PC-Netzteile im Test: Sieben Modelle von 1.000 bis 1.500 Watt im Vergleich

 2/13
Philip Pfab
97 Kommentare

Die Testkandidaten

Eckdaten

Alle sieben Probanden können bei Bedarf deutlich über 90 Prozent ihrer Nennleistung als +12-Volt-Spannung bereitstellen und eignen sich damit für moderne Systeme. Bei der Auslegung der +3,3- und der +5-Volt-Schiene gibt es hingegen deutliche Unterschiede.

Modell Eingangsspannung Nennleistung davon 12 Volt davon 3,3 / 5,0 Volt Anzahl gesicherter 12-Volt-Leitungen Lüfter
Antec High Current Pro 110-240 Volt 1.300 Watt 1.300 Watt 130 Watt vier 135 mm, Kugellager
be quiet! Dark Power Pro 1.200 Watt 1.188 Watt 150 Watt 135 mm, FDB-Lager
be quiet! Power Zone 1.000 Watt 1.000 Watt 170 Watt eine
Corsair AX1500i 100-240 Volt 1.500 Watt 1.500 Watt 180 Watt zwölf
Enermax Platimax 1.350 Watt 1.350 Watt 120 Watt sechs 139 mm, Kugellager
Sea Sonic Platinum 1.200 Watt 1.200 Watt 125 Watt eine* 120 mm, Kugellager
Super Flower Leadex 1.000 Watt 999,6 Watt 100 Watt eine 140 mm, Kugellager
*Herstellerangabe, technisch nicht vollständig zutreffend

Sollen außergewöhnlich viele Laufwerke betrieben werden, sollten die +3,3- und die +5-Volt-Schiene entsprechend leistungsfähig sein. Corsair AX1500i, be quiet! Power Zone und Dark Power Pro sind in diesem Fall im Vorteil.

Wem selbst 1.500 Watt noch nicht genug sind, der bekommt mit Antecs OC-Link eine komfortable Möglichkeit, ein System mit zwei Netzteilen zu versorgen. Die beiden Netzteile werden über das mitgelieferte Zusatzkabel direkt verbunden. So sind 2.150 bis 2.600 Watt Dauerleistung möglich.

Datenblätter im Vergleich

Die Datenblätter im Vergleich
Antec High Current Pro Platinum 1300W
AC Input 110-240 V ±10%, 50-60 Hz, 15-7 A
DC Output +3,3 V +5 V +12 V1 +12 V2 +12 V3 +12 V4 +12 V5 +12 V6 -12 V +5 Vsb Nennleistung
25 A 25 A 50 A 50 A 50 A 50 A 0,5 A 3 A 1.300 W
130 W 1.300 W k.A.
be quiet! Dark Power Pro P10 1200W
AC Input 110-240 V, 50-60 Hz, 15-7 A
DC Output +3,3 V +5 V +12 V1 +12 V2 +12 V3 +12 V4 +12 V5 +12 V6 -12 V +5 Vsb Nennleistung
25 A 25 A 35 A 35 A 45 A 45 A 0,5 A 3 A 1.200 W
150 W 1.188 W k.A.
be quiet! Power Zone 1000W
AC Input 110-240 V, 50-60 Hz, 12-6 A
DC Output +3,3 V +5 V +12 V1 +12 V2 +12 V3 +12 V4 +12 V5 +12 V6 -12 V +5 Vsb Nennleistung
25 A 25 A 83 A 0,3 A 3,0 A 1.000 W
170 W 996 W k.A.
Corsair Professional Series Titanium AX1500i
AC Input 100-240 V, 50-60 Hz, 15 A
DC Output +3,3 V +5 V +12 V1 +12 V2 +12 V3 +12 V4 +12 V5 +12 V6 -12 V +5 Vsb Nennleistung
30 A 30 A 125 A 0,8 A 3,5 A 1.500 W
180 W 1.500 W k.A.
Enermax Platimax 1350W
AC Input 100-240 V, 50-60 Hz, 14 – 6,5 A
DC Output +3,3 V +5 V +12 V1 +12 V2 +12 V3 +12 V4 +12 V5 +12 V6 -12 V +5 Vsb Nennleistung
24 A 24 A 20 A 20 A 30 A 30 A 30 A 30 A 0,5 A 3,0 A 1.350 W
120 W 1.350 W k.A.
Sea Sonic Platinum 1200W
AC Input 100-240 V, 50-60 Hz, 15-7,5 A
DC Output +3,3 V +5 V +12 V1 +12 V2 +12 V3 +12 V4 +12 V5 +12 V6 -12 V +5 Vsb Nennleistung
25 A 25 A 100 A 0,5 A 3 A 1.200 W
125 W 1.200 W k.A.
Super Flower Leadex Platinum 1000W
AC Input 100-240 V, 60/50 Hz, 15 A
DC Output +3,3 V +5 V +12 V1 +12 V2 +12 V3 +12 V4 +12 V5 +12 V6 -12 V +5 Vsb Nennleistung
20 A 20 A 83,3 A 0,5 A 2,5 A 1.000 W
100 W 999,6 W k.A.

