JulesBärle
Lt. Commander
- Dabei seit
- Dez. 2005
- Beiträge
- 1.083
Zu den Fakten: die Türkei hat nominell eine laizistische Staatsform. Ok, das hat Frankreich auch, aber zwischen Frankreich und der Türkei klaffen hier doch Welten auf, Frankreich sorgt für eine verfassungskonforme Umsetzung und schützt seine Bürger vor religiösen Praktiken, die gegen die öffentlichen Ordnung oder den Rechten des Einzelnen handeln. Wie sieht es dagegen in der Türkei aus ? Die interpretieren den Laizismus als Unterordnung der Religionsausübung unter den Staat. Der Staat wiederum bildet die Imame aus und verwaltet alle islamischen Einrichtung, auch die 500 Imame der türkischen Moscheen in Deutschland.
die Europäische Union (EU) ist ein Staatenverbund mit 25 Mitgliedsstaaten und ca. 460 Millionen Einwohnern – die Türkei mit ihren ca. 70 Millionen Einwohnern will Vollmitglied in diesem Bündnis werden und bewirbt sich. Allerdings nicht in bittender Form – man will ja was von der EU – sondern eindeutiger aus einer Position vermeintlicher Stärke heraus mit Forderungen. Bisher waren die Forderungen mehr wirtschaftlicher Natur, man will Zugeständnisse der EU an allen Ecken und Enden. Nun geht es aber weiter. Durch den gezielt gesteuerten Aktionismus nach diesen Karikaturen weiten sich die Forderungen jetzt drastisch aus, es geht ans Eingemachte: es geht um den Islam.
Heute stand in der Zeitung folgender Bericht von Thomas Seibert AP über die Forderung der Türkei
Als einziges moslemisches EU-Bewerberland und Führungsmacht in der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) fordert die Türkei von Europa gesetzliche Konsequenzen aus dem Streit um die Mohammed-Karikaturen. Die 20 Millionen Moslems in Europa seien bisher nur ungenügend vor Diskriminierung und Beleidigung geschützt, sagte der türkische Außenminister Abdullah Gül in Ankara.
Gül stellte sich hinter die jüngste Forderung der derzeit von der Türkei geleiteten Moslem-Organisation OIC: Demnach sollen die Moslems in Europa in den Genuss derselben rechtlichen Schutzvorschriften kommen, wie sie derzeit für die Juden und die Erinnerung an den Holocaust gelten. Gül will die Forderungen in zwei Wochen bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Salzburg darlegen. Die EU kann sich auf mehr Druck der Moslems gefasst machen.
Die Türkei sieht sich als moslemisches, aber westlich ausgerichtetes Land in der Rolle eines Vermittlers zwischen Orient und dem Westen. Wie Güls Äußerungen im Menschenrechtsausschuss des türkischen Parlamentes in Ankara belegen, agiert die Türkei in der Debatte über die Karikaturen aber vor allem als Sprecherin der Moslems. Die „Islamophobie“ habe begonnen, in der westlichen Welt den Antisemitismus zu ersetzen, sagte Gül im Ausschuss. Die rechtlichen Schutzmaßnahmen für die Moslems seien ungenügend.
Nach Angaben von Gül denkt die Türkei bereits sehr konkret darüber nach, wie die westeuropäischen Gesetze reformiert werden könnten, um einen besseren Schutz der Moslems zu garantieren. So gebe es in vielen europäischen Staaten Gesetze gegen Antisemitismus, gegen antichristliche Aktivitäten und gegen Anschläge auf Kirchen: „In diese Gesetze müssen auch andere Religionen und besonders der Islam aufgenommen werden“, forderte Gül.
