Intel Coffee Lake im Test: Core i7-8700K, i5-8400, i3-8350K und -8100 vs. Ryzen

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Intel Coffee Lake im Test: Core i7-8700K, i5-8400, i3-8350K und -8100 vs. Ryzen

tl;dr: Seit März steht Intel Kaby Lake mit vier Kernen AMD Ryzen mit acht Kernen im Massenmarkt gegenüber. Mit Coffee Lake verkürzt Intel auf sechs zu acht. Weil aber auch die Taktraten weiter steigen, sind Core i7-8700K, Core i5-8400, Core i3-8350K und -8100 im Test sehr schnell. Der Preis bleibt offiziell (fast) gleich.

Der Marktführer schlägt zurück

Update

Einen Tag nach Marktstart steht es um die Verfügbarkeit und die Preise von Coffee Lake im Vergleich zum Vorgänger in der Tat schlecht. ComputerBase hat den Test hinter dem Fazit um den Abschnitt „Verfügbarkeit und Preise in Deutschland“ erweitert und gibt einen Überblick über die aktuelle Liefersituation. Der Abschnitt wird bei wesentlichen Veränderungen am Markt sukzessive aktualisiert werden.

Eines der spannendsten Jahre im Bereich der Prozessoren geht auf die Zielgerade. Nachdem AMD mit Ryzen 7 (Test), Ryzen 5 (Test), Ryzen 3 (Test) und Ryzen Threadripper (Test) mehrfach fulminant den zuletzt aus seiner Monopolstellung heraus lethargisch agierenden Platzhirschen herausgefordert und ihn zu Preissenkungen und vormals nicht geplanten 14-, 16- und 18-Kern-Modellen bei Skylake-X gezwungen hat, geht Intel zum großen Finale mit einer neuen Architektur in das Duell mit Ryzen für Sockel AM4.

Sechs Modelle der neuen Prozessorfamilie mit dem Codenamen Coffee Lake treten ab heute in der ersten Welle das Erbe von Kaby Lake an, die im Desktop gerade erst neun Monate auf dem Markt sind. Und über alle Core-Klassen hinweg sind die Veränderungen gleich: Fortan gibt es mehr Kerne/Threads und mehr Takt zum nahezu unveränderten Preis. Der Core i7 wechselt von 4 Kernen (4C) und acht Threads (8T) auf 6C/12T, der Core i5 von 4C/4T auf 6C/6T und der Core i3 von 2C/4T auf 4C/4T.

Klasse Kaby Lake Coffee Lake
Core i7 4 Kerne/8 Threads 6 Kerne/12 Threads
Core i5 4 Kerne/4 Threads 6 Kerne/6 Threads
Core i3 2 Kerne/4 Threads 4 Kerne/4 Threads

Heraus stechen bei den sechs ersten Modellen damit natürlich die vier Prozessoren, die erstmals sechs Kerne in die Mittelklasse bei Intel bringen, waren diese doch bis heute dem High-End-Segment vorbehalten. Das sind zum Start Core i7-8700K und -8700 sowie Core i5-8600K und -8400.

Garniert werden die 50 Prozent mehr Kerne beim Topmodell Core i7-8700K mit einem sehr hohen Takt, weshalb er laut Intel am Ende nichts geringeres als die bisher „beste Gaming-CPU“ des Herstellers sein soll.

Coffee Lake: Grafikeinheit links, sechs Kerne mittig rechts, Rest ist I/O, PCIe, DDR
Coffee Lake: Grafikeinheit links, sechs Kerne mittig rechts, Rest ist I/O, PCIe, DDR (Bild: Intel)

ComputerBase lagen für den Test der Core i7-8700K und der Core i5-8400 aus einer Teststellung von Intel sowie der Core i3-8350K und der Core i3-8100 als Leihstellung des Systemintegrators MIFcom vor. Der Core i5-8600K wurde in den Benchmarks mit einem entsprechend konfigurierten Core i5-8400 simuliert.

Intel Coffee Lake im Detail erklärt

Im Gegensatz zu den relativ kurzfristig umgesetzten Core-X-Modellen mit 14 bis 18 Kernen als Reaktion auf AMD Ryzen Threadripper war Coffee Lake schon lange in dieser Form geplant. Die heutige Markteinführung ist deshalb insbesondere in Anbetracht des frühen Datums als Reaktion auf AMD Ryzen zu sehen. Nach der Präsentation der Desktop-Prozessoren mit Kaby Lake im Januar 2017 wäre vor dem Jahreswechsel nach altem Muster eigentlich keine neue Generation mehr zu erwarten gewesen. Aber was steckt dahinter?

