Nochmal zum S04
Genau, so lange Heldt nicht mit geschmissen wird, bringt uns das nicht viel. Er ist zu einem gewissen Teil für die Misswirtschaft mitverantwortlich, er war mitverantwortlich für den überteuerten Kader, er war sehr stark mitverantwortlich für die Verpflichtung Kellers. Da kommt schon ziemlich was zusammen, was man ihm ankreiden kann und sollte.
Zweites Problem ist Tönnies. Der steckt ja anscheinend einiges an Privatvermögen in den Verein, wodurch er sich da unentbehrlich macht. Aber das halte ich für ein Problem, dass ein Mann, dessen Fußballkompetenz auch sehr überschaubar ist um es Milde auszudrücken, mit so viel Macht auszustatten. Eine Opposition, bzw ein Gegengewicht zu Tönnies gibt es auf Schalke nicht. Das halte ich für sehr sehr bedenklich. Abgesehen davon, dass es ohnehin sehr bedenklich ist, dass er Privatgelder in den Verein pumpt.
Dann nochmal zum Trainerwechsel:
Ja Keller hat die Mannschaft nicht weitergebracht. Klar erwarte ich nicht von einem Meyer oder einem Ayhan, dass die nun jedes WE absolutes Topniveau abrufen, das sind junge Kerle, die gehen in ihre zweite oder sogar erste komplette Profisaison. Anders sehe ich die Sache z.B. bei Draxler. Er geht in seine vierte oder fünfte Profisaison, er kennt das Geschäft, ist Nationalspieler und Weltmeister, hat also trotz seiner jungen Jahre schon viel Erfahrung. Dass er Potenzial und Talent hat steht denke ich außer Frage, aber es abzurufen und weiter daran zu arbeiten, dazu gehört auch das richtige Umfeld und der richtige Trainer und genau das konnte ich unter Keller nicht sehen. Da stagnierte seine Entwicklung, bzw seine Leistungen fielen sogar ab vom Leistungsträger zum Mitläufer. Und da war er nicht der einzige: Neustädter, Aogo, KPB, Kolasinac, Meyer um mal ein paar zu nennen. Das sind entweder Leute, die man als Leistungsträger geholt hat, die zu Beginn aufgespielt haben und alle davon überzeugt waren, dass das eine sofortige Verstärkung sei (die ersten drei), danach aber in tiefe Löcher fielen aus denen sie nie richtig herauskamen. Oder eben junge Spieler, bei denen es Keller zwar hoch anzurechnen ist sie eingebaut zu haben, bei denen aber neben Talent auch zu erkennen ist, dass es nicht recht voran geht. Sie haben ihr Level und das halten sie bestenfalls. Bzw bei den zwei genannten sehe ich das nicht mal. Kola war letzte Saison wirklich ordentlich, aber diese Saison bis zu seiner Verletzung absolut indisponiert. Meyer war letzte Saison auf der 10 stark, da brauchen wir dort keine Herrn Draxler oder Boateng, die auch andere Positionen bekleiden können, was Meyer nicht kann. Aber diese Saison taucht auch er komplett ab. Klar junger Spieler, etc. aber komplett abzutauchen ist sehr bitter.
Dazu sah ich einfach kein Konzept oder taktische Ausrichtung der Mannschaft. Man hat immer den gleichen Stiefel gespielt unabhängig von der Spiel- oder Verletztensituation. Passend hierzu die Auswärtsspiele in Gladbach und Hoffenheim, in denen wir auch sinnloserweise versucht haben das Spiel zu machen und ins offene Messer gelaufen sind, vollkommen blindlings. Nur gegen "Große" haben wir anders gespielt, da haben wir uns nämlich in die Hosen gemacht. Gegen die Bayern o.Ä. sind wir vor Ehrfurcht erstarrt und haben uns kampflos abschlachten lassen. 1:5 in München, 1:6 daheim gegen Real, das war sehr sehr bitter. Gegen die Bayern die Jahre zuvor ohnehin meist sehr hoch verloren. Auch gegen den BVB oft schlecht ausgesehen, aber zum Glück nicht immer.
Außerdem ein wohl ziemlich laxer Umgang mit den Spielern. Manchen Spielern mag das zugute kommen viel Freiheiten zu haben, unseren offensichtlich nicht. Trainingsfrei nach jedem Spieltag, nur eine Einheit am Tag, das war für die Paradies. Dazu ja wohl Narrenfreiheit für einige Spieler, die tun und lassen konnten, was sie wollten auch auf dem Platz. Schlechte Leistungen oder Fehlverhalten hatten ja kaum Konsequenzen, zumindest wenn man einen Namen hatte wie Boateng oder Draxler. Da muss ein gewisser Zug rein, die Spieler müssen arbeiten für ihr Geld, Stammplätze dürfen keine Selbstverständlichkeit mehr sein, die Spieler sollen merken, dass es Ansprüche auf Schalke gibt und es eine Ehre ist, dass man ihnen das Vertrauen entgegen bringt mit ihnen diese Ansprüche zu erfüllen und für diesen Verein spielen zu dürfen.
Wie nun die Öffentlichkeit auf den Wechsel reagiert finde ich aber auch interessant. Keller wurde von allen Seiten immer infrage gestellt, jetzt wird er raus geschmissen und man wirft Schalke Stillosigkeit vor. OK mag ein wenig komisch wirken, dass man den Trainer rauswirft und direkt den neuen präsentiert. Dazu die Hampelmänner Tönnies und Heldt, die keinen Plan haben und direkt hätten mitgehen müssen (mindestens Heldt), ja das sehe ich ein. Aber sich hinzustellen und zu sagen es sei absolut stillos, dass man Keller ja nie eine Chance gegeben hat und er ja super Arbeit geleistet hat, halte ich für sehr eindimensional.
1. Keine Chance? Warum war er dann 22 Monate Trainer bei uns entgegen allen öffentlichen Drucks und Schreibens? Da wurde viel von den Medien rein geschrieben.
2. Gute Arbeit von den Platzierungen, die hinten rauskamen z.T. ja, also zwei mal Quali für die CL. Dazu aber regelmäßiges Versagen im Pokal, schwache Leistungen in der CL. Die klatschen gegen Real waren peinlich hoch und im Jahr davor kommt man als Gruppensieger ins Achtelfinale, hat vorher u.a. Arsenal geschlagen und spielt gegen Galatasaray 1:1 auswärts (OK) und verliert daheim 2:3 (absolut indiskutabel). Dazu bin ich der Meinung, dass die Platzierungen in der Liga unter gütiger Mithilfe der Konkurrenz zustande kamen. Außerdem eben Probleme, die ich oben beschrieben hatte.