Intel Core i7 920, 940 und 965 EE im Test: Turbo mit Fehlzündungen

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Volker Rißka
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Fazit

Nach mehr als drei Wochen des Arbeitens und Bastelns – aber auch der einen oder anderen Runde in einem Spiel – kann man nur schwer ein negatives Wort finden. Die neue Plattform Core i7 ist – gepaart mit einem hochwertigen Mainboard und richtig gutem Speicher – zum Start der ersten nativen Quad-Core-Prozessoren von Intel das Maß der Dinge. Doch wer braucht diesen erneut saftigen Leistungszuwachs, wenn doch bereits der Vorgänger extrem schnell war? Eine differenzierte Betrachtung ist notwendig. In erster Linie steht dabei die Frage im Raum, was genau man mit einem PC denn hauptsächlich macht und wofür die maximale Performance benötigt wird.

Liegt der Fokus beispielsweise auf den Bereichen Office (d. h. bei Grafikanwendungen und auch Multimedia), führt eigentlich kein Weg an einem der drei Core i7 vorbei. Selbst die kleinste Variante Core i7-920 mit 2,66 GHz zieht in diesem Bereich mitunter das letztjährige Flaggschiff Core 2 Extreme QX9770 mit 3,2 GHz um teilweise bis zu 33 Prozent ab, was man kaum erwartet hätte. Dabei spielen vor allem der Turbo Mode, aber auch der integrierte Speichercontroller eine große Rolle. Nach wie vor sind die CPUs aber auf optimierte Anwendungen angewiesen – gar mehr denn je zuvor. Während sich die bisherigen Prozessoren nur mit der Unterstützung für bis zu vier Kerne herumschlagen müssen, benötigen die Core i7 durch das Hyper-Threading (a. k. a. SMT) die Unterstützung von bis zu acht Threads. Hinzu kommen die sieben neuen Instruktionen, zusammengefasst unter SSE4.2, die aktuell noch von quasi keiner Software im Alltag unterstützt werden. Werden diese Bereiche im kommenden Jahr von den Software-Programmierern angepackt, dann kann der Core i7 seinen jetzt schon erreichten Vorsprung im Bereich der professionellen Grafikanwendungen und auch bei Office und Multimedia gewiss noch weiter ausbauen.

Intel Core i7
Intel Core i7

Liegt die primäre Aufgabe des PCs in der schnellen Bereitstellung von vielen Bildern pro Sekunden in aktuellen Spielen, dann gehören die neuen Core i7 nicht mehr zur ersten Wahl. Die ein Jahr alten Penryn-Prozessoren mit vier Kernen führen fast immer die Charts an und auch die schnellen Verkaufsschlager der 8000er-Serie, die zur Familie der Core 2 Duo gehören, rocken richtig mit. So kann es in dem einen oder anderen Test vorkommen, dass ein 130 Euro teurer Core 2 Duo E8400 mit einem gebührenden Abstand von mehreren Prozent das neue Flaggschiff Core i7-965 XE auf die Plätze verweist. Jedoch ist dies allgemein betrachtet ein Gejammer auf sehr hohem Niveau, denn im Mittel sind die Unterschiede sehr gering. Wählt man dann noch eine Auflösung jenseits der von uns mit Absicht gewählten kleineren Darstellung mit 1.280 x 1.024 Bildpunkten, um zu zeigen, dass die CPU doch noch eine kleine Rolle spielt, wird der Prozentsatz immer geringer. Dann entscheidet schlussendlich eigentlich nur noch die Grafikkarte, ob ein Spiel flüssig läuft oder nicht; oder sie wird gar zum limitierenden Faktor, wie in vielen bei uns gezeigten Tests. Da eine Grafikkarte dieser Klasse aktuell aber zum schon gehobenen Standard gehört, entsprechen die Ergebnisse wohl am ehesten der Realität. Extravagante Tests mit Triple-SLI von Nvidia und Multi-GPU-Lösungen von AMD, die in Wirklichkeit aber kaum anzutreffen sind, wird es in gesonderter Form in Kürze geben.

