Auswertung nach 19 Monaten mit destilliertem Wasser

Hejo

Commander
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Hallo liebe Wasserkühlungsfreunde,

da das Thema Kühlflüssigkeit ein Dauerbrenner im Forum ist wollte ich euch hiermit mal meine Auswertung mitteilen:

1. Sachverhalt:

Betrieb einer Wasserkühlung 19 Monate mit destilliertem Wasser ohne Spülung der Bauteile und ohne Zusätze

Zusatz: ich bin kein Chemiker oder Physiker daher auch keine große Verwendung von Fachbegriffen

2. Komponenten:

  • Acryl AGB (Alphacool)
  • EPDM-Schläuche (Watercool)
  • Röhrenradiator Mora 420 (Watercool)
  • Grafikkartenkühler vernickelt (Bykski)
  • Prozessorkühler vernickelt (Alphacool)

3. Bilder / Ergebnis:

Wasser
-> glasklar, ohne Algen oder Schleim ;):

IMG_20210317_111742.jpg

Grafikkarte -> leichte Verfärbung durch die Anhaftung von Kupferpartikeln.

Kühlfinnen nahezu sauber und durchlässig:

IMG_20210317_103039.jpg

AGB -> sauber, nur leichte Verfärbung an einer Stelle durch die Anhaftung von Kupferpartikeln wo es Verwirbelungen gibt

IMG_20210317_103912.jpg

Prozessorkühler -> keine Korrosion, Verfärbung durch Anhaftung von Kupferpartikeln, Kühlfinnen sind am Düsenblech ziemlich stark zugesetzt mit feinsten Staubpartikeln und einem größeren Stoffteilchen (vermutlich Taschentuchrest).

IMG_20210317_112225.jpgIMG_20210317_112308.jpgIMG_20210317_112608.jpg

5. Auswertung:

Optisch schauen die Verfärbungen schlimmer aus als sie sind.
Es ist hier keine Korrosion im Sinne von einem spürbaren Material- / Lochfraß.
Die Verfärbungen sind mit dem Fingernagel nicht spürbar, hier hat sich nur eine paar tausendstel Millimeter dicke Schicht an Kupferpartikeln o. ä. angesetzt bzw. gelöst . Zum Vergleich feinste Kratzer auf der glatten Kühlerseite spürt man.
Die zugesetzten Finnen sind da wesentlich kritischer.
Eine Spülung vor dem Einbau dürfte da auf jeden Fall helfen auch wenn die Kühlleistung sich über die Dauer nur sehr gering verschlechtert hat.

Hier wäre auch das Thema Kühlfinnenmaße mal zu hinterfragen. Um der erste in den Test zu sein wird hier durch die geringen Spaltmaße der Finnen die Langzeittauglichkeit aufs Spiel gesetzt. Bykski verwendet beim Grafikkartenkühler 2-3x so große Abstände, da hat sich auch nahezu nix angehaftet und hat trotzdem eine brachiale Kühlleistung der 1080 Ti.
Beim jetzt eingebauten Watercool Heatkiller sind die Finnen auch so eng.

Ich werde zumindest künftig die Komponenten mit destilliertem Wasser spülen.
Bin ehrlich gesagt überrascht, dass doch nur so wenig Dreck im System war.
Ist vermutlich auch dem Röhrenradiator und meinem gekonntem "Auspusten" der Schläuche geschuldet :D.
Ansonsten würde ich sagen man kann problemlos auch nur destilliertes Wasser verwenden.

6. Reinigung / Reinigung des Prozessorkühlers:

Eine Reinigung und Weiterbetrieb des Kühlers ist problemlos möglich (1min Zahnbürste).
Bei allen nicht metallischen Teilen war die blaugrünliche Verfärbung abwaschbar.

IMG_20210317_113344.jpg
IMG_20210317_113526.jpg


Viele Grüße euer
Hejo
 

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Mach ich schon seit Jahren so. Den Kühler bekommst du mit Zahnpasta und Zahnbürste wieder sauber.

Das Blaue sind gelöste Weichmacherrückstände.
 
Schaby schrieb:
Mach ich schon seit Jahren so. Den Kühler bekommst du mit Zahnpasta und Zahnbürste wieder sauber.

Das Blaue sind gelöste Weichmacherrückstände.
Ja genau hatte auch Zahnpasta verwendet. Habe nur EPDM-Schläuche, die anderen Bauteile Hartplastik / Acryl daher dürften keine Weichmacher vorhanden sein
Ergänzung ()

AGB-Leser schrieb:
Danke Dir. Bin jetzt aber nicht wirklich überrascht :D
war ich auch nicht :) (was die Verfärbung angeht), aber man kann hier 3x die Woche was schreiben, dann lieber mal zeigen
 
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Ich nehme Leitungswasser mit 1xTL-Spitze Natron. Ansonsten sprudelt der Alu-AGB wie eine Brausetablette und bildet weiße Stalagmiten. Zum Reinigen nehme ich H2O2 ca. 20ml (12%) auf 700ml.
 
