Rentendiskussion

DerOlf schrieb:
Altruismus/Egoismus ist da das weitaus bessere Begriffspaar für eine Differenzierung.

Wenn es das wäre, dann würden Facharbeiten z.B. aus der Soziologie oder auch Enzyklopädien diese ja verwenden. Tun sie aber, wie verlinkt, nicht. Kollektivismus vs. Individualismus ist schon die richtige Abgrenzung.

Das ändert sich selbst bei Anarchismus nicht, denn das sich A als Individiuum frei entfalten darf, ohne Einschränkung Dritter, selbst aber Dritte auch nicht einschränken soll, rechtfertigt sich ja gerade daraus, dass man alle als Gleich in seinen Rechten ansieht.

Die Begriffsdefinitionen umschreiben, wenn man die soziologischen Texte liest, ja nicht nur z.B. Kommunismus in einem konkreten Staat, sondern vielmehr die grundlegende Ideologie, dass eben die Menschen alle gleich seien. Und auf recht Seite postuliert man das genaue Gegenteil: alle Menschen seien unterschiedlich.
In der extremen Rechten formuliert ja gerade durch diese Unterschiede, z.B. "rassischer Art", den eigenen Überlegenheitsanspruch.
Denn wenn alle unterschiedlich sind, kann man welche mit gemeinsamen Merkmalen finden, Gruppen/Kategorien bilden und die von anderen abgrenzen und auch Hierarchien bilden - innerhalb ("Führer") sowie außerhalb ("andere Nationen, Rassen, ..."). Und genau das tun die doch auch.

Es ist hier für unseren Diskurs auch egal, wie die konkrete Strömung das definiert, denn es ging hierbei ja nur beispielhaft darum zu zeigen, wo in etwa die Grenze zur Verblendung, zum Extremismus beginnt.

...und das ist eben dort, wo man (a) die Gleichheit bzw. die Unterschiedlichkeit, fernab jeglicher Gegenargumente, einfach postuliert und (b) daraus rechtliche, wirtschaftliche, soziale oder andere Konsequenzen rigoros ziehen will. Das war doch hierbei das Wichtige; nicht die konkrete Definition jeglicher Terminologie.


DerOlf schrieb:
Wie erklärst du dir, dass es in rechts(extrem)en Gemeinschaften oft einen viel ausgeprägteren Gruppenzwang gibt, und dieser auch gerne mal gewaltsam "eingefordert" wird?

Das halte ich für nicht haltbar. Sowjetunion, China usw. haben genauso zig Menschen exekutiert, die der Maxime des Regimes zuwiderhandelten. Selbst in der DDR hat man doch geschossen, wenn man lieber in den Westen wollte.
Das unterscheidet sich doch in keinster Weise von Rechtsextremisten. Die halten Gewalt auch für ein legitimes Mittel, wenn gegen ihre Ideologie verstoßen wurde.

Die konkrete Abartigkeit Hitlers war doch viel eher dadurch gegeben, dass er die Möglichkeiten und Ressourcen dazu hatte. Hätte ein Stalin wirtschaftlich/militärisch sich mehr leisten können, wenn etwa die USA nicht so dominant gewesen wären, dann wären unter diesem Regime ganz sicher auch noch viel mehr Abartigkeiten passiert.

Wenn du da jetzt von konkreten Antifa-Erfahrungen deinerseits sprichst, mag das sein. Das kann ich ja auch gar nicht beurteilen. Mir ging es um den allgemeinen Vergleich. Egal ob ich nun ein Flüchtlingsheim anzünde oder Molotow-Cocktails, Ziegelsteine, ... in Richtung Staatsdiener oder Gegendemonstranten, in Geschäfte/Häuser usw. werfe. Beides ist widerlicher Hass auf "die Gegner" und bei beiden Lagern wird ganz bewusst die Verletzung oder gar Tötung von Menschen außerhalb des eigenen Lagers in Kauf genommen.


DerOlf schrieb:
Uniformierung, Kameradschaft, Zugehörigkeit, Gemeinschaftsgefühl ... gibts alles rechts wie links ... aber nur rechts gibt es sehr stark umrissene Kriterien für die Zugehörigkeit.
Links bekommst du höchstens Probleme, wenn du es für eine super Idee hältst, Träger bestimmter Eigenschaften gewaltsam aus der Volksgemeinschaft zu entfernen.