Statt 10 nm die „beste 14-nm-Fertigung“ von Intel

Spätestens seit Beginn der 14-nm-Fertigung läuft es in Intels Fabriken nicht mehr so rund wie geplant. Broadwell als erste Generation in 14 nm warf den Plan komplett durcheinander. Entsprechende CPUs kamen viel zu spät, am Ende erst einmal nur im Notebook und viel viel später dann auch im Server – da war der Nachfolger Skylake schon da.

Skylake folgte im damals noch aktuellen Tick-Tock-Modell mit einer neuen Architektur in gleicher Fertigungsweise. Darauf sollte der Wechsel auf 10 nm bei gleicher Architektur zu Cannon Lake folgen. Doch dieser Schritt ist bist heute nicht erfolgt, fast zwei Jahre hängt Intel hinter dem ursprünglichen Zeitplan.

Coffee Lake ist der dritte Zwischenschritt mit 14 nm

Auch wenn die heutige Vorstellung von Coffee Lake durch Intel gerne ausschließlich als Reaktion auf Ryzen beschrieben wird, wurden Intels Zwischenschritte vielmehr aus der Not heraus geboren, dass 10 nm weiter auf sich warten lassen. Kaby Lake als Skylake Refresh war der erste, Kaby Lake Refresh der zweite und Coffee Lake ist jetzt der dritte Zwischenschritt. Kaby Lake (Refresh) setzt dabei noch auf die erste große Optimierungsstufe in der Fertigung mit der Bezeichnung 14nm+, bei Coffee Lake kommt wiederum 14nm++ zum Einsatz. Diese soll mittlerweile so weit gereift sein, dass sie von der Leistung her sogar die ersten beiden 10-nm-Generationen übertreffen wird, aber dann nicht an deren Verbrauchswerte heran kommt.

14nm++ bietet sogar mehr Leistung als die erste 10-nm-Generation
14nm++ bietet sogar mehr Leistung als die erste 10-nm-Generation (Bild: Intel)

Alle Coffee-Lake-CPUs im Überblick

Zwei zusätzliche Kerne in den drei Klassen Core i3, Core i5 und Core i7 ist das wichtigste Merkmal der neuen CPUs für den Desktop. Im Januar folgen dann Pentium und Celeron, dort wurde der Schritt zu mehr Threads aber bereits mit Kaby Lake gegangen, der Pentium G4560 (Test) als Quasi-Core-i3 war seit Januar 2017 deshalb die Empfehlung im Einsteiger-Segment.

Schnellerer Speicher, schnellere iGPU

Bei den größeren Modellen wird mit Coffee Lake auch der schnellere Speicher-Standard DDR4-2666 unterstützt, der die Bandbreite im Dual-Channel-Modus auf theoretisch 41,6 GByte pro Sekunde steigert. Kaby Lake bietet offiziell nur DDR4-2400. Technisch nichts geändert hat sich hingegen bei der integrierten Grafik, die weiterhin als Gen9 firmiert, deren Bezeichnung wie bei Kaby Lake Refresh aber jetzt UHD statt HD beinhaltet. Die Leistung soll trotzdem leicht gestiegen sein, weil die schnellsten Modell nun mit maximal 1.200 MHz takten und zudem der Treiber weiter optimiert wurde, so Intel. Die technischen Dokumente zeigen aber auch, dass Intel die kleinen Lösungen wieder um eine Execution Unit erleichtert, diese also nur 23 statt 24 EUs bietet. Das hat Intel seit Broadwell immer wieder getan, seinerzeit lautet die Erklärung, man wolle den Kunden „die beste Balance aus Leistung und Preis bieten“.

Coffee Lake im Test: Core i7-8700K, i5-8400, i3-8350K -8100
Coffee Lake im Test: Core i7-8700K, i5-8400, i3-8350K -8100

Intel schweigt zu Turbo, Transistoren und Die-Größen

Intel hat zur Vorstellung der Prozessoren erklärt, dass man keine Details zu den Turbo-Taktraten der Modelle bei Last auf mehr als einem Kern mehr bekannt geben werde. Damit wiederholt der Hersteller den gleichen Fehler von Skylake-X, der drei Monate später dann aber doch wieder gerade gebogen wurde. Zudem überrascht die Aussage, da die offizielle Turbo-2.0-Seite von Intel erst vor wenigen Wochen um alle Kaby Lake erweitert worden ist.