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Uridium schrieb:
Ich nehme Leitungswasser mit 1xTL-Spitze Natron. Ansonsten sprudelt der Alu-AGB wie eine Brausetablette und bildet weiße Stalagmiten. Zum Reinigen nehme ich H2O2 ca. 20ml (12%) auf 700ml.
Hätte ich noch erwähnen können, ist natürlich in meinem Fall ein Vollkupfersystem.
 
Umso besser. Schön, dass es funktioniert und Du eigene Erfahrungen sammelst und diese teilst.
 
Uridium schrieb:
Umso besser. Schön, dass es funktioniert und Du eigene Erfahrungen sammelst und diese teilst.
Manche Sachen wie die Algen- und Bakterienschleimstory, zerfressene Acryl-AGB liest man hier wöchentlich da musste ich einfach mal Bilder machen, dass es nicht am destilliertem Wasser liegt sondern man eher mal manche Reinigungsmethoden und Zusätze oder was auch immer hinterfragen sollte.
Dein System klingt ja vom korrosivem Standpunkt aus auch interessant seit wann läuft das so?
 
Seit zwei Jahren.
Angefangen 2003 mit AC-Fluid (Aqua Computer). Das lief jahrelang gut. Irgendwann war das aufgebraucht und ich habe "filmbildenden" Inhibitor (aus dem SHK-Bereich [Sanitär, Heizung, Klima]) getestet. Das sah nicht so toll aus und ich habe es wieder ausgespült. Danach Autokühlflüssigkeit. Gefiel mir auch nicht. Die Eloxalschicht war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr vorhanden. Destilliertes Wasser allein kam nicht zur Ruhe und der AGB wurde sichtlich angegriffen. Danach Experimente mit Essig und Zitronensäure. Kupfer löste sich und "versiegelte" den Alu-AGB (rosa Kupferoxid). Korrosion immer noch leicht vorhanden, Wasser wird trübe. Danach in einen optimaleren PH-Wert für Aluminium gegangen (mit Natron). Und das hat letztlich funktioniert, besonders mit Leitungswasser. Das Wasser bleibt klar, keine Oxidation. Die Kupferoxidschicht bildet sich tlw. zurück (rosa->kupferfarben).
 
Uridium schrieb:
Seit zwei Jahren.
Angefangen 2003 ....
Hört sich nach einem Dauerexperiment an, ich hätte schon lange den AGB getauscht auf Alu frei :)
 
Danke für das Teilen Deiner Erfahrung @Hejo . Passt zu meinem Bild, dass eigentlich destilliertes Wasser für echte Custom Loops (-> nur Kupfer bzw. nur 1 Metall im Kreislauf) komplett ausreichend ist.
 
Hejo schrieb:
ich hätte schon lange den AGB getauscht auf Alu frei :)
Der bringt auch Kühlleistung mit, u.a. durch thermischen Kontakt zum Gehäuse. Und ich mag die Caustics im Raum.

blue.gif


Faust2011 schrieb:
Passt zu meinem Bild, dass eigentlich destilliertes Wasser für echte Custom Loops (-> nur Kupfer bzw. nur 1 Metall im Kreislauf) komplett ausreichend ist.
Würde ich nicht pauschalisieren. Destilliertes Wasser ist durchaus "instabil" und "aggressiv" und nur im idealen Zustand wirklich optimal. Dieser Zustand ist aber kaum zu halten, bzw. "kippt" deutlich stärker als mit normalem Wasser. Es wäre sicher nicht verkehrt, das Wasser entsprechend im Auge zu behalten.
Der pH-Wert sinkt bei Luftzutritt schnell von rund 7 auf einen Wert um 4,5–5 durch die Reaktion mit dem in der Luft enthaltenen Kohlendioxid.
https://de.wikipedia.org/wiki/Destilliertes_Wasser
Bei der salzarmen Fahrweise kann die Nachspeisung von nicht vollentsalztem Wasser den pH-Wert deutlich beeinflussen und in einen kritischen Bereich verschieben.
https://www.sbz-online.de/kalk-und-korrosionsschutz/wie-praxisgerecht-ist-ve-wasser
Das VE-Wasser ist frei von Salzen bzw. deren Ionen und hat deshalb eine geringe Leifähigkeit, aber sein hohes Lösungsvermögen macht es aggressiv gegenüber Rohrleitungs- und Bauteilwerkstoffen. Bei Kupfer erhöht ein niedriger pH-Wert möglicherweise eine gleichmäßige Flächenkorrosion. Ohne Behandlung kann das reine VE-Wasser den Anlagen schaden.
http://www.bosy-online.de/Korrosion_in_Wassersystemen.htm#VE-Wasser
 