Also wenn der Genosse auf einmal die Führung kritisiert und dem Kapitalismus treue schwört, dann wird der ganz sicher auch recht harte Konsequenzen erfahren haben.
Der Unterschied in der Zugehörigkeit ist nur, dass rechte Extremisten die z.B. historisch über rassische Merkmale definiert haben. Einer Sowjetunion etwa hat es halt gereicht, wenn man geistig Moskau und ihrer Ideologie fröhnt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich würde mir ja für D ein Kapitalgedecktes System wie in der Schweiz wünschen. Ein Umlagesystem ist einfach vom Grundprinzp her unfair, insbesondere beim demographischen Wandel.

Und die politische Festlegung des Renteneintrittsalters ist freilich auch äußerst unfair. Das muss anhand der Lebenserwartung (oder anderen medizinisch-wissenschaftlichen objektiven Methoden) berechnet werden. Es ist klar, dass wenn die Menschen im Schnitt 15 Jahre länger leben als 1950, aber nur 4 Jahre später in Rente gehen, das nicht mehr bezahlbar ist.
 
Dumm nur, dass die Schweiz als Rentenhauptversorgung als 1. Säule das umlagefinanzierte Modell hat und erst die 2. Säule das kapitalgedeckte System. :freak:
Vielleicht bildest Du Dich noch einmal weiter, z. Bsp. hier, bevor Du weitere Vorschläge nach Schweizer Modell bringst.
 
@ascer:
Du hast natürlich mit allem Recht. Allerdings beziehe ich mich bei meinen Gedanken doch eher auf die Unterschiede zwischen den Gruppen, welche bei uns durch soetwas wie "gesellschaftlichen Konsens" die Labels "rechts-" bzw. "Linksextrem" zugeordnet bekommen.
Mir geht es z.B um die Unterschiede zwischen den Anhängern einer FAP, NPD oder einer Wehrsportgruppe mit eindeutiger ideologischer Einfärbung mit den Anhängern der MLPD oder Die Linken (ich finde den Parteinamen noch immeer falsch).
es geht mir also um die Unterschiede der Ideologieanhängergemeinschaften innerhalb einer funktionieerenden Demopkratie, wie wir sie in der BRD oder in Frankreich angeblich haben (da kann man drüber streiten, das sollte hier aber nicht Thema sein).

Staatsideologien neigen immer dazu, Abscheulichkeiten im Namen des Systems zu nutzen, das ist sowohl für die UdSSR als auch für die USA bestens belegt - letztere haben nur bessere PR-Techniken entwickelt, weil Zensur eben im Westen allgemein verpönt ist ... die KPdSU konnte genauso wie die NSdAP auf Zensur setzen ... die konnten das sogar ganz unverblümt machen, denn wem sein Leben lieb war, der HAT eben weggeschaut.

Mir geht es im Grunde um Interessengemeinschaften ... und ich trenne bei Extremismus auch schon lange nicht mehr nach politischer Ideologie.

Innerhalb dieser Interessengemeinschaften sehe ich eben eine ganz extrem unterschiedliche Haltung zum Führungsprinzip ... links orientiert man sich eher an der Basis, die die Entscheidung tragen muss ... Rechts doch eher an einzelpersonen und deren Ideen, denen man eben folgen muss, wenn man nicht rausfliegen will.
Auch das Mittel der Argumentation ist Links weitaus leistungsfähiger ... aber bevor du einen Rechten von linkem Gedankengut überzeugt hast, haben seine Kumpels dich auf Führerbefehl schon gelyncht.
Das war in der UdSSR und ihren Trabanten wirklich das gleiche ... nur ja keine Zweifel an der eigenen Eloquenz aufkommen lassen ... da lässt man lieber mal ein paar Millionen Menschen "verschwinden".

Wie gesagt, ich halte es für wichtig hier zwischen Staat und Privat zu unterscheiden ... der Staat baut immer Scheiße, egal auf welche Ideologie er sich beruft.