Der türkische Außenminister unterstützte die Forderung des OIC-Generalsekretär Ekmeleddin Ihsanoglu nach neuen Gesetzen zum Schutz der Moslems in Europa. Ihsanoglu hatte auf die Verurteilung des britischen Holocaust-Leugners David Irving in Österreich verwiesen und mit Blick auf den Streit um die Karikaturen gesagt: „Wir wollen überzeugt werden, dass hier nicht mit zweierlei Maß gemessen wird.“
Der Vorwurf, die Europäer wollten das Prinzip der Meinungsfreiheit nur nach ihrem eigenen Geschmack auslegen, hat in der Türkei wegen des Karikaturenstreits, der Diskussion über ein Verbot des Actionfilms „Tal der Wölfe Irak“ und wegen des Urteils gegen Irving neuen Auftrieb erhalten. Erst am Donnerstag prangerte Oktay Eksi, der Vorsitzende des türkischen Presserats, in der Zeitung „Hürriyet“ die seiner Ansicht nach offensichtliche Heuchelei der Europäer an: Einerseits verurteile ein Gericht in Europa den Briten Irving wegen Leugnung des Völkermordes an den Juden, schrieb Eksi - andererseits kritisiere dasselbe Europa, dass der Autor Orhan Pamuk in der Türkei vor Gericht gestellt werde, weil er „ohne Beweise“ von der Ermordung einer Million Armenier gesprochen habe.
Diese Stimmungslage in der Türkei lässt erwarten, dass Gül im März im Kreis einer EU-Kollegen mit der Überzeugung auftreten wird, dass Europa gegenüber seiner moslemischen Minderheit eine Bringschuld hat.
Am letzen Wochenende protestierten rund 100.000 Türken gegen den Westen.
Was bedeutet das ?
1. wollen diese 100.000 Menschen nicht in die EU ?
2. wollen diese 100.000 Menschen in die EU ?
wenn Annahme 1 zutrifft, sollte sich die Türkei wirklich nochmals überlegen, was sie ihren Bürgern mit einem Eintritt in die EU antut.
wenn jedoch Annahme 2 zutrifft, sollte sich die EU wirklich nochmals überlegen, was sie ihren Bürgern mit einem Eintritt der Türkei in die EU antut. Es kommen dann nämlich Leute zu uns, die nichts mit dem Westen und seiner demokratischen Grundordnung zu tun haben wollen. Und das kann nicht sein. Nicht die EU hat gegenüber der Türkei eine Bringschuld – sondern es ist umgekehrt. Wer zu Gast sein will in einem anderen Haus muß sich den Sitten, Gebräuchen und Gepflogenheiten des Gastgebers anpassen.
die Europäische Union (EU) ist ein Staatenverbund mit 25 Mitgliedsstaaten und ca. 460 Millionen Einwohnern – die Türkei mit ihren ca. 70 Millionen Einwohnern will Vollmitglied in diesem Bündnis werden und bewirbt sich. Allerdings nicht in bittender Form – man will ja was von der EU – sondern eindeutiger aus einer Position vermeintlicher Stärke heraus mit Forderungen. Bisher waren die Forderungen mehr wirtschaftlicher Natur, man will Zugeständnisse der EU an allen Ecken und Enden. Nun geht es aber weiter. Durch den gezielt gesteuerten Aktionismus nach diesen Karikaturen weiten sich die Forderungen jetzt drastisch aus, es geht ans Eingemachte: es geht um den Islam.
Heute stand in der Zeitung folgender Bericht von Thomas Seibert AP über die Forderung der Türkei
Als einziges moslemisches EU-Bewerberland und Führungsmacht in der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) fordert die Türkei von Europa gesetzliche Konsequenzen aus dem Streit um die Mohammed-Karikaturen. Die 20 Millionen Moslems in Europa seien bisher nur ungenügend vor Diskriminierung und Beleidigung geschützt, sagte der türkische Außenminister Abdullah Gül in Ankara.
Gül stellte sich hinter die jüngste Forderung der derzeit von der Türkei geleiteten Moslem-Organisation OIC: Demnach sollen die Moslems in Europa in den Genuss derselben rechtlichen Schutzvorschriften kommen, wie sie derzeit für die Juden und die Erinnerung an den Holocaust gelten. Gül will die Forderungen in zwei Wochen bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Salzburg darlegen. Die EU kann sich auf mehr Druck der Moslems gefasst machen.