Zuletzt bearbeitet:
Uridium schrieb:
Würde ich nicht pauschalisieren. Destilliertes Wasser ist durchaus "instabil" und "aggressiv" und nur im idealen Zustand wirklich optimal. Dieser Zustand ist aber kaum zu halten, bzw. "kippt" deutlich stärker als mit normalem Wasser. Es wäre sicher nicht verkehrt, das Wasser entsprechend im Auge zu behalten.
Ja das stimmt schon, destilliertes Wasser wird binnen weniger Stunden sauer bei Kontakt mit Luft. Habe die Verfärbungen auch erst gehabt nachdem ich das System einmal geöffnet habe. Vorher hat die übrige Luft im AGB nicht ausgereicht das Wasser stärker zu versauern. Selbst dieses "saure" Wasser hat bei bei einem Kupfer-System nur so geringe Auswirkungen, dass man früher die Komponenten tauscht als das was passieren könnte.

Bin aktuell noch am recherchieren ob man das Wasser neutraler halten kann. Natron??
Dann könnte ich später nen Threat machen 24 Monate mit Natron :D....

PS: Möchte aus Überzeugung keine fertigen Mischungen erstens weil diese stark überteuert sind wie das Öl an der Tanke (5x) und es funktioniert eben auch ohne Zusätze und Alkohole


Zusatz: also mit 5g Natron auf 1000L kann man destilliertes Wasser auf PH7 anheben. Da mein System in Gegensatz zu Aquaristik luftdicht ist sollte hier ne Messerspitze ausreichen. Bei Luftkontakt sauert es wieder kontinuierlich nach.
 
Zuletzt bearbeitet:
AGB-Leser schrieb:
Wie sieht's mit ein wenig Monoethylenglykol aus? Würde das was bringen?
ist kein Neutralisator im Gegenteil:

"Im Kontakt mit gelöstem Sauerstoff kann sich Glykol zersetzen. Dabei entstehen Carbonsäuren. Sie säuern das Wasser-/Glykolgemisch an, d.h. sie erniedrigen seinen pH -Wert. Außerdem entstehen Stoffe, die zur Geruchsbildung führen. Die bei der Alterung des Frostschutzgemisches entstehenden Säuren können zu einer Ansäuerung des Gemisches bis zu pH -Werten < 4 führen, wie später noch gezeigt wird. Durch die Gegenwart von Metallen wird dieser korrosionsfördernde Alterungsprozeß erheblich stimuliert."

Quelle

sämtliche Erfahrungen aus dem Heizungs- und Mobilsektor sind ja 1:1 übertragbar. Hier kommt halt Frostschutz zuerst dann Korrosionsschutz. Alles mit Vor- und Nachteilen. Weshalb es ja hier auch Wechselintervalle gibt.
 
AGB-Leser schrieb:
Ach schau an. Danke dir.
im Endeffekt gleiches Spiel wie mit dem destilliertem Wasser wenn man es mit Glykol mischt also sogar beide Versäuerungsprozesse
 
Als ich die Eisbär auseinander genommen roch das nach Monoethylenglykol. Die müssen da also auch sowas drin haben. Ich schätze mal weniger für den Betrieb, eher für die Lagerung und den Transport zum Kunden
Mist, ich hab da beides reingekippt :D
 
AGB-Leser schrieb:
Als ich die Eisbär auseinander genommen roch das nach Monoethylenglykol. Die müssen da also auch sowas drin haben. Ich schätze mal weniger für den Betrieb, eher für die Lagerung und den Transport zum Kunden
Mist, ich hab da beides reingekippt :D
Vermutlich, für den Betrieb zu Hause ist Glykol an sich sinnlos. Bei den Fertigmischungen für die Waküs ist evtl. noch ein Neutralisator mit drin. Korrosionsschutzstoffe eher nicht da die die Pumpen beschädigen können. Aber das wissen die nur selber. Auf jeden Fall wage ich mal zu behaupten kein Hexenwerk und an sich preiswert im Einkauf...
Hat natürlich niemand Interesse dran, dass wir destilliertes Wasser für 1€ mit ner Briese Natron für 1cent verwenden.
Ergänzung ()

AGB-Leser schrieb:
Mist, ich hab da beides reingekippt :D
ist ja luftdicht also nicht schlimm
 
Zuletzt bearbeitet:
Haha ja genau. Klar, die Edelplörre sorgt natürlich auch für Umsatz. Ich hab das eigentlich da dazugekippt, weil ich einen Flussindikator haben wollte. Die Eisbär hat dort so wenig Durchfluss, dass ich das nur durch die Schwebeschlieren von dem Glykol richtig sehen konnte
 

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