"Die Partei hat immer recht" ist zwar etwas, das wir vor allem mit sozialistischen Einheitsparteien verknüpfen, aber eigentlich trifft das auf alle Parteien der Welt zu.

In der Politik geht es halt nicht um richtig oder falsch, sondern nur um die Macht ... und genau deswegen halte ich Politik eben auch nicht für eine Lösung ... die MUSS von der Basis kommen ... und zwar so lange, bis die Politiker merken, dass das festhalten an ihrer Position ihre Macht gefährdet.

Und natürlich ist das eine genuin linke Denke ... solange der ein Rassist ist, und schön viele exklusivrechte für seine Blutsverwandschaft sichert, ist dem Rechten egal, ob da ein Diktator ein Kanzler oder ein König oben sitzt.
Wie linke drauf sind, das kann man z.B. in Monty Pythons "Ritter der kokosnuss" gut sehen ... da gibt es eine Stelle, wo Artus versucht, seine Macht als König einem einfachen Bauern gegenüber zu legitimieren ... natürlich greift Artus zu Gewalt, weil ihm die (dummen) Argumente ausgehen.
"Ich bin euer König" - "könig? ... ich hab euch nicht gewählt!".
Das ist für mich der Prototyp eines Linken .. klar sind die unbequem, wenn man erstmal ein bisschen Macht zuasammengerafft hat ... und klar sind die selbst auch nicht immun gegen Macht.
 
ThomasK_7 schrieb:
Dumm nur, dass die Schweiz als Rentenhauptversorgung als 1. Säule das umlagefinanzierte Modell hat und erst die 2. Säule das kapitalgedeckte System. :freak:
Vielleicht bildest Du Dich noch einmal weiter, z. Bsp. hier, bevor Du weitere Vorschläge nach Schweizer Modell bringst.
Ist mir schon klar. Aber in D haben wir gar kein Kapitalgedecktes System.
 
Hallo

j-d-s schrieb:
Aber in D haben wir gar kein Kapitalgedecktes System.
Doch haben wir, nur weil Riester/Rürup/Entgeltumwandlung freiwillige Zusatzrenten sind bedeutet es nicht das wir gar keine haben, VL Sparverträge kann man auch als Zusatzrente nutzen.
Wenn du meinst das wir kein gesetzlich vorgeschriebenes Kapitalgedecktes System haben dann hast du Recht, ich bevorzuge die freiwillige Zusatzrente, ich möchte selber über mein Geld entscheiden.

Grüße Tomi
 
Zuletzt bearbeitet:
Riester/Rürup/Entgeltumwandlunng sind aber keine richtigen Renten, weil diese auf die Rente angerechnet wird. Bringt dann natürlich nicht viel, wenn zu erwarten ist, unter der Grundsicherung zu bleiben. Die Rentenformel wurde in den letzten 30-50 Jahren total kaputt gemacht. Es kann nur das in dem Rentensystem umgelegt werden, was tatsächlich von sozialversicherungspflichter Arbeit verdient wird. Woran krankt dann das dt. Rentensystem: Es gibt immer weniger Beitragszahler. Die sozialversicherungspflichte Arbeit ist leider nicht mehr Normalität. Außerdem haben Freiberufler, Anwälte, Ärzte, Architekten, Beamte, Politiker und Soldaten ein eigene Rentenversorgung. Diese zahlen also überhaupt nicht in die Sozialversicherung ein. Folgenschwer ist dann noch die Beitragsbemessungsgrenze. Diese sorgt dafür, dass sich Topverdiener und Besserverdiener aus der Sozialversicherung "verabschieden". Verabschieden, weil die Beiträge zur Sozialversicherung nicht über 1000 € steigt. Wer dann 20.000.000 € verdient bezahlt dann noch seine 1000 €. Schöner wäre es natürlich, wenn alle Erwerbspersonen in die Sozialversicherung zahlen, ohne Deckelung und immer 25 %. Die Priviligierung von Vermögen dürfte auch nicht bestehen. Wenn mit Geldvermögen Zinsen verdient wird, dann muss auf den Zinsen auch Sozialversicherung bezahlt werden. So wie in der Schweiz.
 
