Rubberdome & Mechanisch: Kaufberatung für Tastaturen aller Art für Sommer 2019

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Max Doll
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Besondere Features im Blick

Gewünscht sind immer wieder Eingabegeräte mit besonderen Eigenschaften. Häufig soll eine Tastatur leise, flach und/oder beleuchtet sein. Welche Modelle sich bei diesen Wünschen eignen und worauf es zu achten gilt, klären die folgenden Abschnitte.

Leise Taster und Tastaturen

Das typische Klappern einer mechanischen Tastatur ist nicht nach jedem Geschmack. Wer leise schreiben möchte, muss dennoch nicht zu einem Rubberdome-Modell mit (sehr) flachen Tastenkappen und integrierter Gummidämpfung greifen. Mittlerweile bietet eine Reihe Hersteller auch leisere Taster und Tastaturen an, die etwa das Geräuschniveau von Rubberdome-Tastaturen mit normal hohen Tastenkappen erreichen können. Mechanisch und trotzdem leise: Das geht auf vielen unterschiedlichen Wegen zusammen.

Um leise zu tippen, bedarf es jedoch nicht immer eines besonderen Tasters. Haben Taster Kreuzaufnahmen (Modell Cherry MX), bietet sich die Möglichkeit zum Nachrüsten von Dämpfungsringen in unterschiedlichen Härtegraden und Stärken an, die den unteren Anschlag abfedern. Eine Ausnahme sind lediglich die Taster des Typs Blue, weil bei diesen Modellen ein künstliches Klickgeräusch erzeugt wird, das sich nicht dämpfen lässt.

Effektiver sind konzeptuell leise Taster. Dazu zählen Logitechs Romer-G, die in Tastaturen der G-Serie verbaut werden, sowie die SteelSeries QS1 der Apex M800 (Test) auf Basis eines Kailh-Tasters. Sie sind wie Cherrys MX Silent und die auf Basis von Alps-Schaltern entstandenen Matias Quiet Pro (Test) hörbar leiser als herkömmliche Standardtaster.

Der Taster selbst ist aber immer nur ein Element einer leisen Tastatur. Nicht unterschätzt werden dürfen der Einfluss der Tastenkappen als Klangkörper sowie die Ausführung des Gehäuses auf die (subjektiv wahrgenommene) Lautstärke einer Tastatur.

Eine offene Bauform mit freistehend angeordneten Tastern wie bei der Corsair K95 Platinum (Test) sorgt für hellere und prägnantere Tippgeräusche. Flachere Tastenkappen wirken hingegen dämpfend. Hier sind beispielhaft die Cherry MX Board 3.0 (Test) und MX Board 6.0 (Test) zu nennen. Außerdem lässt sich dem Geräuschpegel mit konstruktiven Maßnahmen wie der Dämmung einer Tesoro Gram Spectrum (Test) entgegenwirken.

Flache Taster

Häufig nachgefragt und als angenehm empfunden werden flache Tastaturen. Mit Gummiglocken-Tasten gibt es solche Modelle in Hülle und Fülle. Besonders sparsam mit der Höhe geraten Tastaturen mit höherwertigen Scissor-Tastern wie die Cherry Evolution Stream XT (Test). Dabei handelt es sich um „Notebook-Tastaturen“ im engeren Sinn, die flache Kappen mit einem kurzem Hub von nur zwei Millimetern kombinieren.

Wirklich hohe Tastaturen sind im Rubberdome-Segment mittlerweile aber eher eine Ausnahme, die meisten Modellen nutzen maximal halbhohe Tastenkappen. Ebenfalls flach bauen das Microsoft Wired Keyboard 600 sowie der Budget-Tipp Logitech K120.

Flache Mechanik

Auch flache mechanische Taster hält der Markt mittlerweile bereit, wenngleich die Bauhöhe einer Notebook-Tastatur nur Fast erreicht wird. Als rundum empfehlenswertes Produkt hat sich das flacheste herausgestellt.