Wahrscheinlich ist, dass Intel nicht zeigen will, dass der Turbo bei Last auf allen Kernen deutlich unter der Ein-Kern-Turbo-Angabe liegt, weil die Erklärung, dass die Leistung trotzdem steigt, mehr als einen Satz umfassen würde. Anstatt aufzuklären, wird an dieser Stelle also lieber geschwiegen. Und wie seit der Skylake-Familie schweigt das Unternehmen auch bei Coffee Lake, was die Anzahl der Transistoren sowie die Die-Größe angeht.

ComputerBase liegen Turbo-Taktraten und Die-Größe vor

Turbo-Modi des Intel Core i5-8600K
Turbo-Modi des Intel Core i5-8600K

Während die Anzahl der Transistoren unmöglich von außen feststellbar ist, kann ComputerBase aber zumindest für die anderen beiden Themen mit Antworten aufwarten. Denn die Turbo-Taktraten sind vielleicht in Intels PR-Abteilung ein Geheimnis, aber für jedermann frei per Tools wie AIDA64 auslesbar. Auch in Mainboards finden sie sich wieder. Bei Gigabyte zum Beispiel wird jeder Turbo-Schritt mit dem passenden Multiplikator angezeigt. Intels Schweigen trifft damit wirklich nur diejenigen, die sich nicht informieren wollen.

So groß ist der Die von Coffee Lake

Roman Hartung alias „der8auer“ hat als Vorbereitung für den Verkauf geköpfter und übertakteter CPUs bei Caseking.de* einer Hexa-Core-CPU auf Anfrage von ComputerBase vor einer Woche vom Heatspreader befreit und den darunter liegenden Die vermessen. Diese Messung ist am Ende zwar nicht 100 Prozent deckungsgleich mit dem, was Intel angeben würde, entspricht aber dem, was sich letztlich im Handel unter dem Heatspreader versteckt hält.

Intel Core i7-8700K ohne Heatspreader
Intel Core i7-8700K ohne Heatspreader

Die Fläche misst 16,7 mm × 9,1 mm. Die berechnete Die-Größe von 152 mm² deckt sich mit früheren Gerüchten und Annahmen, dass Coffee Lake mit sechs Kernen 149 mm² groß sein wird. Damit ist der Die, der neben den sechs Prozessorkernen und 12 MByte L3-Cache auch die Grafikeinheit, Speichercontroller, PCIe-Lanes und sonstige UnCore-Komponenten bereithält, etwas kleiner als der von AMDs Ryzen mit acht Kernen und 16 MByte L3-Cache aber ohne iGPU, er misst rund 189 mm².

Die Quad-Core-CPUs der Core-i3-Serie treten hingegen weiter mit dem von Kaby Lake bekannten Die an. Dieses profitiert auch von der verbesserten Fertigung, die allerdings keinen Einfluss auf die Größe hat. In dem Fall hat Intel „einfach die alte Maske mitgenommen“. Core i3 sind keine teildeaktivierten Core i5/i7 aus der Serie Coffee Lake, vielmehr sind es alte Core i5/i7 aus der Kaby-Lake-Ära.

Tabellarische Übersicht

Die sechs ersten Coffee-Lake-Prozessoren basieren also intern auf zwei verschiedenen Dies um die Wirtschaftlichkeit hochzuhalten. Der erste ist ein sogenannter 6+2, umfasst also sechs Prozessorkerne plus GT2-Grafikeinheit mit 24 Execution Units. Der zweite Die ist ein 4+2 mit vier Kernen und GT2-Grafik. Die Quad-Core-CPUs werden im B0-Stepping (das gleiche wie Kaby Lake) antreten, bei den Hexa-Core-Prozessoren nennt Intel es U0-Stepping. In Kombination mit konfigurierbaren Eigenschaften wie Takt, Hyper-Threading oder iGPU ergeben sich die folgenden sechs ersten Coffee-Lake-CPUs.

Spezifikationen der Coffee Lake alias Core i-8000 (Desktop)
Kerne/
Threads
Takt
(Basis)
Turbo
1 / 2 / 4 / 6 Kerne
L3-Cache Grafik Grafik-Takt Speicher TDP Preis
Core i7-8700K 6/12 3,7 GHz 4,7 / 4,6 / 4,4 / 4,3 GHz 12 MB UHD 630 (24 EU) 1.200 MHz DDR4-2666 95 W $359
Core i7-8700 6/12 3,2 GHz 4,6 / 4,5 / 4,3 / 4,3 GHz 12 MB UHD 630 (24 EU) 1.200 MHz DDR4-2666 65 W $303
Core i5-8600K 6/6 3,6 GHz 4,3 / 4,2 / 4,2 / 4,1 GHz 9 MB UHD 630 (24 EU) 1.150 MHz DDR4-2666 95 W $257
Core i5-8400 6/6 2,8 GHz 4,0 / 3,9 / 3,9 / 3,8 GHz 9 MB UHD 630 (23 EU) 1.050 MHz DDR4-2666 65 W $182
Core i3-8350K 4/4 4,0 GHz 6 MB UHD 630 (23 EU) 1.150 MHz DDR4-2400 95 W $168
Core i3-8100 4/4 3,6 GHz 6 MB UHD 630 (23 EU) 1.100 MHz DDR4-2400 65 W $117
Intel Core i7-8700K im Zwei-Kern-Turbo
Intel Core i7-8700K im Zwei-Kern-Turbo