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Hallo

kaiwo78 schrieb:
Riester/Rürup/Entgeltumwandlunng sind aber keine richtigen Renten, weil diese auf die Rente angerechnet wird. Bringt dann natürlich nicht viel, wenn zu erwarten ist, unter der Grundsicherung zu bleiben.
Es wird nur angerechnet wenn man in der Grundsicherung landet, wer über der Grundsicherung ist bekommt die Zusatzrente zusätzlich.

kaiwo78 schrieb:
Die Rentenformel wurde in den letzten 30-50 Jahren total kaputt gemacht.
Ja aber hauptsächlich durch die immer älter werdende Bevölkerung und durch den Geburtenrückgang.
Was sollen wir denn machen ? Die Menschen wollen weder eine Beitragserhöhung noch länger arbeiten.

kaiwo78 schrieb:
Woran krankt dann das dt. Rentensystem: Es gibt immer weniger Beitragszahler. Die sozialversicherungspflichte Arbeit ist leider nicht mehr Normalität.
Das stimmt nicht, im Gegenteil, wir haben immer mehr Beitragszahler, das Problem ist die immer älter werdende Bevölkerung und der Geburtenrückgang.

kaiwo78 schrieb:
Außerdem haben Freiberufler, Anwälte, Ärzte, Architekten, Beamte, Politiker und Soldaten ein eigene Rentenversorgung. Diese zahlen also überhaupt nicht in die Sozialversicherung ein.
Die gab es schon immer.

Grüße Tomi
 
kaiwo78 schrieb:
Woran krankt dann das dt. Rentensystem: Es gibt immer weniger Beitragszahler.

Jein. Der Beitrag ist einfach zu gering bzw. wird/wurde nicht adequat angepasst. In Österreich sinds zurzeit gesamt 22.8% vom Bruttolohn.

In der Schweiz (nur Angestellte, Selbstständige sind komplizierter) gestaffelt gesamt (AHS+BV) von 11.2% bis 22.2% (je nach Alter) + zusätzliche Finanzierung aus Tabaksteuer.

Ich wei weiß nicht warum man in D meint 18.6% wären ausreichend...
 
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kaiwo78 schrieb:
.. Wenn mit Geldvermögen Zinsen verdient wird, dann muss auf den Zinsen auch Sozialversicherung bezahlt werden. So wie in der Schweiz.
Neben der falschen pauschalen Behauptung der Anrechenpflicht von Riesterrente und Co. hast Du mit der Kritik an der Höhe der Beitragsbemessungsgrenze meiner Meinung nach völlig Recht. Aber das in der Schweiz alles Einkommen angerechnet wird, ist so wohl nicht ganz richtig, wenn ich aus dem link Stand 2007 wie folgt zitiere:
Häufig wird in der öffentlichen Diskussion als wesentlicher Vorteil angeführt, dass in die staatliche erste Säule in der Schweiz „alle Bürger aus ihrem gesamten Einkommen und Vermögen unbegrenzt“ einzahlen. Das ist so nicht richtig. Zwar trifft es zu, dass alle Einwohner Beiträge entrichten. Nicht zutreffend ist aber, dass sie Beiträge aus ihrem gesamten Einkommen und Vermögen unbegrenzt zahlen. Sobald Erwerbseinkommen erzielt wird, werden Beiträge zur AHV und IV nur aus diesem erhoben. Erst wenn kein Erwerbseinkommen vorliegt, wird das Vermögen herangezogen. Zu beachten ist aber, dass es im Gegensatz zu den Beiträgen aus Erwerbseinkommen eine Obergrenze für Beiträge aus dem Vermögen gibt.

Die Details des Schweizer Systems (Grenzwerte) sind mir aktuell nicht bekannt.
Auch ich halte eine Reform des deutschen Rentenrechts für dringend erforderlich und die Ausführungen betreffs Verfassungsrecht von 2007 aus dem link nicht mehr für zutreffend. Mir ist mathematisch ebenso nicht klar, weshalb eine Einbeziehung der Beamten unterm Strich mehr kosten soll als die reine Staatsfinanzierung der Beamten, selbst wenn diese ihr hohes Versorgungsmaß im Ruhestand beibehalten könnten.
 