Sharkoons PureWriter wird mit klickenden und nicht klickenden Tastern angeboten, die auch im Dauertest überzeugen und Cherrys Low-Profile-Modellen überlegen sind. Die Tastatur wird wahlweise ohne Nummernblock (Test der TKL-Version) und mit RGB- statt einfarbiger Beleuchtung zwischen 50 und 75 Euro angeboten.

Wird nur eine etwas flachere Tastatur gesucht, lässt sich mit verschiedenen Maßnahmen Höhe sparen. Cherry nutzt bei der Cherry MX Board 3.0 (Test) halbhohe Tastenkappen, aber weiterhin Taster mit vier Millimeter Hubweg. Logitech reduziert bei den Romer-G zusätzlich den Hubweg um einen Millimeter, die SteelSeries QS1 der Apex M800 (Test) werden mit nochmals flacheren Tastenkappen kombiniert. So flach wie die Cherrys LP- und Kailhs Taster baut aber keine der Tastaturen.

Beleuchtung

Die überwiegende Mehrzahl aktueller Tastaturen wird mit beleuchteten Tasten ausgeliefert. Was die LEDs können, hängt ebenso von der Preisklasse wie von der Tastentechnik selbst ab.

Gummiglocken-Tastaturen gibt es mit Ausnahme der Razer Ornata (Test) nicht mit Einzeltastenbeleuchtung; anstatt eine LED pro Taste zu verbauen, wird das Tastenfeld indirekt angestrahlt, indem ein Kunststoff-Element als Lichtleiter ausgeleuchtet wird, das durch Leiterfolien und Gummiglocken hindurchleuchtet. Das ist kostengünstig, effizient und gewährleistet eine gleichmäßige Ausleuchtung, schränkt aber die maximale Helligkeit ein. Außerdem wird die Beleuchtung ein Stück weit blickwinkelabhängig.

Mechanische Tastaturen steht diese Option nicht nur Verfügung, weil die Taster auf einem PCB verbaut werden müssen. Sollen Tasten beleuchtet werden, muss eine separate LED pro Taste eingesetzt werden. Diese wird bei einfachen MX-Tastern und ihren Derivaten außerhalb des Tastergehäuses unterhalb der Tastenkappe platziert, bei RGB-Modellen direkt auf dem PCB. In beiden Fällen gewinnt die Beleuchtung Helligkeitsreserven.

Eine Frage der Technik: Die Ausleuchtung

Aufgrund der Position der LEDs oberhalb des Tasters wird dessen Kappe nicht gleichmäßig ausgeleuchtet, weil das Licht durch das Schaltergehäuse behindert wird. Der untere Bereich gegenüber der Diode bleibt deshalb dunkler, bei großen Lettern lässt sich ein Helligkeitsverlauf erkennen, wenn die Beschriftung schlechter ausgeleuchtete Bereiche überdeckt. Verringert wird das Problem bei Tastern mit transparentem Gehäuse, die mittlerweile von Kailh angeboten werden.

Bei Cherrys ebenfalls lichtdurchlässigen RGB-Modellen sitzt die LED zudem unterhalb des Gehäuses direkt auf dem PCB. Bei den meisten Tastaturen sinkt damit zwar durch den Einsatz kompakter Dioden die maximale Helligkeit, die Ausleuchtung der Tastenkappe verbessert sich aber sichtbar. Absolut perfekt sind jedoch auch die RGB-Taster von Cherry nicht.

Die beste Ausleuchtung auf dem Markt bieten Taster, die die Technik zur Signalerfassung um die Leuchtdiode herum bauen – eine zentriert platzierte LED garantiert eine absolut gleichmäßige Ausleuchtung. Diese Bauweise nutzen Logitechs Romer-G-Taster und die SteelSeries QS1 auf Kailh-Basis.

Trotz eines identischen Bauprinzips liefern Logitechs Taster das beste Ergebnis, weil eine kompakte Diode genutzt wird, deren Licht durch einen Lichtleiter mit Facettenauge verteilt wird. Die QS1 auf Basis eines Kailh-Tasters nutzen eine günstigere, große LED, deren Position und Umrisse durch die Tastenkappe zu sehen sind; qualitativ ist die Ausleuchtung nicht ganz von gleicher Güte.

