Daten deines Nachbarn ankommen. Dein Modem nimmt aber nur die Daten an, die an dich adressiert sind. Das ist aber per se nicht schlimm, das ist in vielen neuen Glasfasernetzen auch so.
Bei Kabelinternet gibt es mehrere Dinge zu beachten. Das erste ist die oftmals verteufelte Segmentkapazität:
Ein modernes Segment hat i.d.R. um die 30 Downstream und Kanäle. Bei QAM256 als Modulationsverfahren sind das 50,87 MBit/s pro Kanal. Im gesamten Segment stehen also ca. 1,5 Gbit/s Kapazität. Ja diese teilen sich alle Kunden. Das ist aber eben nichts anderes, wie die DSL Kunden sich den Uplink des DSLAM teilen.
Im Upstream sind i.d.R. 4-5 Kanäle aktiv mit QAM64. Das sind ca. 38 Mbit/s pro Kanal.
Hier kommt jetzt der kritische Teil: Verursacht irgendein Modem oder ein Teil der Verkabelung eine Störung, muss das CMTS (Kabelkopfstelle) die US Kanäle auf eine niedrigere Modulation setzen und zwar für das ganze Segment. Eine Störung irgendwo im Segment beeinflusst also alle Anschlüsse negativ und macht die Fehlersuche deutlich komplizierter.
Ist der US dann durch Fehler reduziert und schon durch geringe Last dicht genagelt, geht auch der Downstream massiv in die Knie, da jeder Downstream ja durch ein "OK" bestätigt werden muss.
Sind die Downstream Kanäle dicht, hilft es wenn man ein modernes Modem hat, das möglichst viele Kanäle nutzen kann. Dadurch wird der Traffic breiter verteilt, die Last auf den Kanälen sinkt und man bekommt mehr Leistung. Gerade die teilweise noch sehr geschätzten Cisco Kabelmodems mit nur 8 Kanälen sind heute einfach nicht mehr zeitgemäß und sollten bei Engpässen gegen etwas modernes getauscht werden.
Der nächste Punkt den es zu beachten gilt ist Carrier Grade NAT (CGN) auch bekannt als DS-Lite.
Wenn ihr einen DS-Lite Anschluss habt, wird sämtlicher IPv4 Traffic (z.B. twitch oder PSN) in IPv6 gekapselt und zu einem AFTR weitegeleitet, der es dann übersetzt.
Diese AFTRs sind leider auch gerne überlastet. Hier hilft teilweise ein Modemrouter Reset, um ggf. ein anderes AFTR zugewiesen zu bekommen.
Grundsätzlich gibt es CGN natürlich auch bei DSL und auch bei Glasfaser! CGN wird verwendet, um IPv4 Adressen zu sparen.
Solange der AFTR nicht überlastet ist, ist CGN für einfache Internetconsumer überhaupt kein Problem.
Da die großen DSL Anbieter wie Telekom und Telefonica/o2 aber genug IPv4 Adressen haben (einfach aus historischen Gründen*) müssen diese natürlich damit nicht so haushalten wie neuere Anbieter.
Das hat übrigens (noch) nicht damit zu tun dass nicht genug IPv4 Adressen da wären, sie werden für Privatkundenanschlüsse einfach nur zu teuer gehandelt.
*z.B. besitzt Daimler den Adressbereich 53.0.0.0/8 mit 16 Millionen öffentlichen IP Adressen, das würde für ein Drittel aller deutschen Haushalte reichen. Die geben diese Adressen natürlich nicht günstig her. Laut ZDNet werden Preise von 10-30€ pro Adresse aufgerufen.
Was ebenfalls eine Rolle spielt ist das sogenannte Peering. Auch hier kommt es zu Engpässen.
Beim Peering geht es um die Datenübergabe zwischen zwei Netzen, also z.B. aus dem Vodafone Netz ins Telekom Netz. Diese Peerings kosten Geld. Je besser das Peering ausgebaut sein soll, desto mehr kostet es.
Hier stellt sich natürlich oftmals die Frage wer für die Kosten aufkommen muss. Der ISP wie z.B. die Telekom oder der Dienstanbieter wie z.B. Youtube. Beide haben da natürlich gegensätzliche Meinungen.
Peering und CGN sind die Dinge, die man durch Auswahl des DSL Anbieters gezielt beeinflussen kann.
1&1 nutzt auf der letzten Meile (wie fast alle Anbieter) die Kupferkabel der Telekom. Ab dem Knotenpunkt wird der Traffic dann aber über das "eigene" Versatelnetz geleitet. Wo das so nicht verfügbar ist wird dann weiterhin das Telekomnetz benutzt. Man kauft quasi die Katze im Sack.
Ebenso ist 1&1 ein junger ISP und hat daher auch keine riesige Mengen IPv4 Adressen, daher wird viel CGN(DS-Lite) geschaltet.
Vodafone hat mehr IPv4 Adressen als telefonica, aber auch mehr Kunden zu bedienen. Auhc hier wird gerne DS-Lite geschaltet.
Eigentlich wollt ich gar nicht so viel schreiben....