ThomasK_7 schrieb:
Mir ist mathematisch ebenso nicht klar, weshalb eine Einbeziehung der Beamten unterm Strich mehr kosten soll als die reine Staatsfinanzierung der Beamten, selbst wenn diese ihr hohes Versorgungsmaß im Ruhestand beibehalten könnten.

Soweit ich weiß, gab es da verfassungsrechtliche Bedenken (Führsorgepflicht laut GG), da die aktuellen Ansprüche bestehen bleiben müssten.
Die alten Beamten würden also ihre Zusage behalten, die neuen dann in die GRV einzahlen. Problem ist nur, dass Beamte relativ geringes Bruttoentgelt haben (im Vergleich zur freien Wirtschaft). Nun hat man hier zwei Möglichkeiten
1. einfach die Sozialbeiträge abziehen und die aktuellen Beamten damit fesseln, dass bei einer Kündigung Ihre Ansprüche verloren gehen
2. damit weiterhin das Beamtentum neuen Nachwuchs anzieht, müsste man das Brutto erhöhen, damit die neuen Beamten nicht weniger als die alten erhalten bzw. überhaupt noch Intreresse am Beamtentum besteht. Beamte sind ja nicht nur Büroarbeite - Polizei und Justizvollzugsbeamte kriegen heute schon relativ wenig Geld .
Das soll am Ende günstiger sein?
Ergänzung ()

Tomislav2007 schrieb:
Es wird nur angerechnet wenn man in der Grundsicherung landet, wer über der Grundsicherung ist bekommt die Zusatzrente zusätzlich.
200 € sind seit diesem Jahr anrechnungsfrei.

Davon abgesehen finde ich private Vorsorge gar nicht so schlecht - was passiert, wenn ich morgen sterbe? Meine Rentenansprüche gehen verloren und wäre ich schon in Rente bräuchte ich einen Ehepartner.
Meine private Vorsorge kann ich an alle möglichen Leute vererben - sei es mein Bruder oder die hübsche Studentin von gegenüber.
Finde ich gar nicht so unfair.
 
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Hallo

Kausu schrieb:
200 € sind seit diesem Jahr anrechnungsfrei.
Das hatte ich gar nicht mitbekommen, ich habe gerade gegoogelt und seit 2018 werden private Zusatzrenten bis 208€ nicht mit der Grundsicherung verrechnet.
Das ist doch mal eine sehr gute Änderung, damit haben Zusatzrenten auch für Geringverdiener einen Sinn und verpuffen nicht in der Grundsicherung.

Grüße Tomi
 
Also ich finde die pauschale Behauptung das Beamte im Vergleich zur Wirtschaft weniger verdienen etwas gewagt. Ich war mit einer Beamtin im mittleren Dienst in der Besoldung A9 mit Zulage verheiratet. Sie hatte eine vergleichbar qualifizierte Ausbildung wie ich als examinierter Krankenpfleger. Wobei ihre Ausbildung zwei Jahre, meine drei Jahre gedauert hat. Nach Abzug ihrer privaten Krankenversicherung verdiente sie aber dennoch um die 400 Euro mehr Netto als ich damals vor 10 Jahren. Sieht heute zugegebener Maßen etwas anders aus weil ich das Glück hatte einen tarifgebundenen Arbeitgeber mit sehr guten BAT Tarif gefunden zu haben. Klar gehören Krankenpfleger auch nicht zu den Spitzenverdienern, aber zu den Durchschnittsverdienern, wie halt auch Beamte im mittleren Dienst. Eingerechnet habe ich bei dem besseren Verdienst meiner Exfrau noch nicht die viel bessere Altersversorgung. Von den Vorteilen der privaten Krankenversicherung mal ganz abgesehen. Wenn ich das noch einrechnen würde, ich diesen Abstand also durch private Kranken und Rentenversicherungen abdecken würde, müsste man locker nochmals einige hundert Euro oben drauf legen.

