Retro

Im Test vor 15 Jahren: Wärmeleitpaste von günstig und kühl bis teuer und heiß

Robert McHardy
105 Kommentare
Im Test vor 15 Jahren: Wärmeleitpaste von günstig und kühl bis teuer und heiß

tl;dr: Mit steigender Verlustleistung von Prozessoren und Grafikkarten stiegen nicht nur die Anforderungen an die Kühler, sondern auch an die zwischen Die und Kühler liegende Wärmeleitpaste. ComputerBase testete vor 15 Jahren neun Wärmeleitpasten (Test), die sich hinsichtlich des Preises und der Leistung deutlich unterschieden.

Konsistenz wie Fensterkitt

Die getesteten Wärmeleitpasten stammten zum Großteil von Markenherstellern wie Arctic Silver, Cooler Master oder OCZ. Eine Ausnahme kam vom Elektronikhändler Conrad: Die 35 Gramm große Tube (Bestellnummer 18 91 62) verfügte nicht einmal über einen Produktnamen und kostete lediglich 4,08 Euro. Damit war sie mit 12 Cent pro Gramm die mit Abstand günstigste getestete Wärmeleitpaste. Die Dosierung gestaltete sich etwas schwieriger als bei der Konkurrenz, da sie in einer Tube und nicht in einer Spritze ausgeliefert wurde.

Von Arctic Silver stammten mit den Varianten Céramique, 3 und 5 gleich drei der getesteten Pasten. Die Arctic Silver 3 und 5 bestanden aus einer Mischung aus Silber-, Aluminium- und Zinkoxid sowie Bornitrid, während die Céramique auf die Silberoxid-Bestandteile verzichtete. Die ältere Arctic Silver 3 ließ sich aufgrund der großen Spritze nur schwer exakt dosieren, während dieses Problem bei den neueren Pasten nicht mehr bestand.

P4 angeklebt oben
P4 angeklebt oben

Titan TTG-S 101, CoolerMate CNT-TCP und OCZ Ultra² hatten im Vergleich eine dünnere Konsistenz, setzten aber auch auf Silberoxid als Bestandteil. Auf der Packung der CNT-TCP warb der Hersteller gar mit einem Silbergehalt von 25 Prozent. Die letzten beiden Wärmeleitpasten stammten von Cooler Master. Während sich die High Performance unspektakulär gab, zeichnete sich die Premium durch einen besonders hohen Preis aus. Für 8,50 Euro erhielten Kunden lediglich 1,6 Gramm – damit war sie um den Faktor 44 teurer als die Paste von Conrad.

Preise pro Gramm
    • CoolerMaster Premium
      5,31
    • CoolerMate CNT-TCP
      2,60
    • Titan TTG-S 101
      2,00
    • Arctic Silver 3
      1,90
    • CoolerMaster High Performance
      1,70
    • OCZ Ultra²
      1,67
    • Arctic Silver 5
      1,34
    • Arctic Silver Céramique
      1,26
    • Conrad 18 91 62
      0,12
Einheit: Euro

Aufgrund ihrer außergewöhnlich zähen Konsistenz wurde sie im Test vor 15 Jahren mit den Worten „Die Konsistenz erinnert eher an Fensterkitt, denn an Wärmeleitpaste“ beschrieben. Dementsprechend schwierig war es, sie auf der CPU ordnungsgemäß aufzubringen. Ungewöhnlich war auch die angedachte Auftragungsmethode: Cooler Master lieferte Masken für verschiedene Prozessor-Typen (Sockel A und Sockel 423) mit, die auf den Kühler aufgeklebt und anschließend mit Wärmeleitpaste zugespachtelt werden sollten.

Um die Leistung der Wärmeleitpasten beurteilen zu können, wurde ein selbstgebautes Heizelement mit einstellbarer Abwärme eingesetzt (Im Test vor 15 Jahren). Bei geringeren Wärmeleistungen von 35 oder 60 Watt zeigten sich bereits Unterschiede zwischen den Pasten. Die Cooler Master Premium belegte als teuerste Paste den letzten Platz, während alle anderen Pasten eine recht ähnliche Leistung erzielten. Arctic Silver 5 und Céramique setzten sich dabei an die Spitze des Testfeldes.

Diagramme
Temp bei 35 Watt
    • Arctic Silver 5
      34
    • Arctic Silver Céramique
      35
    • Arctic Silver 3
      36
    • Titan TTG-S 101
      36
    • Conrad 18 91 62
      36
    • CoolerMaster High Performance
      36
    • CoolerMate CNT-TCP
      36
    • OCZ Ultra²
      36
    • CoolerMaster Premium
      38
    • Ohne WLP
      42
Einheit: °C

Bei 90 Watt Abwärme betrug der Unterschied zwischen der Cooler Master Premium und der Arctic Silver 5 bereits 8 Kelvin. Selbst die günstige Paste von Conrad erreichte um 2 Kelvin bessere Temperaturen als Cooler Masters Topprodukt. Zumindest besser als gänzlich ohne Wärmeleitpaste schnitt sie aber ab. Bei einer – für damalige Verhältnisse sehr hohen – Verlustleistung von 130 Watt belegten die drei Arctic-Silver-Produkte die vorderen Plätze, gefolgt von der Conrad-Wärmeleitpaste. Ganze 11 Kelvin mehr standen bei der Cooler Master Premium auf der Uhr.

Die sehr schlechte Leistung der Cooler-Master-Paste überraschte damals auch die Redaktion, sodass diese noch separat mit einem Pentium 4 getestet wurde. Das Ergebnis: Eine ebenso schlechte Kühlleistung und nach einer Woche klebte der Prozessor fest an dem Kühlkörper. Ein klares Fazit zu fällen, fiel da nicht schwer: Wer hervorragende Leistung zu einem angemessenen Preis haben wollte, der war mit der Arctic Silver 5 gut beraten. Für Sparfüchse, die zudem einen Lebensvorrat an Wärmeleitpaste wollten, war das No-Name-Produkt von Conrad durchaus eine Überlegung wert. Um die hochpreisige Paste von Cooler Master galt es hingegen einen großen Bogen zu machen.

Weitere Tests von vor 15 Jahren

In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:

Noch mehr Inhalte dieser Art und viele weitere Berichte und Anekdoten finden sich in der Retro-Ecke im Forum von ComputerBase.