Mehr Leistung zum fast immer gleichen Preis

Bei der Preisgestaltung treten die Coffee Lake in vier von sechs Fällen exakt in die Fußstapfen des Vorgängers. Lediglich die beiden K-Prozessoren mit sechs Kernen kosten 15 respektive 20 US-Dollar mehr als ihr direktes Vorgängermodell. Der Core i3-8350K liefert für 168 US-Dollar nun eine ähnliche Leistung wie der Core i5-7600K aus der Generation Kaby Lake, der eine UVP von 242 US-Dollar hat – eine massive preisliche Reduzierung für vier Kerne mit frei bestimmbarem Multiplikator von Intel.

Coffee Lake ist (auch) Intel Core i-8000

Coffee Lake ist ein Teil der 8. Generation der Core-Prozessoren. Mindestens drei verschiedene Architekturen werden ihr angehören. So viele wie nie zuvor. Auch dies ist der verspäteten 10-nm-Fertigung geschuldet.

Mindestens drei Produkte sind Core i-8000

Den Auftakt in der neuen Serie machten die ersten Vier-Kern-Prozessoren in der ULV-Klasse mit 15 Watt, Codename Kaby Lake Refresh. Wenngleich diese keine Neuheiten bei der Architektur bieten, bringen die CPUs dank zwei zusätzlichen Prozessorkernen im mobilen Segment einen gehörigen Leistungsschub, wie ComputerBase im Test von Intel Core i7-8550U und i5-8250U festgestellt hat.

Bei Coffee Lake für den Desktop ist das Verhalten nahezu identisch. Auch dort gibt es bei gleicher TDP in Zukunft mehr Leistung, auch hier in Form von zwei zusätzlichen Kernen. Aber Coffee Lake steht für mehr als nur die Desktop-Lösung CFL-S, es werden laut Intels Produkt-Überblick auch Varianten für große Notebooks (CFL-H) – dort auch mit sechs Kernen – und kleine Notebooks (CFL-U) erscheinen.

Auch Cannon Lake in 10 nm gehört dazu

Die Ende des Jahres in die Auslieferung übergehenden ersten Produkte aus der 10-nm-Fertigung, Codename Cannon Lake, werden aber ebenfalls in die Serie Core i-8000 aufgenommen. Diese sollen zuerst in sehr schmalen Notebooks zum Einsatz kommen, in der U/Y-Serie mit TDPs von 5 bis 15 Watt. Dort sollen die Verbesserungen bei der Leistungsaufnahme, die die 10-nm-Fertigung mitbringt, am meisten Potential ausschöpfen können. Gezeigt hatte Intel diese Chips durch den CEOs bereits zur CES 2017 im Januar und angekündigt, sie noch dieses Jahr auszuliefern. Zwischenzeitlich wurde der Termin aber wiederholt in Frage gestellt. Zum Start von Coffee Lake hat Intel jetzt erklärt, dass die Auslieferung in kleinen Dosen beginnen, aber erst im ersten Halbjahr 2018 richtig Fahrt aufnehmen werde.

Doch 2018 folgen noch mehr

Später im Jahr 2018 wird es aber noch weitere Produkte als Core i-8000 geben. Intels Produkt-Roadmap führt auch Cannon Lake für den Desktop (CNL-S) auf. Was genau dahinter steckt, ist derzeit aber nicht bekannt. Gerüchte besagen, dass es Ende 2018 acht Kerne im Desktop geben soll. Doch dafür sind aktuell sowohl Coffee Lake mit einem weiteren Die als auch Cannon Lake sowie Ice Lake als der Performance-Nachfolger von Cannon Lake im Gespräch. Ice Lake ist grundsätzlich 10-nm-Generation für alle Marktsegmente vom Notebook über den Desktop bis zum Server geplant.

Und nicht zu vergessen ist auch die High-End-Serie, die in den Status Core i-8000 vorrücken wird. Denn Skylake-SP im Server-Segment bekommt im Jahr 2018 mit Cascade Lake ein kleines Update, das wiederum auch in den High-End-Desktop Einzug halten dürfte.

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