Was genau der Core i7 im kommenden Jahr zu leisten vermag, liegt fast einzig und allein an optimierter Software. Die theoretischen Benchmarks in unserem Test sind in dieser Hinsicht ein erster deutlicher Fingerzeig. Die Speicherbandbreite beim Flaggschiff Core i7-965 XE steigt beispielsweise im Vergleich zum auf dem Papier gleich schnell getakteten QX9770 um extreme 209 Prozent, was in der Realität bisher aber nur bedingt zu bemerken ist. WinRAR sollte, schenkt man dem internen Benchmark seinen Glauben, auf einem Core i7-965 XE theoretisch doppelt so schnell arbeiten wie sein Vorgänger, der reale Wert liegt letztendlich aber nur bei etwas über 50 Prozent. Das Bild zieht sich so durch viele Bereiche, vor allem auch bei den von der Community geliebten Programmen wie 3DMark 06 oder Super Pi. Dort sehen die neuen Prozessoren immer richtig gut aus und belegen die ersten Plätze, was jedoch in der realen Welt quasi keinen Nutzwert hat. Aus diesem Grund wurden all' diese Werte in unserem Gesamtrating auch nicht berücksichtigt, denn durch die theoretischen Tests würde sich das Bild des Gesamtratings drastisch in Richtung der drei neuen Prozessoren verfälschen.

Nehalem Wafer Shot
Nehalem Wafer Shot

Große Schuhe musste Intel mit dem Core i7 ausfüllen, im Gesamtpaket ist dieses Vorhaben jedoch nicht ganz gelungen. Zwar führt der Core i7-965 XE unser Performancerating an, doch lassen sich die mitunter schlechteren Ergebnisse zum Vorgänger, insbesondere bei Spielen, nicht so leicht unter den Teppich kehren. Deshalb ist es letztendlich der kleinste Prozessor, der durchweg zu gefallen weiß, stellt er für einen Preis von ungefähr 300 Euro doch auch die realistischste Anschaffung dar, sofern man die neuen Core i7 denn bei einem Kauf in Erwägung zieht. Der Aufpreis für die beiden schnelleren Modelle ist schlichtweg viel zu groß für ein wenig Mehr an Performance, aber die schnellsten Modelle in einem Portfolio bei Intel waren bekanntlich noch nie die preiswertesten. Auch die teilweise deutlich gestiegene Leistungsaufnahme und damit verbundenen hohen Temperaturen weiß nicht zu begeistern.

Ein Wechsel von einem schnellen und günstigen Core 2 Duo oder einem etwas schnelleren aber auch teureren Core 2 Quad auf Basis des Sockels LGA 775 ist derzeit auf jeden Fall nicht notwendig. Vielmehr könnten gerade bei der älteren Plattform in den kommenden Wochen einige Schnäppchen gelandet werden. Denn neben dem Prozessor, der in Form des Core i7-920 oder Q9550 vielleicht gleich viel kostet, gilt es die weiteren Anschaffungen zu berücksichtigen. Die gut ausgestatteten X58-Mainboards kosten deutlich mehr als jedes P45- oder X48-Board, auch der DDR2-Speicher liegt maximal bei 50 Prozent des Preises von DDR3-SDRAM. Bei einer Neuanschaffung oder Aufrüstung auf 4 GByte Speicher und dem Erwerb eines guten Mainboards lassen sich mit einem Griff zum älteren Sockel LGA 775 schnell bis zu 200 Euro im Vergleich zu den Neuheiten sparen, so dass der Prozessor fast geschenkt dazu kommt. Bei fast identischer Leistung zwischen dem oft erwähnten Core i7-920 und dem Q9550 zieht die Core-i7-Plattform durch den viel zu hohen Gesamtpreis deutlich den Kürzeren.

Seine wahren Stärken wird die Nehalem-Architektur dann mit großer Wahrscheinlichkeit im Bereich der Server-Prozessoren ausspielen können. Dort werden die Features wie der Turbo Mode und vor allem auch das Hyper-Threading richtig zur Geltung kommen; der integrierte Speichercontroller ist fast nur ein beiläufiges Extra. Unsere theoretischen Tests aber auch die Office- und Multimedia-Benchmarks sind ein erster, mehr als deutlicher Fingerzeig in die Richtung, was die neuen Xeon-Prozessoren in Zukunft im Bereich der Server-Prozessoren bereitstellen werden.

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