Schutzschaltungen

Weitere Unterschiede gibt es bei den Sicherheitsschaltungen. Die Mindestanforderungen erfüllen mit OVP, UVP, SCP und OPP alle Netzteile. Abgesehen vom Super Flower Leadex verfügen die restlichen Probanden zudem über den Überhitzungsschutz OTP und den Überstromschutz OCP.

Die Wirksamkeit von OCP wird durch die Anzahl an +12-Volt-Leitungen begünstigt: Mehrere getrennt gesicherte Spannungsschienen ermöglichen niedrigere Auslösewerte, so dass bei Defekten die Notabschaltung schneller greift. Corsair gibt auf dem Typenschild zwar nur die +12-Volt-Gesamtleistung an, in der Realität sind aber zwölf einzeln über den digitalen Steuerungschip gesicherte Leitungen vorhanden.

Mehrere getrennt gesicherte Leitungen können theoretisch problematisch sein, wenn der Überstromschutz aufgrund fehlerhafter Konfiguration fehlerhaft ausgelöst wird. Die hier getesteten Multi-Rail-Netzteile Antec High Current Platinum, be quiet! Dark Power Pro, Corsair AX1500i und Enermax Platimax sind davon nicht betroffen. Die Zuordnung der Rails zu den Anschlüssen ist sinnvoll und ausreichend dokumentiert, Probleme sind daher nicht zu erwarten. Selbst Extrem-Grafikkarten wie die AMD Radeon R9 295X2 sind unproblematisch, wie ein Praxistest beweist.

Eine Erläuterung zu den verschiedenen Schutzschaltungen findet sich im Artikel „So testet ComputerBase Netzteile“.

Und wie stark wirken sich die fehlenden Schutzschaltungen beim Super Flower aus? Der Überhitzungsschutz ist unproblematisch, die Lüftersteuerung berücksichtigt die Temperatur. Solange der Lufteinlass also nicht blockiert ist und der Lüfter funktionsfähig ist, ist ein überhitzendes Netzteil extrem unwahrscheinlich. Zudem behauptet Super Flower, dass im Falle einer deutlichen Überhitzung immer eine andere Schutzschaltung eingreift, bevor ernsthafte Schäden auftreten.

Dass Super Flower keinen Überstromschutz auf der +12-Volt-Leitung integriert, ist nachvollziehbar: Das Leadex Platinum kann die gesamte Nennleistung bei Bedarf auf dieser Schiene bereitstellen. Die Aufgabe der Notabschaltung an die Überlastsicherung zu übertragen, ist sinnvoll. Die schwächeren Leitungen +3,3 Volt und +5 Volt sind hingegen korrekt gesichert.

Der Verzicht auf die getrennte Absicherung mehrerer +12-Volt-Leitungen (Single Rail) oder auf den Überstromschutz sorgt schlimmstenfalls dafür, dass das Netzteil trotz Fehlfunktion der Hardware nicht abschaltet. Der notwendige Auslösewert für die in diesem Fall greifende Schutzschaltung (OCP/OPP) wird nicht erreicht, das Netzteil liefert weiter Spannung. Der Kurzschlussschutz sorgt nur bei sehr kleinen Widerständen für die sofortige Abschaltung, bei eher hochohmigen Widerständen für den Stromfluss bleibt der Kurzschluss bestehen.

Im Internet kursieren einige Bilder von den Folgen derartiger Probleme als Folge des Versagens von Spannungswandlern auf Mainboard und Grafikkarte, wenn Single-Rail-Netzteile nicht schnell genug abgeschaltet haben. Verschmorte PCIe-Buchsen, Stecker und Kabelstränge können durch die hohen Stromflüsse bei Single-Rail-Netzteilen schnell entstehen. Multi-Rail-Netzteile sind daher eindeutig als sicherer zu betrachten. Andererseits versagt bei derartigen Schadensbildern zunächst ein anderes Bauteil, das Netzteil ist daher formal nicht Ursache des Schadens, auch wenn eine bessere Absicherung für eine sofortige Abschaltung des Rechners gesorgt hätte.

Zudem sind derartige Fälle weltweit extrem selten: Trotz vieler seit Jahren eingesetzter Single-Rail-Netzteile aller Wattstufen finden sich nur wenige Berichte über Schäden. Für die in Foren gelegentlich behauptete Gefahr eines Zimmerbrands durch versagende Single-Rail-Spannungswandler gibt es weltweit kein einziges belegtes Beispiel. Brandgefahr in Zusammenhang mit Computern durch minderwertige und veraltete Elektroinstallationen, Steckdosenleisten und Verlängerungskabel, buchstäblich brandgefährliche Gehäuse sowie qualitativ minderwertige Netzteile ist hingegen durchaus real. Ein optimal abgesichertes Multi-Rail-Netzteil sollte daher bezüglich der Vorteile realistisch eingeschätzt werden: Auslösewerte im Bereich unter 40 Ampere sind wünschenswert, können aber ebenfalls nicht für vollkommene Sicherheit sorgen. Meist lassen sich an anderen Stellen im Haushalt mit wenig Aufwand weit gößere Gewinne an Sicherheit erzielen.