Und machen wir uns doch nichts vor. Was meint man eigentlich was in Deutschland in der Wirtschaft so verdient wird ? Wenn man mal von dem Arbeiteradel in den großen Konzernen absieht, kann man sich ja schon mit 3000 Euro Brutto im Monat fast zu den “Besserverdienern“ zählen. Das ist doch der Maßstab für einen Durschnittsverdienst und nicht der der von einigen wenigen Arbeitnehmern in Weltkonzernen verdient wird.

Bei der Frage ob alle in einer Versicherung einzahlen sollen, geht es auch nicht nur um die breitere Basis der Einzahlungen, sondern auch um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Akzeptanz zu der staatlichen Rentenversicherung. Ich finde das diese erodiert wenn man die Leistungen laufend einschränkt und niedrig hält, während einige wenige, wie Beamte und Politiker, immer noch ein sehr hohes Versorgungsniveau haben. Man sieht das gerade Politiker kein oder wenig Interesse an einer guten gesetzlichen Rentenversicherung haben weil sie nicht Teil dieser Versicherung sind. Ich finde das sehr fatal. Ich meine das allen Berufstätigen eine gute Altersversorgung zusteht. Österreich zeigt dass das möglich und auch finanzierbar ist.

Keine private Versicherung kann diese Leistung zu so geringen Kosten für den Versicherten bringen wie eine gesetzliche Solidarversicherung weil eine private Versicherung immer Profit erwirtschaften will und auch noch die Provisionen ihrer Vertreter bezahlen muss. Diese Kosten werden natürlich auf die Versicherten umgelegt. Die Verwaltungskosten der gesetzlichen Rentenversicherung jedoch liegen im einstelligen Prozentbereich. Private Rentenversicherungen sind als zusätzliche Altersversorgung für Arbeitnehmer gut die sehr gut verdienen. Der klein und Normalverdiener bis ca. 50000 Euro brutto im Jahr ist aber ganz klar mit der gesetzlichen Rentenversicherung besser bedient. Außerdem ist eine kapitalgedeckte Rentenversicherung sehr anfällig für Finanzkriesen. Viele Rentner in den USA haben in der Finanzkrise 2007 ihre Altersversorgung verloren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hast du völlig Recht aber ich bezog mich auf das niedrigere brutto nicht netto.

Die Altersvorsorge der Beamte ist gut aber wenn sie nun in die grv sollen und keine Bruttoerhöhung bekommen , dann (darauf bezog ich mich ja) verdienen sie deutlich weniger als gleichwertige freie Stelle.

Ninja der gehobenen Dienst ist ein Studium. Ich würde das jetzt nicht mit einfachen Arbeitern vergleichen.

Okay du siehst es eher als eine gesellschaftliche Aufgabe, dass alle einzahlen. Kann man so sehen und ich kann es nachvollziehen. Aber dann sollten die Vertreter dafür im TV nicht immer behaupten ,dass dies die Finanzierung sichert.
Man holt sich mit Beamten und selbständigen zwei neue große Gruppen rein, die sich Ansprüche erwirtschaften. Die zahlen ja nicht nur ein. Was macht man dann aber in ein paar Jahrzehnten, wenn die in Rente gehen. Steuern auf alles mögliche erheben?


Bei der private Krankenversicherung wäre ich vorsichtig mit Urteilen. Die GKV versicherten haben dafür andere Größe Vorteile wie Krankengeld, Familienversicherung, Kontrahierungszwang.
 
Na ja, aber Krankengeld brauchen Beamte ja auch garnicht weil die ihren Sold auch bei langer Krankheit zu 100 % weiter erhalten, und nicht wie beim Krankengeld nur zu 75%, und das auch nur Zeitlich begrenzt 😉 Des weiteren werden meine steuerfreien Zulagen weder bei der Rente noch Krankengeld und Arbeitslosengeld berücksichtigt.

Wie gesagt, für mich ist weniger die breitere Einzahlungsbasis bei der Einbeziehung aller in die gesetzliche Sozialversicherung maßgeblich, als vielmehr die dadurch breitere Akzeptanz der Sozialversicherung in der Gesellschaft. Ich habe ja schonmal woanders erzählt, das in Österreich die gesetzliche Rentenversicherung eine sehr große Akzeptanz hat und es sich daher auch kein Politiker dort leisten kann da die Axt anzulegen. Zumal er sich da ja dann auch selber die Altersversorgung einschränken würde. Ist das nicht ein äußerst wünschenswerter Zustand ?
 