Häufig störend: LED-Effekte

Darüber hinaus kann eine Einzeltastenbeleuchtung abhängig von der Tastatur oftmals im Detail konfiguriert werden. So lassen sich etwa einzelne LEDs deaktivieren, bei RB-Tastaturen in unterschiedlichen Farben beleuchten oder verschiedene Leuchtmuster abspielen. Bei Luxustastaturen lassen sich verschiedene Effekte und Farben auch in Ebenen stapeln und an Eingaben oder gar Aktionen oder beispielsweise die Anzahl Lebenspunkte in Spielen knüpfen.

Einen handfesten Vorteil hat all das nicht, weil niemand beim Spielen auf die Tastatur schaut oder von blinkenden Effekten abgelenkt werden möchte. Der Gewinn liegt vielmehr im Auge des Betrachters – er ist ästhetischer Natur. Sich von solchem Schauspiel blenden zu lassen, ist wenig weise; Effekte sind nur dann tragbar, wenn ihre Wiedergabefrequenz entweder sehr langsam ist oder stark reduziert werden kann. Je hektischer oder schneller das Eingabegerät blinkt, desto ärger die Ablenkung.

Tastenkappen und Beschriftung

Tastenkappe ist nicht gleich Tastenkappe – außer bei fast allen Tastaturen. In der Regel setzen Hersteller günstigen ABS-Kunststoff ein, dessen Oberfläche schnell glatt und glänzend wird. Höherwertiger PBT-Kunststoff hat dieses Problem nicht, wird aber bei Tastaturen gegenwärtig nicht verwendet.

Eine der wenigen Ausnahmen ist Cooler Masters MasterKeys L, ansonsten ist der höherwertige Kunststoff vor allem im Zubehörmarkt zu finden. Ein vollständiger Austausch aller Tastenkappen ist bei mechanischen Tastaturen mit Kreuzaufnahmen (Cherry-MX-Typ) dank des großen Angebots alternativer Modelle ohne Weiteres möglich. Erneut gibt es aber Ausnahmen: Schwieriger wird der Austausch, wenn die erste Tastenreihe („Bottom Row“) vom Normlayout abweicht.

Beschriftung auf vielen Wegen

Die Beschriftung einer Tastenkappe kann auf verschiedenen, unterschiedlich haltbaren Wegen aufgetragen werden. Am günstigsten sind Siebdruck- und Pad-Printing-Verfahren, bei denen Farbe lediglich auf die Oberfläche der Tastenkappe aufgetragen und gegebenenfalls mit einer Schutzschicht bedeckt wird. Die ultimative Haltbarkeit hängt von der Güte des Verfahrens, etwa hinsichtlich der Verbindung von Tastenkappe und Tinte, sowie der Schutzschicht, Nutzungshäufigkeit und -gewohnheiten sowie biologischen Eigenheiten des Anwenders ab. Wie schnell oder ob sich die Beschriftung abreibt, lässt sich daher schwer vorhersagen.

Haltbarer sind Verfahren, bei denen die Beschriftung in das Material der Tastenkappe integriert wird. Beim „Laser-Engraving“ verfärbt ein Laser den Kunststoff, beim „Laser-Etching“ wird die Beschriftung hingegen direkt in den Kunststoff geschnitten und anschließend mit farbigem Material aufgefüllt. Dieser „Infill“ ragt leicht über den Kunststoff hinaus und tritt haptisch in Erscheinung. Auch ein solches Verfahren ist vergleichsweise haltbar, das aufgebrachte Material neigt aber dazu, sich unter Einfluß von Körpersäften und Pflegeprodukten gräulich zu verfärben.