Die Türkei sieht sich als moslemisches, aber westlich ausgerichtetes Land in der Rolle eines Vermittlers zwischen Orient und dem Westen. Wie Güls Äußerungen im Menschenrechtsausschuss des türkischen Parlamentes in Ankara belegen, agiert die Türkei in der Debatte über die Karikaturen aber vor allem als Sprecherin der Moslems. Die „Islamophobie“ habe begonnen, in der westlichen Welt den Antisemitismus zu ersetzen, sagte Gül im Ausschuss. Die rechtlichen Schutzmaßnahmen für die Moslems seien ungenügend.
Nach Angaben von Gül denkt die Türkei bereits sehr konkret darüber nach, wie die westeuropäischen Gesetze reformiert werden könnten, um einen besseren Schutz der Moslems zu garantieren. So gebe es in vielen europäischen Staaten Gesetze gegen Antisemitismus, gegen antichristliche Aktivitäten und gegen Anschläge auf Kirchen: „In diese Gesetze müssen auch andere Religionen und besonders der Islam aufgenommen werden“, forderte Gül.
Der türkische Außenminister unterstützte die Forderung des OIC-Generalsekretär Ekmeleddin Ihsanoglu nach neuen Gesetzen zum Schutz der Moslems in Europa. Ihsanoglu hatte auf die Verurteilung des britischen Holocaust-Leugners David Irving in Österreich verwiesen und mit Blick auf den Streit um die Karikaturen gesagt: „Wir wollen überzeugt werden, dass hier nicht mit zweierlei Maß gemessen wird.“
Der Vorwurf, die Europäer wollten das Prinzip der Meinungsfreiheit nur nach ihrem eigenen Geschmack auslegen, hat in der Türkei wegen des Karikaturenstreits, der Diskussion über ein Verbot des Actionfilms „Tal der Wölfe Irak“ und wegen des Urteils gegen Irving neuen Auftrieb erhalten. Erst am Donnerstag prangerte Oktay Eksi, der Vorsitzende des türkischen Presserats, in der Zeitung „Hürriyet“ die seiner Ansicht nach offensichtliche Heuchelei der Europäer an: Einerseits verurteile ein Gericht in Europa den Briten Irving wegen Leugnung des Völkermordes an den Juden, schrieb Eksi - andererseits kritisiere dasselbe Europa, dass der Autor Orhan Pamuk in der Türkei vor Gericht gestellt werde, weil er „ohne Beweise“ von der Ermordung einer Million Armenier gesprochen habe.
Diese Stimmungslage in der Türkei lässt erwarten, dass Gül im März im Kreis einer EU-Kollegen mit der Überzeugung auftreten wird, dass Europa gegenüber seiner moslemischen Minderheit eine Bringschuld hat.
Am letzen Wochenende protestierten rund 100.000 Türken gegen den Westen.
Was bedeutet das ?
1. wollen diese 100.000 Menschen nicht in die EU ?
2. wollen diese 100.000 Menschen in die EU ?
wenn Annahme 1 zutrifft, sollte sich die Türkei wirklich nochmals überlegen, was sie ihren Bürgern mit einem Eintritt in die EU antut.
wenn jedoch Annahme 2 zutrifft, sollte sich die EU wirklich nochmals überlegen, was sie ihren Bürgern mit einem Eintritt der Türkei in die EU antut. Es kommen dann nämlich Leute zu uns, die nichts mit dem Westen und seiner demokratischen Grundordnung zu tun haben wollen. Und das kann nicht sein. Nicht die EU hat gegenüber der Türkei eine Bringschuld – sondern es ist umgekehrt. Wer zu Gast sein will in einem anderen Haus muß sich den Sitten, Gebräuchen und Gepflogenheiten des Gastgebers anpassen.