Zuletzt bearbeitet:
MasterXTC schrieb:
Na ja, aber Krankengeld brauchen Beamte ja auch garnicht weil die ihren Sold auch bei langer Krankheit zu 100 % weiter erhalten, und nicht wie beim Krankengeld nur zu 75%, und das auch nur Zeitlich begrenzt 😉 Des weiteren werden meine steuerfreien Zulagen weder bei der Rente noch Krankengeld und Arbeitslosengeld berücksichtigt.
Das würde doch wegfallen. Macht es den Sinn, Beamte in die gesetzliche Rente zahlen zu lassen, in die GKV aber nicht und somit wieder einen Unterschied zu machen? Erstens ist es Aufwand, der nun noch weniger sinnvoll ist und zweitens hat die GKV auch erheblich Probleme mit den Generationen wie die Rente. Also wenn man einmal einen solchen Vorgang wagt und es umstellt, dann richtig.

Fakt ist, das Beamte bei gleichem Brutto erheblich weniger Netto bekämen wenn sie gleich einem AN behandelt würden was zu deutlichen Einkommensminderungen bei einer Umstellung führen würde.
 
MasterXTC schrieb:
Zumal er sich da ja dann auch selber die Altersversorgung einschränken würde. Ist das nicht ein äußerst wünschenswerter Zustand ?

Also das Problem ist nur, dass es mittlerweile eine Menge Zusatzsysteme, Versorgungskassen, VBL und berufsständische Versorgung gibt - würde man wirklich alle Beamte und Selbstädinge rein haben wollen hat man nur wenige Möglichkeiten

1. Die alten Systeme auslaufen lassen, Neukunden verbieten. Nachteil sind enorme doppelte Kosten
2. Enteigung - alle anderen Ansprüche müssen auf die GRV übertragen werden. Günstig aber ich kann das Bundesverfassungsgericht schon jetzt in Schnappatmung sehen, wenn man Ärtze, Anwälte usw ihrer Altersvorsorge beraubt.

Wer sagt übrigens, dass eine Verpflichtung zur Altersvorsorge von Selbständigen auf die GRV abzielt - die Alternativen wie Berufswerke, Versicherungen etc werden ebenso diskutiert. Ich wage zu behaupten, dass man den Selbständigen die Wahl lassen wird wie und wo sie vorsorgen.

Davon abgesehen bezweifle ich, dass immer mehr Einzahler am Ende etwas bringen. Das Umlageverfahren ist nunmal ein Ponzischema. Man hätte nur die Wahl die Leistungen zu begrenzen.
Warum nicht einfach eine Standardrente wie in Kanada für alle und wer mehr will muss zahlen?

Zu deiner Ursprungsfrage - Ja und ein kleines persönliches Nein. ich weiß, dass viele Österreicher sonst gar keine private Vorsorge betreiben. Will ich persönlich nicht- ich möchte nicht alles auf eine Karte setzen, sondern Depot, Ersparnisse und ja auch Versicherungen (Versicherungen wie Allianz traue ich zu noch in 100 Jahren da zu sein) vielleicht auch noch Immobilien.
Liegt aber auch daran, da ich gar nicht bis 67 jahre arbeiten will - ich spare/investiere damit ich früher aussteigen kann.
 
Kausu schrieb:
Man holt sich mit Beamten und selbständigen zwei neue große Gruppen rein, die sich Ansprüche erwirtschaften. Die zahlen ja nicht nur ein. Was macht man dann aber in ein paar Jahrzehnten, wenn die in Rente gehen. Steuern auf alles mögliche erheben?
Das sehe ich nicht als unlösbare Aufgabe. Ich würde den bisherigen Beamten Bestandsschutz geben=kein Finanzierungsmehrbedarf zur bisherigen Situation.