Das Standardverfahren

Am häufigsten genutzt wird das sogenannte Laser-cut-Verfahren, das bei Tastaturen mit beleuchteten Tasten zum Einsatz kommt. Hier dienen Kappen aus durchsichtigem Kunststoff als Basismaterial, das in einem zweiten Arbeitsschritt beschichtet wird. Die Buchstaben werden anschließend entweder ausgeschnitten oder bei der Beschichtung direkt freigelassen. Auch hier kann die Haltbarkeit abhängig von der Qualität des aufgetragenen Materials variieren. Im Schnitt liegt die Lebenserwartung aber höher als bei einfachen Tintenverfahren.

Ultimativ haltbar sind erst sogenannte Double-Shot-Verfahren. Dabei werden zunächst die Rohform der Kappe und ihre Beschriftung aus Kunststoff gegossen. Diese Unterkonstruktion wird danach mit mehr Kunststoff in anderer Farbe „umgossen“ und in ihre endgültige Form gebracht. Weil Symbole fester Bestandteil der gesamten Kappe sind, ist das Verfahren effektiv verschleißfrei; wenn die Beschriftung nicht mehr gelesen werden kann, existiert bereits die gesamte Kappe nicht mehr. Das Verfahren ist auch für beleuchtete Tastaturen möglich, aber selten.

Wie PBT-Tastenkappen sind Double-Shot-Beschriftungen vor allem dem Zubehörmarkt vorbehalten. Grundsätzlich lässt sich aber beobachten, dass beides in Ansätzen in den Massenmarkt einzusickern beginnt.

Key-Rollover

Eine häufige Angabe in der Beschreibung von Tastaturen ist das Key-Rollover. Der hier genannte Wert gibt an, wie viele Tasten sich mindestens gleichzeitig erfolgreich betätigen lassen. Bei Rubberdome-Tastaturen sind dies in der Regel zwei Tasten, bei mechanischen Modellen sechs und mehr.

Abhängig von den gedrückten Tasten und dem Bereich der Tastatur können aber auch mehr gleichzeitige Eingaben erfolgreich getätigt werden. Ein Key-Rollover (KRO) von 2 ist also kein Ausschlusskriterium, nicht einmal für Spieler. In der Regel werden selbst bei einfachen Office-Tastaturen mit 2-KRO vier bis fünf Signale korrekt erfasst, was zum Spielen in aller Regel völlig ausreicht. Spieletastaturen heben diesen Wert durch Optimierungen der Tastenmatrix im WASD-Bereich aber noch einmal an.

Im Luxusbereich werden solche Limitierungen hingegen völlig aufgehoben: N-Key-Rollover verspricht, dass die gleichzeitige Betätigung aller Tasten korrekt erfasst werden kann. Der praktische Nutzen hoher Rollover-Werte fällt jedoch gering aus.

Marketing, statt Transparenz

Achtsamkeit ist allerdings bei Herstellerangaben geboten; Unternehmen vermeiden nach Möglichkeit die Angabe des Key-Rollovers bei Standardwerten von 2 und 6 und suggerieren stattdessen höhere Werte. Die Ankündigung von „Multi-Key-Rollover“ wird etwa auch bei einem Wert von 2 erfüllt – eine Nebelkerze.

Anti-Ghosting-Maßnahmen, der Verweis auf eine optimierte Tastenmatrix oder eine benannte Anzahl Anti-Ghosting-Tasten, bezeichnen lediglich eine einzelne Tastenkombination als Spitzenwert, die häufig ein realitätsfremdes Kunstkonstrukt ist. Geprüft werden muss in diesem Fall zumindest, ob die optimierten Tastenbereiche ausgewiesen werden. Verzichtet ein Hersteller darauf, ist das Versprechen vager Optimierungen wenig wert.

Bis-zu-Angaben definieren ebenfalls einen Maximalwert, der keine Rückschlüsse auf das tatsächliche Key-Rollover zulässt. Selbst ein „N-Key-Rollover“ wird gerne mit Zusätzen eingeschränkt, die die Variable entgegen ihrer eigentlichen Bedeutung mit einem Zahlenwert belegen.