Den neuen Beamten würde ich einfach auf das bisherige Lohnniveau die Beitragskosten für die GRV drauflegen = 19% Mehrkosten, was aber als Einsparung in der Auszahlungsphase wieder hereingeholt werden kann, wenn der alte Rentenabstand von Beamten zu Angestellten von 3% wieder hergestellt wird (früher 71% zu 68%). Verlagerung von 19% Zahlungsstrom in die Gegenwart, statt in die Rentenzeit (48%+19%+3%=71% für den Staat).
Dies würde natürlich einen erheblichen Einschnitt in die Rentenversorgung der Beamten bedeuten.
Auch wenn es damit im Moment wegen der allgemein guten Arbeitsplatzsituation nicht so attraktiv erscheint, ich denke, es wird trotzdem noch genügend Bewerber geben. Eine lebenslang sichere Anstellung mit zumindest Durchschnittsverdienstniveau wird meiner Meinung nach zukünftig immer attraktiver werden.
Schon jetzt wird in meinem persönlichen Umfeld eine Verbeamtung als Glücksfall angesehen und gerne angenommen (geschätzt mind. 80%)..

Die zukünftig erwirtschafteten Rentenansprüche in der GRV betragen für aktuelle Berufseinsteiger voraussichtlich rund 0-2% Rendite auf die Einzahlungsbeträge. Demografiebedingt sicherlich eher um die 0%. Kann sogar auf unter 0% absinken! Ich sehe da keinen finanziellen Mehrbedarf durch die Hereinnahme von weiteren sozialversichungspflichtigen Berufsgruppen, selbst wenn diese überdurchschnittlich viel verdienen.
 
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hallo7 schrieb:
Jein. Der Beitrag ist einfach zu gering bzw. wird/wurde nicht adequat angepasst. In Österreich sinds zurzeit gesamt 22.8% vom Bruttolohn.

In der Schweiz (nur Angestellte, Selbstständige sind komplizierter) gestaffelt gesamt (AHS+BV) von 11.2% bis 22.2% (je nach Alter) + zusätzliche Finanzierung aus Tabaksteuer.

Ich wei weiß nicht warum man in D meint 18.6% wären ausreichend...
Genau die Abgabenlasten in Deutschland sind einfach viel zu gering (Ironie) :freak:

https://www.welt.de/wirtschaft/article166423590/Alt-ist-man-derzeit-am-besten-in-Oesterreich.html
 
Zuletzt bearbeitet:
ThomasK_7 schrieb:
Eine lebenslang sichere Anstellung mit zumindest Durchschnittsverdienstniveau wird meiner Meinung nach zukünftig immer attraktiver werden.
Schon jetzt wird in meinem persönlichen Umfeld eine Verbeamtung als Glücksfall angesehen und gerne angenommen (geschätzt mind. 80%)..

Vielleicht denke ich da persönlich anders. Aber ohne PKV / Beihile und Pension - wären eigentlich die einzigen beiden Dinge, welche mich zum Beamtentum bringen können, dafür aber mit Nachteilen wie kein Streikrecht, Versetzungen. Lebenslang ja schön und gut, bringt mir bei einen durchschnitlichen Beruf nix - da hänge ich dann ewig auf mittelmäßigen Stellen fest.
Vielleicht wird sich das im mittleren Dienst nicht so zeigen, aber umso höher umso besser ausgebildet. Ein studierter Master hat die Wahl zwischen E15 oder Konzernanstellung vielleicht sogar Ausland.

ThomasK_7 schrieb:
was aber als Einsparung in der Auszahlungsphase wieder hereingeholt werden kann, wenn der alte Rentenabstand von Beamten zu Angestellten von 3% wieder hergestellt wird (früher 71% zu 68%).

Kannst du das vereinfachen oder nochmal erklären? Wo sind denn heutige Zusatzkosten wie 19% zusätzlich zu aktuellen Ansprüchen und zukünftigen Auszahlungen aus beiden Systemen günstiger?
Das sind doch enorme Kosten.
Ergänzung ()

ThomasK_7 schrieb:
Schon jetzt wird in meinem persönlichen Umfeld eine Verbeamtung als Glücksfall angesehen und gerne angenommen (geschätzt mind. 80%)..

Das hängt vom Charakter ab -mir würde es nciht behagen mich auf Lebenszeit festzusetzen.
 
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